Pause mit Kollegen, aber keine Gespräche?

vom 25.02.2013, 18:56 Uhr

Ich hatte im Jahr 2009 mal in einer Firma gearbeitet, in der ganz komische Sitten geherrscht haben. Die Pausen wurden minutengenau eingehalten, was ja an sich nicht verkehrt und richtig ist. Aber als ich das erste Mal mit den anderen drei Kollegen zusammen gesessen habe, habe ich mich doch ein wenig erschrocken.

Es war nämlich so, dass jeder sich beim Essen eine Zeitung geschnappt und gelesen hat. Es gab keine Gespräche, man hat sich nicht unterhalten. Man hat nur die Essgeräusche und das Knistern der Zeitung gehört, ich fand das ganz furchtbar. Zumal ich das auch von keiner Firma zuvor gewöhnt war, wenn Pause war, hat man sich immer unterhalten.

Ich habe es dann später schon so gemacht, dass ich mir zum Mittag auch Zeitschriften mitgenommen habe, um nicht doof in die Gegend gucken zu müssen. Und zum Frühstück bin ich dann auch nicht mehr mit gegangen und habe meine Schnitte am Arbeitsplatz gegessen, weil mir dieses permanente Schweigen einfach zu blöd war.

Habt Ihr so was auch schon erlebt? Und falls ja, wie seid Ihr damit umgegangen? Findet Ihr das normal oder eher befremdlich?

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe tatsächlich schon mal eine ähnliche Situation erlebt. Meine damaligen Kollegen waren allesamt nett und auch nicht gerade auf den Kopf gefallen. Sie hatten nur, anders als ich, kein Bedürfnis nach Small Talk, um die sozialen Beziehungen zu stärken. Es wurden nur Inhalte vermittelt, und wenn alles gesagt war, hatte das Trio kein Problem damit, nur friedlich da zu sitzen und zu kauen.

Ich war schon kurz davor, vor jeder Pause Stichwortkärtchen auszulegen. Mögliche Themen: "Mein Wochenende"; "Das Fernsehprogramm gestern abend." "Ich lese gerade ..." Aber das habe ich mich dan doch nicht getraut. Statt dessen habe ich ein wenig leiche Konversation getrieben und mich dem allgemeinen Schweigen dann angeschlossen, das ja weder feindselig noch arrogant gemeint war. Im Laufe der Jahre wurden die Herrschaften auch ein wenig gesprächiger.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich kann jetzt nicht nachvollziehen, ob da Ruhe war, weil man sich nicht leiden konnte oder ob eben einfach kein Redebedarf ist. Grundsätzlich hockt man doch mit seinen Kollegen den ganzen Tag zusammen und hat vielleicht einfach mittags kein Redebedürfnis. Gerade wenn man vielleicht so oder so den ganzen Tag am Telefon hängt und reden muss. Wir haben früher auch ab und an zusammen gesessen und mit fünf Leuten die Zeitung meiner Kollegin zerpflückt. Da hatte einer Sport, der andere Werbung und irgendwann hat man getauscht.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Oh das kenne ich auch all zu gut, da ich eher eine ruhige Person bin, da hatte ich solche Situationen schon sehr oft gehabt, zB. letztes Jahr haben wir ein Azubi auf der Arbeit bekommen und keiner sagte ein Wort, da der Azubi auch nicht sehr gesprächig war, waren die ersten paar Wochen einfach nur grausam da wirklich keiner miteinander gesprochen hatte. Ich hab mir dann eine Zeitung genommen und gelesen oder das Handy um irgendwas zu machen um nicht da blöd zu sitzen und sich nur anzustarren. Aber als man sich dann öfters gesehen hat da fing man schon etwas über die Arbeit an zureden oder über das Wetter aber mittlerweile kennt man sich schon so gut das wir uns jede Pause über irgendetwas unterhalten.

» Daniela.S » Beiträge: 11 » Talkpoints: 3,90 »



Eine richtige Mittagspause habe ich selten gemacht, als ich noch in Vollzeit gearbeitet habe, sondern ich war meistens für mich in meinem Büro oder war ohnehin für den Telefondienst eingeteilt. Während meiner Ausbildung bin ich mit einer anderen Auszubildenden allerdings immer in ein sehr geniales Stuttgarter Bistro gegangen, wo wir kaum genügend Zeit hatten, weil uns zu viel zum Quatschen eingefallen ist. Das war eine tolle Zeit, an die ich mich gern zurückerinnere. Anschließend habe ich in einem größeren Unternehmen gearbeitet, in dem es Gang und Gäbe war, in der Mittagspause zusammen mit den anderen Kollegen aus der Abteilung in die Kantine zu gehen, die in einem anderen Gebäude untergebracht war. Dass es hier keine netten Gespräche gab, habe ich auch nie erlebt, da war eigentlich immer gut was los.

Ansonsten wüsste ich nun aber nicht, dass ich richtige Mittagspausen erlebt hätte. Ich wurde zwei- oder dreimal während meines vorletzten Arbeitsverhältnisses in Vollzeit von Kollegen mitgenommen, die die Mittagspause in einem Restaurant verbracht haben, das an eine Metzgerei angeschlossen war. Dort wurde auch unglaublich viel gesprochen und gelacht, was auch wirklich nett war. Aber die Gelegenheit hat sich eben leider nicht sonderlich häufig geboten, weil immer jemand in der Abteilung bleiben musste, um das Telefon entgegenzunehmen, sodass meistens ich diejenige war, die in der Mittagspause sitzen geblieben ist.

Allerdings gab es tatsächlich doch immer Gespräche, wenn ich dann mal mit Kollegen unterwegs war, alles andere hätte ich wohl auch seltsam gefunden. Und ich denke, dass ich mich auch dementsprechend selten angeschlossen hätte, wenn meine Mittagspausen so stumm verlaufen wären, denn ich muss sicherlich nicht mit jemandem meine Zeit verbringen, der ohnehin nicht an einem Gespräch interessiert ist. Vielleicht ist es dann doch besser, wenn jeder für sich bleibt, wenn man sich doch offenbar allein beschäftigen will, was ich auch durchaus nachvollziehen könnte. Schließlich verbringt man mit seinen Kollegen ohnehin schon gezwungenermaßen ziemlich viel Zeit.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei uns sind eigentlich alle sehr gesprächig und da würde so eine Stille nicht aufkommen. Sicherlich ist es ruhiger, wenn alle essen, aber irgendwer fängt dann auch immer an, etwas zu sagen. Ich habe mal ein Praktikum gemacht, bei dem man sich nie in den Pausen unterhalten hat und bei dem auch so eine echt geladene Stimmung war im Betrieb. Ich habe mir also zum Essen Musik mitgenommen und die dann mit Kopfhörern gehört. Eigentlich ist das ja auch unhöflich, aber ich habe es nicht eingesehen, dass ich dort still daneben sitzen sollte.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kann mir vorstellen, dass du dich in dieser Situation unwohl gefühlt hast, aber wahrscheinlich ist das Verhalten der Mitarbeiter eben so gewesen. Mein Partner ist manchmal auch ein wenig ungesprächig, aber das ist eben so seine Art und ich weiß, dass er mich gerne mag. Wahrscheinlich zählen die Herrschaften auch eher zu den ruhigeren Menschen oder konnten keinen Small-Talk führen. Manchmal habe ich auch das Bedürfnis in zu ruhigen Situationen ein Gespräch anzufangen, aber ich bin kein Pausen-Clown und lasse es bleiben, auch wenn ich mir etwas mehr Kontakt wünsche.

Ich weiß auch nichts genaues über diese Firma, aber vielleicht arbeiten die Mitarbeiter schon etwas länger zusammen und haben sich einfach nichts mehr zu erzählen? Die Arbeitskollegen wissen zum Beispiel, dass Mitarbeiter A schon verheiratet ist und Kinder hat oder für was sich Mitarbeiter B in seiner Freizeit interessiert. Wenn alle Zeitung lesen, dann kann man ja auch nicht wirklich über die Weltereignisse reden, weil jeder informiert ist.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Für mich ist es auch immer furchtbar unerträglich, wenn man mit mehreren Personen in einem Raum ist und sich nur anschweigt. Im Endeffekt ist dann jeder mit sich selbst beschäftigt und einem selbst umkreisen Gedanken. Solch eine Atmosphäre hat etwas von bedrückender Stimmung und ich hoffe dann immer, dass irgendwer das Schweigen bricht.

In meinem Ausbildungsbetrieb gab es zunächst keinen Pausenraum und so war man stets an seinem Arbeitsplatz, wenn man sein Mittagessen einnahm. Dabei gab es auch keine festen Zeiten, an denen alle gleichzeitig pausierten. Das war immer recht einsam und schweigsam, selbst, wenn die Buchhalterin, mit der ich das Büro teilte, anwesend war. Irgendwann habe ich mir dann angewöhnt meine gleichaltrigen Kollegen aus den Nachbarbüros während meiner Pausen Gesellschaft zu leisten und fand diese Zeiten viel angenehmer und nicht so trist.

Auch später, als wir dann einen Pausenraum zur Verfügung gestellt bekommen hatten, haben wir uns immer in kleinen Grüppchen abgesprochen, gemeinsam Pause zu machen, damit man sich nebenher unterhalten könne. Es kam dann und wann mal vor aufgrund von Urlaub oder Krankheit, dass man doch mal alleine im Pausenraum saß oder jemand Neues da war mit dem man irgendwie nicht ins Gespräch kam und das war auch immer gleichermaßen schrecklich für mich.

Wenn ich absolut alleine war dann habe ich des öfteren während der Mittagspause Telefonate mit Freunden geführt, damit ich mir nicht ganz so einsam vor kam. Und wenn es ein neuer Mitarbeiter war, der schlichtweg nicht gesprächig war, so habe ich aufgrund des Unbehagens versucht das Eis so schnell, wie möglich zu brechen, weil es einfach angenehmer war, als sich anzuschweigen.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Das gibts schon manchmal. Während der Pause reden wir meisten über Fußball wenn wir sonst nichts haben worüber sich gerade diskutieren lässt. Es gab aber auch schon Tage da war so eine kurze Stille von einer Minute wo sich alle 7 Leute einfach nur angesehen haben und keiner wusste worüber man nun spricht. Irgendjemand hat dann mit dem Wetter die Stille gebrochen und so ist man dann aufs Schi fahren abgeschweift. Es ist schon wie du sagst ein schlechtes Gefühl wenn man sich gegenseitig an schweigt, hängt immer auch davon ab mit welchen Leuten man die Pause verbringt. Es gibt ja auch die Unterhalter die stundenweise Themen auf Lager hätten und die Runde damit etwas auffrischen.

» krisiun » Beiträge: 498 » Talkpoints: 8,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kenne solche Betriebe auch. Wenn kein wirklich gutes Betriebsklima vorhanden ist und die Leute mit sich zurechtkommen, dann findet man oft ein etwas düsteres Schweigen vor. Die Leute beschäftigen sich dann lieber mit anderen Dingen als mit ihren Kollegen. Oft findet man so was wenn die Leute in einem Betrieb unter Druck gesetzt werden, viele alleine arbeiten, man viele Choleriker hat oder sehr viele Leiharbeiter eingesetzt werden, die ja auch oft äußerst verschüchtert sind und versuchen die Arbeit bloß "durchzuhalten".

Ich finde das manchmal in Ordnung, wenn ich neben dem Studium oder einer Fortbildung einen Job habe in dem ich dann halt lieber "das Maul halte und arbeite" und mich nicht noch mit anderen auseinandersetzen muss. Aber eigentlich hört sich das nach einen blöden Betrieb an.

» Beltin » Beiträge: 9 » Talkpoints: 3,53 »


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