Jugendliche beim Thema Sparen eher unempfänglich?

@Wesie: Auch wenn es die Möglichkeiten der Finanzierungen schon immer gab, wird erst seit einigen Jahren sehr aggressiv damit Werbung gemacht. Und selbst bin in einer Gesellschaft groß geworden, wo das absolut nicht üblich war. Da wurde höchstens ein Haus auf Kredit gekauft oder gebaut. Alle anderen Anschaffungen mussten vorher erspart werden.

Ja, das meine ich ja auch. Du kannst heute wie gesagt ja auch schon die preisgünstigsten Dinge mittels Kredit bezahlen. Doch ich glaube, dass das eine Kopfsache bei den Jugendlichen ist. Die Ursache liegt wahrscheinlich in der Erziehung bzw. bei den Eltern als Vorbild. Wer nicht auf Kredit kaufen will, der tut dies auch nicht. Ich glaube ja auch, dass den Jugendlichen bewusst ist, dass ein Erwerb per Darlehen aufgrund der Zinskosten nie besser ist, als Dinge direkt zu bezahlen.... und trotzdem tun sie es. Genau dafür muss es doch eine Ursache geben!?

Ich konnte als Jugendlicher auch nie richtig sparen, meist habe ich es dann sofort für Süßigkeiten ausgegeben, aber dick wurde ich dadurch nie. Ich habe aber immer richtig gespart, wenn ich mir eine größere Sache kaufen wollte, wie zum Beispiel ein neues Fahrrad oder einen neuen Fernseher, aber danach war das Geld dann schon wieder ausgegeben also richtig gespart war das auch nicht. Das meiste, was ich als Jugendlicher wirklich gespart habe, waren 200€, also was ich auch nicht jetzt so ausgegeben habe.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich im Sparverhalten der Jugendlichen wahnsinnig viel verändert hat. Mit Jugendlichen habe ich zwar nicht viel zu tun, weil meine eigene Jugend schon ein bisschen zurückliegt. Aber ich weiß, dass es in meiner Jugendzeit auch manche gab, die das Geld sofort ausgeben mussten, während andere zumindest einen Teil ihres Geldes gespart haben. Ich denke nicht, dass sich da so viel verändert hat. Es gab sicher immer welche, die unter dem Druck standen, ihr Geld sofort loszuwerden und andere, die auch gerne mal etwas gespart haben. Auch heute gibt es sicher genug junge Leute, die noch sparen.

Ich gehe auch davon aus, dass das Umfeld eine große Rolle spielt. Manche Leute kaufen jeden Mist auf Pump und geben dieses Verhalten auch an ihre Kinder weiter. Die Kinder aus solchen Familien lernen gar nicht, dass es sinnvoll ist, für Sachen zu sparen, sondern sie gehen davon aus, dass selbst Handys, Fernseher und andere kleinere Anschaffungen einfach auf Kredit gekauft werden können. Diejenigen, die keine Energie zum sparen haben, kaufen sich später ihr Zeug auf Raten. Als die Ratenzahlungen für Kleinkram noch nicht so verbreitet waren, wurden viele Dinge vermutlich einfach gar nicht angeschafft. Da musste man nicht alle drei Jahre einen neuen Fernseher haben und das Geld wurde bei den Sparunwilligen dann eben für andere Dinge ausgegeben.

Ich habe früher eigentlich immer viel gespart. Allerdings habe ich auch immer ein gutes Taschengeld erhalten und musste davon eigentlich nichts bezahlen. Daher konnte ich immer sparen und habe mir dann größere Dinge gekauft. Ich hätte es auch als ziemliche Verschwendung angesehen, von meinem Taschengeld Süßkram oder andere Lebensmittel zu kaufen. Solche Dinge bekommt man schließlich zu Hause. Dennoch kann ich mich daran erinnern, dass es damals auch einige gab, die ihr Taschengeld dauernd für Süßigkeiten und andere Kleinigkeiten ausgegeben haben. Da ist jeder anders, aber die Jugendlichen von heute sind in diesem Punkt sicher auch nicht anders als die Jugendlichen vor zehn, zwanzig oder mehr Jahren.

Ich würde dich im Folgenden erst einmal bitten wollen, das Wort "Jugendliche" näher zu umreißen, denn wenn darunter auch junge Erwachsene fallen, dann gibt es für mich einen einfachen Grund, der für weniger gespartes Vermögen sprechen könnte. Wenn ich mich in meinem Umfeld umsehe, dann kenne ich sehr viele Erwachsene, die in ihrer Jugend schon mit spätestens 16 Jahren mit ihrer Ausbildung begonnen haben, da gab es dann ja auch schon relativ früh ein Ausbildungsgehalt, das man zumindest teilweise ansparen konnte. Viele Jugendliche, die ich kenne, streben ihr Abitur an oder machen nach ihrem Schulabschluss noch ein soziales Jahr, ein Praktikum oder eine Reise, man ist viel länger vom Taschengeld der Eltern abhängig, das zumindest oft so knapp bemessen ist, dass es schwer möglich sein dürfte, große Summen anzusparen.

Ansonsten denke ich nicht, dass Jugendliche im Allgemeinen weniger sparen, sondern dass es sehr von der Erziehung abhängt. Ich kenne sowohl Jugendliche, die schon früh wissen, dass sie sich gewisse Anschaffungen selbst ersparen müssen und nicht bei jedem Engpass neues Taschengeld bekommen, diese gehen in der Regel sehr sorgsam mit ihrem Geld um und sparen einen Teil. Andererseits gibt es diejenigen, denen jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird und deren Eltern unaufgefordert für sie vorsorgen, deren verschwenderische Haltung ist wohl eher den Erziehungsberechtigten vorzuwerfen.

Letztlich glaube ich aber auch, dass es einfach viel mehr Luxusartikel gibt, die man kaufen kann, seien es teure Elektro-Geräte, Markenklamotten, Kosmetika oder Freizeitvergnügungen. Ich könnte mir schon vorstellen, dass diesbezüglich das Angebot bzw. auch die Werbung dafür zugenommen hat und die diversen Möglichkeiten einfach verlocken.

In erster Linie muss das Sparen auch in der Praxis beim Jugendlichen funktionieren und dazu muss der Sparer auch genau seine Ausgaben kennen. Gibt man nämlich sein Geld nur einfach locker aus, wird man wohl überhaupt nicht zum sparen kommen. Hat man aber seine Ausgaben wirklich fest im Griff, kann man diese auch je nach Bedarf auch verändern. Und so beginnt man schon ganz einfach mit dem Sparen, ohne dabei schon an einen festen Geldbetrag zu denken.