Habt ihr schon einmal eine "Ehrenrunde" gedreht?

Seid ihr schon einmal sitzengeblieben? Mir ist das Gott sei Dank noch nicht passiert und ich stelle es mir schlimm vor. Meine Kinder sind glücklicherweise auch durchgerutscht. Man wird ja aus der Klassengemeinschaft herausgerissen und muss sich ganz neu eingewöhnen. Als Sitzenbleiber genießt man wahrscheinlich auch nicht das höchste Ansehen bei den anderen.

Wie habt ihr das Sitzenbleiben empfunden? Wie standen eure Eltern dazu? War es für euch eine Schande oder eine richtige und gute Entscheidung, mit der ihr klargekommen seid?

Ich bin ja schon ein paar Jahre aus der Schule raus, bin zu der Zeit aber glücklicherweise nie sitzengeblieben oder war gefährdert. Das war auch gnaz gut so, ich hätte einfach keine Lust gehabt, ein komplettes Schuljahr zu wiederholen. Aber während der gesamten Schulzeit gab es natürlich andere, die mal sitzengeblieben sind und dann entweder in unsere Klasse gekommen sind oder vorher in unserer Klasse waren, dann aber das Jahr wiederholen mussten. Natürlich ist das erst mal komisch, aber als so schlimm haben die meistens das eigentlich nicht empfunden. Sie haben den Kontakt zu ihren alten Freunden behalten, aber trotzdem schnell Anschluss in der neuen Klasse gefunden. Dass jemand gar nicht zurecht kam, habe ich nie mitbekommen.

Die meisten haben auch eingesehen, dass es besser ist, das Schuljahr zu wiederholen. Sie kamen vorher gar nicht mehr mit im Unterricht, haben kaum etwas verstanden und hatten dementsprechend schlechte Noten. Das hat sich bei allen geändert und die Leistungen haben sich gebessert. Daher finde ich es keine Schande, wenn man sitzenbleibt, sondern eigentlich das Beste, was man in einem solchen Fall machen kann.

Ich bin auch nie sitzen geblieben. Ich war immer ein recht guter Schüler, aber der Schulwechsel nach der 8. Klasse hat mich ein wenig zurückgeworfen. Vor dem Schulwechsel war ich auf einer sehr lockeren Schule. Dort war es schon fast kein Problem gute Noten zu bekommen, auch wenn man den Stoff mal nicht beherrscht hat. Es gab einfach recht viele Mitarbeitsnoten, die einem dann doch noch einen guten Schnitt verpasst haben.

Auch nach dem Schulwechsel war ich keinesfalls versetzungsgefährdet, aber genau jetzt wurden die Noten ja wichtig, um sich eine sichere Zukunft zu schaffen. So schlimm war es am Ende nicht, aber hier hätte ich vielleicht in dem einen oder anderen Fach noch eine Note besser sein können. Aus einigen 3 hätten noch ein paar 2 werden können, aber was solls.

Ich selbst bin nie sitzengeblieben und war auch nicht versetzungsgefährdet. Insgesamt hatte ich immer recht gute Noten. In der Realschule sind aber mehrfach Sitzenbleiber in meine Klasse gekommen. Dass diese Probleme gehabt hätten, sich zu integrieren, kann ich aber absolut nicht sagen. Sie wurden immer positiv aufgenommen und waren genauso beliebt in der Klasse, wie die meisten anderen auch. Da kommt es aber sicherlich sehr auf die Persönlichkeit an. Wenn der Neuling schüchtern ist, hat er es vermutlich schwerer. Das war aber bei keinem, den ich erlebt habe, der Fall.

Dass man kein hohes Ansehen genießt, wenn man sitzengeblieben ist, würde ich absolut nicht sagen. Unter Jugendlichen sind oft nicht die schulischen Leistungen das, womit man sich Ansehen verdient. Im Gegenteil, oft sind es doch sogar Schüler mit sehr guten Noten, die eher gehänselt werden. Die Sitzenbleiber genießen oft schon allein deshalb ein gewisses Ansehen, weil sie älter sind als die anderen. Außerdem kommt es einfach darauf an, wie "cool" sind sind. Ich habe es in meiner Jugend wirklich nie erlebt, dass jemand ausgegrenzt wurde, weil er ein schlechter Schüler war. Das ist den meisten egal.

Natürlich ist sitzenbleiben keine Schande. Es ist einfach eine zweite Chance, das Klassenziel zu erreichen. In vielen Fällen wird diese auch positiv genutzt, während bei anderen leider Hopfen und Malz verloren ist.

Ich bin zum Glück auch nie sitzengeblieben, aber meiner Cousine ist das passiert. Und das nur, weil sie faul war und in die falschen Kreise abgerutscht ist. Sie war damit dann ziemlich unglücklich, weil sie erst als es bereits zu spät war gemerkt hat, was überhaupt passiert, nämlich, dass sie das Klassenziel nicht schafft. Für sie war es sehr schwer, sich in die neue Klasse zu integrieren, weil sich alle dort bereits kannten und auch jünger waren als sie. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis sie sich da eingewöhnt hatte.

Ich wurde im Halbjahr der sechsten Klasse in die Fünfte zurück gestellt, weil ich in Mathematik total auf sechs stand. Da ich unter einer Mathematikschwäche leide und früher sogar die Zahlen verwechselt habe, kam ich überhaupt nicht mehr im Unterricht mit. Ausgleichen konnte ich die Sechs auch nicht, weil ich in Englisch auch nur mit Ach und Krach eine Vier geschafft hatte. Lediglich in Deutsch war ich in den Hauptfächern gut.

Eigentlich hätte die Schule bei mir schon viel eher wegen der Mathematikschwäche reagieren müssen. Trotz der Probleme hatte ich es aber bis dahin ohne Sitzenbleiben geschafft. Ich konnte mit Deutsch immer ausgleichen. Erst als Englisch dazu kam, wo ich sehr zu kämpfen hatte, war ich versetzungsgefährdet.

Irgendwie schlimmer war es in der neuen Klasse nicht für mich. Von den Pausen her kannte ich ja die neuen Klassenkameraden und sie kannten mich. In der alten Klasse war ich immer Außenseiter und in der neuen Klasse war ich es auch. Es war ja kein neues Umfeld. Ich ging immer noch in dieselbe Schule und verbrachte immer noch die Pausen auf dem gleichen Schulhof. Dadurch hörte das Mobbing auch nicht auf. Ich wünschte, ich hätte bei der Zurückstellung gleich die Schule wechseln können.

Ja, ich bin in der achten Klasse sitzen geblieben, musste diese also einmal wiederholen. Das lag weniger daran, dass ich den Stoff nicht verstand, sondern daran, dass ich knappe 9 Monate im Ausland Währung entsprechend zurück gestuft werden musste. Meine Eltern fanden es nicht wirklich schlimm, eigentlich war es ihnen so egal wie alles andere bezüglich meiner schulischen Aktivitäten auch. Ich selber fand es auch nicht schlimm, weil ich nie an meiner Klassengemeinschaft hing. Ich habe meine damaligen Mitschüler aufrichtig verachtet und sie mich, so dass es für mich nicht von Bedeutung war, in eine andere Klasse versetzt zu werden.

Ich habe auch in der neuen Klasse nicht den Eindruck gehabt, als wäre mein Ansehen bedeutend niedriger, weil ich sitzen geblieben war. Die meisten fanden es eigentlich ganz cool, dass ich den Stoff bereits beherrschte und sie bei mir abschreiben konnten. Lediglich die Lehrer, die den Grund meiner Wiederholung nicht kannten, stempelten mich von vornherein mal als dumm ab und neigten dazu, mich vorführen zu wollen, was ihnen aber nur selten gelang. Und generell Leute, die eben nur wussten, dass ich wiederholte, aber den Grund nicht kannten, kamen schnell zu dem Schluss, dass ich dumm oder faul sein muss.

Letztens wurde anhand der aktuellen Diskussion im Radio benannt, dass aktuell 2% aller Schüler schon einmal sitzen geblieben sind. Die Zahl kommt mir letztendlich recht gering vor, aber ich kann von mir sagen, dass ich keine Klasse wiederholen musste und somit auch keine sogenannte Ehrenrunde drehen musste. Zwar war ich noch nie eine Musterschülerin, aber so grottenschlecht oder auch "nur" faul, dass ich eine Klasse erneut besuchen musste, war ich wiederum auch nicht.

Ich kenne aber aus meinem Umkreis Personen, die eine Klasse wiederholen mussten und ehrlich gesagt kamen die dann meistens besser mit der neuen Klassengemeinschaft zurecht, als dass es andersherum gewesen wäre. So kann also eine zu wiederholende Klasse nicht nur etwas Negatives, sondern auch etwas Positives sein. Ich denke, es ist letztendlich auch eine psychologische Angelegenheit, wie man damit umgeht und manchmal ist es für die Entwicklung des Schülers/ der Schülerin nicht unbedingt das Schlechteste. Immerhin liegt es nicht zwangsläufig an der "Dummheit", sondern an der Faulheit und manchmal steckt auch noch etwas ganz anderes dahinter.

Ich bin während meiner Schulzeit nicht direkt sitzen geblieben, aber ich habe eine Klasse freiwillig wiederholt, weil ich in der Klasse gemobbt wurde. Meine Leistungen waren nicht schlecht, aber in der Klasse konnte ich einfach nicht vernünftig lernen, weshalb meine damalige Klassenlehrerin mir zu diesem Schritt geraten hat. Meine Eltern haben diese Entscheidung mit getroffen, waren also auch sehr dafür, dass ich in einer anderen Klasse nochmal quasi neu anfangen kann. Diese Entscheidung war im Nachhinein betrachtet auch sehr gut und ich bin froh, dass es damals noch möglich war, eine Klasse freiwillig zu wiederholen.

Da ich das Jahr freiwillig wiederholt habe und meine neue Klasse dies auch wusste, habe ich es nie als Schande empfunden, ein Schuljahr zu wiederholen. Und in der neuen Klasse wurde ich auch von meinen Mitschülern sehr freundlich aufgenommen. Aber auch bei anderen Sitzenbleibern habe ich es nie bemerkt, dass sie bei der Klasse ein schlechteres Ansehen genossen als die Schüler, die noch nie eine Klasse wiederholen mussten.

Ich bin nie sitzen geblieben, war aber oft genug gefährdet, was die Versetzung angeht. Die neunte Klasse hätte ich eigentlich wiederholen müssen, aber ein Formfehler hat mich gerettet. Die Schule hatte eine Fünf im blauen Brief vergessen zu erwähnen und das galt als Formfehler, weswegen mir diese Fünf im Zeugnis nicht angerechnet werden durfte. Von daher hatte ich Glück und kam mit einer Fünf zu viel in die nächste Klasse.