Nach Leiharbeiter-Skandal weiterhin bei Amazon einkaufen?

Die eigentliche Reportage habe ich kaum gesehen und auch sonst nicht ganz so viel mitbekommen, nur ein paar Informationen habe ich erhalten und bislang muss ich sagen, habe ich noch nichts gefunden, weshalb ich nun nicht mehr bei Amazon einkaufen sollte. Zwar ist meine letzte Bestellung von Amazon schon eine Weile her, aber das liegt nicht an Amazon selbst, sondern daran, dass ich derzeit nichts habe, was es dort zu kaufen gebe.

Sicherlich kann man sich über die Ausbeutung aufregen, aber andererseits ist es nun auch einmal so, dass man in erster Linie einen Vertrag unterschrieben hat. Es mag sein, dass die betroffenen Personen kaum eine andere Wahl haben, aber dennoch würde es mich nicht beeindrucken oder sonderlich beschäftigen. Immerhin scheint es so, dass nicht alles in dieser Reportage stimmt, was benannt wurde. Wer nun inwiefern Recht hat, ist mir nicht wirklich klar. Aber letztendlich ist Amazon vergleichbar mit den Lebensmittelskandalen und auch mit der Massentierhaltung - man möchte zwar nichts davon wissen, man weiß, sie besteht und dennoch kaufen viele Leute die Wurst und das Fleisch aus dem Supermarkt, die definitiv von Massentierhaltung stammt und so wird es bei Amazon vermutlich auch sein. Solange Amazon die günstigsten Preise hat und die mir bekannte Kundenfreundlichkeit noch weiter besteht, wird da wohl seitens der Kundschaft keine großartigen Konsequenzen gezogen werden.

Also das mit den Leiharbeitern ist ja eigentlich überall so. Ich war zuletzt Abteilungsleiter in einem deutschen Unternehmen das als führend in seinem Segment gilt, und habe im Vorzeigelabor dieser Firma gearbeitet. Als Abteilungsleiter, dürfte man ja meinen das man anständig verdient, aber Pustekuchen. Trotz Fachbezogener Ausbildung, und ich war der einzige in meiner Abteilung der eine entsprechende Abteilung hatte, bin ich ungefähr auf die Summe gekommen die ich heute im dritten Lehrjahr in meinem Ausbildungsberuf bekommen hätte. Ich war also in der Lebensgemeinschaft mit meiner Frau berechtigt Hartz IV zu beziehen. Amazon ist da also absolut kein Einzelfall, und bei Amazon ging es ja sozusagen eigentlich nur um Hilfsarbeiter, um Jobs die eigentlich jeder machen kann, für die man keine Ausbildung braucht. Ich selbst bin deutscher Facharbeiter mit Facharbeiterbrief, und beim Umstieg von Zeitarbeit, zur eigentlichen Firma nach 6 Monaten wollte mir meine neue Firma sogar noch weniger zahlen als die Zeitarbeitsfirma.

Aber es gibt für mich ganz andere gründe warum ich sauer auf Amazon bin, die einen kauf bei Amazon besser gesagt einen Verkauf für mich unmöglich machen. Die Situation ist ganz einfach: Ich habe bei Amazon ein defektes Handy verkauft. Alles korrekt beschrieben, war alles in Ordnung. Nun habe ich lediglich den Fehler gemacht das Handy aufgrund seines sehr guten Zustandes, bis auf einen kleinen Defekt dessen Reparatur mal eben 16-20 Euro kostet, als sehr gut zu listen. Das ist laut Amazon Statuten nicht erlaubt.

So zwang mich Amazon also das Handy zurückzunehmen, obwohl es korrekt beschrieben war, und der Verkäufer nur Fadenscheinige Begründungen dafür hatte. Dem Käufer habe ich nach dem eintreffen des Handys für einen fehlenden Originalakku, fehlende originalverpackte Kopfhörer, ein originalverpacktes Netzteil das er aufgerissen hatte, und eine mit Gewalt beschädigte Originalverpackung knapp 25 Euro vom Kaufpreis abgezogen. Ich denke das ist wesentlich mehr als fair, der Neukauf der Sachen, einzeln, übersteigt den Kaufpreis des Handys bei weitem. Der Käufer erklärte sich mit dem Abzug einverstanden, und bekam die Summe erstattet. Nachdem er nun das Geld zurück hatte, stellte dieser Käufer einen A-Z Garantie Antrag, und Amazon buchte mir das Geld ab, und erstattete dem Käufer der die halbe Lieferung behalten hat, den vollen Kaufpreis, obwohl ich Amazon mehrfach, ausdrücklich und deutlich darauf hingewiesen habe, das der Käufer Ware "gestohlen" hat. Zusätzlich verlangt Amazon jetzt von mir noch Gebühren für den Verkauf den sie nicht erstatten wollen.

Kurzum ich habe als Verkäufer nur die halbe Ware, in stark wertgemindertem Zustand zurückerhalten, und soll jetzt auch noch an den Käufer, und natürlich auch an Amazon bezahlen, dafür das ich die Hälfte der Ware zurückbekommen habe! Eine Meldung wegen Missbrauch der Garantie wurde ignoriert, eine Mitteilung an die Serviceabteilung von Amazon wurde ebenfalls mit "Wir beantworten in dieser Sache keine Mails mehr!" bedacht! Dieses strafrechtlich sehr bedenkliche Verhalten von Amazon sorgt dafür das ich bei Amazon nur noch Gutscheine einlösen werde, selbst aber nie wieder etwas mit diesem Verein zu tun haben will, sowas finde ich noch wesentlich schlimmer, sich an Warenkreditbetrug zu bereichern...

Ich finde es schlimm, dass große internationale Firmen wie Amazon so etwas nötig haben was hier wieder einmal ans Licht gekommen ist. Allerdings befürchte ich, dass solche Dinge (leider) kaum Einfluss auf die Nachfrage und den Umsatz von Amazon haben werden. Denn wie bei den Lebensmittelskandalen ist es vermutlich auch bei solchen Sachen so, dass die Verbraucher nur eher kurz reagieren. Oftmals wächst im Laufe der Zeit Gras über die Sache und alles ist wieder beim Alten.

Ich würde nicht bei Amazon einkaufen! Klar, dieser Skandal war nur bei einer Zentrale von Amazon und ich denke auch nicht, dass das in anderen Filialen auch immer so ist, aber diese Bedingungen, unter denen in diesem Skandal die Leiharbeiter arbeiten mussten, waren unterirdisch und diese Leiharbeiter wurden nicht mehr wie Menschen sondern wie Dreck behandelt. Wenn Amazon den Lohn aufbessern würde, könnten sie wohl kaum die Preise so niedrig halten. Seit diesem Skandal habe ich es nicht mehr vor, weiter bei Amazon einkaufen.