Kindergartenplätze für Hartz4 Empfänger?

vom 21.02.2013, 23:33 Uhr

Ich finde es richtig, dass Kinder von Harz 4 Empfängern auch in den Kindergarten gehen können und ein Recht auf einen Platz haben. Gehen wir mal von dem Fall aus, dass man sich Arbeit suchen möchte. Wann soll man das denn mit einem Kind machen? Immerhin muss es ja betreut werden, man muss kochen und spielen und man muss es auch beschäftigen.

Außerdem sollten Kinder ein Recht darauf haben, dass sie sich in einer Gruppe Gleichaltriger aufhalten dürfen. Immerhin muss man ja auch soziale Kontakte zu Kindern im selben Alter haben und man muss auch lernen sich in eine Gruppe einzufügen. Das ist ja auch wichtig für eine Zukunft.

Du schreibst, dass der Junge ein schlechtes Elternhaus hat. Soll er wirklich den ganzen Tag bei solchen Eltern sein, nur, weil er sich nicht zu benehmen weiß? Woher soll er es denn kennen, wenn er zu Hause keine Erziehung erfährt. Der Kindergarten ist ja auch dazu da, solche Kinder aufzufangen und ihnen ein bisschen das Gefühl zu geben, dass es geliebt wird.

Ich habe auch schon Praktika im Kindergarten gemacht und muss sagen, dass ich es auch blöd finde, wenn Eltern ihre Kinder den ganzen Tag in eine solche Einrichtung geben, wenn sie zu Hause sind. Ich habe da auch Eltern erlebt, die ihr Kind frühs gebracht haben und dann abends wieder als letztes Kind abgeholt haben. Dazwischen haben sie nichts gemacht, denn dazu haben sie noch gestanden. So etwas ist schlimm, aber das Kind hat es dann eben in der Einrichtung auch besser, weil es Spaß haben kann und geregelte Mahlzeiten hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Klar hört sich das für jemanden, der berufstätig ist, unfair an, dass Hartz 4-Empfängern auch ein Kindergartenplatz zusteht.

Aber gerade Kinder aus sog. Problemfamilien, die eben meist Hartz 4-Empfänger sind, tut es gut, eine Einrichtung zu besuchen und für ein paar Stunden am Tag Strukturen zu erleben und unter Umständen auch nicht verbaler und evtl. sogar körperlicher Gewalt ausgesetzt zu sein. Klingt jetzt schlimm, aber ist ja oft so und die Mehrheit der Bevölkerung sieht immer noch weg.

Zudem werden Kinder in einer Einrichtung gefördert, sie lernen Sozialverhalten und Rücksichtnahme. Das alles bliebe ihnen vorenthalten, selbst wenn sie in einem gewaltfreien Umfeld leben, aber einfach nicht gefördert werden, weil die Mutter z.B. lieber den ganzen Tag fernsieht oder telefoniert.

Daher finde ich ist auch das Betreuungsgeld ein absoluter Schuss in den Ofen, da gerade hier ja Eltern dafür belohnt werden, dass sie ihr Kind nicht in einer Einrichtung betreuen lassen, und dass die 100 EUR eben nur für sozial Schwache attraktiv sind, ist auch offensichtlich. Daher finde ich es viel besser, wenn Kinder aus Hartz 4-Familien eine Einrichtung besuchen, denn spätestens im Schulalter müssen sie gelernt haben, sich in einer Gruppe zurecht zu finden, sich zu konzentrieren und dergleichen, und wenn man dann erst damit anfängt, ist das Kind schon sprichwörtlich in den Brunnen gefallen.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es absolut gerechtfertigt, dass auch Hartz4-Empfänger einen Kindergartenplatz bekommen. Es schadet den Kindern absolut nicht und auch wenn der Junge etwas über die Stränge schlägt, werden im Kindergarten seine sozialen Kompetenzen gefördert. Ich verstehe nur dann nicht, warum deine Nichte nicht dazwischen geht, wenn der Junge wieder durchdreht. Dazu sind doch die Erzieherinnen da, um die Eltern bei der Erziehung zu unterstützen und den Kindern Sozialverhalten näher zu bringen.

Ich denke, dass es dem Jungen auch gut tut, mal aus der problematischen Situation heraus zu kommen und nicht ständig mit den Eltern zusammen zu hocken, die ja allen Anschein nach kein guter Umgang sind. Auch sind Hartz4-Empfänger nicht den ganzen Tag zu Hause, einige gehen auf Jobsuche, andere besuchen Weiterbildungsmaßnahmen und dann sind sie auch bis 16 Uhr beschäftigt. Deswegen habe ich ein bisschen das Gefühl, als ob deine Nichte und du die klassischen Klischees herauskramen und bedienen.

Auch berufstätige Eltern können waschechte Arschlöcher sein. Auch wenn es nun einigen nicht passt, aber manche Eltern schieben das Kind tagsüber in den Kindergarten ab und abends wird es vor dem Fernseher abgeladen. Das ist auch nicht die Idealsituation, die findest du jedoch sowohl bei sozial schwachen als auch bei finanziell gut abgesicherten Familien vor. Fakt ist, dass der Kindergarten für die Persönlichkeitsbildung des Kindes wichtig ist, egal aus welchem Umfeld es stammt und egal wie schlecht es sich augenscheinlich benimmt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12595 » Talkpoints: 13,30 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Im Gegensatz zu den meisten hier vertrete ich da doch meine eigene teilweise etwas andere Meinung. Grundsätzlich stimme ich euch natürlich zu, dass man keinem Kind einen Kindergartenbesuch verweigern sollte, nur weil die Eltern nicht erwerbstätig sind.

Man muss aber genauso mal feststellen, dass ein Kindergarten zwar auch dafür da ist pädagogische Elemente zu vermitteln und für soziale Kontakte zu sorgen, aber auch wenn es sich jetzt radikal anhört ist eine seiner Aufgaben Kinder unterzubringen, die sonst allein zu Hause wären.

Gerade Kleinkinder brauchen kein 8 Stunden am Tag einen Haufen anderer Kinder um sich. Geht doch mal in eine Kita und guckt euch die Kleinkindgruppen an. Die meisten Kinder bis 2 Jahre spielen für sich alleine, weil sie so etwas wie Freundschaft zu anderen Kindern noch gar nicht kennen, da sich das erst in dem Alter ausbildet. Genauso sind viele kleine Kinder nach 1-2 Stunden schon ziemlich kaputt, wenn sie da intensiv mit den anderen spielen. Und gemeinsame Essen um zu lernen wie man sich da verhält sind auch überwiegend das Frühstück und das Mittagessen. Daher werden ja auch die pädaogischen Inhalte versucht hauptsächlich am Vormittag zu vermitteln.

Nach dem Mittagschlaf geht es dann aber eben doch hauptsächlich darum die Kinder zu betreuen, bis wieder jemand zu Hause sich um das Kind kümmern kann. Da wird noch etwas gespielt und das war es übertrieben formuliert ohne da jetzt abwertend über die Arbeit der Betreuer sprechen zu wollen.

So gibt es derzeit bei uns in Sachsen-Anhalt bis zum Sommer auch noch die Regelung, dass nur Kinder bei denen beide Elternteile eine gewisse Zahl an Stunden in der Woche arbeiten, einen Anspruch auf eine Volltagsstelle haben (also 10 Stunden am Tag). Alle anderen Kinder werden nur noch maximal 5 Stunden am Tag betreut, überwiegend in den Vormittagsstunden.

Diese Regelung finde ich persönlich nicht so verkehrt. Somit hat jedes Kind Anspruch auf einen Platz in der Kita, das Kind kann dort 5 Stunden verringen um soziale Kontakte zu pflegen und in den die pädagogischen Elemente vermitteln werden können und am Nachmittag können sich die Eltern dann wieder um ihr Kind kümmen, wenn sie eh zu Hause sind.

Dafür bleibt dann die Nachmittagsbetreuung den Kindern vorbehalten, die diese brauchen, weil die Eltern beide noch nachmittags arbeiten und sich nicht um die Kinder kümmern können. Schließlich bezahlen ja die Erwerbstätigen Eltern auch die gesamte Kinderbetreuung mit ihren Steuern, warum sollten sie also da nicht auch zumindest gewisse Vorteile haben dürfen?

» Klehmchen » Beiträge: 5490 » Talkpoints: 1.013,77 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde es auch gerecht, dass Kinder, deren Eltern Hartz4 beziehen, in den Kindergarten dürfen. Der Kindergarten ist schließlich dafür da, dass Kinder lernen können, mit anderen Kindern zu spielen, sozusagen um soziale Kontakte zu knüpfen. Der Kindergarten ist ja auch pädagogisch wertvoll für Kinder und deswegen steht wirklich jedem Kind ein Kindergartenplatz zu. Die Kinder können ja nichts dafür, dass ihre Eltern Hartz4-Empfänger sind.

Ich finde es aber nicht gut, wenn Kinder von ihren Eltern in den Kindergarten abgeschoben werden, nur, damit sie Ruhe daheim haben. Da muss man aber auch wirklich zwischen den jeweiligen Hartz4-Empfängern unterscheiden.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ein Drittel aller Bezieher von ALG II hat eine Arbeit. Prozent aller Alleinerziehenden beziehen Hartz IV. Hartz IV bzw. ALG II bedeutet eben nicht, dass man keinen Job hat. Viele sind auch chronisch krank und stecken da gleich doppelt in der Bredouille.

Außerdem bin ich mir sicher, ob die Kindergärtnerin hierbei von einem Bezug von ALG II ausgeht oder dies nur annimmt. Eine unflätige Ausdrucksweise hat meiner Ansicht nach auch nichts mit Hartz IV zu tun. Hartz IV begünstigt so etwas bestenfalls.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Natürlich sollten auch Kinder von Hartz 4 Beziehern einen Kindergartenplatz bekommen. Mal abgesehen davon, dass ein Kind in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz hat, ist ein Kindergarten doch keine Aufbewahrungsanstalt für berufstätige Eltern.

Ein Kindergarten ist eine Bildungseinrichtung und sollte auch als diese verstanden werden. Selbstverständlich sollten alle Kinder in Deutschland die Möglichkeit haben, eine solche Bildungseinrichtung als Vorbereitung auf die Schule zu besuchen.

Gerade Kinder, die Zuhause nicht nur gute Erfahrungen machen, haben im Kindergarten die Möglichkeit einen anderen Umgang miteinander kennenzulernen. Auch fehlende Förderung können durch einen Kindergarten aufgefangen werden. Das soll allerdings nicht heißen, dass viele Hartz 4 Empfänger ihre Kinder nur unzureichend fördern.

In dem vorliegenden Fall bekommt das Kind aber schon früh die Möglichkeit seine Ausdrucksweise und sein Sozialverhalten, was Zuhause scheinbar nicht gefördert wird, zu verbessern. Das trägt zu einer positiven Entwicklung des Kindes bei.

Manchmal ist sogar ein Ganztagsplatz notwendig, um schlechte Einflüsse aus dem Elternhaus zu kompensieren oder die Eltern zu entlasten. Denn auch alleinerziehende Mütter die Hartz 4 beziehen, sind Belastungen ausgesetzt, auch wenn sie nicht arbeiten. Im Kindergarten meines Sohnes gibt es auch zwei Kinder, die einen solchen Platz haben, da die alleinerziehende Mutter einfach überfordert ist.

Ich fand die ganze Diskussion der anderen Eltern total blöd. Warum gönnt man ihr den Platz nicht. Sollen die Kinder lieber in ein Heim kommen, nur weil andere Eltern es ungerecht finden, dass ihre Kinder keinen Ganztagsplatz bekommen haben? Es wurde mit dem Jugendamt so beschlossen und ich finde es gut, dass es solche Maßnahmen gibt und Mutter und Kinder in dieser schweren Situation nicht alleine gelassen werden.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Warum muss es eigentlich eine solche Diskussion geben. Wie schon mehrfach angemerkt, ist nicht jeder der Hartz 4 bezieht ohne Arbeit. Bei einem meiner ehemaligen Arbeitgeber waren leider sehr viele Angestellte trotz 40 Stunden-Job Aufstocker, darunter auch Akademiker, die in ihrem erlernten Beruf arbeiteten. Warum sollte es da eine Frage sein, ob solche Personen einen Kindergartenplatz bekommen dürfen?

Wenn überhaupt stellt sich mir die Frage, ob die Kinder arbeitsloser Eltern um jeden Preis Anspruch auf einen Ganztagsplatz haben sollten. Denn da habe ich schon so manch eigenwillige Auslegungen erlebt. Arbeitslose haben sich eher angemeldet und bekommen den Vorzug beim Ganztags-Kita-Platz vor der alleinerziehenden Mutter im Vollzeitjob. (40 Stunden). Letzterer konnte nur ein Halbtagsplatz angeboten werden, ein Tausch wollten Erstgenannte nicht.

Davon abgesehen, ich denke, dass es schon eine gute Sache ist, dass alle Kinder einen Anspruch auf einen Kita-Platz haben. Auch wenn es in den ersten Jahren sicher noch nicht um soziale Kontakte gehen kann, so ist auch die Kita eine Bildungseinrichtung, deren Angebot alle Kinder nutzen können sollten. Und das sollte auch unabhängig von der Herkunft sein. Ich wundere mich ohnehin, dass eine solche Diskussion gibt, denn bei der schulischen Laufbahn wäre ein Riesenaufschrei die Folge einer solchen Diskussion. Da sollte dann wieder eine Ausbildung unabhängig von der sozialen Herkunft Standard sein.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Sicher sollten auch Kinder von Hartz 4 Empfängern in den Kindergarten gehen. Es geht schließlich auch um soziale Beziehungen und Vorbereitung auf die Schule. Diese Möglichkeiten sollten allen Kindern zur Verfügung stehen, um eine Chancengleichheit zu gewährleisten.

Was ich allerdings nicht in Ordnung finde, dass Kinder, deren Eltern arbeitslos sind, Ganztagsplätze bekommen. Eltern, die arbeiten gehen, sollten meiner Meinung nach Vorrang haben, denn ihr Arbeitsplatz steht schließlich auf dem Spiel, wenn sie keine Kinderbetreuung haben.

Sicher gibt es Fälle, in denen die Ganztagsbetreuung wichtig für das Kind ist, da Zuhause nicht alles in Ordnung sind, aber prinzipiell sollten arbeitende Eltern bevorzugt werden.

» drago » Beiträge: 169 » Talkpoints: 1,56 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Wenn jemand nicht arbeitet und Hartz 4 bezieht, hat er sicherlich die Zeit, um ein Kind zu betreuen und zu erziehen. Aber darum geht es nicht. Das Kind soll auch den Umgang mit anderen Kindern lernen und soll somit das Sozialverhalten kennen lernen. Warum soll man das einem Kind verwehren, das aus einer Hartz 4 Familie kommt?

Das Kind von Hartz 4 Familien wird nicht automatisch aggressiv und schikaniert andere Kinder. Dieser schreckliche Umgangston und die ganze Art liegt an der Erziehung des Kindes, das kommt in vielen Familien vor, bei Eltern, die eher selbst sich so verhalten und teils asozial sind. Wo sollen die Kinder anderes Verhalten lernen, wenn nicht im Kindergarten, wo es geschulte Erzieher/innen gibt? Hartz 4 Empfänger haben ebenso das Recht, ihre Kinder in den Kindergarten zu schicken, auch wenn sie genügend Zeit für die Erziehung der Kinder haben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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