Habt ihr schon mehrfach im Leben bei Null angefangen?

vom 21.02.2013, 22:56 Uhr

Gerade die älteren User unter uns haben sicher schon einmal ihr Leben bei Null wieder anfangen müssen, weil durch irgendein Schicksalsschlag oder irgendein Erlebnis etwas passiert ist und ich muss sagen, dass ich vor einer guten Bekannten von mir den Hut ziehe. Sie ist gerade erst Mitte 30. Ihre erste Ehe ist gescheitert, weil ihr Mann sie geschlagen hat und Schulden gemacht hat. Er hat sich dann verdrückt und sich umgebracht. Sie saß dann mit Schulden und mit einem kleinen Kind da und musste wieder bei Null anfangen.

Sie hat sich dann aus diesen Schulden wieder heraus gearbeitet und lernte einen Mann kennen, den sie nach 3 Jahren heiratete. Dieser Mann ging aber ständig fremd und verprasste das gemeinsame Geld mit den Geliebten. Sie trennte sich von ihm und musste wieder bei Null anfangen. Nun hat sie sich wieder einigermaßen aus den Schulden heraus gearbeitet und hat kein Vertrauen mehr zu der Männerwelt. Aber das wäre ein anderes Thema. Ich wollte hier nur das Beispiel meiner Bekannten geben, dass man durchaus auch mehrfach bei Null wieder anfangen kann.

Habt ihr schon mal bei Null wieder anfangen müssen, obwohl ihr dachtet, dass es euch gefühlsmäßig und auch finanziell gut geht? Wie oft musstet ihr das schon bewältigen? Denkt ihr, dass es einen stark macht? Ich muss sagen, dass ich froh bin, dass mir das noch nicht passiert ist und es mir gut geht. Aber es geht ja nicht allen so.

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» Sherlock-Holmes » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Emotional hat sicherlich schon fast jeder mal bei Null angefangen. Ich ziehe vor solchen Menschen ja auch den Hut und ich kenne auch einige, die nach einer gescheiterten Ehe fast gänzlich bei Null anfangen mussten. Bei einigen war es auch so, dass der Mann vorher das Konto geräumt hat, einen Großteil der Möbel mitgenommen hat und die Frau saß mit zwei kleinen Kindern in einer fast leeren Wohnung. Immerhin war der Job vorhanden und das ist auch schonmal viel Wert.

Ich habe mal eine ältere Dame kennen gelernt. Sie ging straff auf die 60 zu und hat mir erzählt, dass ihr Mann eine gute Position arbeitstechnisch gehabt hat. Sie sollte daheim bleiben mit den Kindern. Früher hat man ja früher geheiratet und da kam dann auch gleich das erste Kind und sie blieb dann im Prinzip gänzlich daheim. Während der Ehe hat er sie immer wieder betrogen, während sie daheim am Herd stand. Nach über 30 Ehejahren hat er sie dann für eine blutjunge Dame verlassen und sie stand vor dem Nichts. Sie musste aus dem gemeinsamen Haus ausziehen, sich eine Wohnung suchen. Sie musste sich nach diesen vielen Jahren wieder einen Job suchen und hatte eben auch keinen Mann.

Zu allem Überfluss hat sie gegen den Rat ihrer Eltern geheiratet und während der Ehe den Kontakt abgebrochen. Ihr Vater ist bereits verstorben, aber ihre Mutter nicht. Sie hatte ihre Kinder, die ihr geholfen haben, aber mit einigen Familienmitgliedern hat sie es sich eben verscherzt. Zumal alle wussten, dass er ihr fremd ging.

Da hat mir dann auch gezeigt, dass ich mich deswegen nie von einem einzigen Menschen abhängig machen werde und niemals Hausfrau werde, nur ein gemeinsames Konto habe und es mir nicht mit meiner Familie verscherzen will. Denn die ist es ja, die einen im Notfall dann auffangen und unterstützen kann.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Wenn man als Witwe eines Alkoholikers mit Schulden und einem Kind da sitzt, fängt man ja genau genommen nicht wieder bei "Null" an, sondern, um im Bild zu bleiben, bei "minus Fünfzig". :lol: Null heißt für mich quasi Werkseinstellung, also kein Geld, kein Job, keine Ausbildung und man wohnt bei den Eltern. In meinen Augen ist es daher extrem selten, bei Null anfangen zu müssen, da einem trotz negativer Erfahrungen und Schicksalsschlägen immer etwas bleibt, im Positiven oder auch im Negativen, siehe Schulden.

Aber auch Dinge wie ein Schulabschluss, eine Ausbildung, oder in vielen Fällen auch der Job oder eine Wohnung bleiben meiner Erfahrung nach glücklicherweise der Mehrheit der Betroffenen erhalten. Richtig bei Null ist man in meinen Augen beispielsweise, wenn man nach einem Unfall oder ähnlichem eine Behinderung davon trägt und seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, oder - noch schlimmer - erst einmal wieder gehen, sprechen und selber essen lernen muss.

Ich habe in meinem Leben schon öfter neu angefangen, aber niemals bei Null oder minus Fünfzig. Ich halte es sogar für ganz normal, dass man zum Beispiel nicht 40 Jahre im gleichen Unternehmen tätig ist, sondern sich vielleicht beruflich umorientiert und einen neuen Job sucht, bei dem man dann in der Geld- und Positions-Hierarchie wieder ganz unten anfängt. Oder man legt sich ein Hobby zu und fängt bei Null damit an, Saxophon oder Ballett zu lernen. Das muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein, weil es einen geistig rege hält und davor bewahrt, sich für einen ganz tollen Hecht zu halten.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Null heißt für mich quasi Werkseinstellung, also kein Geld, kein Job, keine Ausbildung und man wohnt bei den Eltern.

Ich hatte schon befürchtet, ich bin die einzige mit so einer Einstellung. :lol: Ich finde du triffst mal wieder den Nagel auf den Kopf. Solange man nicht auf der Straße leben musste ohne alles und sich von dort quasi hocharbeiten musste, weiß man doch gar nicht wie es ist, wirklich bei Null anzufangen. Oder wenn man nach einem Unfall gehen und sprechen neu lernen musste.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe einige Male bei Null angefangen. Zumindest einmal, das kann ich mit Fug und Recht sagen. Das war vor 25 Jahren, als mich meine damalige Ehefrau von einem Tag auf den anderen ohne Vorwarnung verlassen hatte. Sie hatte einen neuen Mann kennen gelernt, den sie später dann auch geheiratet hatte. Sie hatte diese Aktion schon länger geplant, unser gemeinsames Konto bis zum Dispo-Anschlag überzogen. Und als ich von der Arbeit nach Hause kam, war die Wohnung komplett ausgeräumt. Zudem stellte sich heraus, dass die Miete mehrere Monate nicht bezahlt war.

Und ich hatte keinerlei Handhabe, denn unter Eheleuten gibt es rechtlich gesehen keinen Diebstahl. Danach kamen dann Unterhaltsklagen, zudem Theater wegen des Besuchsrechtes für meine Tochter, Scheidung usw. Meine Arbeit litt darunter und auch da musste ich neu anfangen. Aber es wurde alles irgendwann wieder gut. Zum Glück. Meine Frau heiratete dann den neuen Mann, ich konnte die aufgelaufenen Schulden bezahlen. Und die Moral von der Geschicht: Traue schönen Frauen nicht. War nur ein Scherz natürlich. Aber in diesem einen Fall wäre die Warnung wohl zu Recht gewesen.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kann mich Gerbera und Täubchen nur anschließen und sehe die meisten Beispiele hier ebenfalls nicht als Werkseinstellung und damit bei Null angefangen. Die meisten hatten hier schon eine Schulausbildung oder eine Ausbildung gemacht, saßen nicht auf der Straße oder waren zumindest vom Kopf her soweit zu wissen was sie machen müssen um über die Runden zu kommen.

Somit habe ich das auch noch nicht. Sicherlich haben mich auch schon einige Partner verlassen, mal war das Konto überzogen, mal stand es dick im Plus, das Kind habe ich alleine auf der Backe und es gab auch mal Zeiten ohne Job, mal mit gutem Job, mal ohne Wohnung und mal mit toller Wohnung. Es ist nicht so, dass ich nie auf der Straße schlafen musste und sich nicht immer eine Lösung ergeben hätte.

Alles ist mit Arbeit verbunden, aber ich bin nicht ganz dämlich, habe eine Ausbildung, Lebenserfahrung und Wissen die mich aus dieser Lage immer wieder holen können. Anders sähe es aus, wenn ich das alles nicht hätte und nur dumm in der Ecke sitze gerade so in der Lage zu atmen und sonst nichts auf die Reihe bringen könnte. Das negative Konto wurde ausgeglichen, die Wohnung wieder bezogen und auch ein neuer Job gefunden nach Arbeitslosigkeit.

Ob man das nun sehen will als bei Null anfangen, für mich ist das jedenfalls das nicht. Man hat sich die Suppe vorher selbst eingebrockt, denn niemand hat die Dame zur Ehe gezwungen und auch nicht, dass sie sich 30 Jahre Zuhause an den Herd stellt und alles mit ansieht was der Ehemann in der Zeit sexuell im Bett alles neben sich hat. Jeder ist seines Glückes eigener Schmied und daher kann ich auch nur über Menschen die sich von einem Partner abhängig machen den Kopf schütteln.

Für mich käme das noch nicht einmal für eine kurze Weile in Frage, denn macht man das, sind die Chancen solche Erfahrungen sammeln zu dürfen höher als wenn man einfach selbst sein eigenes Leben lebt und gestaltet, und sich das nicht von anderen vorschreiben lässt. Da gönne ich es aber auch jeder/jedem, der so dumm ist und diese Erfahrung macht da man sich das vorher selbst eingebrockt hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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