Jemanden im Auto mitnehmen, der einem den Weg zeigt?

Mir ist im letzten Jahr etwas ganz Blödes passiert. Ich kam mit dem Auto von einem Termin, es war schon dunkel und ich hatte mich verfahren. Dummerweise war das dann auch noch in einem kleinen Dorf, in dem um diese Zeit, es war gegen 19:00 Uhr, kaum noch Leute unterwegs waren. Ich war schon total verzweifelt.

Da sah ich rechts auf dem Fußweg einen Mann laufen. Ich hielt an, kurbelte die Scheibe herunter und fragte ihn nach dem Weg. Da deutete er mit der Hand in die Richtung, in die ich fahren müsste, sagte aber dann, wenn ich ihn ein Stück mitnehmen könnte, könnte er es mir auch zeigen. Ich hatte schon meinen rechten Arm gehoben und wollte den Türgriff meiner Beifahrerseite aufziehen, als es mich plötzlich wie ein Blitz durch schoss. Ich sagte dann, dass ich das nicht möchte. Er meinte, es wäre okay und erklärte mir dann, wie ich fahren muss. Letztendlich stimmte seine Wegbeschreibung auch und ich kam sicher nach Hause.

Irgendwie fand ich das aber doch komisch, denn eigentlich hätte der Mann sich auch denken können, dass eine Frau, die alleine im Dunklen unterwegs ist, wohl kaum einen Fremden mit nimmt. Was hättet Ihr an meiner Stelle getan? Ist Euch so etwas auch schon passiert?

Ich hätte ganz genau das gleiche in dieser Situation getan. Natürlich kann ein ganz normaler, friedliebender Mensch da gerade vor meiner Autoscheibe stehen, aber was wenn nicht? Ich sehe ihm ja nicht an wie er tickt, oder welche Ambitionen er in sich trägt. Im Nachhinein hat man dann eventuell doch ein schlechtes Gewissen übervorsichtig, ängstlich oder nicht hilfsbereit zu wirken, aber dieses Gewissen ist mir in diesem Falle doch lieber als die Option einfach mal zu sehen was kommt, denn das kann auch sehr gefährlich sein. Leider steht ja keinem Menschen sein wahres Inneres im Gesicht geschrieben und somit verstecke ich mich lieber unter dem Mantel der Feigheit als ein Risiko dieser Art einzugehen.

So etwas ist mir zum Glück noch nicht passiert, aber ich denke, dass ich genauso gehandelt hätte, wie du es gemacht hast. Ich denke zwar, dass der Mann dir wirklich nur den Weg zeigen wollte, weil er dir sonst später den Weg nicht mehr erklärt hätte, aber man kann nicht vorsichtig genug sein. Darum würde ich in einer solchen Situation auch keinen fremden Mann zu mir ins Auto steigen lassen.

So grundsätzlich hast du in meinen Augen schon mal richtig reagiert. Es ist schon ein Zufall, dass er gerade in deine Richtung will, wenn er anbietet, dass er mitfahren will um den Weg zu zeigen. Das wird er ja kaum machen wollen, wenn er nicht in die Richtung gehen will. Leider muss man ja sehr vorsichtig reagieren und so einen Menschen lieber direkt abweisen. Es ist natürlich auch so, dass er am Ende nicht so weit gedacht hat und in diesem Fall einfach nur helfen wollte. Du schreibst ja selbst, dass er dann direkt eingelenkt hat und es als ok befunden hat. In dem Moment ist ihm wahrscheinlich selbst bewusst geworden, wie seine Aussage gewirkt haben muss.

In der Prä-Navi-Zeit war ich mal auf dem Weg zu einem Stammtisch-Treffen von tauschticket.de, das in Wuppertal stattfand. Der Ausdruck von Google war da bedingt hilfreich, weil ich einfach die Straßenschilder nicht sehen konnte und am Ende so weit in der Pampa war, dass auch kein bekannter Straßenname mehr auf meiner Karte zu finden war. Also tat ich das, was man halt früher in so einem Fall getan hat, was aber mittlerweile keinen Sinn mehr macht, weil die auch einfach keine Ahnung mehr haben, weil sie nicht vor Ort wohnen: ich fuhr an eine Tankstelle. Dort war ein Pärchen, dass wusste wo ich hin musste und in die gleiche Richtung wollte. Ich habe die beiden dann mitgenommen. Bei einem Mann allein hätte ich das nicht getan.

Ich finde, dass du ganz richtig gehandelt hast. Als Frau sollte man wirklich keinen Mann im Auto mitnehmen, wenn man allein unterwegs ist. Wenn es dunkel ist, sollte man das erst recht nicht tun. Von daher würde ich genauso handeln, wie du auch gehandelt hast. Ich würde mir ganz einfach den Weg beschreiben lassen, auch wenn ich damit das Risiko eingehen müsste, den Weg nicht zu finden.

Würde ich mich allerdings nicht allein im Auto befinden, sondern hätte noch meinen Partner oder eine andere männliche Person dabei, würde ich einen Mann wohl mitnehmen. Immerhin wäre ich ja eben nicht allein im Auto. Trotzdem wäre mir da nicht so wohl bei dem Gedanken.

Wenn es sich um Frauen oder Pärchen handeln würde, hätte ich wohl keine Hemmungen, sie mitzunehmen. Immerhin hätten somit beide Seiten etwas davon und es wäre eben für jeden praktisch. Immerhin würde ich so den richtigen weg nach Hause finden und die Frau oder das Pärchen hätten nicht so weit zu laufen, nachdem ich sie ein ganzes Stück mitgenommen hätte.

Wenn ich wirklich mal den Weg nicht finden sollte und jemanden danach fragen müsste, würde ich diesen sicherlich nicht in mein Auto lassen. Genauso wie ich nicht bei Fremden ins Auto steige, nehme ich auch niemanden mit. Die Person soll mir einfach den Weg erklären und dann suche ich alleine. Wenn ich es dann immer noch nicht finde, frage ich zwischendurch noch mal, aber das ist bisher noch nie vorgekommen.

Ich finde das sehr seltsam, dass es Leute gibt, die andere Menschen einfach so mitnehmen und ich finde es genau so merkwürdig, dass es Menschen gibt, die einfach so bei fremden Leuten in ein Auto einsteigen. Meine Nachbarin gehört dazu. Vor einigen Wochen haben wir Besuch bekommen und dieser fand uns nicht auf Anhieb. Also fragte er unsere Nachbarin, die gerade mit ihrem Hund unterwegs gewesen ist, nach dem Weg. Natürlich kannte sie den und sie stieg ganz einfach so mit ihrem Hund bei einem fremden Mann in das Auto ein (der angemessen überrascht gewesen ist) und zeigte ihm den Weg zu uns.

Ich selber würde auf gar keinen Fall jemanden in mein Auto einsteigen lassen, den ich nicht kenne. Und sei er oder sie noch so sympathisch, es kann immer etwas unvorhergesehenes geschehen und man weiß ja nie so genau, mit was für einen Menschen man da jetzt gerade zu tun hat und ob derjenige nicht vielleicht bereits irgendeinen Dreck am Stecken hat. Dieses Risiko ist mir einfach viel zu groß.

Umgekehrt würde ich natürlich auch nicht in das Auto einer mir vollkommen unbekannten Person einsteigen. Auch, wenn sie mich nur nach dem Weg gefragt hat und es meine freie Entscheidung gewesen wäre, in den Wagen einzusteigen.

Ich bin zum Glück noch nie in die Situation gekommen jemanden mitzunehmen, der mir den Weg zeigt. Ich habe ein Navigationsgerät in meinem Auto und brauche so nur sehr selten Hilfe. Ich glaub ich würde in so einer Situation genauso reagieren wie du, ich würde auch dankend ablehnen.

Ich hab aber eine solche Situation umgekehrt schon einmal erlebt. Wir waren zu dritt in einer Kleinstadt mit zirka 10000 Einwohnern unterwegs und da wurden wir von einem LKW-Fahrer nach dem Weg gefragt. Allerdings klingt dies einfacher als es war. Der Fahrer kam aus Spanien und sprach weder Englisch noch Deutsch. Er hat lediglich einen Zettel mit der Adresse von seiner Firma bekommen und musste losfahren. So stand er dann mitten in der Kleinstadt und kam nicht weiter. Ich hab zwar verstanden, was er von uns wollte, wir konnten aber den Weg auf Spanisch nicht erklären und "right" und "left" hat er nicht verstanden. Also haben wir es so gemacht, dass einer von uns bei dem LKW eingestiegen ist und ihm mit Handzeichen gezeigt hat, dass er unserem Auto folgen soll.

Wir anderen zwei sind mit unserem Auto zur angegebenen Adresse gefahren und der LKW ist uns gefolgt. Er war sehr dankbar für unsere spontane Hilfe, da er irgendwo in der Fremde stand mit seinem riesen LKW und weder Sprache noch den Weg kannte. Aber wenn ich alleine gewesen wäre, dann wäre ich auch garantiert nicht so hilfsbereit gewesen sondern hätte ihm nur den Weg aufgemalt oder so.

Ich bin der Meinung, dass jemand der mich abknallen möchte nicht unbedingt darauf wartet, dass ich an einer Straße neben ihm anhalte. Für Vergewaltigungen ist die Jahreszeit zu kalt. Und vermutlich wäre unter anderem die Kälte ein Grund gewesen, den Mann auf jeden Fall mitzunehmen. Warum denn auch nicht?

Ich habe nicht nur ein gewisses Vertrauen in andere Menschen, sondern vor allem vertraue ich auf meine Menschenkenntnis. Und dabei ist mir auch mit vielen fremden Menschen und in deren Fahrzeugen noch nie etwas passiert. Einen einzigen Tramper gab es den ich schnell wieder rausgelassen habe. Aber auch bei dem hatte ich keine Angst, sondern wir konnten uns gar nicht verständigen, er hatte einen Hund dabei, den er erst im Auto auspackte und roch doch sehr übel. Doch selbst ihn habe ich bis zum nächsten Rasthof gefahren.

Man mag meinen das ist naiv. Und ich bin mir durchaus auch bewusst, dass mein Leben tödlich ist. Vielleicht war der Mann am Straßenrand auch ein Irrer. Die Chance dürfte geringer sein als im Lotto sechs Richtige zu haben. Und ein Waffe ziehen kann man auch durch eine geöffnete Autofensterscheibe.