Wenn der angeblich Kranke plötzlich verstirbt
Im Thread Schlechtes Gewissen, wenn man sich krank meldet? geht es hauptsächlich darum, was die Kollegen denken oder lästern könnten, wenn man sich krank meldet. Dabei wurde ich an einen Bekannten erinnert, der sich damals lange Zeit immer mit Beschwerden herumschleppte, die auch oftmals zu einem Krankenschein führten. Er ging damals auch davon aus, dass so manche Kollegen vermutlich über ihn tratschen. Und einigen machten sogar Kommentare ihm gegenüber, wenn er nach einem Krankenschein wieder arbeiten war.
Schwierig war es vor allem, da er selbst lange Zeit nicht wusste, was er eigentlich hat und auch die Ärzte ratlos waren. Ob er auf der Arbeit gar nichts sagte, seine Beschwerden beschrieb oder offen erklärten, dass auch Ärzte keine eindeutige Diagnose machen konnten, machte kaum einen Unterschied.
Nach langer Zeit ging es dann alles sehr schnell und seine Beschwerden verschlimmerten sich, so dass er länger krank geschrieben war und letztendlich auch verstarb. Im Nachhinein frage ich mich, ob dies vielleicht so einige Leute im Unternehmen zum Nachdenken angeregt hat und sie zukünftig etwaige Lästereien unterlassen.
Ich glaube, dass da bei vielen Kollegen das Lästern vorprogrammiert ist. Ich habe es selbst erlebt, weil ich damals auch oft krankgeschrieben war und dann über mich geredet wurde. Ich wurde dort richtig gemobbt und sogar einer Chefs dort haben sich daran beteiligt. Ich denke, dass diese Lästerkollegen kein schlechtes Gewissen kennen und es sie kaum zum nachdenken bewegt, wenn dann der krankgeschriebene Kollege wirklich verstirbt. Vielleicht bewegt es in einem Einzelfall mal, aber irgendwann ist das auch vergessen und es findet sich ein neues Lästeropfer.
Das ist wirklich tragisch, aber ich glaube, dass dieser Umstand Lästermäuler, wenn überhaupt, nur für einen Moment verstummen lässt.
Ich habe vor Jahren im Büro eine ähnliche Situation erlebt. Ein Kollege hat sich häufig krankgemeldet. Er gab an, häufig an Kopfschmerzen zu leiden. Damit gingen die Lästereien los, der Kollege wurde gemobbt. Er tat mir sehr leid, allerdings konnte ich ihm nicht helfen, da er in einer anderen Abteilung war. Er meldete sich aufgrund dieser Kopfschmerzen pro Monat mindestens drei bis vier Mal krank. Das ging ca. ein Jahr so. Dann wurde herausgefunden, dass er an einem Hirntumor leidet. Er ist inzwischen auch verstorben. Die Kollegen aus seiner ehemaligen Abteilung haben allerdings schon wieder in neues "Opfer" gefunden und nichts daraus gelernt.
Natürlich ist es mehr als nervig, wenn man Kollegen hat, auf die man sich nicht verlassen kann und die wegen jeder Kleinigkeit daheim bleiben, so dass man ständig Überstunden aufgrund der Mehrarbeit machen muss. Aber man muss wirklich stark differenzieren und darf nicht alle über einen Kamm scheren.
Ich kann mir schon vorstellen, dass solcherlei Ereignis kurzzeitig ein flaues Gefühl im Magen verursacht und man Lästerattacken dieser und ähnlicher Art zumindest für eine Weile unterlässt, sollte man sich zuvor daran beteiligt haben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bestürzung und das Unrechtsbewusstsein lange genug anhalten, um über den ersten Schock hinaus nachhaltig an irgendwelchen guten Vorsätzen festzuhalten. Der Grund hierfür ist ganz simpel, denn wenn ich mir alleine schon überlege, wie viele Leute bei mir an der Universität täglich fehlen, weil sie irgendwelche kleinen Beschwerden hatten, seien es ein wenig Kopfschmerzen, Schnupfen, Husten oder Übelkeit, und wenn ich darüber hinaus noch feststellen darf, dass es sich dabei immer um dieselben Personen handelt, während Andere scheinbar immer gesund bleiben, dann formen sich im Kopf schon gewisse Tendenzen.
Mag sein, dass ich dann auch dem ein oder anderen Unrecht tue, aber ich glaube nicht, dass von zwanzig ständig kranken Menschen auch nur die Hälfte etwas Lebensbedrohliches haben. An der Universität ist mir das noch relativ egal, aber würde ich nun mit diesen Dauerkranken arbeiten und auf sie angewiesen sein, was bedeutet, dass ihre Krankheit für mich einen stetigen Mehraufwand bedeuten würde, dann würde der Unmut wohl doch aufkeimen, vor allem, wenn sich bestimmte Tendenzen wie eine stets auftretende Montagskrankheit oder dergleichen herausbilden. Natürlich mag das im Einzelfall nicht fair sein, diese Einzelfälle, in denen jemand immer wieder erkrankt und es aber keine unmittelbare Diagnose gibt, die mitgeteilt werden kann, sind aber glücklicherweise recht selten und gegen die Mehrzahl der immer wieder Kranken hegt man somit vermutlich auch mit gewissem Recht einen Groll.
Was mich betrifft, bin ich niemand, der sich an bösartigen Lästereien über eine kranke Person beteiligen würde. Ein Sterbefall würde mich wohl dennoch zum Nachdenken anregen, weil ich, wenn nicht nach außen, dann zumindest innerlich wohl durchaus gegen die Person gewettert hätte, beeinflussen würde es mich aber nicht dauerhaft. Käme ein weiterer Kollege mit ähnlich rätselhaften Symptomen und ständigen Krankheitstagen würde ich vermutlich nach einer gewissen Zeit erneut ärgern.
Ich kannte es selbst von einer Bekannten. Immer wieder hatte sie starke Kopfschmerzen und musste sich krank melden, weil eben absolut gar nichts mehr ging. Alle redeten über sie, dass man dann doch einfach eine Tablette nehmen und weiter arbeiten kann. Sie war damit sogar beim Arzt und die erklärten sie fast einhellig zum Simulanten, machten vielleicht noch eine paar Alibi-Untersuchungen. Einer verschrieb auch Massagen, weil er auf Haltungsschäden tippte. Schließlich war diese Bekannte übergewichtig - da kam für den Arzt gar nichts anderes in Frage und insgesamt wurde eben nicht richtig untersucht.
Meine Bekannte ließ nicht locker, denn nach Jahren dieser Odyssee waren diese Kopfschmerzen plötzlich ständig da, gingen gar nicht mehr weg. Ein einziger Arzt nahm sie ernst und machte ein EEG - eine ganz einfache, nicht invasive Untersuchung. Anschließend kam sie als Notfall ins Krankenhaus: Sie hatte einen Gehirntumor, der inzwischen die lebenswichtigen Blutgefäße zum Hirn abdrückte, was diese Schmerzen verursachte.
Ich hatte meine Bekannte immer ernst genommen, auch wenn man sich selbst natürlich seine Gedanken macht. Aber trotzdem hat es mir zu denken gegeben, was hinter so kleinen Beschwerden, die jeder mitunter hat, doch stecken kann. Und es zeigt mir auch, dass man eben alles ernst nehmen sollte. An den Gesichtern habe ich gesehen, dass auch einige andere Personen geschockt waren. Aber gerade die Ärzte, die sie nicht ernst nahmen und nicht untersuchten, haben daraus nichts gelernt. Als sie mit den nächsten Beschwerden ankam, wurde wieder alles nur auf ihr Übergewicht geschoben und sie als Simulantin abgestempelt. Erst ein unabhängiger Arzt stellte dann die richtige Diagnose der neuen Beschwerden.
Ich denke, dass viele denken, dass eine bestimmte Person einfach von der Arbeit weg bleibt, obwohl diese Person gesund ist, trotzdem würden wenige Menschen über so einen langen Zeitraum eine Krankheit simulieren, die sie eigentlich gar nicht haben. Deswegen sollte man vorsichtiger sein und ich hoffe, dass einige Mitarbeiter auch mit sinnlosem Getratsche aufhören. Vielleicht sind einige, die an der Geschichte die du uns erzählt hast beteiligt waren, einfach vorsichtiger in Zukunft, also ich hoffe es.
Dieses Getratsche kenne ich aus der Schule, mir wurde zum Beispiel häufiger unterstellt, dass ich schwänze, aber mir ging es einfach nicht besonders gut, weil ich auch in der Schule gemobbt wurde. Ich war nicht krank, aber ich hatte Angst davor in die Schule zu gehen zum Beispiel. Eigentlich kennt man auch nicht die privaten Probleme von seinen Kollegen, man fehlt ja nicht nur, wenn man erkältet ist, sondern auch wegen psychischen Problemen.
Zum Glück wurde ich noch nie mit so einer Situation konfrontiert und ich bin froh, dass ich bei diesem Getratsche nicht mitmache. Es ist doch eigentlich egal, wer wo und wann fehlt wenn man selbst auf der Arbeit ist, oder? Ich hätte ein schlechtes Gewissen, wenn ich jemanden belächeln würde und der Person später etwas passieren würde!
Diese Tratscherei gibt es in jeder Firma. Auffällig ist es ja schon, wenn ein Arbeitnehmer immer montags krank zu sein scheint. Das da Gerede aufkommt, ist klar. Für die Kollegen ist es auch schwer, wenn jemand öfter krank ist und die eigentliche Krankheit unbekannt ist, weil der Arzt nichts findet. Das ist für alle Beteiligten schlimm. Denn die Arbeit muss von den Kollegen mitgemacht werden, also werden sie auch über den Kollegen sprechen. Das ist normal.
Dass sie einen Schock bekommen, wenn dann eine solche Person, die ihrer Meinung nach nur simuliert, plötzlich verstirbt, ist klar. Aber allzu lange wird das nicht anhalten, dann werden sie beim nächsten wieder genau so reden. Wo Leute zusammen arbeiten, wird auch gelästert. Wenn alle mehr arbeiten und den Kranken mit durchziehen müssen, ist klar, dass der Kranke schlechte Karten hat. Das ist nur menschlich.
Ich glaube auch, dass in einem solchen Fall die Lästermäuler kurz ruhig sind, weil ein solcher Vorfall die meisten Menschen doch schocken sollte. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es von langer Dauer sein wird und ich vermute, dass bei dem nächsten Kollegen, der länger oder öfter krankgeschrieben ist, wieder genauso die Lästereien losgehen, wie vorher. Bei uns im Betrieb ist es leider auch üblich, zu lästern, wenn jemand krankgeschrieben ist, auch wenn ich mich an solchen Sprüchen nie beteilige.
Darum glaube ich schon, dass über die betreffende Person, die verstorben ist, nie mehr gelästert werden wird und nur noch gut von ihr gesprochen wird. Aber das wird die Lästermäuler sicher nicht für immer zum Verstummen bringen. Vielleicht sind diese Angestellten aber zukünftig vorsichtiger, bevor sie jemandem unterstellen, zu simulieren. Das wäre doch zumindest schon ein Fortschritt.
Muss man sich wundern, dass es solche Lästereien gibt? Es gibt schließlich auch genug Arbeitnehmer, die wirklich wegen Dingen zum Arzt rennen, die es nicht wert sind. Das geht schon in der Grundschule los. Eine meiner Töchter berichtet auch öfter von einer Mitschülerin, die hier und da einen Tag fehlt, weil sie ein wenig hustet. Das ist aus meiner Sicht auch übertrieben, aber prägt eben so ein Kind schon für später.
Und dann gibt es auch Arbeitnehmer, die grundsätzlich einen Krankenschein bringen, wenn sie ein paar Tage frei benötigen. Dass dann recht schnell gelästert wird, sollte dann nicht mehr wundern. Klar, es ist nicht gerade schön, aber immerhin menschlich. Und ich vermute, dass die hier geschilderten Fälle, die mit dem Tod des Betroffenen endeten, eher die Ausnahme und nicht die Regel sind.
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass manche Leute nach einem solchen Vorfall erst einmal ein bisschen ruhiger sind. Normalerweise wird eine solche Geschichte aber bald vergessen sein. Menschen sind einfach so, dass sie recht bald wieder in ihr gewohntes Verhaltensmuster zurückfallen und dazu gehört dann auch, dass weiterhin über fehlende Kollegen gelästert wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Leute nach einem Todesfall in der Firma bei jedem Kollegen, der häufig fehlt, in Zukunft davon ausgehen, dass auch er schwer krank ist und vielleicht bald sterben könnte.
Man sollte schon etwas genauer hinschauen, wenn jemand immer wieder fehlt. Manche fehlen vor und nach dem Wochenende und da würde ich dann auch irgendwann vermuten, dass der Kollege häufiger mal blau macht. In vielen Fällen hat man es doch recht schnell raus, ob jemand wirklich krank ist oder sich krank gibt, um zu Hause bleiben zu können. Eine wirkliche Sicherheit gibt es aber nicht. Es kann immer passieren, dass man jemandem etwas unterstellt und der Person damit Unrecht tut.
Eigentlich sollte es nicht so sein, dass ein kranker Arbeitnehmer sich an seiner Arbeitsstelle dafür rechtfertigen muss, dass er krank ist. Auch muss er nicht erzählen, was er hat und welche Beschwerden ihn plagen. Leider gibt es aber genug Leute, die einfach nur blau machen und somit leiden auch die wirklichen Kranken unter dem Verdacht, nicht krank zu sein. Ich finde es daher nicht ungewöhnlich, dass man in diese Richtung denkt, wenn jemand immer wieder fehlt – auch wenn es nicht richtig und in manchen Fällen auch sicher nicht fair ist.
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