Wird das Sitzenbleiben bald abgeschafft?

vom 19.02.2013, 08:36 Uhr

Soll das Sitzenbleiben abgeschafft werden?

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In den Medien wird davon berichtet, dass die SPD zusammen mit den Grünen durchsetzen möchten, dass das Sitzenbleiben an Schulen abgeschafft wird. Im Prinzip sind mir die Gründe dafür einleuchtend: kein Schüler muss sich minderwertig, diskriminiert oder gar zu dumm vorkommen, dass er fürchten muss dafür "bestraft" zu werden. Die Kinder werden nicht aus der Klassengemeinschaft gerissen und müssen sich nicht in ein neues Umfeld integrieren. Diese Angst wird ihnen genommen werden.

Jedoch stellt sich mir die Frage, ob das tatsächlich so sinnvoll wäre. Wenn die Schüler an sich mit dem Unterrichtstoff nicht klar kommen und ständig hinter her hinken, ist es ihnen dann wirklich eine Hilfe immer die schlechtesten in der Klasse zu sein? Benötigen sie nicht dann besondere (zusätzliche) Unterstützung, um mit den anderen gleichauf zu sein? Welche Auswirkungen hätte dies auf ihre spätere Bildung und Ausbildungs- bzw. Jobsuche? Was haltet ihr von der Idee?

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich stelle die Frage mal anders. Was bringt es einem Schüler wenn man ihn über Jahre einfach mit durch schleift ohne dass er wirklich das nötige Wissen aufweisen kann? Die Noten sind entsprechend schlecht und auch wenn es mittlerweile mehr Ausbildungsstellen als Schulabgänger gibt, wird ein solcher Schüler kaum eine Chance bekommen.

Dann sollte vielleicht das Projekt, was es in Sachsen gibt, bundesweit angeboten werden. Dort werden nämlich solche Schüler, die eben ein Problem mit dem theoretischen Unterricht haben, raus genommen. Sie kommen dann in eine Firma, lernen eher praktisch und arbeiten regelmäßig dieses Wissen in der Theorie auf. Sie machen halt den umgekehrten Weg und merken erst in der Theorie so richtig, dass sie doch auch etwas beim Arbeiten gelernt haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich wäre nicht dafür das, dass Sitzen bleiben abgeschafft wird, weil wenn man nur gut gefördert wird dann strengen sich die Schüler nicht mehr richtig an. Die Schüler denken sich dann, wenn man keine Ehrenrunde mehr drehen muss, dann brauch ich mich auch nicht mehr anstrengen. Das sitzen bleiben muss eine Bestrafung sein. Außerdem glaube ich, dass wenn man das Jahr wiederholt hat, dass man sich in Zukunft mehr anstrengen wird. Ich bin auch schon einmal sitzen geblieben und es hat geholfen :D.

» andre xD » Beiträge: 209 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich bin da absolut gegen. Wenn man den Stoff aus der beispielsweise fünften Klasse in Englisch nicht verstanden hat, und wird dann die nächsten 5 Jahre einfach nur mit geschliffen, dann ist es praktisch unmöglich, das man sich irgendwann damit profilieren kann. Ich denke, dass es ein wenig mehr Förderunterricht geben müsste. Ebenfalls muss ich sagen, dass die Sitzenbleiber damals bei uns immer sehr gut aufgenommen wurden, und kann mich auch in diesem Punkt nur gegen diese Idee aussprechen.

Ich denke, dass man schon seinem Pensum angemessen in einer Klasse unterrichtet werden sollte.

» Kleinnightwish85 » Beiträge: 684 » Talkpoints: 33,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Was mir auch durch den Kopf schwirrt ist, was mit den guten Schülern zeitgleich passiert? Wird das Unterrichtsniveau sinken und die besseren Schüler sind durchgängig unterfordert und langweilen sich? Ist es möglich Klassen in der Form, so wie wir sie bislang kennen, weiterhin bestehen zu lassen oder wird auch hier eine Umstrukturierung folgen (müssen)? An sich ist mir das geplante Konzept noch sehr umstritten.

Ich finde die Idee mit der praktischen Arbeit und der nachträglichen Theorie, wie sie Punktedieb bereits erläutert hat, eine gute Alternative. So könnte man den Kindern eher helfen und sie auf ihre Stärken aufmerksam machen, als, wenn man ihnen keine Möglichkeit gäbe, sich weiter zu entwickeln. Bei mir fand ich es auch positiv, dass ich vor meiner Ausbildung ein berufsnahes Praktikum absolviert hatte, bevor ich dann in der Berufsschule die Theorie zur erlernten Praxis gelernt hatte. Es erschien mir auch leichter, das Pferd rückwärts aufzuzäumen und ich würde dies so manchen Leuten nur empfehlen.

Sitzenbleiben muss nicht unbedingt als Strafe angesehen werden, sondern vielmehr als eine Chance: manche Menschen haben einige Startschwierigkeiten und schaffen einiges erst bei zweitem Anlauf, aber das muss noch lange nichts abgrundtief Negatives heißen. Aber, wenn die sogenannte Ehrenrunde ausbleibt, dann würde ich auch vermuten, dass so manches der Kinder sich allein aus diesem Grund keine Mühe mehr geben würde, gute Leistung anzustreben. Immerhin brauchen manche diesen Ansporn.

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» LongHairGirl » Beiträge: 845 » Talkpoints: 47,97 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich würde ganz anders an die Sache herangehen, und zwar würde ich Aufnahmeprüfungen vor Beginn eines jeden Schuljahres durchführen, um zu testen, ob die Schüler die Grundlagen für die nächste Klasse besitzen. Es ist zwar auf den ersten Blicke betrachtet ähnlich wie das Sitzenbleiben, aber psychologisch weniger abwertend. Und zwar sollte dort nicht nur Fachwissen abgefragt werden, sondern auch die grundlegenden Skills wie Sprachfähigkeit, Rechtschreibung und logisches Denken geprüft werden.

Kinder mitzuschleppen, die nicht die Befähigung für die Schulart haben, macht keinen Sinn. Darunter leiden sie Schnellen und Motivierten. Die langweilen sich dann und sacken auch ab. Es gehen eh viel zu viele Kinder nur deswegen aufs Gymnasium, nur weil die Eltern es so wollen.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Im Grundschulbereich macht das durchaus Sinn. Da gibt es ja auch schon solche Modelle, die je nach Region Jül oder Flex heißen. Die Kinder lernen Jahrgangsübergreifend und wer den Stoff noch nicht meistert, der bleibt eben ein Jahr länger in der alten Stammgruppe und vertieft da seine Kenntnisse. Das heißt dann eben nicht mehr Sitzenbleiben und dem Kind wird das nicht als totaler Misserfolg verkauft. Trotzdem wird den Kindern die Chance gegeben, auf einen annehmbaren Stand zu kommen, bevor man in die nächst Klasse vorrückt.

Fragt sich, wie die Damen und Herren Politiker sich das vorstellen, dass das bei älteren Schülern auch klappen soll. Wird einfach das Sitzenbleiben abgeschafft aber ansonsten nichts an der Klassenstruktur verändert? Dann halte ich die Maßnahme für wenig sinnvoll. Gerade in der Pubertät rutschen Kinder bekanntlich schnell in eine Phase, wo man null Bock auf Schule hat. Viele von unserer Klasse waren nur deshalb zum Lernen zu bewegen, weil man mit seinen besten Freunden in einer Klasse bleiben wollte. Wenn man nicht mehr sitzen bleibt, wird das für Eltern und Lehrer schwieriger, solche Schüler in solchen Phasen zu motivieren.

Vor allem verstehe ich nicht den erzieherischen Impuls, der dahinter stecken soll. Auch Erwachsene tragen für alles Handelnd die Konsequenzen. Warum also bitte soll ein Jugendlicher nicht die Konsequenzen für Faulheit im Unterricht tragen? Wenn man nicht langsam daran gewöhnt wird, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, dann ändert sich ja alles schlagartig mit dem 18. Geburtstag. Fragt sich, ob das dann gut ist. Außerdem sind die meisten Jugendlichen ja durchaus willens, Verantwortung zu übernehmen, fragt sich, ob man ihnen diese Verantwortung auch noch nehmen sollte.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich gehörte zu jenen Schüler für die das Sitzenbleiben vermutlich eher förderlich gewesen wären. Damals waren jedoch mein Schulleiter und einige andere Lehrer dagegen. Zumindest vermute ich, dass es nicht auf jeder Klassenkonferenz nur von meinem Schulleiter ausging. Und in der siebten oder achten Klasse sagt wohl kaum jemand, dass er gerne sitzen bleiben möchte, später wollte ich dann einfach nur noch fertig werden.

Zudem wurde auf meiner Schule sehr wenig Sitzengeblieben. Warum das so ist, kann ich nur vermuten. Teilweise lag es wohl auch an der Gesamtschule nebenan, wo man bis zur siebten Klasse nur auf Wunsch wiederholen konnte. Sitzenbleiben war dort gar nicht vorgesehen.

Dass Schüler aus dem Klassenverband gerissen werden, sehe ich weniger als Problem an. Es gibt auch ohne Sitzenbleiber viele Schüler, die aufgrund eines Umzuges oder Schulwechsel in eine neue Klassengemeinschaft kommen. Und es macht durchaus Sinn, wenn man in der Schule lernt, Neue in eine Gemeinschaft zu integrieren.

Was mich eher stört ist die Tatsache, dass man direkt ein ganzes Wiederholen muss. In der Erwachsenenbildung gibt es teilweise die Möglichkeit ein Semester, also ein Halbjahr zu wiederholen. Dafür muss es natürlich auch in jedem Semester Abschlussmöglichkeiten geben. Das wäre an Regelschulen vermutlich schwierig umzusetzen.

Durch das Wiederholen eines ganzen Schuljahres wird meiner Meinung nach aber auch viel Zeit verschwendet. So wissen manche Schüler schon Monate vor den Sommerferien, dass sie wiederholen werden und zeigen dann natürlich erst recht kein Interesse mehr. Und in der neuen Klasse kennt man dann doch schon einiges, so dass sich einige erst einmal langweilen.

Deshalb denke ich auch, dass Schulen, Schüler und Eltern eher eingreifen sollten. Bestraft werden sich einige auch ohne Sitzenbleiben fühlen. Sei es nun durch einen notwendigen Schulwechsel, zusätzlichen Förderunterricht, durch schlechte Noten oder eben durch Sitzenbleiben. Vielleicht sollte man mehr auf Förderung setzen, allerdings für alle Schüler. Wiederholungskurse für die Schwächeren und zusätzliche Aufgaben oder Projekte für die Besseren in bestimmten Fächern. Wer Mathematik nur benötigt, um durchzukommen geht in die Wiederholungsstunden, wer einen Schulwechsel plant oder ein Studium mit Mathematik geht in den Kurs mit zusätzlichen Vertiefungen.

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» Trisa » Beiträge: 3269 » Talkpoints: 20,14 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Das kann ich nun auch absolut nicht befürworten. Erstens wird es faule Schüler nicht unbedingt dazu anspornen, ihre Leistungen zu verbessern, wenn sie nicht sitzen bleiben können und zweites werden die Lücken immer größer, wenn man die Defizite nicht durch wiederholen des Unterrichtsstoffs auszugleichen versucht. So tritt ein Schüler zwar gemeinsam mit seinem Klassenkameraden zur Abschlussprüfung an, aber besteht diese vermutlich nicht, wenn die Wissenslücken schon Jahre zurückgehen.

Letztendlich denke ich, dass es eher die Zahl der Menschen ohne jeglichen Schulabschluss erhöhen würde. Denn wer seine Wissenslücken nicht gleich, durch Wiederholen der Klasse, füllt, macht es später vermutlich gar nicht mehr und hat so auch keine Chance, den Abschluss nochmal zu wiederholen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich bin ebenfalls der Meinung, dass man das "sitzen bleiben" nicht abschaffen sollte. Man bleibt nicht ohne Grund sitzen und muss eine bestimmte Klassenstufe wiederholen. Klar, für den Betreffenden ist das sehr hart und ich kenne da auch den einen oder anderen Fall von meiner Schulzeit. Bei uns war es aber so, dass wir keinesfalls denjenigen diskriminiert, schikaniert oder sonst irgendetwas in dieser Form mit ihm abgezogen haben. Wir haben das einfach akzeptiert und teilweise waren auch Leute dabei, bei denen man es richtig schade fand, dass sie nicht mehr mit einem in der gleichen Klasse unterrichtet wurden. Am Ende ist es aber besser so.

Ein Schüler muss eine Klassenstufe wiederholen, wenn er den Stoffe offensichtlich absolut nicht verstanden hat. Es bringt hier absolut gar nichts so einen Schüler einfach in die nächste Klasse zu reichen, obwohl er überhaupt keine Ahnung hat. Er bekommt hier die Gelegenheit es noch einmal zu versuchen und diese Chance sollte man nutzen. Es ist ja dann auch so, dass man den Stoff schon etwas kennt. Hier kann man doch eigentlich nur eine Verbesserung erzielen, oder nicht? Diese Möglichkeit sollte man beim Schopf packen und sich der zweiten Chance bewusst sein.

Mal angenommen man nimmt einen Schüler von der 9. mit in die 10. Klasse, obwohl er von den Noten her sitzen bleiben würde. Dieser Schüler muss sich mit diesen Noten bei den Firmen um einen Ausbildungsplatz bewerben. Wie soll das funktionieren? Er hat keine Chance seine Noten merklich zu verbessern, weil der Stoff von der 10. Klasse auf dem der 9. Klasse aufbaut. Und genau diesen Stoff hat der betreffende Schüler in keinster Weise verstanden. Wo soll das enden? Soll er sich mit lauter schlechten Noten bewerben? Hier muss man dann auch die Abschlüsse überdenken, wenn ein "sitzen bleiben" nicht mehr möglich ist.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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