Fällt Euch das Duzen bei bestimmten Kollegen schwer?
Ich bin nun schon seit 11 Jahren in der Firma angestellt, in der ich derzeit arbeite. Die Kollegen, die fast gleichaltrig sind, duzen sich untereinander, was ich auch okay finde. Nur den Chef duzen wir nicht. Nun hat uns ein Kollege, der auch um die 50 Jahre alt ist, das "Du" angeboten. Allerdings arbeitet er auch schon gut 8 Jahre bei uns und bisher haben wir ihn alle gesiezt.
Mir hat er auch das "Du" angeboten, aber mir ist das immer noch komisch, ich kann das einfach nicht zu ihm sagen. Zumal er auch ein etwas außergewöhnlicher Kollege ist, den meine anderen Kollegen nicht sonderlich mögen. Er duzt mich zwar, aber mir passiert es andauernd, dass ich immer noch "Sie" zu ihm sage. Zumal es auch nach so langer Zeit komisch ist, plötzlich "Du" zu ihm zu sagen.
Kennt Ihr solche Situationen am Arbeitsplatz auch, dass es einem bei bestimmten Kollegen einfach schwer fällt, sie zu duzen? Wie macht Ihr das dann?
Ich habe früher in der Telekommunikationsbranche gearbeitet, wir hatten damals dort einen super tollen GVL (Gebietsleiter). Dieser wurde natürlich von uns gesiezt. Er war ein sehr fairer Chef, der aber auch eine Person ist, vor der man direkt Respekt hat. Dann kam es, dass er einen schweren Motorradunfall hatte, er war ein 3/4 Jahr nicht in der Firma. Wir haben uns alle Sorgen gemacht, und waren froh als er wieder da war, und auch das er diesen schweren Unfall überlebt hat. Ein paar Wochen nachdem er wieder da war, wurde er in ein anderes Gebiet versetzt, wir gaben ihm eine Abschlussfeier. Dort sagte er uns allen, dass wir ihn ab jetzt duzen können, da wir insofern ihn nicht mehr als Chef haben.
Ich habe ihn in meinem Whatsapp Chat, schreibe ab und an mal mit ihm weil ich ja jetzt 2 Kinder habe, und möchte auch gerne wissen wie es ihm geht. Zu ihm Christian zu sagen ist aber so als würde ich den Papst mit "Peter" anreden. Das ist ganz komisch und auch wenn ich ihn sehr mag, würde ich ihn eigentlich lieber siezen, weil es nicht so ein ungutes Gefühl in mir einlöst.
Als ich damals meine Ausbildung angefangen habe, ist mir schnell aufgefallen, dass die gleichgesinnten und etwa gleichaltrigen Azubis untereinander alle "duzten", was mir auch sehr recht war, da dies sehr viel besser zum Betriebsklima beigetragen hatte und man sich schneller dazu gehörig fühlte, als wenn man stattdessen das distanzierende "Sie" hätte verwenden müssen.
Selbstverständlich wurde man von den Vorgesetzten ausschließlich "gesiezt" und tat Selbiges. Allerdings fiel mir nach einiger Zeit eine gewisse "Unregelmäßigkeit" in dem System auf: so haben einige der Auszubildenden ihren quasi direkten Vorgesetzten, der für sie hauptsächlich zuständig war freundschaftlich "geduzt" und auch er hatte sie nie "gesiezt". Da dieser für meinen Bereich nicht zuständig war, und ich vom Prinzip heraus so erzogen war, dass ich es angebrachter fand Vorgesetzte immerzu zu "siezen", weil ich auch fand, dass es in gewisser Weise eine Sache des Respektes war, übernahm ich diese Regelung der anderen Azubis nicht automatisch für mich.
Als jedoch eine weitere neue Mitarbeiterin eingestellt wurde, welche auch direkt eine Vorgesetzte wurde und in mancher Hinsicht auch für meinen Bereich zuständig war, wurde sie von mir auch ständig "gesiezt", obwohl sie keine 6 Jahre älter als ich war. Schon bald wurde allerdings auch sie von allen anderen meines gleichen nur noch per Du angesprochen, aber obwohl sie mich auch meist "duzte", so habe ich dennoch stur meinen "Respektkampf" versucht weiter zu führen, bis mir aber irgendwann auffiel, dass selbst neueste Praktikanten, sie auf Anhieb nur duzten und irgendwann kam ich mir in meiner Rolle leicht lächerlich vor. Sie hat mir auch irgendwann klar gemacht, dass sie "Anja" hieße und ich ruhig "du" sagen dürfe.
Anfangs kam es mir recht seltsam vor und so habe ich meist versucht, eine direkte Anrede zu umgehen und konnte mich lange Zeit gut durch mogeln. Später fiel es mir endlich leichter, sie wie eine Freundin zu sehen und mich auch normal mit ihr unter Kollegen zu unterhalten. Im Endeffekt fand ich es dann auch nicht mehr so schlimm oder respektlos, dass ich sie" duzte".
Schwieriger war es bei einem Kollegen, der so alt wie der Chef und auch ein guter Freund von ihm war. Er wurde ebenfalls von allen "geduzt", aber ich konnte mich dazu ebenso wenig nicht durchringen, ihn zu "duzen". Er hat mir auch irgendwann einfach klipp und klar erklärt, dass ich ihn zu "duzen" hätte und keine weiteren Diskussionen notwendig seien. Er hatte überhaupt kein Problem damit, dass andere ihn mit Du ansprachen, aber das war bei mir eine der schwierigsten Geburten.
In meinem aktuellen Betrieb werden die meisten grundsätzlich nur "gesiezt" und selbst gleichaltrige Kollegen, die mit einem in einem Raum sitzen und arbeiten, bieten nicht von sich aus das" Du" an. Es gibt nur eine Kollegin, die es mir angeboten hatte, aber die anderen halten sich stur an das "Sie". Ich finde es sehr befremdend und meine auch, dass es sich negativ auf das Betriebsklima auswirkt, wenn man zu kühl miteinander umgeht.
Auch finde ich geschauspielertes "Siezen" furchtbar, wenn man weiß, dass die gewissen Leute sich eigentlich untereinander "duzen", aber wenn andere im Raum mit anwesend sind, müssen sie sich pro Forma "siezen", wobei ihnen das nicht immer gelingt. Sicher wirkt es vor Kunden und externen Leuten professioneller, aber intern finde ich das ein wenig lächerlich, zumal eh alle wissen, dass sie eigentlich per Du sind.
Man muss sich ja nicht notgedrungen mit allen Kollegen duzen. Bei manchen passt das einfach nicht, dann lässt man es eben. Kollegen, die wesentlich älter sind als man selbst, einfach zu duzen, wenn sie es denn anbieten, das fällt auch meistens schwer. Wenn sich Gleichaltrige untereinander duzen, ist das heute schon normal. Aber bei Älteren spielt eine gewisse Scheu mit oder Hemmungen.
Mir ist im Prinzip egal, ob ich mich mit den Leuten sieze oder duze. Was ich gar nicht mag, ist ein Zustand der Ungewissheit. Es gibt manchmal Situationen, in die man neu hineinkommt und die Gepflogenheiten nicht kennt. Mit manchen Kollegen duzt man sich, weil sie es einem sofort anbieten. Zu anderen Kollegen sagt man noch lange Sie, obwohl sich in dem Umfeld alle duzen. Ich solchen Fällen finde ich es ein bisschen schwierig, wer wem das Du anbieten soll. Einerseits bin ich meistens die Älteste und könnte von daher das Du anbieten, andererseits ist die andere vielleicht meine Chefin und an ihr, mir das Du anzubieten. Für mich ist eigentlich nur wichtig, dass die Anrede möglichst schnell geklärt wird.
Ja ich kenne das Problem. Mein Chef ist noch recht jung und in der Firma herrscht ein echt lcokeres Klima und eigentlich duzen ihn auch alle, aber ich tu mich damit noch ein bisschen schwer. Immerhin hat er mir das "du" auch noch nicht angeboten. Siezen finde ich aber auch irgendwie komisch, weil das so einen "steifen" Eindruck macht. Ich versuch also einfach immer das "du" oder "sie" zu vermeiden. Klappt eigentlich auch ganz gut.
Ich hatte dieses Problem bei meiner Arbeit auch schon, als mir eine doch deutlich ältere Kollegin das "Du" angeboten hat. Mir fiel es am Anfang auch sehr schwer, sie zu duzen, aber auch ihr ist immer wieder noch das "Sie" mir gegenüber herausgerutscht, weil wir uns in der ersten Zeit, die ich in dem Betrieb gearbeitet habe, noch gesiezt haben. Deswegen war es auch nicht schlimm, wenn ich sie manchmal noch gesiezt habe, obwohl wir eigentlich schon zum vertrauteren "Du" übergegangen sind.
Irgendwann habe ich mich dann aber auch daran gewöhnt und das "Du" gegenüber dieser Kollegin fiel mir doch sehr viel leichter. Auch bei einer anderen Kollegin, die ich vorher viele Jahre gesiezt habe, dauerte es eine ganze Zeit, bis ich mich an das "Du" gewöhnt hatte. Wenn ich dem "Du" zugestimmt habe, gewöhne ich mich auch mit der Zeit daran. Wenn ich jemanden nicht mögen würde, dann würde ich freundlich sagen, dass ich lieber beim "Sie" bleiben möchte.
Wenn ich jemanden über 8 Jahre lang gesiezt habe, würde ich auch keine Veranlassung sehen das plötzlich zu ändern. Ansonsten habe ich aber in der Regel kein Problem damit auch wesentlich ältere Menschen zu duzen. Warum denn auch? Mit Respekt hat das meiner Meinung nach auch nichts zu tun. Ich kann jemanden auch nicht respektieren und trotzdem siezen und ich kann durchaus auch eine Respektperson duzen.
Ich hatte das Problem am Anfang mit einen meiner Chefs. Er bot mir das Du an und mir war das ein bisschen komisch, weil ich das so eben auch nicht kannte. Ich habe mich dann immer wieder dabei erwischt, wie mir das Sie über die Lippen rutschte, dann lächelte er nur, sagte aber nichts. Nun habe ich mir das Du aber auch angewöhnt.
Ich würde nach so einer langen Zeit keinen Grund sehen, warum man nun etwas ändern sollte. Jedoch muss ja immer der Ältere das Du anbieten und deswegen hat er rein nach der Höflichkeit alles richtig gemacht. Die Frage ist doch aber, wie du ihn wahrnimmst. Du schreibst, dass er bei deinen Kollegen nicht beliebt ist und was ist mit dir? Wenn dich das Du stört, kannst du es ja vielleicht noch mal bei ihm ansprechen.
Ich duze außer bei Ebay kaum jemanden den ich nicht besonders gut kenne, ich fühle mich da immer etwas unwohl. Es muss schon ein gewisser vertrauter Umgang vorhanden sein und es darf sich nicht um eine Respektsperson oder um eine deutlich ältere Person handeln. Ich denke auch immer „du Idiot“ sagt man schneller „Sie Idiot“. Ich mag es auch einfach nicht wildfremde Handwerker zu Duzen die ich im Leben nie wieder sehe.
Vor einigen Jahren hat sich mein damaliger recht bissiger Abteilungsleiter mit der großen Führung verkracht und sich im Gegenzug mit uns verbrüdert um nicht von zwei Seiten Feuer zu bekommen. Dieses Zweckangebot des Duzens war so offensichtlich dass ich mich lange weigerte das zu verinnerlichen. Die erste Zeit sprach ich ihn neutral an und dann kam auch irgendwann das „du“ obwohl ich immer noch „Sie“ meinte.
Als junger Mensch so mit 16 Jahren kam ich in eine sehr gute Arbeitsgruppe wo sich untereinander geduzt wurde. Meine Mentorin war gerade mal drei Jahre Älter als ich und ich traute mich nicht sie zu Duzen, ebenso eine ältere Kollegin die schon knapp über Vierzig war. Sie boten es mir zwar mehrfach an, aber ich konnte es einfach nicht. Nach knapp dreißig Arbeitsjahren habe ich dann ein ähnliches Verhalten bei einer blutjungen Praktikantin bei mir beobachtet. Sie saß lange Zeit in meinem Zimmer und wir verstanden uns wirklich prima, wir unterhielten uns auch über sehr private Dinge. Es stimmte einfach die Chemie und einige Zeit vor ihrem Abschied bot ich ihr das „du“ an. Sie sagte zwar ja, aber so richtig konnte sich das in ihrem Sprachgebrauch nicht durchsetzen. Ich gewöhnte mich zwar schnell daran sie zu Duzen, sie hatte aber Hemmungen wegen meines fortgeschrittenen Alters und der „Respektperson“. Zumindest glaube ich dass es so war, genau wollte ich auch nicht unbedingt nachfragen um sie nicht noch mehr zu verunsichern.
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