Würdet ihr eure Wurst gerne lebend kennenlernen?

vom 17.02.2013, 18:59 Uhr

In einer Ausgabe der Zeitschrift NEON entdeckte ich einen interessanten Artikel über einen Schweinehof gelesen, bei dem man sein eigenes Schwein kaufen kann. Dabei kann man es kennenlernen, streicheln, füttern, usw. wenn man in der Nähe wohnt und für weiter entfernt lebende Personen gibt es eine Online-Auflistung aller verfügbaren Schweine.

Nach der Schlachtung bekommt man dann die gekauften Teile seines Schweines, wahlweise als Filet, Wurst, Mett und was es sonst noch alles gibt. Käme so etwas für euch in Frage? Oder möchtet ihr gar nicht wissen, wer das Lebewesen auf eurem Teller war? Hättet ihr vielleicht sogar ein Problem damit ein Lebewesen zu essen, dass ihr kanntet? Oder ist ähnliches für euch alltäglich, weil ihr selbst ländlich lebt und regelmäßig Tiere direkt vom Acker schlachten lassen könnt?

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» Trisa » Beiträge: 3320 » Talkpoints: 37,50 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich bin auf dem Lande aufgewachsen und bei uns wurde auch selbst geschlachtet, so dass ich an sich kein Problem damit hatte, ein Tier zu vertilgen, welches ich gekannt oder aufgepäppelt habe. So habe ich vor einiger Zeit jedenfalls noch gedacht. Mittlerweile hat sich hier jedoch meine Einstellung verändert und ich könnte ein Tier, welches ich gekannt habe, nicht mehr essen. Man kann es mir servieren, aber man darf mir dann nicht sagen, dass es das Schwein ist, welches ich selbst aufgezogen habe.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12599 » Talkpoints: 0,42 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Soll der Hintergedanke dieser Aktion etwa sein, Menschen dazu zu bewegen, Vegetarier zu werden? Für mich sind Schweine, Kühe oder Hühner alle gleich und selbst wenn ich mal ein süßes Ferkelchen gestreichelt habe und man mir später erzählen würde, dass die Wurst, die ich gerade esse, von genau diesem Tier stammt, hätte ich damit kein Problem. Diese Tiere werden nun mal zum Schlachten gezüchtet und wenn "mein" Schwein nicht von mir gegessen wird, dann eben von jemand anderem. Macht doch keinen Unterschied.

Ein Schwein ist für mich einfach kein Tier, zu dem ich eine richtige Bindung aufbauen könnte, wie zu einem Hund oder zu einer Katze. Auch nicht, wenn ich mich intensiver damit beschäftigen würde. Von daher wäre es mir wohl wirklich egal. Teilnehmen würde ich an dieser Aktion mit Sicherheit nicht, da ich mein Geld lieber für was anderes ausgebe.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Jessy_86 hat geschrieben:Soll der Hintergedanke dieser Aktion etwa sein, Menschen dazu zu bewegen, Vegetarier zu werden?

Nein, überhaupt nicht. Vegetarier stehen dieser Aktion häufig eher skeptisch gegenüber. Es geht vielmehr auch darum, dass man weiß woher seine Wurst kommt und was drin ist. Zudem werden dadurch kleine Bauern unterstützt, die ihre Tiere artgerecht halten und man unterstützt keine Massentiertransporte. Außerdem kann sich sehr viel sicherer sein, dass nicht irgendwelches Fleisch "versehentlich" in die Wurst geraten ist.

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» Trisa » Beiträge: 3320 » Talkpoints: 37,50 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe eigentlich keinerlei Probleme damit, ein Tier zu essen, welches ich einmal persönlich gekannt habe. So lange ich zu diesem Tier keine persönliche Bindung aufgebaut habe. Es ist nun einmal so, dass jedes Stück Fleisch einmal ein lebendiges Tier gewesen ist. Beziehungsweise auch mehrere, denn zum Beispiel in einer Wurst sind ja häufig auch mehrere Tiere gemeinsam verarbeitet. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man Fleisch konsumiert. Und dann sollte es einem auch einigermaßen gleichgültig sein, von welchem Tier genau denn nun das Fleisch gekommen ist, denn gewisse Tiere werden eben gezielt für die Fleischproduktion gehalten und keines dieser Tiere ist weniger wert als ein anderes, sodass man sagen könnte, man möchte eben nur dieses "wertlose" Tier verzehren.

Jedoch finde ich es schon sehr skurril und makaber, wenn man sich zu Lebzeiten dafür entscheidet, später einmal das noch lebendige Tier zu essen, welches man sich zuvor ausgesucht hat. Denn wie gesagt, in meinen Augen sollte man eben nicht sagen "Den esse ich, den da will ich nicht essen.". Man sollte da meiner Meinung nach schon neutral bleiben.

Denn was könnten die Beweggründe dafür sein, dass man sich gerade dieses eine Tier aussucht? Findet man es vielleicht besonders abstoßend und fühlt sich deswegen weniger schlecht dabei, es zu essen, als wenn man ein kleines niedliches Tier essen würde? Ich kann es nicht nachvollziehen, warum man sich für ein bestimmtes Tier als Braten, Filet oder Wurst entscheidet.

Ich verstehe es, wenn man sagt, dass man heute ein bestimmtes Tier schlachtet, weil es eben schon so weit ist, geschlachtet zu werden, während andere Tiere noch ein wenig mehr Mast vertragen könnten. Diese Motive werden aber sicherlich keine Rolle spielen, wenn man über das Internet sich für das Fleisch eines bestimmten Tieres entscheidet.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich sehe diese Aktion eher zwiegespalten. Einerseits finde ich es ganz toll, dass dieser Hof die Aktion anbietet, weil man dadurch eben weiß, was in der eigenen Wurst oder was auch immer von dem Schwein gemacht wird, enthalten ist und dass das Tier halbwegs Artgerecht gehalten wurde. Davon kann man sich ja dann auch selber überzeugen, was mir schon gut an der Aktion gefällt, da man als Außenstehender ja einen solchen Hof in der Regel doch nicht betreten darf. Darum finde ich die Aktion dieses Schweinebauern schon unterstützenswert, weil die Idee gut ist.

Allerdings hätte ich wohl wirklich ein Problem damit, wenn ich genau wüsste, dass die Wurst, die ich auf dem Teller habe, von genau dem Schwein stammt, das ich vor einiger Zeit noch selber gefüttert und gestreichelt habe. Ich bin in der Stadt aufgewachsen und habe noch nie eine Schlachtung "live" gesehen. Wenn ich wüsste, dass ich mein Schwein esse, hätte ich wohl wirklich keinen Appetit mehr auf die Wurst.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Die Aktion des Schweinehofs finde ich gut. Man kann feststellen, dass das Schweinefleisch und die Wurst nicht aus einer Massentierhaltung kommt und das Tier sein kurzes Leben unter völlig unmöglichen Bedingungen fristen musste. So sieht man, dass es auch noch Höfe gibt, die Tiere in althergebrachter Art halten und diese Tiere wenigstens bis zu ihrer Schlachtung ein artgerechtes Dasein hatten und nicht erst das Tageslicht und die Sonne einmal in ihrem kurzen Leben sehen, und zwar auf dem Weg zum Schlachthof. Ich selbst esse weder Fleisch noch Wurst aufgrund der Tatsache, was die Tiere alles erdulden müssen in der Massentierhaltung.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich kann und könnte das definitiv nicht. Ich hätte das Schwein irgendwann vermutlich lebend noch gerettet und damit hätte ich dann erst einmal ein Schwein an der Backe. Ich meine, der Grundgedanke der dahinter steckt, ist sicherlich gut. Man soll sehen, wie gut es das Tier hat. Aber warum sollte man eben etwas schlachten, was es gut hat und so sein ganzes Leben verbringen könnte? Für mich ist das paradox.

Als meine Oma damals Kaninchen geschlachtet hat, die ich auch vorher füttern konnte und streicheln konnte, habe ich mich geweigert, diese zu essen und dann ganz begonnen, nichts mehr zu essen, was man streicheln kann.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


An und für sich finde ich diese Aktion nicht schlecht, aber ich wäre auch zwiegespalten. Ich weiß, dass ich, wenn ich "meine" Wurst persönlich kennen würde, sie nicht essen könnte. Ich glaube, ich ich würde nämlich relativ schnell eine "persönliche" Bindung zu diesem Tier aufbauen. Liegt aber daran, dass ich eigentlich alle Tiere mag und wohl generell schnell eine Verbindung zu Tieren aufbaue.

Ich denke auch nicht, dass es eine Aktion ist, um Leute dazu zu bewegen, Vegetarier zu werden. Dafür wäre es vielleicht effektiver, Leuten zu zeigen, wie Tiere geschlachtet werden, aber das ist wohl eine andere Geschichte.

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Auf dem ersten Blick erschien mir diese Aktion etwas makaber. Ich könnte nicht ein Tier beobachten, füttern und streicheln und es später auf meinem Teller verspeisen. Auch wenn ein Schwein nicht so ein niedliches Tier wie ein Kaninchen ist, würde ich trotzdem Mitleid empfinden.

Aber für die Tiere scheint diese Vorgehensweise vorteilhaft zu sein. Die Schweine werden dadurch vermutlich artgerecht gehalten und erhalten viel mehr Zuwendung als es woanders üblich ist. Ich hoffe, dass dies die Hintergedanken dieses Schweinehofs sind. Es wäre gut, wenn allgemein mehr darauf geachtet würde, wie die Tiere aufwachsen. Mich hat dieser Beitrag jedenfalls zum Nachdenken gebracht. Wenn ich in Zukunft Fleisch kaufe, werde ich mich auch erkundigen, ob die Tiere artgerecht gehalten wurden.

» kengi » Beiträge: 886 » Talkpoints: 17,93 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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