Kein Trennungsjahr bei heimlicher Sterilisation?

Familie A. hat schon zwei Kinder, möchte aber noch mehr Kinder. Herr A. möchte dies aber nicht und hat sich ohne Wissen und Einverständnis seiner Frau sterilisieren lassen. Frau A. hat das zufällig erfahren und ist entsetzt. Für sie gehören viele Kinder zum Leben und zur Selbstverwirklichung dazu und eigentlich war vor der Ehe auch ausgemacht, dass es eine große Familie werden sollte. Frau A. möchte sich scheiden lassen und sich einen anderen Mann für die nächsten Kinder suchen.

Hat Frau A. das Recht auf eine Härtefallscheidung noch vor Ablauf des Trennungsjahres? Könnt ihr die Frau verstehen, dass das Bedürfnis nach Kindern so stark ist, dass sie deshalb die Ehe beendet?

Ich kann die Frau nicht verstehen, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es hier zu einer Härtefallscheidung kommen kann, wenn man sich vorher einig darüber war, dass man viele Kinder haben möchte. Ich denke, dass man sich eben einig sein muss in einer Beziehung und wenn man Kinder möchte, dann sollten beide den Wunsch haben und nicht nur einer. Jedoch sollte man es auch akzeptieren, wenn einer dann eben keine Kinder mehr möchte und wenn man sich liebt, sollte das auch kein Problem sein.

Ich bewundere den Mann, dass er damit quasi die Notbremse gezogen hat. Selbst wenn man sich vor der Hochzeit auf viele Kinder geeinigt hatte, können sich ja nun auch Dinge ergeben haben, die unvorteilhaft für diese Übereinkunft sind. Immerhin kosten Kinder ja auch Geld und das muss eben auch vorhanden sein.

Dass nun Frau A eine Scheidung nach der Härtefallregelung nach Paragraph 1565 Abs. 2 BGB möchte, halte ich einfach nur für sinnfrei. Denn wo bitte sieht Frau A denn einen Härtefall? Sie kann sich aber mit den möglichen Gründen für diese Variante der Ehescheidung mal genauer befassen. Eine umfangreiche Auswahl kann sie auf dieser Seite finden.

Ich persönlich finde das Verhalten von beiden Seiten sehr merkwürdig. Eine Sterilisation ist zwar kein großer operativer Eingriff, aber die Folgen sind doch entschneidend für das Leben eines Mannes. Die Frau damit so zu überraschen finde ich unglücklich. Man hätte das ja vorher bereits besprechen können, besonders dann, wenn "abgemacht" ist, dass beide eine große Familie wollen.

Dass die Frau sich nun vor den Kopf gestoßen fühlt und auch sauer ist, kann ich irgendwo verstehen. Schließlich ist es eine Entscheidung, die das Leben beider Ehepartner betrifft. Dass sie nun überlegt, sich scheiden zu lassen ist ein harter Schritt. Allerdings wussten beide anscheinend, dass viele Kinder erwünscht sind und wenn der Wunsch nach Kindern bei der Frau so groß ist, bleibt ihr wohl kaum eine andere Möglichkeit. Es sei denn, sie lässt den "Postboten" vorbeikommen Was im Endeffekt ja nun keine Lösung ist.

Ich denke, dass der Mann schon vor der Sterilisation gewusst hat, dass dies seiner Frau nicht wirklich passt, sonst hätte er es nicht heimlich gemacht. Mit den Konsequenzen muss er nun leben. Natürlich haben beide die Rechte über ihre Körper und können damit machen, was sie wollen. Auch, dass beide scheinbar gegensätzliche Wünsche haben, ist ja vollkommen ok. Aber meiner Meinung nach bespricht man doch so etwas in einer gut funktionierenden Ehe und sucht gemeinsame Lösungen und Kompromisse, oder nicht?

Ich glaube, dass Härtefallscheidungen nur möglich sind, wenn es beispielsweise körperliche Gewalt etc. gab. Eine heimliche Sterilisation finde ich jetzt vom Ausmaß her nicht so dramatisch, dass es unzumutbar wäre, mit dem anderen nicht noch ein Jahr in Trennung zu leben oder unbedingt sofort jemand anderen heiraten zu müssen.

Mich würde interessieren, wie die Frau das erfahren hat. Denn sicherlich hatte der Mann nicht die Absicht, ihr das zu sagen; wie hat sie es also herausbekommen? Irgendwie kann ich das schon verstehen, denn man kann ja im Laufe der Zeit feststellen, dass es eben auch recht anstrengend ist, Kinder zu haben und vielleicht hatte sich der Mann das vorher auch anders gedacht und dann erlebt, wie belastend die Kinder sind, die er schon hat.