Befreiendes Gefühl beim Wegwerfen von Dingen
Ich bin ein sehr unordentlicher Mensch, der dieses Chaos aber nicht genießt, sondern hasst. Vielleicht habe ich auch einfach noch keine Strategie gefunden, um die Dinge richtig anzuordnen. Damit ich mir häufiges Aufräumen erspare, besitze ich weniger Dinge als andere Menschen. Meine Schwester hat beispielsweise noch die alten Spielsachen von ihren Kinder. Ich habe nichts mehr aus dieser Zeit, so verstaubt auch nicht. Ich besitze auch nur sehr wenige Regale, weil ich nichts habe, was ich hineinstellen könnte.
Ich empfinde es als Befreiung, Dinge wegzuwerfen oder zu verschenken. Wenn ich zum Altpapier-, Glas- oder Plastikcontainer gehe, durchströmt mich – auch wenn es merkwürdig klingt – ein Glücksgefühl. Neulich habe ich den Sperrmüll aus der Garage abholen lassen. Danach habe ich mich wie neugeboren gefühlt und voller Energie.
Gibt es noch andere Menschen, die so gerne Dinge wegwerfen wie ich? Bei meiner Freundin ist es genau umgekehrt, bei ihr ist Wegwerfen fast mit Schmerzen verbunden.
Es kommt ganz darauf an, was ich wegwerfe. Bei normalen Dingen wie dem täglichen Müll empfinde ich natürlich weder Schmerzen, noch besondere Glücksgefühle. Es ist einfach etwas alltägliches, was gemacht werden muss.
Etwas anderes ist es natürlich, wenn man ausmistet, da man das nicht besonders oft tut. Dort können durchaus mal Gefühle aufkommen. Wenn ich Dinge wegwerfe, die mir früher sehr am Herzen lagen, dann tut das schon ein wenig weh. Beispielsweise habe ich vor einiger Zeit fast alle meiner Kuscheltiere meiner Nachbarin gegeben, die regelmäßig in die Ukraine reist und sie dort dann bedürftigen Kindern übergibt. Mir ist natürlich bewusst, dass die Kinder damit viel mehr anfangen können als ich, immerhin lagen die Kuscheltiere jetzt einige Jahre nur im Keller herum. Aber trotzdem hat es irgendwie wehgetan, weil sie mich an bestimmte Situationen aus meiner Kindheit erinnert haben. Ich habe dann auch drei der Kuscheltiere behalten, weil sie mir besonders am Herzen lagen.
Ansonsten bin ich aber nicht so wehleidig. Mir tut es zum Beispiel richtig gut, wenn ich mit meinem Freund beispielsweise Streit habe, Dinge, die mit ihm zusammenhängen, kaputt zu machen und dann letztendlich wegzuwerfen. Dass ich so wütend war dass ich das gemacht habe, kam bisher nur selten vor, aber wenn es mal vorkommt, dann fühle ich mich, nachdem ich etwas weggeschmissen habe, auch besser.
Das Glücksgefühl bezüglich des Sperrmülls kann ich auch gut nachvollziehen. Da ist man einfach dankbar, wenn man zum Beispiel die alten Schränke endlich mal los ist, die man eigentlich schon ewig loswerden wollte.
Ich habe es auch gerne ordentlich und muss sagen, dass ich das wegwerfen mit gemischten Gefühlen sehe. Bei Sachen, die kaputt sind oder eh niemand mehr will, macht es mir nichts aus und es ist eher eine Belastung weniger, die Sachen dann zu entsorgen. Aber bei Kleidung und anderen Sachen, denke ich oft, dass sich vielleicht irgendwo noch jemand darüber gefreut hätte. Ich gebe diese Sachen dann auch in Kleidercontainer und werfe sie nicht in den Müll.
Beim aussortieren von Kleidung tue ich mich immer schwer, weil ich denke, dass sie vielleicht doch nochmal getragen werden und zu schade sind, um sie eben zu entsorgen. Daher biete ich sie dann auch im Internet an, aber wenn sie dann niemand will, muss ich sie ja trotzdem irgendwann entsorgen. Ansonsten bin ich schon der Meinung, dass es sehr befreiend sein kann, wenn man mal etwas wegwirft und aussortiert. Man kann eben nicht alles behalten, ohne irgendwann ein riesen Chaos zu haben.
Bei Müll steht das Behalten ja nun nicht zur Debatte, jedenfalls nicht für mich, von daher ist es für mich etwas völlig normales und alltägliches diesen Müll zu entsorgen. Ich fühle mich dabei weder besonders gut noch besonders schlecht. Wenn ich Sperrmüll abholen lasse, der viel Platz weggenommen hat, bin ich natürlich schon froh, dass ich den Platz nun wieder für etwas Sinnvolleres nutzen kann, aber in Verzückung verfalle ich deshalb noch lange nicht.
Bei Sachen, bei denen es objektiv gesehen eigentlich keinen Grund gibt sie wegzuwerfen, weil sie noch in gutem, gebrauchsfähigem Zustand sind, ist das ein bisschen was anderes. Ich habe ein Jahr lang mal alles systematisch durchgeschaut und alles unnötige aussortiert wie Brotbackautomaten, Dekoration, Möbel, Kleidung, Bücher und so weiter, es kam alles auf den Prüfstand. Ich bin weder besonders unordentlich noch zu faul zu aufräumen, aber früher bin ich eben recht oft umgezogen und da mistet man von alleine aus, wenn man die Kisten packt, und da ich nun ein permanentes Zuhause habe hatte sich einiges angesammelt. Als ich dieses Projekt abgeschlossen hatte, habe ich mich auf jeden Fall gut gefühlt.
Ich habe bei mir in meinem Hobby-Bereich auch immer ein gewisses Chaos. Das hängt auch mit meiner Sammelleidenschaft für Stoffe und Wolle zusammen. Meist kaufe ich mehr ein als ich benötige und so bleibt immer ein kleiner Rest übrig, den man eigentlich nicht mehr braucht. Diese Reste werden dann in einer Kiste gesammelt. Irgendwann reicht aber, diese eine Kiste nicht mehr aus und es kommen weiter hinzu. Mittlerweile habe ich schon einen ganzen Schrank voll mit Resten und Sachen die ich für mein Hobby ja irgendwann wieder nutzen könnte. Da ich mein Hobby - ich nähe sehr gerne - im Schlafzimmer ausübe, war es bis vor kurzem eine kleine Rumpelkammer. Die Stoffe türmten sich schon in den Regalen und Schränke platzten aus allen Nähten. Von Wohlfühlen im Schlafzimmer konnte keine Rede sein.
Jetzt haben wir das Schlafzimmer renoviert und einen neuen Schrank für mein Hobby gekauft. Natürlich passte nicht alles hinein und ich musste mich von einigen Sachen schweren Herzens trennen. Aber muss man denn Stoffstückchen von 5 x 5 cm aufbewahren? Ich habe da radikal aufgeräumt und aussortiert. Nun bin ich froh, das ich da so konsequent gewesen bin, denn das Schlafzimmer sieht wieder aus wie ein Schlafzimmer, es ist gemütlich und so soll es bleiben.
Ich habe mich von diesen überflüssigen Dingen getrennt und im Moment fühle ich mich auch befreit. Die permanente Unordnung ist weg. Bei anderen Dingen, Haushaltsgegenstände oder Bekleidung habe ich keine Hemmung mal etwas aus zu sortieren. Die kann ich auch ohne groß nach zu denken einfach weggeben.
Ich bin da sehr zwiegespalten. Ich mache einmal im Jahr, meist im Frühjahr, eine Ausmistaktion. Und danach freue ich mich auch sehr darüber, dass ich jetzt keine überflüssigen Dinge mehr da habe. Aber bei manchen Sachen fällt mir das Trennen doch sehr schwer. Alles, was mit Erinnerung verbunden ist. Da gibt es Sachen in meinen Schubladen, vorwiegend aus der Teenagerzeit, die ich eigentlich nicht mehr bräuchte. Aber ich bringe es auch nicht über das Herz, sie weg zuschmeißen.
Bei meiner DVD-Sammlung war ich bei der letzten Ausmistaktion auch geteilter Meinung und habe letztendlich nichts aussortiert. Dieses Jahr habe ich dann festgestellt, dass ich sie ein Jahr lang nicht angefasst habe. Also war ich da jetzt einfach mal radikal. Natürlich habe ich sie nicht weg geschmissen, sondern anders "entsorgt". Und ich finde das Regal jetzt so ordentlich und übersichtlich deutlich schöner.
Von anderen Sachen trenne ich mich deutlich leichter. Da wird gar nicht oft darüber nachgedacht. Was weg ist, ist weg.
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