Kind mit auf die Intensivstation nehmen?

vom 12.02.2013, 09:54 Uhr

Meine Oma liegt im Krankenhaus. Jetzt geht es ihr Gott sei Dank wieder besser, aber sie hat letzte Woche auf der Intensivstation gelegen, da sie akutes Nierenversagen hatte. Sie war an alle möglichen Geräte angeschlossen und auch an die Dialyse. Meine Tante und mein Onkel waren sie nun besuchen und ich weiß nicht warum ihr kleiner Sohn (5 Jahre alt) war auch mit dabei. Meine Oma erzählte mir gestern, dass er eben auch mit auf der Intensivstation war und verstört war nachdem er sie da so liegen gesehen hat.

Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen wie man ein Kind mit auf die Intensivstation nehmen kann. Für uns Erwachsene ist dies oft ja schon sehr schwer zu verdauen, aber für ein Kind das noch nicht alle Zusammenhänge begreift ist dies doch schrecklich. Es hätte ja einer reingehen können und der andere mit dem Kind draußen warten und dann umgekehrt. Ich kenne das eigentlich auch nur so, dass Kinder gar nicht auf die Intensivstation dürfen.

Wie seht ihr das? Würdet ihr ein Kind mit auf die Intensivstation nehmen wenn es erlaubt ist? Habt ihr es eventuell selber schon mal gemacht, und wenn ja wieso?

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich wundere mich, dass das Kind dort überhaupt herein gelassen wurde. Ich kenne es nämlich so, dass Kinder erst ab einem gewissen Alter auf der Intensivstation Zutritt bekommen. Mein Opa lag auch schon mal auf der Intensivstation und wir Kinder durften damals nicht zu ihm, weil wir noch zu klein waren. Er hatte dann aber ein Zimmer im Erdgeschoss mit großem Fenster und wir konnten ihm dann von draußen zuwinken.

Ich würde Kinder nicht mit auf die Intensivstation nehmen, da es für sie doch sicherlich ein traumatisches Erlebnis sein kann, was sie eben nicht so schnell vergessen oder verarbeiten können. Gerade die ganzen Geräte, Schläuche und ähnliches. Vor allem liegen dort ja auch Patienten, die dem Tode nah sind und das ist meiner Meinung nach für ein Kind nun wirklich nichts, was es sehen sollte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kenne es auch so, dass Kinder unter 12 Jahren dort gar keinen Zutritt haben. Als mein Opa mal auf der Intensivstation lag, war ich fast 12, durfte aber nur mal durch die offene Tür der Station und des Zimmers zu ihm rüberwinken, weil die Schwester so freundlich war, kurz die Türen aufzuhalten. Da ging es ihm aber schon besser und er war kurz vor der Verlegung auf eine normale Station.

Im Nachhinein finde ich das völlig in Ordnung, dass Kinder dort nicht erwünscht sind. Meine bisherigen Besuche auf Intensivstationen als Erwachsener haben mich doch stets sehr belastet. Wie ein Kind das alles verarbeiten soll, ist nur schwer nachzuvollziehen. Dazu kommt noch, dass Kindern vielleicht der Ernst der Lage nicht ganz bewusst ist und sie dort mit ihrem einem Kind angemessenen Verhalten doch etwas stören.

» Squeeky » Beiträge: 2792 » Talkpoints: 6,18 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ein fünfjähriges Kind würde ich nicht mit auf die Intensivstation nehmen. Meine Tochter war 12 Jahre alt als ich eine Notoperation hatte, ich musste auch einen Tag auf der Intensivstation liegen. Sofort nach dem Aufwachen habe ich zu meinem Mann gesagt: "Bring bitte unserer Tochter nicht mit hier hin." Zum Glück hatte er sie nicht mit dabei. Ich finde es nicht schön, wenn kleine Kinder so etwas sehen müssen.

Als meine Mutter ein paar Jahre später auf der Intensivstation lag und ich sie nach einer achtstündigen OP gesehen habe, bin ich fast zusammengeklappt. Wie würde ein Kind so etwas verarbeiten? Dabei macht mir so etwas eigentlich nichts aus, aber nach stundenlanger OP und dann an viele Schläuche und Geräte angeschlossen, es war kein schöner Anblick.

Normalerweise dürfen doch so kleine Kinder nicht mit auf die Intensivstation, ich kann nicht verstehen warum das Pflegepersonal das zugelassen hat.

» ratacrash1962 » Beiträge: 674 » Talkpoints: 7,40 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das darf man doch gar nicht. Als meine Schwester auf der Intensivstation war, durfte ich nur rein, weil meine Eltern gesagt haben das ich 14 bin. Als mein Vater vor 3 Jahren lag, musste ich erst meinen Ausweis vorzeigen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon 24 Jahre alt, und man hatte mir trotzdem den Eintritt verwehrt weil ich so jung aussehe. Also das finde ich unfassbar. Ich würde an sich auch nie auf die Idee kommen, ein so kleines Kind mit zunehmen.

» Kleinnightwish85 » Beiträge: 684 » Talkpoints: 33,25 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde es auch sonderbar, dass Kinder dort hineindürfen. Aber wenn das so ist, kommt es auf die Vorbereitung des Kindes an und auf das Kind selber. Ich denke schon, dass man so etwas manchen Kindern bei entsprechender Vorbereitung durchaus zumuten darf, wenn es wahrscheinlich ist, dass die Oma wieder gesund wird. Wenn die Lage kritisch ist, würde ich das Kind nicht mitnehmen, weil es seine Oma in einem anderen Zustand in Erinnerung behalten sollte.

Natürlich hätte man die Oma vorher fragen sollen, ansonsten ist das ganz und gar nicht in Ordnung.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde es auch seltsam, da solch kleine Kinder schon die Intensivstation betreten dürfen. Mein Großvater hat Krebs im Endstadium und er lag im letzten Jahr auch auf der Intensivstation. Mein Sohn war zum dem Zeitpunkt zwar erst drei Jahre alt, aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihn mitzunehmen. Ich selbst fand es ja schon erschreckend, meinen Opa mit all den Schlächen dort liegen zu sehen - wie soll sich da erst so ein kleines Kind fühlen?! Dass die dann einen Schock bekommen, einen geliebten Menschen auf diese Art und Weise dort liegen zu sehen, ist ja wohl mehr als verständlich.

Davon abgesehen hätte ich meinen Kleinen auch nicht mitnehmen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Bei uns wird der Zutritt erst Jugendlichen ab 12 bzw. 14 Jahren gestattet. So genau weiß ich das leider nicht mehr, aber unter 12 Jahren kommt man da garantiert nicht rein und das finde ich ehrlich gesagt auch gut so. denn kleine Kinder haben auf einer Intensivstation einfach nichts verloren. Die können das doch noch überhaupt nicht verarbeiten. So etwas ist meiner Meinung nach echt verantwortungslos. Natürlich kommt es auch immer auf das Kind an, aber ein Kind mit 5 Jahren ist trotzdem noch viel zu jung!

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» MeL.G » Beiträge: 4918 » Talkpoints: 16,81 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Als ich etwa neun Jahre alt war, hatte mein Opa Krebs. Da dieser Opa aber in Polen lebt, musste ich zwangläufig mitkommen, da meine Eltern mich nicht allein in Deutschland lassen wollten, zumal ich auch keine Betreuung gehabt hätte. So musste ich also im Alter von neun Jahren eine Woche lang mit meinem schwer kranken Opa und meinen Eltern von Arzt zu Arzt fahren, wobei ich Tag und Nacht mit der Krankheit konfrontiert wurde. Nach einiger Zeit kam mein Opa dann auch auf die Intensivstation, wo ich ihn natürlich auch jeden einzelnen Tag besuchen musste, da meine Eltern darauf bestanden.

Ich weiß ganz genau, dass es für mich als Kind einfach nur schrecklich war, meinen Opa so sehen zu müssen. Ganze zwei Wochen lang gab es kein anderes Thema. Auch die Intensivstation schockierte mich extrem, so dass ich am Ende einfach nur fertig mit den Nerven war.

Heute denke ich, dass eine Intensivstation absolut nichts für Kinder ist, wenn sie nicht selbst dort liegen müssen. Ich weiß, wie sehr mich die Situation belastet und fertig gemacht hat. Von daher würde ich nie auf die Idee kommen, meine Kinder, wenn ich denn einmal welche haben sollte, mit auf die Intensivstation zu nehmen. Ich finde, dass das einfach nicht geht. Die Belastung ist zu groß.

Ab welchem Alter man nun wirklich auf die Intensivstation darf, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass ich, als ich dreizehn war, nicht nach meinem Alter gefragt wurde, als ich meinen Vater besucht habe. Schilder gab es auch überhaupt keine. Von daher denke ich, dass sie das im Krankenhaus wohl nicht so eng zu sehen scheinen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Meine Oma hatte als ich klein war eine Operation am Herzen. Das erzählten mir meine Eltern natürlich und versuchten es mir kindgerecht zu erklären, wobei sie das vermutlich nicht so toll gemacht haben, da ich als ich bei ihr im Zimmer stand total verstört war.

Ich hatte Angst um sie und an diese Angst kann ich mich heute noch erinnern. Ich war fest der Meinung, dass sie jeden Moment sterben wird und in dem Moment war mir nicht klar, dass es ihr eigentlich schon besser geht. Mit dem Beispiel möchte ich verdeutlichen, dass ein Kind wie ich finde nichts im Krankenhaus zu suchen hat, weil es nicht begreifen kann, was da stattfindet und dass es nicht so schlimm ist.

Ich würde mein Kind sicherlich auch erst mit 12 Jahren auf so eine Station mitnehmen und dann auch auf den Charakter meines Kindes achten. Wenn man ein schüchternes, leicht zu verängstigendes Kind hat, würde ich es auch mit 12 nicht mitnehmen, weil das einfach zu viel wäre. Man muss da schon auch auf das Kind und nicht nur auf das Alter achten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde nicht, dass Kinder unter 12 Jahren etwas dort verloren haben. Noch sehr gut kann ich mich erinnern, als wir meine Oma nach ihrer Hirnblutung in der Nervenheilklinik besucht hatten. Ich war damals unter zehn Jahre alt. Jedenfalls war meine Oma um zwanzig Jahre gealtert und ich kannte sie nicht mehr. Für mich war es ein Schock, als ich meine Oma gesehen hatte.

Deshalb finde ich, dass zum eigenen Schutz der Kinder, diese nichts dort verloren haben. Auch wenn es dem Ende zu geht, so sollten die Kinder doch die Person so in Erinnerung behalten, wie sie sie gekannt und geliebt hatten. Denn es ist immer schöner, wenn man eine positive Erinnerung an einen Toten hat.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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