Unerwarteter Rücktritt von Papst Benedikt dem XVI.
Ich hab mich auch fast an meinem Kaffee verschluckt, als die Meldung im Radio kam. Ich dachte erst, ich habe mich verhört. Ich meine, es kommt ja nicht alle Tage vor, dass wir Zeuge einer Papstwahl werden. Jetzt werden wir innerhalb von kurzer Zeit schon die Zweite erleben. Das ist schon spannend.
Ich stehe dem Papstrücktritt aber zwiespältig gegenüber. Ich weiß nicht so recht. Natürlich steht die Gesundheit über allem, aber dass ein alter Mann irgendwann gebrechlich wird, ist doch voraussehbar. Das war doch schon bei der Wahl klar. Viele haben ja hier schon betont, dass andere Päpste auch noch aus dem Bett ihr Amt geführt haben. Von daher verstehe ich nicht, was jetzt anders ist.
Zum Zweiten macht mich der weitere Verlauf schon sehr stutzig. Der Papst soll sich in ein Kloster zurück ziehen und dann ward von ihm nichts mehr gesehen. Angeblich, damit die Kirche nicht in einen Zwiespalt gerät. Soll das jetzt heißen, dass der neue Papst mit dem alten dann im Widerspruch stehen könnte? Und weiter gedacht: Hat Benedikt vielleicht Entscheidungen und Einstellungen an sich, weswegen er vielleicht einfach nicht mehr tragbar wäre und deswegen ins Nirvana verschwindet?
Also mal ganz ehrlich, ich bin jetzt kein Verschwörungstheoretiker. Aber ein wenig komisch finde ich das alles schon. Ihr nicht?
Eigentlich ist es mir egal wer Papst ist oder ob jemand Papst ist. Aber natürlich verfolgt man trotzdem die Nachrichten dazu, es gehört eben zum Weltgeschehen.
Von uns möchte doch auch jeder mal in Rente und das sicher gerne vor dem 85. Lebensjahr. Der Mann ist 85 und offensichtlich hat er seine Sinne alle beisammen, dass er erkennen kann, dass es ihm schlechter geht und er den Rest seiner Zeit lieber mit Ruhe und auch mit seinem Bruder verbringen möchte.
Ich finde sowas angenehmer als das lange, von Fernsehteams begleitete Siechtum des vorherigen Papstes, das fand ich äußerst gruselig.
Als mir mein Mann die Meldung vorlas dachte ich auch im ersten Moment, er will mich auf den Arm nehmen. Mir war auch als Katholik bislang nicht bewusst, dass ein Papst überhaupt freiwillig zurück treten kann.
Mich wundert hingegen auch, dass er überhaupt noch lebt. Als er mit 78 Jahren seine Laufbahn als Papst weiter führte, war er ja auch nicht gerade der jüngste. Selbst für einen Papst war er damals schon recht alt, der letzte so alte Neupapst lebte wohl irgendwann im 18. Jahrhundert. Es gibt zwar rüstige Senioren, aber wenn man sich an sein Gesicht schon damals erinnert, mit seinen recht heftigen Augenringen sieht er einfach gesundheitlich angeschlagen aus.Ob das wirklich medizinisch relevant ist, weiß ich nicht. Aber als Model für Doppelherz hätte er nicht getaugt. Dass er nun seit fast 8 Jahren die Kirche leitet, erstaunt mich. Hätte mir gestern mein Mann die Meldung vorgelesen, dass der Papst einer Krankheit erlegen wäre, hätte mich das kaum verwundert.
Es erstaunt mich nicht, dass der Papst gesundheitlich so weit angeschlagen sein soll, dass er seine Ämter nicht weiter führen kann. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das auch noch andere Gründe hat. Aber erfahren wird man das so schnell nicht. Wenn ein paar Jahre ins Land gezogen sind, wird vielleicht manches ans Tageslicht kommen.
Ganz ehrlich finde ich es nicht gut, dass der Papst zurücktritt. Für mich misst der Herr Ratzinger hier mit zweierlei Maß, einerseits hat er so strenge Prinzipien, ich sage nur keine Ehescheidungen, keine Kondome, nicht mal in Afrika bei der enorm hohen HIV-Rate, keine Abtreibungen für Vergewaltigungsopfer und so weiter und andererseits schmeißt er alle seine Prinzipien, wenn es um ihn selbst geht so einfach über Bord.
Im Prinzip kann man doch sagen, dass sich der Papst jetzt von seinem Amt "scheiden lässt" und wer sonst in der ganzen Welt so wenig einsichtig ist und an jahrtausenden alten Traditionen festhält, der soll das bitte auch in allen Bereichen seines Lebens machen. Natürlich ist der Mann sehr alt und gesundheitlich angeschlagen aber das waren alle anderen Päpste vor ihm auch, gerade Johannes Paul der II ist ja richtiggehend öffentlich gestorben aber so war das nun mal schon seit Jahrhunderten und Papst zu sein ist nun mal nicht einfach ein Job wie viele andere.
Ich kann nur hoffen, dass der Nachfolger von Benedikt XVI ein wenig weltoffener ist und es den Millionen gläubigen Katholiken auf der Welt etwas einfacher macht indem er menschenwürdigere Entscheidungen trifft und etwas mehr mit der Zeit geht. Soviel zum Thema "wir sind Papst...gewesen für 8 Jahre".
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