Durch Aufziehuhren ein anderes Verhältnis zur Zeit bekommen?

vom 10.02.2013, 11:26 Uhr

Ich trage eine Armbanduhr, die sich automatisch aufzieht. Das heißt, sie zieht sich selber auf, wenn man den Arm bewegt. Mein Freund belächelt diese Uhr, weil er meint, das sei weder Fisch noch Fleisch. Wenn ich keine Lust habe, die Uhr aufzuziehen, solle ich mir doch gleich eine Quarzuhr kaufen. Die bleibe wenigstens nicht stehen, wenn ich sie ein paar Tage lang nicht trage. Ich hatte mir damals beim Uhrenkauf keine Gedanken gemacht, sondern nur auf das Aussehen geachtet.

Mein Freund hat eine in seinen Augen "richtige Uhr", die er jeden Morgen aufzieht. Das ist ihm in Fleisch und Blut übergegangen und er macht es fast zum Ritual. Er meint, dass er mit dem Aufziehen der Uhr eine Art Macht über die Zeit verspürt. Die Uhr nicht gnadenlos weiter, sondern er kann sie einfach anhalten und die Zeit stehen bleiben lassen. Natürlich ist klar, dass die Zeit dann nicht wirklich stehen bleibt. Aber für meinen Freund ist es ganz wichtig, die Uhr jeden Morgen zu Leben zu erwecken. Dies gibt ihm anscheinend ein Gefühl der Selbstbestimmung.

Habt ihr auch eine Uhr zum Aufziehen und ähnliche Gefühle dabei? Oder habe ihr andere Gründe dafür gehabt, euch eine Aufziehuhr zu kaufen? Könntet ihr euch vorstellen, ähnliche Empfindungen zu haben, wenn ihr euch eine Uhr zum Aufziehen kaufen würdet?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe eine Uhr zum Aufziehen, aber nicht solche Gefühle wie dein Freund. Ich finde es in erster Linie praktisch, dass ich keine Batterien wechseln muss (bzw wechseln lassen, was noch komplizierter ist). Dazu mag ich dieses nostalgische Flair und sie sieht auch sonst eher altmodisch aus, was aber ganz meinem Geschmack entspricht. Das Aufziehen mache ich auch nicht rituell jeden Morgen, sondern ehrlich gesagt einfach immer dann, wenn es mir gerade einfällt. Die ist auch schon mal stehen geblieben, weil ich eben nicht daran gedacht habe.

» Gingerhead » Beiträge: 500 » Talkpoints: 65,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich habe noch irgendwo eine alte Taschenuhr zum Aufziehen herumliegen. Die habe ich schon als Kind zum Spielen bekommen, weil das Gehäuse ziemlich beschädigt war. Das Glas beispielsweise war auch schon draußen. Also, streng genommen kann ich mich wohl eher zu den Leuten zählen, die keine wirkliche Aufzieh-Uhr besitzen. Wobei ich sagen muss, dass ich sie sehr schön finde. Ich mag einfach nostalgische Dinge. Daher kann ich mir gut vorstellen, mir irgendwann einmal eine funktionierende Taschenuhr zum Aufziehen zu kaufen.

Diesen Gedanken, man erwecke die Zeit mit dem Aufziehen zum Leben oder halte sie durch das Nicht-Aufziehen an, finde ich irgendwie eher kurios. Auch, dass man damit gewissermaßen irgendeine Macht ausübt, kann ich nicht nachvollziehen. Selbstbestimmung ist eine große Sache und hängt definitiv nicht mit dem Aufziehen einer Uhr zusammen, sonst wäre der Großteil der heutigen Menschheit ja völlig fremdbestimmt. Gut, darüber kann man natürlich auch debattieren, aber an Aufziehuhren würde ich das definitiv nicht festmachen.

Im Gegenteil, wenn man es streng nimmt, könnte man ja auch behaupten, dass eine Aufziehuhr einen eher ein wenig an der Entfaltung der eigenen Persönlichkeit hindert, jedenfalls zeitlich. Man braucht sich nur mal vorstellen, was man alles für individuelle Dinge in der Zeit tun könnte, in der man diese Uhr immer wieder aufziehen muss. ;)

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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