Ein behindertes oder chronisch krankes Tier adoptieren?
So lange das Tier nicht unter starken Schmerzen leidet, würde ich nahezu jedes Tier adoptieren und behandeln lassen. Da ich für die Tiere entscheide, sollte eine Einschläferung definitiv die letzte Option sein, aber wenn das Tier sich quält ist eine Einschläferung die richtige Entscheidung. Jetzt direkt zum Thema. Ich habe einige kranke Tiere gepflegt und weitere leben seit Jahren glücklich bei uns.
Unsere Frettchen stammen alle aus schlechter Haltung. Von fünf Frettchen ist leider eines nach einer langen und kostspieligen Behandlung verstorben. Jedoch ist er ohne Schmerzen friedlich eingeschlafen. Er war doppelt so schwer, als er hätte sein dürfen und konnte kaum noch laufen. Wir haben ihn aufgepäppelt und er hatte noch zwei schöne Jahre. Da spielen bei uns Kosten auch keine Rolle, solange es den Tieren gut geht. Ein Frettchen hat chronischen Husten, das andere übergibt sich ständig bei Stress, eines hat Osteoporose und bekommt Medikamente und eines ist soweit gesund. Alle sind nun über 7 Jahre alt, haben sich nicht gequält und leben immer noch bei uns. Somit war es jede Behandlung wert, um den Tieren zu helfen. Frettchen werden im Durchschnitt circa sieben Jahre alt.
Vor fünf Jahren haben wir eine Schildkröte bekommen. Diese wurde 12 Jahre lang misshandelt und hat so gut wie nie das Sonnenlicht gesehen. Somit war der Kiefer verformt, der Panzer weich wie Papier und Elmo konnte nicht essen, trinken oder richtig laufen. Nach einigen Untersuchungen hat unsere Tierärztin dann einen Behandlungsplan erstellt. Nun lebt er bei anderen Schildkröten und hat ein tolles zu Hause. Durch die Behandlung und viel Geduld wurde sein Panzer hart, er konnte wieder laufen, essen und trinken. Dies sogar selbständig. Da er nicht allein bleiben sollte, haben wir ihn nach 3 Jahren gesund vermittelt und besuchen ihn immer noch. Da hat sich jede Behandlung gelohnt und unser Elmo hat jetzt ein tolles Leben.
Jedes Tier hat eine Chance verdient und ich würde nicht sagen wollen, was Gründe für die Ablehnung eines kranken oder behinderten Tieres wären. Hätte ich gar kein Geld könnte ich mir keine Tiere leisten. Aber eine Einschläferung würde für mich nur in Frage kommen, wenn sich das Tier quält. Solange ich durch Medikamente und Therapien gewährleisten kann, dass es dem Tier gut geht, würde ich es aufnehmen und dieses auf seinem Weg begleiten. Meine Tiere würde ich auch nicht wieder her geben und die kleine Rasselbande ist nicht unbedingt "klein". Jeder sollte entscheiden, ob er die Behandlungen leisten kann und die Verantwortung übernehmen und tragen kann. Das ist das Wichtigste.
Wenn ein Tier immer wieder krank ist, dann macht man sich als Besitzer doch auch immer wieder Sorgen. Das ist etwas, was mich immer sehr belastet hat. Man hofft und bangt, kann sich auf gar nichts mehr so richtig konzentrieren, wenn es dem Tier gerade schlecht geht und leidet selbst total. Und natürlich will man als Tierbesitzer so lange wie möglich das Tier bei sich behalten und je älter es wird, desto schlimmer wird es ja meistens. Mich hat das wirklich sehr schlimm mitgenommen, wenn die Tiere krank waren und ich dann beispielsweise nachts in der Tierklinik-Aufnahme saß und deswegen am nächsten Morgen kein Auge aufbekommen habe.
Für mich käme es auf die Behinderung oder Erkrankung des Tieres an. Wenn es ständig Schmerzen leiden müsste und nicht gut zurecht käme, würde mich das sehr belasten. Bei manchen Tieren mit Handicap ist Mitleid ja auch falsch und man muss eben damit umgehen können, dass das Tier beeinträchtigt ist.
Außerdem sollte man die möglichen Tierarztkosten nicht außer Acht lassen. Es kann ja sein, dass ein chronisch krankes oder behindertes Tier ständig Medikamente braucht oder eine regelmäßige Betreuung durch den Tierarzt. Das sollte man vorher bedenken und schauen, ob man sich das Finanziell leisten kann und auch dazu bereit ist, die Kosten zu tragen.
Ich selbst wollte schon einen blinden Hund nehmen. Er hätte gut zu uns gepasst und der Aufgabe fühlte ich mich auch gewachsen. Allerdings hatte es schon andere Interessenten gegeben und der Kleine hatte dann schon ein zu Hause. Einen tauben Hund könnte ich mir auch noch vorstellen, aber ein Hund der gelämt ist und einen Rolli braucht, stelle ich mir schon sehr schwer vor. Ich glaube, dass ich dafür einfach zu viel Mitleid hätte. Aber wirklich sagen kann ich das nicht.
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