Wie mit schüchterner, besten Freundin umgehen?
Meine beste Freundin ist eine sehr schüchterne Person, die meine Hilfe in diesen Belangen gern in Anspruch nimmt. Ihre Schüchternheit bezieht sich aber nicht nur auf gleichgestellte Personen, sondern besonders auch auf Dienstleistungsunternehmen wie Arztpraxen, Taxiunternehmen oder z.B. den Friseursalon.
Wenn meine beste Freundin einen Arzttermin braucht, bittet sie grundsätzlich mich, dass ich für sie anrufe. Sie traut sich einfach nicht. Gleiches gilt, wenn sie einen Arzttermin absagen muss, auch das erledige ich für sie. Sie bittet mich dann grundsätzlich, explizit danach zu fragen, ob man böse auf sie ist, denn das würde sie gar nicht vertragen.
Vor 2 Tagen sind meine beste Freundin und ich mit dem Taxi gefahren, sie musste zum Tierarzt mit ihrem Kater und ich habe sie begleitet. Es war nur eine sehr kurze Fahrstrecke, die fünf Euro gekostet hat, für das Tier war es aber angenehmer, als die Strecke zu laufen. Ich war total erstaunt, als meine Freundin dem Fahrer beim Fahrpreis von fünf Euro einen Zehneuroschein gab und sagte "stimmt so":
Ich fragte natürlich nach, warum sie so viel Trinkgeld geben würde, denn so besonders herausragend freundlich war der Fahrer nicht, eher neutral. Sie sagte mir, dass es ihr peinlich sei, für eine so kurze Fahrt ein Taxi zu benutzen, deswegen gab sie dem Fahrer das hohe Trinkgeld.
Generell benimmt sie sich Dienstleistungsunternehmen gegenüber sehr unterwürfig, bringt den Zahnarzthelferinnen Blumen mit, wenn sie einen Termin absagen musste, bedankt sich wenn sie beim Friseur einen Termin bekommt, gerade so als wäre sie eine lästige Bittstellerin, nicht eine zahlende Kundin.
Ich habe schon oft zu ihr gesagt, dass sie für Tätigkeiten bezahlt, daher ein Anrecht auf anständige Behandlung hat und sich nicht wie ein kleiner, devoter Dackel benehmen muss. Aber sie kriegt diese Angst und diese Schüchternheit einfach nicht aus sich raus.
Kennt ihr solche Menschen, die sich permanent für alles bedanken, was für andere selbstverständlich ist? Kennt ihr Menschen die sich nicht trauen in der Arztpraxis beispielsweise anzurufen und die extreme Angst davor haben, Dienstleistungen selbstbewusst in Anspruch zu nehmen? Wie würdet ihr mit solchen Menschen umgehen, bzw. wie geht ihr mit ihnen um?
Ich würde deiner Freundin zu 2 Sachen raten. Ein mal eine Therapie, was nicht schlimm ist, was ihr aber vielleicht helfen würde, weil die Schüchternheit ja auch begründet sein kann. Ansonsten würde ich ihr zu einem Selbstverteidungskurs raten. Das macht vielleicht beim ersten Überlegen keinen Sinn, aber dadurch bekommt sie Sicherheit und durch den Sport auch ein gutes Gefühl.
Ansonsten würde ich an deiner Stelle keinen Weg mehr übernehmen. Hilfe ist ja ganz gut und schön, aber du kannst ihr auch helfen, indem du neben ihr sitzen bleibst und ihr vorher das Gespräch vielleicht mal übt. Sie muss es alleine versuchen und du kannst da auch nicht nachgeben, weil sie sonst immer unselbstständiger wird und das ja sicherlich keiner will. Sonst kannst du ihr Leben gleich mitbestreiten.
Ich kenne keinen, bei dem das mit der Schüchternheit so schlimm ist. Ich selber war früher auch schüchtern und habe mich einiges eine ganze Weile nicht getraut, aber irgendwann war mir immer klar, dass ich es selber machen muss, und habe es dann getan. Ich habe sehr an mir selber gearbeitet und nun kann ich mit Stolz sagen, dass ich nicht mehr schüchtern bin.
Das mit dem Anrufen in der Arztpraxis kann ich eigentlich ganz gut verstehen. Ich bin jemand, der auch eher schüchtern ist und noch dazu telefonieren hasst. Als ich vielleicht 14 oder 15 Jahre alt war, hatte ich auch noch mehr oder weniger Angst vor solchen Situationen und hätte es einfach nicht gemacht. Sowas musste damals meine Mutter für mich erledigen. Auch Dinge, wie zum Beispiel in eine Bäckerei zu gehen und zu sagen, was ich haben möchte, waren damals schwierig für mich.
Irgendwann muss man eben einfach mal erwachsen werden und lernen, Dinge selbst zu erledigen. Das hat am Anfang einiges an Überwindung gebraucht, aber nachdem ich es ein paar Mal geschafft hatte, war es schon fast etwas ganz normales. Auch wenn ich immer noch ungern telefoniere, was gemacht werden muss, wird eben gemacht.
Ich denke auch, dass du deiner Freundin diese Dinge nicht immer abnehmen solltest, sondern einfach mal darauf bestehen solltest, dass sie es selbst versucht. Wenn es wirklich so schlimm sein sollte, dass sie vielleicht Schweißausbrüche bekommt und kein Wort mehr herausbekommt oder was auch immer, dann wäre eine Therapie oder zumindest erstmal ein Beratungsgespräch bei einem Psychologen vielleicht wirklich das beste für sie.
Was ich nicht so ganz verstehen kann, ist die Sache mit den Blumen. So ein unterwürfiges Verhalten kann auch auf ein tieferes psychisches Problem hindeuten. Dass man sich bedankt, wenn man irgendwo einen Termin ausgemacht hat, finde ich jetzt nicht so unnormal. Kommt aber natürlich auch darauf an, wie man das sagt. Ich sage auch, kurz und eher oberflächlich, "danke schön", wenn ich irgendwo angerufen haben, um einen Termin zu vereinbaren. Damit bedanke ich mich nicht dafür, dass ich den Termin bekommen habe, denn das ist ja eigentlich selbstverständlich, sondern es ist eher im Sinne von "Danke für Gespräch" oder so gemeint, also eher eine Floskel.
Dass sich deine Freundin nicht traut, irgendwo anzurufen, kann ich sehr gut verstehen. Bei mir ist es ähnlich. Ich hasse es über alles, irgendwo anrufen zu müssen. Ich mag es einfach absolut nicht, weil ich mich ganz einfach nicht traue. Woran das liegt, weiß ich aber nicht. Von daher muss ich gestehen, dass ich ab und an noch meine Mutter bitte, für mich irgendwo anzurufen, obwohl ich nun wirklich alt genug bin, um das selbst zu erledigen, genauso auch, wie ich alt genug bin, um mir selbst Überweisungen zu holen. Das lasse ich auch gerne meine Mutter für mich übernehmen.
Ich muss sagen, dass ich aber viele Leute kenne, denen es mindestens genauso unangenehm ist, irgendwo anzurufen. So würde ich meinen Freund nie dazu bekommen, beim Lieferanten anzurufen und Pizza zu bestellen. Obwohl er nicht schüchtern ist, traut er sich das ganz einfach nicht. In gewisser Weise finde ich die Schüchternheit der Freundin also nicht schlimm. Dass die Freundin den Arzthelferinnen aber Blumen mitbringt oder dem Taxifahrer so ein hohes Trinkgeld gibt, finde ich doch etwas extrem.
Wie hier bereits jemand geschrieben hat, ist es wohl am besten, wenn du deine Freundin einfach stehen lässt, wenn sie nicht selbst reden möchte. Obwohl sich das gemein anhört, hilft ihr das wohl am besten. Immerhin muss sie so zwangsläufig selbst klar kommen, ob sie will oder nicht. So lernt sie vielleicht nach einiger Zeit, Dinge selbst zu übernehmen.
Den Kurs zur Selbstverteidigung, den hier jemand vorgeschlagen hat, kann ich selbst nur empfehlen. Ich habe sehr oft gehört, dass das Absolvieren so eines Kurses zu einem gesteigertem Selbstbewusstsein verhilft, da es einem eine gewisse Sicherheit im Leben gibt. Von daher denke ich, dass das eine wirklich gute Lösung wäre.
Da ich selber ziemlich schüchtern war und noch bin, kann ich deine Freundin in einigen Situationen gut verstehen. Auch ich hatte lange Zeit Probleme, irgendwo anzurufen, um einen Termin zu vereinbaren. Deswegen habe ich auch lange meine Eltern oder auch Freunde solche Anrufe tätigen lassen, was manchmal zur Folge hatte, dass bei dem Termin mit einem kleinen Mädchen gerechnet wurde, obwohl ich schon alt genug war, um solche Anrufe selber zu machen. Irgendwann habe ich es dann geschafft, auch mal selber irgendwo anzurufen und irgendwann war es auch normal und ich hatte keine Angst mehr, auch wenn ich noch immer nicht gerne telefoniere.
Deswegen finde ich es auch wichtig, dass du deiner Freundin diese Aufgaben nicht immer abnimmst. Irgendwann muss man eben selber lernen, die Dinge für sich zu erledigen. Bei Dienstleistungen war ich früher auch sehr zurückhaltend und habe mich oft bedankt, auch wenn solche Dinge vielleicht normal sind. Aber so, wie du deine Freundin hier beschreibst, finde ich es schon sehr übertrieben und ich denke auch, dass sie etwas tun sollte, um ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Der hier vorgeschlagene Selbstverteidigungskurs ist wirklich eine gute Sache. So etwas habe ich auch mal kurz gemacht. Man lernt einfach seine Stärken kennen und traut sich mehr zu.
Auch mir erscheint das Verhalten Deiner Freundin nicht schüchtern, sondern eher unterwürfig und verängstigt, vielleicht auch regelrecht eingeschüchtert. In solchen Fällen würde ich grundlegend Wert darauf legen, zu erfahren oder herauszufinden, worin sich ein solches Verhalten, das irgendwie ab von aller Norm zu sein scheint, begründet und welche Geschichte sich dahinter verbirgt. Ich weiß nicht, wie gut Du Deine Freundin kennst, aber wenn Du schreibst, dass sie Deine beste Freundin ist, dann weißt Du sicherlich etwas mehr über sie und wirst einige Angaben darüber machen können, wie sie aufgewachsen ist, ob sie ursprünglich mal schüchtern war und dadurch in eine Opferrolle geraten ist. Möglicherweise hat eine solche sie zu dem gemacht, was sie heute ist.
Auf jeden Fall meine auch ich, dass Deine Freundin sicherlich Hilfe gebrauchen kann. Ob es ausreicht, wenn Du ihr einfühlsam den Weg zu einem stärkeren Selbstbewusstsein zeigst, sie im übertragenen Sinn an der Hand nimmst und sie lehrst, solche alltäglichen Dinge wie Anrufe beim Arzt zu erledigen, kann ich schlecht beurteilen, aber ich denke, ich würde das wohl mal versuchen, wenn es sich um meine beste Freundin handeln würde. Allerdings würde ich dem Ganzen ein deutliches Gespräch vorausschicken, in dem ich ihr mitteilen würde, was mir alles aufgefallen ist und dass ich der Meinung bin, dass ihre überaus schüchterne Art sie unglaublich einschränkt und richtiggehend daran hindert, ein losgelöstes Leben ohne unnötige Schuldgefühle zu führen.
Wenn Deine beste Freundin solche Aussagen Deinerseits annimmt, kannst Du ihr sicherlich anbieten, ihr irgendwie zu helfen zu versuchen. Ob das dann letzten Endes auch klappt mit der Hilfe, ist wiederum eine andere Frage. Vielleicht bräuchte sie dafür wirklich einen Psychotherapeuten, der den richtigen Zugang zu ihr findet und sie dazu bringt, selbst zu erkennen, dass sie sich mit ihrem Verhalten mehr schadet als anderen zu helfen.
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