Die Ethik des Menschen
Ich habe mich in letzter Zeit mit unterschiedlichen Ethiken des Menschen auseinander gesetzt. Ich muss sagen, dass ich teilweise sehr erschrocken war. Um die Diskussion in Gang zu bringen, will ich vorab eine Definition von Ethik nennen. Die Ethik beschäftigt sich mit der Untersuchung der Moral des Menschen. Die Moral ist der Untersuchungsgegenstand der Ethik. In dieser Diskussion möchte ich mich nicht mit der deskriptiven Ethik beschäftigen, sondern mit den unterschiedlichen normativen Ethiken. Diese stellen dar, wie der Mensch moralisch handeln soll.
Die erschreckenste Ethik ist die des Utilitarismus. Diese besagt, dass das Glück des Einzelnen zugunsten des Glücks der Menge zurückgestellt werden muss. Im Prinzip hört sich das ja harmlos an. Jedoch fand ich einen Textausschnitt vom Herrn Singer (? oder so ähnlich). In diesem wurde gesagt, dass ein behindertes Kind getötet werden sollte, damit z.B. ein gesundes ungeborenes Kind gerettet werden kann. Er begründete dies auf die Art und Weise als dass er sagte, dass das behinderte Kind zwar ein glückliches Leben führen würde, aber das gesunde Kind würde ein glücklicheres (Komparativ!) Leben führen würde. Es sei für die Gesellschaft, als auch für alle Mitmenschen daher sinnvoller, dass das behinderte Kind getötet wird, wenn man damit das gesunde Kind retten kann. Solch eine Handlung sei also moralisch vertretbar.
Dies war die Meinung des Autors, dessen Artikel ich gelesen habe. Ich muss sagen, dass solch eine ethische Einstellung schockierend ist. Wer mag sich anzumassen, darüber zu entscheiden, welches Leben ausgelöscht werden soll. Wer mag darüber zu entscheiden, welches Leben glücklicher sein wird. Ich bin echt schockiert über eine solche Einstellung.
Was sagt ihr dazu? Welche ethische Einstellungen vertretet ihr denn? Welche ich vertrete, habe ich nicht explizit genannt, aber die Einstellung der Ethik des Utilitarismus nach dem oben genannten Autor halte ich für erschreckend!
Also ich muss erst einmal sagen, dass du den Utilitarismus nicht nur an dem Beispiel, welches du genannt hast, definieren kannst. Und es besagt nicht unbedingt, dass das Glück des Einzelnen zurückgestellt werden soll. Der Utilitarismus besagt, dass diejenige Handlung als die ethisch wertvollste gilt, die das größtmögliche Glück der größten Zahl der Betroffenen hervorruft. Das heißt, dass auch der Einzelne, wenn er zu der Gruppe der größten Zahl von Betroffenen gehört sein Streben nach Glück erfüllt bekommen kann.
Außerdem ist das ganze nur eine Theorie, die in der Praxis sowieso nicht anwendbar ist, da davon ausgegangen wird, dass es nicht um den egoistischen Nutzen geht, sondern die größte Nützlichkeit. Für das Beispiel von dir trifft es eben theoretisch zu, allerdings wird es praktisch nicht umsetzbar sein, da es nur ums Streben nach Glück und Vermeiden von Unlust geht.
So gesehen ist es ethisch wertvoll das behinderte Kind zu töten, da das gesunde Kind mehr Nutzen für alle bringt, was aber wiederum nicht so ist, wenn das gesunde Kind später Menschen tötet, weil es einen psychischen Schaden entwickelt. Daraus merkt man, dass dies nur Theorie ist.
Also um mal einen kleinen Denkanstoß zu geben. Utilitaristsiche Handlungen existieren meiner Meinung nicht. In jeder Handlung des Menschen, auch wie sehr sie aufopferisch erscheinen mag, enthält etwas Egoismus (Gegenteil von Utilitaismus).
Zum Beispiel, nehmen wir mal an man opfert das eigene Leben, um ein anderes zu retten. Aber warum? Dies kann man als utilistarische Handlung sehen, doch wenn man genauer hinschaut erscheint immer etwas egoistisches dabei. Es könnte etwas sein, dass der, der sich opfert, es nur tut um in den Himmel zu kommen, wenn er denn daran glaubt. Oder noch banaler, nur um als Held gefeiert zu werden, auch wenn man tot ist. Oder am einfachsten, um das eigene Gewissen rein zu halten. Denn wenn man das eigene Leben nicht aufopfert um die andere Person zu retten wird man vielleicht bis zum eigenen Tode Gewissenbisse haben.
Die Liebe, die der Mensch für andere empfindet, ist sogar Egoistisch. Denn wenn man liebt, aber nicht geliebt wird, ist man allein dadurch nicht glücklich. Erst wenn man die Liebe von der geliebten Person zurück bekommt ist man glücklich. Was kann man daraus schließen: Man liebt um geliebt zu werden, oder anders ausgedrückt, jemanden zu lieben heißt, eine Person auszusuchen, von der man wünscht, dass sie einen auch liebt. Um auf die Grundfrage zurückzukommen, ich beantworte sie damit, dass der Mensch egoistisch ist. In jeder Handlung und jeder Denkweise, egal wie sehr sie utilitaristisch erscheint, steckt Egoismus dahinter.
Ich habe mich sehr lange mit dem Thema auseinandergesetzt und habe mich auch an einem eigenem Buch probiert, doch meine Sprache reicht leider nicht aus um das Auszudrücken, was ich ausdrücken will. Trotzdem würde ich es hier gerne veröffentlichen um eure Meinungen dazu zuhören, aber da Copy Paste nicht geht und mein Text schon um die 14 Seiten in Word mit Schriftgröße 12 besitzt und ich sehr Tippfaul bin, ist dies hier glaub ich nicht möglich. Nun denn, ich bin darauf gespannt, was von den anderen Usern hier zu diesem Thema noch kommt, da es mich sehr interessiert.
Es gibt für den Menschen nur eine einzige vertretbare, nämlich die göttliche Ethik: "Liebe GOTT und deine Mitmenschen wie dich selbst !" Sofern Menschen eine eigene "Ethik" entwerfen, kann diese nur unterhalb dieser Ethik bleiben und fehl laufen, wie beispielsweise der vom Autor geschilderte Ansatz, welcher dem Menschen das Recht zuspricht, darüber zu entscheiden, welches Leben wertvoller ist als ein anderes. Dies richtet sich gegen die göttliche Schöpfung und ist daher uneingeschränkt abzulehnen. Die Welt ist jedoch von menschlichen "Ethiken" dieser Art geprägt, deshalb ist sie so gestaltet, wie sie ist voller Krieg, Gewalt, Schmerz, Leid, Egoismus, Ungerechtigkeit.
Die göttliche Ethik hingegen schafft dort, wo sie das Leben von Menschen bestimmt bzw. wo Menschen sich von dieser Ethik bestimmen lassen, eine Atmosphäre der Liebe, des Friedens und des Heils´, den Wesensmerkmalen GOTTES.
Also bitte - göttliche Ethik! Die ist auch nur von Menschen geformt, denn hierbei handelt es sich nur um "Worte Gottes" die sich irgendwann jemand einmal ausgedacht und niedergeschrieben hat.
Daher wechselt die göttliche Ethik auch stets mit der Glaubensrichtung und ist meist durch religiöses Geschwätz und Fanatismus als durch Vernunft geprägt.
sachwat hat geschrieben:Die göttliche Ethik hingegen schafft dort, wo sie das Leben von Menschen bestimmt bzw. wo Menschen sich von dieser Ethik bestimmen lassen, eine Atmosphäre der Liebe, des Friedens und des Heils
Jaja, man kann sich auch alles schänreden - komischerweise sind die Staaten, die sich als Staaten Gottes verstehen und nach göttlicher Ethik richten jene, in denen am allerwenigsten von Frieden, Heil und Liebe und anderem Zeug zu finden ist - die Staaten die sich nach der Vernunft des Menschen ausrichten, also der Großteil der Industriestaaten welche laizistisch sind, haben komischerweise die Merkmale die man göttlicher Ethik zuschreibt.
Ich würde in dem Punkt also mal von religiöser Verblendung abrücken und zur Vernunft tendieren. Die göttliche Ethik hat man ja bei den Katholiken sehr gut vertreten gesehen - Inquisition, Mord, Folter, Kreuzzüge und Pädophilie . Da wurde auch immer sehr moralisch und vorbildlich gehandelt.
Was Herr Singer da von sich gibt, sollte das wirklich so gewesen sein (lässt sich ohne Quelle ja immer schwer beurteilen) entspricht das nicht humanistischer und vernünftiger Ethik. Wie Du erwähnt hast, gibt es verschiedene Formen der Ethik und Moral - und jede ist mehr oder weniger diskutabel, je nach Standpunkt. Ich glaube jedoch nicht dass man den Utilitarimus generell auf die Meinung von Herrn Singer reduzieren kann, da gibt es noch mehr Punkte.
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