Azubis + Arbeiten, die nicht zum Ausbildungsinhalt gehören
Mich würde mal interessieren, wie das damals bei dem einen oder anderen hier während der Ausbildungszeit abgelaufen ist. Es scheint ja noch immer normal zu sein, dass Firmen ihren Azubis Arbeiten auftragen, die eigentlich gar nichts mit dem eigentlichen Ausbildungsinhalt zu tun haben. Ich meine, dass man im Büro mal den Abwasch macht und beim Friseur am Anfang nur Haare weg fegt, ist irgendwo noch nachvollziehbar, denn jeder hat ja mal klein angefangen.
Bei mir war es aber so, dass es zur Selbstverständlichkeit wurde, dass ich jeden Tag den Abwasch erledige und wenn es mal Frühstück gab, sogar zweimal! Dann durfte ich sämtliche Botengänge erledigen, Post wegbringen, Kaffee kaufen und solche Sachen. Allerdings habe ich bei dieser Gelegenheit dann auch gleich für mich eingekauft. Das Schlimmste war, als mich meine Ausbilderin bat, Farbkleckse von den Fenstern unseres frisch gemalerten Firmengebäudes abzukratzen. Ich dachte, ich bin im falschen Film!
Als ich es mich dann mal gewagt habe, den Abwasch stehen zu lassen, weil mein Bus sonst weg gewesen wäre, wurde ich am nächsten Tag gleich von einem Kollegen angezählt, der zu mir sagte, dass meine Ausbilderin keine Putzfrau wäre. Als ich dann frech geantwortet habe. "ich aber auch nicht", kam dann dieser Spruch, den ich so hasse, "Lehrjahre sind keine Herrenjahre". Ich hatte mich sehr darüber geärgert und kam mir vor, wie der letzte Dreck.
Als ich das dann den Mädels in meiner Berufsschulklasse erzählt habe, meinte die eine, dass sie ganz frech gesagt hätte, dass man ihr doch bitte zeigen soll, wo diese Arbeiten im Ausbildungsinhalt stehen. Klar, irgendwo hat sie schon Recht gehabt, aber das hätte ich mich zum damaligen Zeitpunkt dann auch nicht getraut.
Wie war das bei Euch, während Eurer Ausbildung? Welche Arbeiten musstet Ihr machen, die nicht zu Eurer eigentlichen Ausbildung gehört haben? Und wenn es zu weit ging, habt Ihr Euch beschwert?
Ich habe während einer kaufmännischen Ausbildung auch Arbeiten erledigen müssen, die eindeutig nicht zur meiner Ausbildung gehörten:
- Kaffee kochen
- Geschirr spülen
- Botengänge
Aber auch die Ablage von Rechnungen habe ich als Azubi sehr häufig gemacht. Man sollte ja schon wissen, wie die Ablage funktioniert, aber wenn man unter der Woche stundenlang nur mit Ablage beschäftigt ist, finde ich dass für einen Azubi Zeitverschwendung, weil dadurch wichtigere Dinge nicht gelernt werden können. Wir hatten regelmäßige Treffen, bei denen die Azubis Erfahrungen austauschen konnten. Dabei wurden natürlich auch die Arbeiten angesprochen, die nicht zur Ausbildung gehören.Wir haben dieses Thema auch der Ausbildungsleiterin vorgelegt. Natürlich höflich und sachlich.
Das eigentliche Problem bei den vielen "Nebentätigkeiten" ist, dass die Qualität der Ausbildung leidet, wenn diese zeitintensiv werden. Denn während du Geschirr abwäscht, hättest du diese Zeit sinnvoller einsetzen können, um mit ausbildungsrelevanten Arbeiten Erfahrungen für deinen Beruf zu sammeln!
Solange die Arbeiten, welche nichts mit deiner Ausbildung zu tun haben, in einem erträglichen Zeitrahmen bleiben, würde ich das hinnehmen. Aber wenn du merkst, dass die Qualität deiner Ausbildung deutlich leidet, weil du zu wenig für deinen eigentlichen Beruf lernst, dann würde ich das bei dem Ausbildungsleiter vorsichtig ansprechen. Aber bereite dich für diese Gespräch gut vor. Es soll nicht so rüberkommen, dass du keine Lust zum Arbeiten hast! Es sollte klar ersichtlich sein, dass du ehrgeizig bist und eine qualitativ gute Ausbildung wünscht. Bleibe auf jeden Fall immer sachlich und höflich, so kannst du am ehesten deinen Gesprächspartner überzeugen.
Ich musste so etwas in meiner Ausbildung zum Glück nicht machen und hatte einen echt verständnisvollen Chef. An deiner Stelle würde ich auch mit der Ausbilderin reden, wenn unter diesen Arbeiten deine Ausbildung zu kurz kommt. Heute ist genau geregelt, was Azubis machen dürfen und was nicht. Solange sich Arbeiten in Grenzen halten, die damit nichts zu tun haben, ist es in Ordnung, aber im Grunde darfst du so etwas sogar verweigern. Das Arbeitsklima könnte natürlich darunter leiden, aber im Grunde kann dir das niemand vorwerfen.
Grundsätzlich sollen ja alle Tätigkeiten dem Ausbildungszweck dienen. Was genau dazu gehört, ist aber sicherlich Auslegungssache. Ich würde schon sagen, dass es zu der Ausbildung eines Kochs oder Hotelkaufmann auch die Arbeit als Küchenhilfe, also zum Beispiel Abspülen auch dazugehört, genauso wie bei Friseuren das Haare wegkehren dazugehört. Es ist nun mal ein Teil der alltäglichen Arbeit dieser Berufsbilder.
Anders sieht es z.B. bei einer Bürokauffrau aus, dort gehört der Abwasch ja nicht wirklich zum Ausbildungszweck. Es aber nur verständlich für den Chef, dass er nicht seine teuren Fachkräfte einsetzen möchte. Und so bleiben eben die eher unliebsamen Aufgaben oft beim Azubi hängen. Nicht jeder kleine Betrieb kann sich eine eigene Putzfrau leisten, und auch für Botengänge oder Einkäufe werden keine eigenen Leute eingestellt. Diese Seite solltest du als Azubi auch verstehen und dich damit abfinden, dass du auch solche Arbeiten zu erledigen hast.
Wichtig ist aber trotzdem, dass der Ausbildungszweck nicht gefährdet wird. Und da hängt es eben sehr stark davon ab, wie viel Zeit in solche zweckfremden Aufgaben gesteckt wird und wie viel in die tatsächliche Ausbildung. Wenn diese Aufgaben nur eine halbe Stunde oder vielleicht sogar eine Stunde am Tag in Anspruch nehmen, und du den Rest der Zeit tatsächlich ausbildungsspezifisch arbeiten kannst, halte ich persönlich das völlig für in Ordnung.
Ich habe in meiner Ausbildung Tätigkeiten absolviert, die nicht im Ausbildungsplan standen und auch in allen anderen Berufen berufsferne Tätigkeiten erledigt. Das ist auch bis heute der Fall. Dinge für die Firma einkaufen, Saubermachen, Abwaschen, Kaffee kochen, Müll wegbringen, Aufräumen, usw. gehören nun einmal überall dazu und selbstverständlich steht so etwas in keinen Ausbildungsplan. Es steht zum Beispiel auch nirgendwo geschrieben, dass man ein Fax bedienen muss, telefonieren muss oder ähnliches, denn solche Tätigkeiten unterscheiden sich schließlich in jedem Unternehmen.
In einer Ausbildung geht es schließlich auch darum den Berufsalltag kennenzulernen. Wenn es in einem Betrieb Boten gibt, Putzkräfte, die alles erledigen und eine Kantine, so ist es natürlich nicht notwendig solche Tätigkeiten zu erledigen. Bei mir im Betrieb wurde der Boden gereinigt, alles andere war Aufgabe der Mitarbeiter. Dass ein Chef von seinen Besuchern nicht erwartet, dass sie sich selbst den Kochen und abspülen war mir von Anfang an klar. Ebenso wurde auch mal draußen Schnee geschippt, Müll aufgesammelt, Blumen gegossen, usw.
Anders verhält es sich, wenn man regelmäßig Aufgaben erledigen soll, die gar nichts mit der Ausbildung bzw. dem Betrieb zu tun haben. Ein Kollege war damals das Privatfahrzeug von unserem Chef waschen (Handwäsche!) und erledigte alles möglichen privaten Dinge für ihn. Da er dafür aber immer ein Trinkgeld bekam, war das für beide Seiten in Ordnung. Weniger gelernt hat er dadurch trotzdem nicht.
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