"Gefühlsmüll" bei Partner abladen?

Der Titel mag ein wenig irreführend sein, aber ich habe demletzt in einer Zeitschrift gelesen, dass es besser sei, seine angestauten Gefühle am Abend, wenn man seinen Partner sieht oder telefonisch hört, nicht kund zu tun?

Es sei anscheinend, beziehungspflegender, wenn man diesen "Gefühlsmüll" (in der Zeitschrift: Emotrash genannt) bei seinen Freunden ausschüttet. Es hieß, dass Freunde unter anderem dafür da seien, einem auch mal zu sagen, dass man mit einem Thema abschließen muss, falls man sich oft immer über dasselbe aufregt. Aber kann einem das nicht auch der eigene Freund sagen?

Wie seht ihr das denn? Würdet ihr das, was euch den Tag über belastet oder aufgeregt hat, für euch behalten bzw. nur euren Freunden erzählen und nicht eurem Freund? Ein Grund, der hierfür angefügt war, waren beispielsweise die unbekannten Kollegen des Partners, sodass man ohnehin nicht weiß, worüber sich der Partner denn genau aufregt.

Für mich ist mein Partner auch gleichzeitig mein bester Freund und damit ergibt sich die Antwort auf deine Frage. Ich sage ihm alles, genauso wie er mir alles sagt. Und weder für ihn noch für mich ist das Gefühlsmüll, wie du es aus der Zeitschrift zitierst.

Wenn man eine Partnerschaft führt, sollte es selbstverständlich sein, dass man sich gegenseitig auch mal sagen kann, was einen am Tag aufgeregt hat oder was einen nervt oder beschäftigt. Eine Beziehung besteht nicht nur aus bunten Tagen, es gibt auch mal andere Situationen. Und erst wenn ein Partner auch damit umgehen kann, dann ist es der richtige.

Im Übrigen was die Begründung betrifft: sind denn den Freunden alle Kollegen bekannt, über die man sich vielleicht aufregt? Wahrscheinlich ja wohl eher nicht, also ist diese Begründung wohl hinfällig meiner Meinung nach. Man sollte so etwas auch nicht danach entscheiden, wer wen kennt oder nicht. Wenn der Partner eine Vertrauensperson ist, sollte man ihm alles sagen können!

Danke für deine Antwort!

Ich hätte meine Meinung oben vielleicht selbst noch einmal klar stellen sollen: Mein Freund ist für mich auch gleichzeitig mein bester Freund, weil er mich einfach gut kennt. Unter anderem kennt er meinen Freundeskreis bzw. ist auch mit ihnen befreundet, weil wir dasselbe studieren und ich ihn in der Uni kennengelernt habe.

Ich habe diesen Artikel mit großer Skepsis gelesen und wollte einfach mal andere Meinungen hören, da ich mit diesem Artikel selbst nicht übereinstimme.

Wenn ich nicht mit meinem Partner über meine Sorgen reden kann, mit wem sollte ich dann sonst reden? Natürlich habe ich auch Freunde, aber ich verbringe die meiste Zeit mit meinem Partner und es wird schon einen Grund haben, wieso ich ihn liebe und ihm auch vertrauen kann. Falls es mir schlecht geht, dann hat mein Partner auch immer ein offenes Ohr für mich und er weiß auch, dass er immer zu mir kommen kann, egal wie spät es ist.

Es gibt natürlich auch Dinge, die ich zuerst für mich behalte, weil ich darüber erst intensiver nachdenken muss, bevor ich mit einer anderen Person darüber rede, aber meinen Kummer muss ich zum Glück nicht für mich behalten und das würde ich bestimmt auch nicht oft tun. Eine Beziehung entsteht durch Vertrauen oder es sollte sich mit der Zeit Vertrauen entwickeln und das bekommt man erst, wenn man viel Zeit miteinander verbringt und auch viel miteinander redet. Ich wäre wie @cupcake03 auch sehr verwundert über diesen Zeitungsartikel. Es ist natürlich auch nicht gut für eine Partnerschaft, wenn man ständig mit Problemen konfrontiert ist und man jeden Tag über jede Kleinigkeit jammert.

Ich finde, dass man in einer Beziehung miteinander reden muss und da sollten Probleme auch ein Thema sein. Ich würde es ganz schlimm finden, wenn ich mit meinem Partner nicht über Sachen reden könnte, die mich belasten. Ich kann ihm alles sagen und er kann mir auch alles sagen. Eine Beziehung ist in meinen Augen erst dann gut, wenn man nicht darüber nachdenken muss, was man sich erzählt, sondern einfach drauf losreden kann ohne dann Probleme erwarten zu müssen. In einer Beziehung ist reden doch wichtig und ich verstehe nicht, was mein Kumpel anders sehen sollte als mein Partner. Es ist schon wichtig, dass man nicht nur jammert, aber wenn man dann gemeinsam eine Lösung findet ist man doch auch wieder glücklich.

Ich bin natürlich auch der Meinung, dass man in einer Beziehung auch über Sorgen und Probleme reden können sollte. Gerade der Partner ist ja im Idealfall die Person, die immer ein offenes Ohr hat und es auch aushalten sollte, wenn mal wieder nicht alles rund läuft.

Andererseits kann ich zumindest die Grundidee des Artikels, so wie ich ihn verstanden habe, durchaus nachvollziehen. Oft sind es ja nicht gerade die großen Sinnkrisen, die uns das Leben schwer machen, sondern eher die kleinen Ärgernisse des Alltags, die von der großen Klappe des Kollegen X über den Stau auf der Autobahn bis zur leeren Zahnpastatube reichen. Wenn man sich zu sehr angewöhnt, den Partner nach Feierabend erst einmal voll zu jammern, wie viel doch heute wieder schief gegangen ist und wie doof die Frau Y im Vertrieb doch ist, kann das sicher auf Dauer zu Spannungen in der Beziehung führen. Irgendwann ist auch der geduldigste Lebensgefährte genervt, wenn alle negativen Gefühle und Erlebnisse pauschal bei ihm oder ihr abgeladen werden.

Derlei Beobachtungen konnte ich schon ein paar Mal im wirklichen Leben machen: Beim Partner heult man sich aus, beschwert sich oder lästert über andere, und die Freunde und Bekannten bekommen nur die sonnige, unbeschwerte Seite der Persönlichkeit zu sehen. Aus dieser Sicht halte ich es für sinnvoll, den Partner nicht nur als seelischen Mülleimer anzusehen, sondern sich vielleicht auch mal bei jemand anderen auszusprechen, beispielsweise bei einer Freundin oder Verwandten.

Also ich finde, da gerade der Partner im Idealfall die Person sein sollte, mit der man das restliche Leben verbringen möchte, sollte gerade er die Person sein, mit der man wirklich über alles reden kann. Meiner Meinung nach ist es nicht richtig, wenn man sich aus welchen Gründen auch immer, nicht alles sagen kann. Das ein oder andere Geheimnis hat jeder, aber sich gegenseitig Sorgen und Kummer vorzuenthalten finde ich nicht gesund für eine Beziehung. Wie soll man denn in dem Fall zusammenwachsen und eine Einheit bilden?

Ich bespreche auch einige Dinge, die mich beschäftigen, mit meinen Freundinnen. Allerdings sind es nie Dinge, die ich meinem Partner verschweige.

Kommt ganz darauf an, aber grundsätzlich kann ich das befürworten. Man hat als Partner dann nicht nur seine Lasten zu tragen, sondern auch die des anderen und das kann schnell anstrengend werden. Oft sieht man den Partner dann auch von einer anderen Seite (sehr verletzlich, weinerlich, schwach) und damit kommt auch nicht jeder klar. Nun kann man sagen, dass der Partner das aber sollte, aber jeder, der sich selbst schon mal mit Problemen belastet hat, die nicht die eigenen war, weiß, dass das fast noch anstrengender ist, weil man sie noch weniger lösen kann, sich aber mit ihnen beschäftigen muss.

Außerdem regt man sich auch oft einfach aus dem Affekt heraus auf und schimpft dann mit dem Partner, der nichts dafür kann. Dann sollte man wirklich lieber zum Telefon greifen, dass Problem einer Freundin erklären und gut ist. Die können einfach oftmals eh viel besser damit umgehen. Und viele Männer sind gleich: also bringt es nichts, sich darüber beim Mann selbst aufzuregen, sondern auch da ist die Freundin die bessere Wahl, weil sie daheim das gleiche Exemplar sitzen hat. Der sieht vielleicht anders aus, benimmt sich im Großen und Ganzen aber sicherlich auch so. Und nach dem lästern geht es einem dann besser und vielleicht kann man die Schwächen dann auch anders sehen.

Manche Probleme oder Gefühle sollte man aber schon mit dem Partner besprechen. Nämlich dann, wenn sie ihn direkt betreffen und nur er etwas daran machen kann. Und damit meine ich wirklich elementare Probleme und keine Kleinigkeiten, über die man eigentlich hinweg sehen kann. Solche, wo die Freundin nicht weiter helfen kann. Aber vielleicht kann man auch das Problem vorher mal erörtert und klären, wie man am besten an die Sache heran geht.

Ich selber bin der Meinung, dass man wirklich nicht seinen ganzen Gefühlsmüll bei seinem Partner abladen sollte. Das kann ganz schön belastend sein für eine Beziehung. Selbstverständlich sollte man wirklich wichtige Dinge und auch Angelegenheiten, welch einen ganz besonders schwer mitnehmen, mit seinem Partner besprechen. Aber es muss wirklich nicht sein, dass man einer einzigen Person all seine Sorgen und Nöte aufbürgt. Das ist nervig für das Gegenüber - und außerdem sind für sowas auch noch andere Freunde da.

Mein Ex-Freund hat mich jeden Abend angerufen und hat mir wirklich alles von seinem kleinen Leben erzählt. Und zwar absolut alles. Das war für mich so ermüdend, dass ich gar nicht richtig zugehört habe, nachdem ich ihn mehrfach darauf angesprochen hatte, dass er mir nicht jede Kleinigkeit erzählen muss. Wirklich wichtige Dinge hat er mir nur oberflächlich erzählt, dann hat er lange Zeit geschwiegen und geseufzt und dann kamen die nächsten kleinen Bruchstücke zu Tage. Es hat mich einfach genervt, jeden Tag all die kleinen Sorgen und Problemchen geschildert zu bekommen und ich hab mich häufiger gefragt, ob er denn niemand anderen hat, mit dem er darüber reden könnte. Die ernüchternde Antwort darauf war allerdings leider nein.

Ich habe so etwas aber nie gemacht. Nicht einmal besonders schwerwiegende Probleme habe ich ihm mitgeteilt, allerdings eher nicht, weil ich es nicht wollte, sondern weil ich wusste, dass es sowieso keinen Sinn macht, mit ihm darüber zu reden - denn dann käme er sofort mit seinen Problemen, die natürlich sehr viel schwerer wären als meine. Ich möchte das nicht noch einmal haben und ich würde meinen Partner auch im Leben nicht mit meinem Gefühlsmüll belasten.

Ich stimme dieser Aussage aus der von Dir genannten Zeitschrift nicht zu. Wenn mein Partner sich wegen irgendetwas oder -jemandem aufregt oder wenn er generell unter Stress steht, von irgendetwas bedrückt wurde oder sich Gedanken oder gar Sorgen macht, dann fällt mir das einerseits natürlich auf, andererseits finde ich es dann aber wichtig, dass er mir erzählt, was genau Sache ist, denn schließlich kenne ich auf der einen Seite meinen Partner recht gut, sodass ich ihm diese Hinweise dazu, dass er mit etwas abschließen muss oder auch wie er sich verhalten könnte, sodass es seinem Charakter gerecht wird, sicherlich meinerseits ganz gut geben kann.

Auf der anderen Seite meine ich aber, dass ein verändertes, getrübtes Verhalten des eigenen Partners sicherlich entsprechende Auswirkungen auf die Beziehung hat, denn wenn ein Mensch seinem Partner nicht erzählt, was ihn belastet, dann bedeutet das nicht, dass er zu Hause bei seinem Partner total unbekümmert ist. Der Partner wird also merken, dass etwas nicht stimmt und sollte dann schon erfahren können, womit diese Stimmung zu tun hat. Schließlich könnte der Partner auch glauben, der andere habe Probleme mit ihm oder mit dem gemeinsamen Zusammensein oder gar dem Zusammenleben, sofern vorhanden. Und das hätte dann wiederum negative Auswirkungen auf die Beziehung, sofern nicht ausgesprochen wird, was tatsächlich Grund für die Stimmung des einen Partners ist.

Davon abgesehen bin ich der Meinung, dass es Themen gibt, die sich tatsächlich auch am besten mit dem Partner besprechen lassen und bei denen Freunde einem weniger gut weiterhelfen können. Zwar bin ich jemand, der in der Regel auch mit Freunden über Probleme spricht, aber mein Partner ist immer mein erster Ansprechpartner, zumal ich eben der Ansicht bin, wie oben beschrieben, dass er gewissermaßen ein Recht darauf hat, zu erfahren, warum ich gereizt bin, weshalb ich keine gute Laune habe und was mich bewegt. Er will mir ja auch gerne helfen – warum sollte ich ihn also nicht lassen? Und dass das unsere Beziehung belastet, kann ich nicht behaupten. Dass ein Nichtansprechen der eigenen Probleme allerdings neue Probleme in der Beziehung aufbringen kann, habe ich bereits in der Vergangenheit erlebt.