Betreten des Kinderzimmers, gegen den Willen des Kindes

Ich habe gestern eine Arbeitskollegin besucht. Meine Arbeitskollegin hat vor kurzem ein Haus gebaut und wohnt dort nun mit ihrer Familie. Deshalb hat sie uns eingeladen, damit wir ihr neues Heim bewundern können. Die Kinder sind auch anwesend. Während dem gemeinsamen Kaffeetrinken bietet unsere Kollegin uns an, dass wir später noch einen Rundgang durch das Haus bekommen würden und auch die Kinderzimmer anschauen würden.

Der sechsjährige Sohn der Kollegin sagt darauf, dass er nicht will, dass jemand in sein Zimmer geht. Eine Kollegin meinte dann nur, dass sie das schade findet. Ich selbst dachte, naja der Junge kennt uns kaum, für mich ist das Verhalten in Ordnung. Ist ja schließlich sein Zimmer.

Beim Rundgang durch das Haus standen wir dann auch mit der Mutter vor dem Zimmer des Jungen. Sie machte die Tür zum Kinderzimmer auf und bat uns darum einzutreten. Was meine Kolleginnen und ich dann auch taten. Der Junge selbst wirkte aber traurig.

Im nach hinein frage ich mich, ob ich was hätte sagen sollen. Der Junge hat ja klar geäußert, dass er nicht möchte, dass für ihn wildfremde Menschen das Zimmer betreten und die Mutter hat in meinen Augen die Privatsphäre des Jungens missachtet. Wie hättet ihr euch verhalten? Hättet ihr den Wunsch den Jungen akzeptiert? Was haltet ihr von dem Verhalten der Mutter?

Ich finde es sehr schlimm, was die Mutter da gemacht hat. Meine Mutter war auch so und deswegen habe ich als Kind irgendwann mein Zimmer zugeschlossen, wenn Besuch kam. Meine Eltern wollten den Schlüssel immer vor mir wegtun, aber ich habe ihn mir immer wieder geholt.

Es ist eben die Privatsphäre des Kindes und würde es ein Erwachsener sagen, würde man dann auch nicht das Zimmer betreten, sondern würde draußen bleiben. Für mich als Kind war es schrecklich, wenn einfach fremde Menschen mein Zimmer betreten haben und es gemustert haben. Das ist sehr unangenehm und muss doch auch nicht sein. Wer interessiert sich schon für ein Kinderzimmer?

Ich finde man darf ruhig auch einem Kind in dem Alter das Recht einräumen, dass es entscheiden kann, wer das Zimmer betreten darf. Es ist sein Zimmer und er sollte auch entscheiden dürfen, und wenn er etwas nicht möchte, dann sollte man das auch akzeptieren.

Wäre ich der Besuch, würde ich dann nicht in das Zimmer gehen und würde auch nicht hineinsehen. Man muss den Wunsch akzeptieren und so spannend ist ja ein Kinderzimmer nun auch nicht. Dass der Junge traurig war, wenn alle in sein Zimmer latschen, obwohl er vorher gesagt hat, dass er es nicht möchte, ist doch klar.

Ich finde das private Zimmer einer Person ist ein Privatbereich, indem auch nur Leute hinein gehen sollte, die eine Berechtigung dazu erhalten. Ich hätte als Mutter dem Sohn seinen Wunsch gewährt. Ich meine wo kommen wir denn hin wenn niemand mehr seine Privatsphäre hat? Es ist zwar "nur" ein Kind, aber es hat doch dennoch Rechte. Wenn er aus irgendeinem Grund keine fremden Menschen in sein Zimmer lassen, sollte man das meiner Meinung nach respektieren. Vor allem kennt man die fremden Menschen ja noch nicht einmal, dann ist es doch noch mehr gerechtfertigt!

Ich kann den Jungen sehr gut verstehen und ehrlich gesagt verstehe ich Dich und Deine Kollegin nicht, denn ihr habt das unfaire Verhalten der Mutter noch unterstützt und seid dem Jungen mitten in seine Privatsphäre getreten. Finde ich ehrlich gesagt unmöglich, ich bezweifle das Ihr es angenehm finden würdet, wenn wildfremde Leute euer Schlafzimmer begutachten.

Wäre ich an Deiner Stelle gewesen, hätte ich der Mutter gehörig den Kopf gewaschen und wäre mit Sicherheit nicht in das Zimmer gegangen. Ich mag solche Eltern überhaupt nicht, die auf den Willen der kleinen Menschen pfeifen und ihren Kopf durchsetzen. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Kinder anfangen das Zimmer abzusperren.

Ich kann das Verhalten der Mutter in dieser Situation nicht wirklich verstehen. Für den Jungen ist es doch sicher alles ein bisschen zu viel, erst der Umzug und dann kommen auch noch wildfremde Menschen einfach in das Zimmer, in dem er sich doch auch erst einleben muss. Die Mutter hätte den Wunsch ihres Sohnes respektieren sollen. Sicher wollte sie ihren Kolleginnen das Haus zeigen, aber dabei ist es doch nicht so entscheidend, ob man diesen einen Raum nun auch gesehen hat.

Auch als Gast hätte ich in diesem Fall klar gesagt, dass der Junge es doch nicht wollte und ich hätte mich geweigert, den Raum zu betreten. Vielleicht hätte dann auch die Mutter eingesehen, dass es besser ist, diesen Raum nicht zu zeigen. Dadurch, dass deine Kollegin gesagt hat, dass sie es schade fände, das Zimmer des Jungen nicht zu sehen, fühlte die Mutter sich wahrscheinlich in einer Zwickmühle zwischen dem Wunsch ihres Sohnes und dem Wunsch ihrer Kollegin.

Ich weiß ja nicht, wieso der Junge da so zickig reagiert. Aber für mich fällt so ein Kinderverhalten fast schon unter Egoismus. Was bitte stört da die Privatsphäre von einem sechs Jahre altem Kind, wenn die Kollegin ein paar herum liegende Legosteine, ein Kinderbett, einen Schrank, sonstiges Chaos und ein Poster von Star Wars an der Wand kurz mal von einem Blick von der Tür sieht, nett lächelt und danke sagt?

Bei einem Jugendlichen würde ich auch keine Kollegen ohne Einverständnis meines jugendlichen Kindes Einblick gewähren, aber so? In dem Alter waren meine Kinder da völlig offen und haben bei Besuch keine Probleme gehabt, wenn der mal den Kopf durch die Tür gesteckt hat und ein mal rund um geguckt hat.

Ich würde den Besuch da auch nicht ein mal rund rum die Schränke durchsuchen lassen oder so. Aber das ist ja auch eine ganz andere Situation, die wirklich gegen die Privatsphäre verstößt.

Meine Wohnung ist immer offen, auch wenn die Kinder Freunde mit bringen. Die waren auch schon mal mit ihren Freunden und haben das Elternschlafzimmer betreten, weil da der bessere Spiegel hängt um sich nach der Verkleidung ganz sehen zu können. Da hätte ich auch laut schreien können, dass da meine Privatsphäre in Gefahr ist. Das wissen meine Kinder aber ganz genau, dass ich da offen bin und sie sind es auch gegenüber meinem Besuch.