Sind Spekulanten in euren Augen immer Verbrecher?

Viele Leute schimpfen ja auf Spekulanten und halte sie immer für Verbrecher. Ich sehe das nicht so. Denn warum soll man denn nicht etwas kaufen und darauf spekulieren, dass der Wert steigt und ihn dann wieder verkaufen? Ich sehe darin nichts Schlimmes.

Schlimm ist es nur, wenn den Menschen etwas Lebensnotwendiges vorenthalten wird und sie deswegen verhungern, weil jemand Lebensmittel einlagert und hofft, dass der Preis. Aber ich finde jetzt nichts Schlimmes dabei, ein Grundstück nicht zu verbauen, weil die Preise steigen.

Haltet ihr alle Spekulanten für Verbrecher? Oder habt ihr vielleicht selber schon einmal mit irgendetwas spekuliert, und sei es auch nur in kleinem Rahmen?

Ich halte die meisten Spekulanten auch nicht für Verbrecher. Dies ist ein - wenn auch ungewöhnlicher Beruf, und wer das mit seinem Gewissen vereinbaren kann, der soll dem halt nachgehen. Was ich allerdings grenzwertig finde, ist der Spekulationshandel mit Lebensmitteln, der den Dritte-Welt-Ländern wirklich schadet, und diese in der wirtschaftlichen Entwicklung enorm zurückwirft. Sowas finde ich sollte grundsätzlich verboten werden. Solange dies aber nicht geschieht, sind auch Lebensmittelspekulanten keine Verbrecher, sondern höchstens Menschen mit einem geringen Gewissen und wenig sozialen Kompetenzen.

Spekulanten sind für mich Menschen, die sich auf Kosten anderer die Taschen füllen. Durch die Spekulation mit Getreide haben sich die Preise allein in Afrika vervielfacht. Manche müsse deswegen hungern. Das ist ein Verbrechen.

In Deutschland wurden die Getreidepreise im letzten Jahr um ein Drittel erhöht aufgrund von Spekulationen. Durch Grundstücksspekulationen sind Spekulanten zu mehrfachen Millionären geworden. Für mich ist das nicht legal. Aber ich glaube, dass in solchen Fällen nur die Regierung etwas dagegen tun kann.

Das ist interessant und irgendwie auch verstörend? Warum sollten Spekulanten pauschal Verbrecher sein?
Das denke ich absolut nicht, dann wäre ja jeder Mensch, der beispielsweise Aktien zur kurzfristige Gewinnerzielung erwirbt, ein solcher "Verbrecher". Das ist wieder eine typische Reaktion der Gesellschaft, wenn es um Dinge geht, welche den meisten unheimlich sind, weil sie sie nicht verstehen.

Der negative Ruf der sogenannten "Verbrecher" rührt nämlich sicher von den spekulativ ausgerichteten und institutionell betriebenen Spekulationen rund um die Preise von Lebensmitteln her. Dass nun alle sogenannten "Spekulanten" böse und raffgierig sind, ist deshalb nicht nur etwas sondern extrem übertrieben - um nicht zu sagen sogar dümmlich und unfair.

Ich betrachte nicht explizit Spekulanten als Verbrecher und denke, dass es auch immer sehr einseitig ist, wenn Leute Spekulanten als solche bezeichnen. Spekulanten haben eine Möglichkeit gefunden, Geld mit etwas zu verdienen, das andere Leute vielleicht sehr kritisch sehen oder was sie auch einfach nicht verstehen und nachvollziehen können.

Ich finde es ein bisschen naiv, sich über Spekulanten aufzuregen, auf der anderen Seite aber auch nicht so viel besser zu handeln. Ein großer Teil unseres Wohlstandes wird auf dem Rücken anderer erwirtschaftet. Menschen und Tiere werden ausgebeutet und das Interesse daran ist allgemein sehr gering. Die gleichen Leute, die sich über die bösen Spekulanten aufregen, kaufen mit Sicherheit auch Kleidung, die in der dritten Welt unter erbärmlichen Umständen hergestellt wird, auch von Kindern. Sie greifen im Supermarkt zu billigem Fleisch und scheren sich nicht um die verwerfliche und barbarische Behandlung der Tiere.

Menschen sind von Natur aus so gestrickt, dass sie für sich selbst den größten Vorteil erzielen wollen. Die meisten interessieren sich entweder nicht oder nur vordergründig dafür, wie es anderen geht. Spekulanten sind da nur ein Teil des gesamten Systems, aber sicher nicht die Monster, für die sie allgemein gerne gehalten werden. Dabei verhalten sie sich eigentlich nur Artgerecht.