Frage nach Schwächen - wie beantworten?
Ich habe heute Abend eine Art Telefon-Interview mit einer Firma, bei der ich mich beworben habe. Ich wurde ja gestern schon angerufen und heute folgt dann ein längeres Gespräch, was etwa eine halbe Stunde dauern wird. Nun habe mich mich schon ein wenig im Internet schlau gemacht, wie man bestimmte Fragen beantworten kann/sollte.
Aber auf die Frage, welche Schwächen man hat, konnte ich noch keine brauchbare Antwort finden. Gibt man keine Schwächen an, kann einem das ja auch schnell als Überheblichkeit ausgelegt werden. Könnte man beispielsweise Perfektionismus anbringen oder klingt das zu übertrieben/abgedroschen? Was würdet Ihr als Schwäche angeben?
Die Frage nach persönlichen Defiziten ist in einem Bewerbungsgespräch durchaus sehr wichtig - der Arbeitgeber möchte erstens wissen, wo bei einem potenziellen neuen Mitarbeiter Schwierigkeiten entstehen könnten, und zweitens ist es positiv, wenn sich ein Bewerber nicht selbst überschätzt und weiß, wo seine Schwächen liegen. Dabei kann man als Bewerber auch gleich mit andeuten, wie man diese Schwäche in der Regel überwindet oder mit welchen positiven Eigenschaften man sie wettmacht. In manchen Fällen wird der Arbeitgeber diese Frage auch gezielt stellen.
Natürlich bedeutet das nun nicht, dass man sich kleinreden soll. Bei so einem Interview sollte man sich selbstverständlich darum bemühen, ein insgesamt positives Selbstbild zu präsentieren. Im Idealfall ist man ja selbst davon überzeugt, dass man für die ausgeschriebene Stelle gut geeignet ist und dass eventuelle Schwächen das auch nicht negieren, und so sollte man die Frage eben auch beantworten.
Ich würde an deiner Stelle Perfektionismus nur als Schwäche angeben, wenn ich wirklich der Meinung wäre, dass mein Streben nach Perfektion mich in bestimmten Fällen davon abhält, eine Arbeit zufriedenstellend zu erledigen. Du solltest dir ernsthaft darüber Gedanken machen, welche deiner Eigenschaften eventuell zu Schwierigkeiten bei deiner potentiellen zukünftigen Arbeit führen könnten und wieso du trotzdem ein guter Kandidat für die Stelle bist.
Ich finde, dass man diese Frage auf jeden Fall zufriedenstellend beantworten sollte. Zu behaupten, dass man keine Schwächen hat, finde ich absolut arrogant und auch überheblich. Zudem kommt ja, dass ausnahmslos jeder Mensch die eine oder andere Schwäche hat. Von daher sollte man auch auf jeden Fall auch Schwächen nennen.
Ich habe öfters gehört, dass man Schwächen nennen sollte, die im Grunde genommen gar keine Schwächen sind, sondern auch als Stärken angesehen werden könnten. So beantwortet man die Frage zufriedenstellend, wobei der Arbeitgeber im nachhinein aber trotzdem keinen triftigen Grund hat, einen aufgrund der Schwächen nicht einzustellen. Immerhin sind es ja keine richtigen Schwächen, die man genannt hat.
Perfektionismus als Schwäche zu nennen, finde ich gar nicht schlecht. Immerhin muss Perfektionismus nicht unbedingt etwas schlechtes sein. In manchen Berufen ist Perfektionismus sogar sehr wichtig, da bei der Arbeit keinesfalls Fehler unterlaufen dürfen, wie beispielsweise bei der Arbeit im Labor. Von daher ist Perfektionismus eine Schwäche, die aber auch als Stärke durchgehen kann. Deshalb würde ich Perfektionismus wohl auf jeden Fall erwähnen.
Was man auch noch erwähnen könnte, wären beispielsweise starke Emotionalität und übermäßige Pünktlichkeit. Auch die beiden Eigenschaften kann man sowohl positiv, als auch negativ sehen. Immerhin kann Emotionalität auch nervig sein, wenn man sich ständig alles zu Herzen nimmt. Trotzdem ist Emotionalität auch etwas Gutes, da man somit auch menschlich und nicht kühl wirkt, wenn man einem ansieht, wie es einem geht. So hat man dann eben seine Schwächen genannt, sich selbst damit aber nicht geschadet, da der Arbeitgeber die Schwächen womöglich auch rein positiv auffassen könnte.
Ich stimme channale zu. Es ist wichtig für den Arbeitgeber zu erkennen, wie die Selbsteinschätzung ist. Es ist noch viel wichtiger für den Bewerber sich nicht zu überschätzen und auch positives aus den Schwächen zu ziehen und aufzuzeigen.
Wer also ein Morgenmuffel ist und dieses als seine Schwäche ansieht, dann sei Ihm das erlaubt. Er sollte dies aber nicht bringen, wenn es keine Gleitzeit oder Pünktlichkeit bzw. frühe Arbeitszeiten für den Beruf gefordert sind. Bei Gleitzeit kann man diese Schwäche nennen, aber dann nicht vergessen, dass man nicht um 16 Uhr nach Hause geht, sondern dann auch mal 17 oder 18 Uhr.
Beliebte Schwächen sind: kann schlecht "nein" sagen, bin hilfsbereit, bin chaotisch, Pünktlichkeit. Nach Möglichkeit zu den Schwächen immer auch was positives nennen. Wenn dies nicht geht, dann vielleicht eher nicht nennen.
Auch jeder Arbeitgeber weiß, dass niemand perfekt ist. Man muss sich halt gut verkaufen. Dabei zählt die Natürlichkeit (keine Schauspielerei) und die Offenheit. Aber leider erkennt dies nicht jeder Arbeitgeber!
Das erinnert mich an mein aller erstes Vorstellungsgespräch. Ich plapperte frei vor mich hin und antwortete auf die Frage meiner Schwächen in etwa so. "Naja, ich bin eigenwillig, manchmal unfreundlich, nicht Teamfähig und kann mich manchmal schwer motivieren, wenn mir etwas keinen Spaß macht.(Denkpause, der Chef schaute schon verwirrt). Äh, und manchmal bin ich viel zu ehrlich und unüberlegt!"
Mir war das unglaublich peinlich. Der Chef fand mein loses Mundwerk hochgradig sympathisch (und hey, der war Anwalt, also eigentlich eher spießig) und stellte mich sofort ein.
Ich denke, man darf ruhig zu seinen Schwächen stehen. Wenn man sie verschweigt oder beschönigt, dann kommt es ohnehin irgendwann raus. Sei dir deiner Schwächen bewusst, nenne sie offen und versuche, irgendetwas positives daraus zu machen. Ob nun mit einem Scherz dazu (kommt auf das Gegenüber und die Atmosphäre an!) oder indem du zeigst, dass du dir der Schwäche bewusst bist, aber das Beste daraus zu machen weißt.
Bei meinen Bewerbungsgesprächen kommt die Frage nach Schwächen und Stärken schon gar nicht mehr vor. Denn inzwischen weiß die Mehrzahl der Bewerber, dass man eine Schwäche angeben sollte, die man immer noch positiv auslegen kann. Das ist daher inzwischen auch wenig aussagekräftig, da man Tipps in diversen Bewerbungsratgebern findet.
Solche Dinge kannst du natürlich trotzdem heraussuchen. Achte darauf, dass die Schwäche auch eine positive Seite hat und überlege dir, wie du entweder positiv mit der Schwäche in deinem Beruf punkten kannst oder aber wie du die Schwäche mit bestimmten Maßnahmen in erträglichen Grenzen hältst. So ist Perfektionismus bei einem Buchhalter sicher gewünscht, ansonsten kann man sich auch immer wieder daran erinnern, dass der Sprung von 95 auf 100 % weder nötig ist, noch dass der Aufwand den Nutzen rechtfertigt und man sich daher mit 95 % zufrieden gibt.
Auf jeden Fall sollte man irgendetwas Belangloses sagen. Ohne Fehler ist niemand, aber die Fehler sollten eben auch nicht zu groß sein. Wichtig ist es eben, keinen schlechten Eindruck zu erzeugen und etwas Humor schadet nie.
Da niemand ohne Fehler ist, lässt eine fehlende Antwort auf diese Frage auf eine verzerrte Selbstwahrnehmung schließen und das schreckt ab. Noch vor ein paar Jahren wurde ja dazu geraten, bei dieser Frage einfach eine Schwäche zu nennen, die auf der anderen Seite positive Eigenschaften mit sich bringt, wie z.B. Perfektionismus: "Ich bin ungeduldig, ich muss immer alles perfekt machen...etc."
Davon würde ich abraten, denn jeder Personaler kennt mittlerweile diese Floskeln. Die eigenen Schwächen zu kennen, ist ein Zeichen von Reife. Ein paar No-Gos gibts natürlich schon, man sollte jetzt keine gravierenden Sachen raushauen. Man sollte sich einfach menschlich darstellen können.
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