Wie kommt die Altersangabe für Spielzeug zustande?

vom 29.01.2013, 13:27 Uhr

Ich wundere mich bei Spielsachen und Büchern immer wieder über die Altersangabe, die auf den jeweiligen Dingen steht. Mein Sohn ist nun 11 Monate alt und hat zu Weihnachten eine große Holzkugelbahn bekommen. Auf dem Karton steht drauf ab 2 Jahren. Er spielt da jetzt schon sehr schön mit. Die Kugel oder auch andere Figuren in diese Rollrinne, nenne ich es jetzt mal, zu bekommen gelingt ihm zwar noch nicht immer, aber doch zu 90%. Wieso also ist die Kugelbahn dann ab 2 Jahren?

Genauso gut mit einem Buch, dass ich heute gekauft habe. Dieses ist ein Soundbuch und gibt auf Knopfdruck das „Tatü-Tata“ der Feuerwehr wieder. Mein Sohn hat sich lange mit dem Buch beschäftigt. Die Seiten umgeblättert, sich die Bilder angeschaut und natürlich immer wieder Geräusche erzeugt.

Wie kommen die Spielzeughersteller immer auf die Altersangabe? Mir ist das schon sehr oft aufgefallen, dass sie entweder wie in meinem Beispiel zu hoch angesetzt ist, Kinder das also auch schon früher gut können, oder aber zu niedrig (was aber eher selten der Fall ist). Dass die Altersangabe wirklich stimmig ist, habe ich selten erlebt. Wie seht ihr das? Ist euch das auch schon aufgefallen?

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Das ist mir als mehrfache Mutter schon oft aufgefallen. Die Hersteller versuchen sich meist rechtlich abzusichern. Dann stehen auf Spielzeugen die Altersangabe ab drei Jahre wegen verschluckbarer Kleinteile. Diese Altersangabe habe ich schon auf Produkten wie zum Beispiel kleinen zerlegbaren Figuren wie aus den Überraschungseiern gesehen, wo so ein Warnhinweis sinnvoll ist. Andererseits habe ich diesen Warnhinweis auch schon übervorsichtig angebracht gesehen.

Weil du gerade von Büchern mit Geräuschen sprichst. Eines meiner Kinder hat ein Pappbuch mit Cars-Motiven. Dazu ist neben den drei Seiten mit einer recht mageren Geschichte eine Leiste angebracht mit drei Sound-Knöpfen. Wegen verschluckbarer Kleinteile soll dieses Buch erst ab drei Jahren gegeben werden. Das kann ich nicht nachvollziehen. Klar sind darin Knopfzellen enthalten, diese befinden sich aber hinter einer Klappe, die mit einer Schraube verschlossen ist. Da ist das Risiko größer, dass ein frecher drei Jahre alter Knirps auf die Idee kommt, den Schraubenzieher zu benutzen und somit an die Kleinteile zu kommen, als wenn man so ein Buch einem Einjährigen gibt.

Auch bei Kuscheltieren habe ich diesen Warnhinweis schon gesehen. Allerdings waren da alle Gesichtszüge aufgestickt und das Tier nur mit Füllwatte, nicht mit Granulat gefüllt. Wie der Hersteller zu dieser Warnung kommt, ist mir bis heute schleierhaft. Ich kann mir das in solchen Fällen nur so erklären, dass ähnliche Produkte aus dieser Baureihe vielleicht auch nach Amerika exportiert werden, wo die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass jemand den Hersteller verklagt und die Hersteller das rein aus Vorsicht so handhaben.

Ansonsten muss ich als Mehrfachmutter sagen, dass konkrete Altersangaben fast unmöglich sind, die allen Kindern taugen. Dein Kind hat vielleicht ein besonderes Interesse für Technik und spielt deshalb jetzt schon mit der Kugelbahn. Ein anderes Kind würde sich vielleicht noch gar nicht lange dafür begeistern können, auch wenn es im gleichen Alter wäre. Ich habe das bei meinen Kindern durchaus fest stellen können. Entwicklung ist kein starrer Prozess. Von Anfang an hatte jedes meiner Kinder so seine geistigen Stärken und Schwächen und seine eigenen bevorzugten Spielzeuge. Eine meiner Töchter schaute zum Beispiel nie sonderlich interessiert Puppen an, obwohl viele Mädchen schon früh gerne mit Puppen spielen. Dafür war sie geradezu vernarrt ihn ein Lieblingskuscheltier.

Ein Sohn begeisterte sich von ganz klein an für alles was Räder hat, die anderen Kinder brauchten dafür deutlich länger und kamen erst in der älteren Kindergartengruppe auf den Geschmack, als sie Mitspieler hatten. Dafür spielt dieser Sohn auch sehr gerne mit Puppen, was seine Schwester nie wollte. So sind die Kinder eben unterschiedlich, selbst in einer Familie. Mit der Zeit bekommt man aber ein Gefühl dafür, wann sich das eigene Kind für welches Spielzeug begeistert und sachgerecht damit umgehen kann.

Alle meine Kinder lieben von Klein auf Bücher. Allerdings war auch eines dabei, das Bücher wörtlich zum Fressen gerne hatte. Alle Bücher, die die älteren Geschwister tadellos überstanden hatten, hatten binnen Kurzen reichlich Nagespuren. Ebenso hat dieses Kind mit sehr viel Ausdauer immer wieder getestet was passiert, wenn man Bücher über den Widerstand hinaus zu weit aufklappt. Im gleichen Alter gingen die Geschwister schon viel besser mit den Büchern um, so dass da immer wesentlich mehr Aufsicht notwendig war, um die Neugier im Zaum zu halten.

Gerade wenn die Kinder sehr klein sind, ist das weniger ein Problem. Dann kann man abends ungeeignete Spielzeuge erst mal wieder für eine gewisse Zeit einmotten und später wieder frei geben. Bei älteren Kindern, die da schon Gedächtnis entwickelt haben ist das eher schwer.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Es gibt wahrscheinlich verschiedene Kriterien. Da sind einmal die Sicherheitsaspekte. Kinder, die noch alles in den Mund nehmen, dürfen natürlich nicht mit Kleinteilen oder nicht speichelfesten Materialien in Berührung kommen.

Die anderen Kriterien sind wahrscheinlich Durchschnittswerte der Entwicklungsstufen der Kinder. Natürlich passt nicht jedes Kind in dieses Schema und man muss selber herausfinden, was dem Kind Spaß macht. Mein Sohn konnte schon mit einem Jahr die kompliziertesten Puzzles machen, weil er ein außergewöhnliches Gedächtnis hat. Dafür konnte er mit sechs Jahren noch nicht viel mit Lego anfangen, sodass ihn manche vielleicht für minderbemittelt gehalten haben.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich glaube nicht, dass es da irgendwelche einheitlichen Standards gibt. Mir fällt zum Beispiel bei Puzzles immer wieder auf, dass die Altersempfehlungen stark voneinander abweichen. Manchmal haben Puzzles von verschiedenen Herstellern, die meiner Meinung nach einen ähnlichen Schwierigkeitsgrad aufweisen, sehr auseinander gehende Altersangaben. Da ist dass das eine ab 3 Jahren und das andere ab 5, obwohl Anzahl und Größe der Teile fast oder sogar ganz identisch sind.

Genauso ist es mit anderen Spielzeugen oft auch. Obwohl sie absolut in die selbe Kategorie fallen, stehen sehr unterschiedliche Angaben drauf. Ich habe schon Kugelbahnen mit den Altersangaben ab 1 Jahr, ab 18 Monaten und ab 2 Jahren gesehen. Große Unterschiede gab es zwischen diesen nicht und verschluckbare Kleinteile hatte keine davon.

Ich denke, dass man diese Angaben nur als ungefähre Orientierung sehen kann. Am Ende muss man aber doch selbst entscheiden, welches Spielzeug für das eigene Kind geeignet ist und es weder überfordert noch unterfordert.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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