Muss man alle Werke der Kinder schön und toll finden?

vom 29.01.2013, 13:22 Uhr

In einem anderen Thread hat eine Userin geschildert, dass ihre Enkelin ein Bild gemalt hat, welches ihr dann im Endeffekt nicht gefällt. Als Antwort hat sie zum Teil bekommen, dass sie es ein wenig schade finden, dass man ein Werk von der Enkelin nicht schön findet und sie selber jedes Werk ihrer Kinder toll finden und so weiter. Als Mutter ist man da ja auch durchaus leicht zu beeindrucken. Das kenne ich von mir selber, wenn mein Sohn etwas malt, bastelt oder dergleichen.

Trotzdem muss ich sagen, dass ich nicht bei jeder einzelnen Zeichnung in Begeisterung verfalle. Ich habe ein wenig die Einstellung, dass man nicht jeden Pinselstrich seines Kindes toll finden muss. Es geht ja nicht darum, dass man dem Kind klipp und klar sagen muss, dass man die Zeichnung hässlich findet, aber ich sage meinem Sohn zum Beispiel schon, dass mir das eine Bild von ihm besser gefällt als das andere. Und Kinder haben denke ich bald einmal den Bogen raus, dass sie nur schnell einmal ein wenig herumkritzeln und dann stolz kommen um sich ein großes Lob einzuhamstern.

Wie ist das bei euch? Hand auf's Herz: Findet ihr wirklich jedes einzelne Meisterwerk eurer Kinder toll und schön? Gibt es da nicht Werke, die ihr schöner als andere findet? Die Threadstellerin in dem anderen Thread hat ja auch geschrieben, dass sie die Kreativität ihrer Enkelin toll findet, nur eben dieses eine Bild nicht so ganz nach ihrem Geschmack ist. Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich auch nicht jedes einzelne Werk von meinem Sohn aufhänge. Im Fall von dem anderen Beispiel ist es halt ein wenig blöd, weil sie der Enkelin im Vorhinein schon gesagt hat, dass sie das Bild aufhängen wird.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



In dem erwähnten Thread ging es sogar darum, so meine ich es verstanden zu haben, dass vor allem das Motiv als unschön empfunden wurde - ein grau-schwarzer Roboter statt einem fröhlichen Blumenbild. Das empfinde ich dann sowieso nochmal anders, da ist das Ergebnis rein handwerklich vielleicht gar nicht schlecht, aber das Motiv hätte besser ausfallen können. Und das müsste man einem Kind dann auch so sagen können, das ist ja dann nicht zwingend Kritik am Können, sondern eben nur an der Vorlage.

Heikler ist es natürlich, wenn etwas weniger schön gemalt/gebastelt wird. Aber ich denke, auch da muss man nicht zwangsläufig alles loben. Wobei ich dann es eher so formulieren würde, dass ich sage, welches Bild schöner ist und eben auch darauf hinweise, dass man nicht beliebig viel Platz zur Verfügung hat und eben nicht alles aufhängen kann und man sich entscheiden muss, welches sich dafür am besten eignet.

War bei mir als Kind auch so, ich habe sehr viel gemalt und da konnten dann auch nur die "schönsten Werke" aufgehängt werden, der Rest wurde in einem speziellen Ordner ab geheftet, den ich heute noch habe. Meine Mutter hat mir auch schon gesagt, wenn ihr etwas nicht ganz so gut gefiel, wobei nie Worte wie "schlecht" fielen. Aber manche Sachen waren beispielsweise detaillierter oder farbenfroher und machten dann einfach im Endeffekt mehr her.

» Gingerhead » Beiträge: 500 » Talkpoints: 65,23 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Dass man Kindern nicht unbedingt mit den Worten "schlecht", "hässlich", "schirch" oder dergleichen die Werke kommentieren sollte, sehe ich genauso. Aber es gibt ja auch Abstufungen. Ich habe bei einem Werk bei meinem Sohn durchaus auch einmal gesagt, dass ich finde, dass er sich bei der vorherigen Zeichnung mehr bemüht hat. So war es im Endeffekt ja auch. Er hat ein Bild gemalt, großes Lob von mir bekommen, sich zum Tisch hingesetzt, schnell noch was gekritzelt und mir präsentiert, damit ich wieder in Begeisterung verfalle.

Und es soll in diesem Thread ja auch nicht nur darum gehen, wie man mit den Kindern reagiert, sondern eben darum, ob man selber als Mutter, Großmutter oder wer auch immer die Werke der Kinder wirklich alle so toll findet. In dem anderen Thread wurde ja durchaus auch geschrieben, dass man alle Werke seiner Kinder toll findet. Und ich liebe die Sachen die mein Sohn macht auch, aber ich finde wenn ich ehrlich bin, nicht jedes einzelne Werk als toll und schön. Also wenn mein Sohn nur schnell etwas kritzelt, dann ist das natürlich in Ordnung für mich und das gehört dazu und demnach passt es, aber ich finde es nicht umwerfend schön.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Im Grunde wollen Kinder auch Ehrlichkeit. Wenn eine Mutter nun immer das Werk ihres Kindes lobt, wie soll es da lernen, sich mehr Mühe zu geben? Wenn es wirklich nur eine Kritzelei ist und es dafür gelobt werden möchte, sollte man das nicht tun. Dem Kind offen und detailliert sagen, warum das Bild gegenüber einem anderen weniger gut ausgefallen ist, sollte schon möglich sein, weil ein Kind auch lernen muss, mit Kritik umzugehen. Eine Anleitung, wie es das Bild in Zukunft besser machen könnte, egal ob es die Farben betrifft oder die Komposition, sollte es in positiven Worten zu akzeptieren lernen. Und vielleicht ist es für eine positive Anmerkung auch dankbar und überlegt, wie es das umsetzen könnte, was die Mutter gesagt hat.

Sagt nun eine Mutter grundsätzlich immer, dass es ein wunderschönes Bild gemalt hat, erwartet das Kind, dass die Mutter dieses Bild auch aufhängt. Ist das Bild aber äußerst hässlich, könnte das Kind je nach Alter, auf den Gedanken kommen, dass die Mutter keinerlei Interesse an seinen Bildern hat. Denn Kinder sind nicht dumm und wissen sehr genau, ob sie sich Mühe gegeben haben oder nicht. Es weiß also, dass das Bild in aller Eile gemacht wurde und ihm nicht gefällt. Mit Absicht wird er fragen, was die Mutter davon hält und wird die falsche Aussage der Mutter erkennen und denken, dass diese sich nicht richtig mit dem Bild auseinander setzt und keine Zeit für genaue Angaben hat.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Als nicht Betroffene habe ich schon den Eindruck, dass es bei vielen Eltern, vor allem Müttern, genauso läuft - alles, was das Kind macht, ist grundsätzlich toll. Denen würde es nie in den Sinn kommen ein Bild aus subjektiven Gründen (wenn man das Motiv zum Beispiel nicht mag) oder aus objektiven Gründen (die du ja gut beschrieben hast mit dem Kind, das sich beim zweiten Bild nicht so viel Mühe gegeben hat) nicht so gut zu finden.

Was dafür jetzt die Gründe sind kann ich natürlich nicht sagen. Vielleicht haben sie wirklich diesen Tunnelblick und denken, dass ihr Kind das tollste ist um das sich die ganze Welt dreht oder vielleicht wissen sie auch einfach nicht, wie viel Kritik richtig ist und wie man diese am besten vermittelt, also ist es am einfachsten, wenn man bei sich selber erst gar keine kritischen Gedanken zulässt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Einfach so in den Raum zu stellen, es sei dumm dem Kind vorher zu versprechen, das Bild würde ganz sicher aufgehängt werden, das finde ich etwas hart und vorschnell geurteilt. So wie ich den anderen Thread verstanden habe wollte das Kind es besonders gut machen und die Oma hat (wenn auch ungewollt) mit dieser Zeitschrift oder was das für ein Druckerzeugnis war welche sie dem Kind gegeben hat selbst unfreiwillig die Quelle für das ungeliebte Motiv weiter gegeben. Ich würde eher sagen, dass das in dem Fall unglücklich gelaufen ist, wenn sonst bisher der Oma alle Kunstwerke des Enkelkindes super gefallen haben, entwickelt sich eben so etwas wie eine Erwartungshaltung.

Je kleiner die Kinder sind, desto mehr brauchen sie denke ich schon die Bestätigung im eigenen familiären Umfeld, dass sie kompetent sind und dass ihre Leistung gewürdigt wird. Ich denke, es ist in jedem Fall erzieherisch besser, wenn Eltern alle Kunstwerke uneingeschränkt toll finden, als wenn Eltern da zu kritisch vorgehen. Ich habe da im Bekanntenkreis einen Fall beobachten können. Der eine Elternteil ist selbst sehr kreativ und verdient sich seinen Lebensunterhalt in einem kreativen Beruf. Für die ersten Werke des Kindes hatte diese Person die ersten 16 Lebensjahre nur herbe und niederschmetternde Kritik vorrätig. Nichts war gut genug aus Elternsicht, weil man selbst es ja viel besser kann. Überall wurde irgend etwas gefunden, das man zu Tode kritisieren konnte. In den Wohnräumen hing niemals ein Werk des Kindes, sondern nur echte und ernsthafte Kunst.

Dieses Kind hat mir mal anvertraut, dass es unter dieser Situation wie verrückt leidet und hat mir auf meine Bitte einige seiner Werke gezeigt. Ich als unbeteiligter musste sagen, dass das Kind ungewöhnlich gute Werke produzierte und sehr begabt schien. Zum Glück hat dieses Kind, das mittlerweile auch erwachsen ist, einen sehr starken willen und einen starken Charakter. Die Kritik durch die Eltern hat in dem Fall einen unheimlichen Ehrgeiz ausgelöst, endlich mal so gut zu sein, um die Eltern auch beeindrucken zu können. Mittlerweile arbeitet diese Person auch in einem künstlerischen Beruf und die Eltern haben gelernt, das erreichte Level an Können zu schätzen. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ein etwas sanfterer Charakter in so einer familiären Situation lieber Finanzbeamter wird und jeglicher Kreativität so weit wie möglich aus dem Wege geht, weil man damit keine Anerkennung verdienen kann. Und genau das ist es ja, was Kinder mindestens bis ins Grundschulalter brauchen und wollen: Die Anerkennung der Eltern.

Aus dem Fall habe ich viel für meine eigenen Kinder gelernt. Ich versuche sie nicht kritiklos mit Lob zu überschütten, wenn sie ein liebloses Kritzelkratzel vorlegen. Wenn die Arbeit erkennbar ist und die Mühe, dann lobe ich das, auch wenn das Motiv mir persönlich vielleicht nicht gefällt. Dann sage ich aber auch bei einzelnen Punkten recht detailliert, was mir nicht so gefällt. Als meine Kinder im Top-Model Fieber waren, wurden ungezählte Mengen an Ausmalbildchen mit Kleidern und Frisuren verziert. Als eine der Figuren mal so eine 80 er Jahre Vokuhila-Frisur verpasst bekam, habe ich schon gesagt, dass ich die Frisur reichlich altmodisch finde und auch bei echten Frauen nicht so schön finde, sie aber technisch gut gemalt ist. Mit so einer Kritik können meine Kinder gut umgehen, weil ich ihnen auch immer wieder mal erkläre, dass Künstler frei sind und nicht malen um zu gefallen, sondern um ihre Message an die Leute zu bringen.

Gerade die jüngeren Geschwister sind ein schwieriges Thema in der häuslichen Kunsterziehung. Eines meiner jüngeren Kinder wollte schon im Alter von drei Jahren wie die Großen Tiere und Menschen frei malen, was einfach nicht gelang. Die Lösung für das Problem zwischen Können und Wollen war herrlich kreativ und ebenso hässlich. Mein Kind nahm einfach einen Pinsel voll Farbe schmierte das ganze Blatt zum Beispiel schwarz ein. Auf meine Frage, was das Bild denn darstellt kam dann die selbstbewusste Antwort: Das ist ein Elefant in der Nacht, siehst du das denn nicht, Mama? Da musst ich auch schmunzeln, weil ich die Ausrede so genial fand, aber das Bild an sich ziemlich mies und hingeschmiert. Aber altersbedingt fand ich das trotzdem eine tolle Notlösung. Mir war es damals wichtig, das Kind nicht schon in den ersten Versuchen zu entmutigen und haben den Quatsch trotzdem für die gute Idee gelobt und meinem Kind Bilder von abstrakten Werken großer Künstler gezeigt. Heut malt es auch schon recht gut wie die Geschwister und hat die Freude am Malen behalten und das ist mir wichtig.

Ich habe eine Stelle in der Wohnung, wo ich abwechselnd immer wieder mal neue Werke der Kinder aufhänge. Auch der besagte Elefant in der Nacht hing da eine Zeit lang. Die Kinder wissen aber, dass da alles immer wieder getauscht wird, so dass sie auch den Ansporn haben, etwas neues zu malen, was es wert ist, aufgehängt zu werden.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


trüffelsucher hat geschrieben:Einfach so in den Raum zu stellen, es sei dumm dem Kind vorher zu versprechen, das Bild würde ganz sicher aufgehängt werden, das finde ich etwas hart und vorschnell geurteilt.

So habe ich das nicht gemeint. Ich meinte damit, dass es für die Situation blöd sei, dass sie im Vorhinein nicht sagen kann, dass sie das Bild aufhängen wird und dann wenn es ihr nicht gefällt, es dann eben unterlassen. Dabei fnde ich es nicht "blöd", dass sie das im Vorhinein gesagt hat, sondern eher erschwerend für die Situation danach. Aber um das soll es hier wie gesagt gar nicht im Detail gehen, sondern in erster Linie darum, ob man wirklich alle Werke seiner Kinder toll und großartig findet oder ob man ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man einmal etwas nicht so toll findet.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Natürlich muss man nicht jedes Gemälde seines Kindes supertoll finden. Das habe ich in dem angesprochenen anderen Thread auch schon geschrieben, aber Wörter wie hässlich und dergleichen würde ich nie für die Beschreibung eines Bildes meiner Kinder verwenden.

Ich würde es vielmehr so ausdrücken, wie tournesol es beschrieben hat. Ich würde auch eher sagen, dass sich mein Sohn nicht so viel Mühe gegeben hat oder dass das Bild unvollständig erscheint oder so etwas in der Art, was mein Kind nicht gleich verletzen würde. Ob man dann jedes Bild gleich aufhängen muss ist dann wieder eine andere Frage.

Ich finde es zwar schön, wenn einzelne Bilder aufgehängt werden, aber es dürfen auch nicht zu viele sein. Da kommt das einzelne Werk dann gar nicht mehr zur Geltung und besonders schön sieht es dann sicherlich auch nicht mehr aus, wenn die ganze Wand zutapeziert ist mit den Werken der Kinder.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es kommt immer ganz auf das Alter des Kindes an. Im Kleinkindalter ist es für die Kinder sehr wichtig, dass sie Bestätigung und Anerkennung von ihren Bezugspersonen bekommen. Sie sind selbst stolz auf ihre Werke und wollen, dass auch die Eltern stolz auf sie sind. Jedes Kind möchte doch, dass seine Eltern stolz sind, auch bereits erwachsene Menschen.

Aber ab dem Vorschulalter sollte man anfangen nicht mehr jedes Werk der Kinder schön zu finden und die Kinder nur noch zu loben. Es ist auch gut mal zu sagen, dass das Ergebnis ihrer Arbeit nicht so gut geworden ist. Wenn man sich mit dem Kind in Ruhe hinsetzt und den Kindern erklärt, dass man die Bemühungen der Kinder sehr zu schätzen weiß, aber die Ergebnisse verbessserungswürdig sind. So entwickeln die Kinder schnell den Ergeiz die Eltern von ihrer Arbeit überzeugen zu wollen und versuchen es immer und immer wieder. Dadurch fördert man die Kinder mehr, als wenn man sie immer nur lobt, obwohl ihre Werke grauenvoll sind.

Aus Fehlern lernt man ja bekanntlich und wenn die Kinder lernen, dass es so nicht geht, wie sie es versucht haben, Also werden sie kreativ und probieren vieles aus, um ein gutes Ergebnis zu erzeugen, womit sie auch ihre Eltern stolz machen können. So lernen die Kinder ergeizig zu werden und Kreativität zu beweisen.

» White-Sheep » Beiträge: 138 » Talkpoints: 83,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Es kommt meiner Meinung nach sehr darauf an, um was es sich dabei handelt. Wenn es zum Beispiel ein Bild, eine Geschichte oder etwas anderes ist, bei dem sich das Kind wirklich Mühe gegeben hat, dann ist es meiner Meinung nach sehr angebracht, auch dem Kind zu zeigen, dass man seine Arbeit toll findet.

Das motiviert sehr, und das Kind freut sich darauf, etwas neues anzufertigen, um gelobt zu werden. Es spricht natürlich auch nichts gegen Kritik, die sollte aber einfühlsvoll sein und nicht gerade bei etwas so persönlichen wie einem Bild! Wenn das Kind Gitarre spielen lernt und ein Stück vorspielt, das aber noch nicht so gut ist, dann darf man das ruhig sagen.

» MissCuriosity » Beiträge: 566 » Talkpoints: 25,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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