Wieso war/ist ein Lehramtsstudium so beliebt?
Klehmchen hat geschrieben:Wie gesagt, es ändert an der Arbeitszeit nichts und teilweise hat man dann ja die Möglichkeit bereits in der Schule Arbeiten zu korrigieren oder kommende Stunden vorzubereiten und somit weniger Arbeit mit nach Hause zu nehmen.
Ich habe ja nicht damit ausdrücken wollen, dass die Arbeitszeit geringer ist. Was du ja sogar auch zitiert hast. Als ich Schüler war, hatte ich Montags bis Freitags 6 Stunden. Später hatte ich dann wohlgemerkt nur einen Nachmittag Unterricht und das war Sport. Mein ganz persönliches Bild eines Lehrerarbeitstages wäre also gewesen, dass die Lehrer, abgesehen von den Sportlehrern 6 Schulstunden haben und danach nach Hause gehen. Das war ja auch das Klischee des Lehrerberufs bezogen. Unter dieses Klischee fällt genauso die Aussage, dass Lehrer 12 Wochen im Jahr Urlaub haben.
Klehmchen hat geschrieben:Abgesehen davon denke ich sollte man jetzt nicht immer so tun, als würde jetzt alles schlimmer sein als früher. Da war man vielleicht unter der Woche etwas früher zu Hause, durfte aber auch am Samstag noch einmal antreten. Genauso wie es heute möglich ist, dass man als Lehrer sogar freie Tage unter der Woche hat. Kenne ich genauso wie Lehrer, die tatsächlich Pech haben und mitten im Arbeitstag mehrere Stunden frei.
Das habe ich auch mit keinem Wort sagen wollen, sondern, dass sich im Vergleich zu der Zeit vor 10 Jahren oder so, meiner Meinung nach doch einiges getan hat. Das ist ein reiner Fakt und beinhaltet keinerlei Wertung. Die legst du lediglich in meine Worte hinein.
Klehmchen hat geschrieben:Viel kann man sicher auch schon mit der Wahl seiner Fächer beeinflussen. So denke ich hat man zum Beispiel als Deutschlehrer sicherlich wesentlich mehr Arbeit mit der Korrektur von Arbeiten als zum Beispiel ein Mathematiklehrer bei dem es im Grunde nur richtige und falsche Ergebnisse gibt oder Sportlehrer, die ja fast nie Arbeiten korrigieren müssen und bei denen die Vorbereitung sicherlich auch etwas einfacher ist als in anderen Fächern.
Im übrigen sprichst du hiermit ein weiteres Klischee an. Auch wenn Mathematiklehrer keine seitenlangen Aufsätze oder Analysen korrigieren müssen, haben sie doch einiges mehr zu korrigieren als nur ein richtiges oder falsches Ergebnis. Falls du selbst Lehrer sein solltest, dann wohl kaum für das Fach Mathematik. Es müssen Lösungswege korrigiert und bewertet werden und der Wunsch der Konferenzen geht dahin offene Aufgaben zu stellen, also Aufgaben, bei denen es u.a. verschiedene Lösungswege gibt. So etwas muss alles berücksichtigt werden.
Ganz zu schweigen von den Bewertungsbögen die heutzutage ausgeteilt werden müssen, auf denen man Lernempfehlungen etc. gibt. Oberstufenklausuren im Fach Mathematik sollten sich im übrigen auch wie Aufsätze lesen lassen. Das Klischee, es gäbe in Mathematik nur richtig und falsch ist deutlich überholt. Ein Deutschlehrer hat sicherlich mehr Text zu lesen, klar, und ich behaupte auch nicht, dass es der Mathematiklehrer genauso schwer hat wie eben dieser, aber so leicht, wie du es dir denkst, ist es bei weitem nicht.
Als ich Abitur gemacht habe, waren in meinem Jahrgang auch viele Leute, die auf Lehramt studieren wollten und viele haben das auch gemacht bzw. sind immer noch dabei. Und ich muss sagen, dass man da auch deutliche Unterschiede gemerkt hat. Einige meine Mitschüler wussten seit Jahren, dass sie Lehrer werden wollen, weil ihnen das Spaß machen würde und man konnte sich das auch sehr gut vorstellen. Andere hingegen wussten bis zum Ende nicht so richtig, was sie nach der Schule machen sollen und fingen dann das Lehramtsstudium an. Bei vielen hatte man das Gefühl, dass ihnen einfach nichts anderes eingefallen ist, sie sich ihre zwei Lieblingsfächer ausgesucht haben und das nun auf Lehramt studieren. Wie gesagt war das aber auch nicht bei allen der Fall.
In meinem Jahrgang will, soweit ich weiß, keiner nach der Schule ein Lehramtsstudium machen. Das mag aber auch daran liegen, dass wir ein allgemeinbildendes Gymnasium in Richtung Technik / Informationstechnik / Umwelttechnik sind und somit die Richtung, in die wir beruflich gehen wollen, eigentlich schon gewählt haben, nämlich in die technische. Die meisten von uns wollen demnach Ingenieure, Informatiker oder ähnliches werden.
Dennoch kenne ich einige Schüler von anderen Schulen, die dieses Jahr Abitur machen und in Richtung Lehramt gehen wollen. Ich frage dann immer, was diejenigen daran finden und die Antworten fallen ganz unterschiedlich aus. Ich habe auch ab und zu schon einige meiner Lehrer gefragt, warum sie sich für den Beruf entschieden haben. Manche antworten darauf, dass man viel Freizeit, vor allem in den Ferien, hat, andere sagen, dass sie es selbst nicht so genau wissen und damals einfach dieses Studium angefangen haben. Viele haben auch gar nicht auf Lehramt studiert, sondern waren zuerst in einem anderen Beruf tätig und sind dann auf Lehrer umgestiegen.
Was ich ganz selten als Antwort höre, ist, dass diejenigen den jüngeren Menschen Deutschlands Wissen vermitteln wollen oder dass sie Spaß daran haben, sich mit jungen Menschen zu beschäftigen. Wobei das doch eigentlich der Grund sein sollte, warum man auf Lehramt studiert, denke ich eigentlich. Einmal hat mir einer geantwortet, dass er es studiert hat, weil er bemerkt hat, dass er Wissen gut vermitteln kann. Das war mein Geschichtslehrer und leider habe ich seine Argumentation überhaupt nicht verstanden, denn er hat uns fast gar kein Wissen vermitteln können über die Jahre.
Ich denke, was viele daran reizt, ist einfach, dass man wirklich viel Freizeit hat. Bei Grundschulen gibt es ja beispielsweise keine Mittagsschule und man muss dann zu Hause nur die Stunden vorbereiten und in den Ferien hat man sowieso frei. Das reizt schon, aber ich glaube, viele unterschätzen auch, wie viel Stress es bedeuten kann, Lehrer zu sein. Wenn man dann tatsächlich Unterricht hat und die Schüler nicht auf einen hören wollen, egal welchen Alters, dann kann das schon sehr nervenaufreibend sein. Ich würde mir das daher sehr gut überlegen.
musicality hat geschrieben:Falls du selbst Lehrer sein solltest, dann wohl kaum für das Fach Mathematik. Es müssen Lösungswege korrigiert und bewertet werden und der Wunsch der Konferenzen geht dahin offene Aufgaben zu stellen, also Aufgaben, bei denen es u.a. verschiedene Lösungswege gibt.
Zunächst einmal nein - ich bin kein Lehrer. Ich arbeite in einer ganz anderen Branche mit wesentlich weniger Freizeit. Aber das hab ich mir so ausgesucht und vorher gewusst, von daher bin ich auch keineswegs neidisch.
Ansonsten ändert aber auch das von dir beschriebene nichts daran, dass es in der Mathematik nur richtig oder falsch gibt, genauso wie es zumindest zu meiner Schulzeit vor 10 Jahren schon so war, dass es bei uns nicht den einen richtigen Lösungsweg gab, sondern nur das eine richtige Ergebnisse, dass man eben auf verschiedene Wege erreichen kann. Klar reicht es nicht, nur auf das Ergebnis zu achten, aber dennoch ist da alles logisch nachzuvollziehen und es gibt im Grunde keinen Interpretationsspielraum.
Bei einem Deutschaufsatz gibt es ja im Grunde gar kein richtig und kaum etwas falsches, aber man muss sich ja auch Gedanken machen, warum man jetzt gewisse Interpretationen als richtig oder falsch zulässt oder gar wie man das dann in Punkten bewertet, abgesehen davon, dass du auch noch auf die Rechtschreibung und Grammatik achten musst. Das macht dann doch deutlich mehr Arbeit.
Im Grunde wollte ich damit aber auch viel eher sagen, dass man als Lehrer im Verhältnis zu vielen anderen Berufsgruppen verhältnismäßig wenig Kernarbeitszeit hat, wenn man es denn so nennen will. Das sind eben zum Beispiel am Gymnasium je nach Bundesland nur 24-28 Schulstunden in Festanstellung. Danach hat man natürlich nicht frei, aber es ist jedem selbst überlassen, wieviel Zeit man für Vor- und Nachbereitung aufbringt und eben auch wann man diese Zeit aufbringt. Damit ist man zumindest erstmal deutlich flexibler in der Freizeitgestaltung.
Und es gibt eben auch zahlreiche Lehrer, die nicht jedes Jahr ihren Unterricht neu erfinden, was ja auch nicht zwangsläufig für einen schlechten Unterricht sprechen muss. Also man hat zumindest erstmal die Möglichkeit sich als Lehrer mehr Freizeit zu schaffen, als viele andere Erwerbstätige. Ob man das dann so macht, liegt aber natürlich auch am persönlichen Ehrgeiz und es gibt sicher auch genug Lehrer, die auch bis ins hohe Alter regelmäßig 50-60 Stunden mit ihrer Arbeit verbringen, keine Frage.
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