Beruf des Kindes entspricht nicht Elternwunsch

vom 27.01.2013, 00:52 Uhr

Mich interessiert mal, ob jemand unter euch sein Kind gerne in einem Beruf gesehen hätte, der euch passend erschien? Wenn euer Kind nun etwas ganz anderes gemacht hat, also einen Beruf ergriffen, bei dem ihr die Nase rümpft, wie seid ihr damit umgegangen? Wenn ihr es beispielsweise gerne als Rechtsanwalt gesehen hättet und nun ist es im Pflanzenreich tätig und kümmert sich um Blumen, würdet ihr euch daran gewöhnen?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich denke, es ist ganz normal, wenn Eltern die Entwicklung ihres Kindes mit Interesse verfolgen und auch die persönlichen Fähigkeiten und Interessen ihres Nachwuchses beobachten. Dass Eltern sich überlegen, "hm, was könnte mein Kind denn mal später mit seinem speziellen Begabungsprofil anfangen" ist auch ganz natürlich.

Normalerweise ist es ja so, dass ein Kind beim Heranwachsen seine persönlichen Talente entfaltet, und die Eltern mit ihrer größeren Lebenserfahrung ihrem Kind beratend zur Seite stehen, was es mit den jeweiligen Interessen und Begabungen später einmal beruflich anfangen könnte. Zumindest sollte es meiner Meinung nach so sein.

Allerdings, wenn Eltern sich einbilden, das Kind sollte Rechtsanwalt werden, obwohl das Kind niemals auch nur ansatzweise ein Interesse an dem Gebiet gezeigt hat und viel lieber Gärtner werden möchte, dann ist da in der Familie ganz entschieden etwas falsch gelaufen. Solche Interessen entwickeln sich ja nicht spontan, sondern sind langfristig angelegt. Und ich denke, Eltern, die sich Mühe geben, ihr Kind bei seiner persönlichen Entwicklung bestmöglich zu fördern, müssten eben auch mitbekommen, wenn die persönlichen Fähigkeiten halt auf dem Gebiet der Botanik liegen.

Eigentlich ist so eine totale Fehleinschätzung der Interessen des eigenen Kindes nur dann möglich, wenn die Eltern ihr Kind niemals als eigenständige Person respektiert haben. Kinder sind aber nun einmal nicht das Eigentum ihrer Eltern. Sie haben ein Recht darauf, eigene Lebensentscheidungen zu treffen, und dazu gehört ganz selbstverständlich auch die Wahl des eigenen Berufes.

» arril » Beiträge: 739 » Talkpoints: 10,78 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich halte gar nichts davon, wenn Eltern ihren Kindern nicht vorschreiben wollen, welchen Beruf sie ergreifen sollen. Ganz besonders solche starren Vorstellungen, wie du sie beschrieben hast, halte ich für sehr problematisch. Da ist ein größerer Konflikt quasi vorprogrammiert.

Besser ist es, wenn man sich etwas flexibler zeigt, und auch die Talente und Interessen des Kindes berücksichtigt. Sehr viel bringt meiner Meinung nach auch die Vorbildwirkung: Wenn zum Beispiel der Vater als Ingenieur zusammen mit seinen Kindern etwas baut und dabei seine Begeisterung für Technik vorlebt, werden die Kinder sicherlich das Vorbild ein Stück weit aufgreifen und vielleicht sogar später von selbst gerne einen technischen Beruf ergreifen. Dabei können nicht nur die Eltern, sondern auch andere Menschen als Vorbilder dienen.

Ansonsten können die Eltern natürlich eingreifen, wenn sie denken, dass der Berufswunsch des Kindes die Zukunft des Kindes gefährden oder wenn er nur aus einer Laune entsteht und sie sicher sind, dass sie diesen Beruf nicht durchhalten würden. In diesem Fall kann man aber meistens sehr gute Argumente liefern und solange man nicht versucht ist, stattdessen wieder die eigenen Vorstellungen aufzudrängen, werden die Kinder (zumindest langfristig) wohl auch empfänglich für diese Argumente sein.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 27.01.2013, 11:18, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Meine Eltern haben mir keinen beruflichen Werdegang auferlegt und daher werde ich auch meine Kinder nicht in irgendeine Richtung zwingen, nur weil sie mir gefällt. Allerdings versuche ich ihnen schon jetzt, wo sie noch in der Grundschule sind, nahe zu bringen, was mir sinnvoll erscheint. Allerdings schlage ich da keine Berufe vor, sondern nur Branchen, wo klar ist, dass diese immer Bestand haben werden.

Wenn sie dann aber mal kommen und eben Gärtner werden wollen, dann sollen sie es machen. Kinder die mit ihrem Berufswunsch glücklich sind, sind doch wesentlich mehr wert, als wenn sie nur den Eltern zu liebe funktionieren. Da ist mir ein guter Gärtner lieber, als ein schlechter Rechtsanwalt, um bei deinen vorgeschlagenen Beispielen zu bleiben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke auch, dass es wohl ziemlich normal sein dürfte, dass Eltern sich für ihre Kinder nur das Beste wünschen, allerdings finde ich es falsch, diesen Wunsch so konkret werden zu lassen, dass man seine Kinder in bestimmten Berufen sieht. Es mag wohl zutreffend sein, dass man im Laufe der Jahre bestimmte Talente an seinem Kind entdeckt, die aber nicht unbedingt den absoluten Lieblingsbeschäftigungen seines Kindes entsprechen, sodass diese Talente möglicherweise von diesem nicht genutzt werden wollen, jedenfalls nicht beruflich. Wer als Eltern am Wohlergehen und dem Glücklichsein seiner Kinder interessiert ist, sollte sie also vermutlich ihren ganz eigenen beruflichen Weg gehen lassen. Wichtig fände ich persönlich da eigentlich nur, dass mein Kind überhaupt einen Beruf ergreift und nicht meint, dass es auf der faulen Haut liegen und alles abbrechen kann. Welchen Beruf mein Kind letzten Endes ergreifen würde, wäre mir aber wohl egal.

Nun habe ich selbst noch keine Kinder, aber ich erinnere mich ganz gut an meine Jugend, in der mein Vater regelmäßig von mir hören wollte, welche beruflichen Gedanken ich mir gemacht habe und welche Ausbildungen ich für mich in Betracht ziehen könnte. Wenn ich darauf geantwortet habe, hat er allerdings meine Vorschläge allesamt in der Luft zerrissen, nichts war ihm gut genug. Mein Vater hat mich als Beamte irgendwo sitzen sehen, und ob das meinem Naturell oder meiner persönlichen Begeisterung entspricht, war ihm dabei wohl reichlich egal. Ich denke, es ging ihm einfach mehr um meine Absicherung, obwohl mein Vater eigentlich recht gut wissen sollte, wie wichtig es ist, dass man sich an seinem Platz und in seinem Beruf auch wohlfühlt, weil Unzufriedenheit nur schnell zu entsprechender Frustration führt. Ich wurde dann übrigens Beamtin, wurde aber nach der Ausbildung aus Kostengründen nicht übernommen, so viel zum Thema Sicherheit.

Meinen eigenen Kindern würde ich das so nicht antun wollen und ich bin generell dafür, dass jeder sich in das einfühlt, was er gern machen will. Praktika, die von der Schule aus gemacht werden sollen, finde ich da ziemlich hilfreich. Im Endeffekt würde ich es wohl meinem Kind überlassen, welchen Beruf es für sich in Betracht zieht, aber mit entsprechendem Rat zur Seite stehen, wenn dieser erfragt wird und willkommen ist.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Natürlich wäre ich, wie vermutlich jede Mutter, glücklich, wenn mein Kind später einen "guten" Beruf ausüben würde, der es bestenfalls auch noch komplett finanziell absichert. Wer nicht?

Wichtiger ist mir allerdings, dass meine Kinder später einen Beruf finden, der sie erfüllt und längerfristig glücklich macht. Was nützt es mir denn, wenn ich als Mutter zwar damit "angeben" kann, dass mein Sprössling einen gesellschaftlich angesehenen Beruf ergriffen hat, dieser mein Kind aber total unglücklich macht? Mein Kind muss letzten Endes mit seinem Beruf glücklich sein, schließlich muss es bestenfalls jahrzehntelang in selbigem arbeiten. Wenn mein Kind als Friseur, Gärtner oder Stripperin glücklich ist ist das gut so. Wenn es doch lieber Ärztin oder Rechtsanwältin werden will auch.

» milknhoney » Beiträge: 370 » Talkpoints: 2,98 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich denke es ist ganz normal, dass Eltern für ihr Kind nur das Beste möchten. Viele sehen darin eben einen guten Beruf. Dazu gehört eine gute Bezahlung und gute Chancen überhaupt eine Stelle zu bekommen, ebenso wie Aufstiegschancen.

Ich bin aber der Meinung man sollte dem Kind wünschen und hoffen, dass es für sich einen Beruf wählt, der ihm auch Spaß macht. Es ist schon schwierig sich einen Beruf auszuwählen, wo man sich vorstellen kann, diesen ein Leben lang auszuüben. Was nützt einem denn die beste Bezahlung, wenn man nur unter Stress und Druck steht und dadurch vielleicht Burn-out bekommt.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Meine Knirpse sind ja noch ganz jung und noch weit entfernt davon mal irgendwas zu werden, aber ich werde ihnen mit Sicherheit nichts vorschreiben und nahe legen, was sie nicht wollen. Klar freut man sich, wenn sein Kind was ganz tolles oder außergewöhnliches macht, aber dafür ist halt nicht jeder geboren. Meine Kinder sollen später mit dem was sie machen glücklich werden und sollten zumindest davon leben können.

Ich halte da auch nichts davon, wenn Eltern ihre Kinder in bestimmte Berufe drängen. Schließlich sind es doch die Kinder, die am Ende damit leben müssen, dass sie dann etwas machen sollen, wofür sie vielleicht nicht mal talentiert sind. Ich würde ihnen natürlich versuchen Ratschläge zu geben, wenn sie mich fragen oder wenn sie jetzt mit einem Berufswunsch kommen, in dem man kaum genug Geld verdient um zu leben oder wo man kaum eine Anstellung findet, dann würde ich ihnen das schon sagen, aber verbieten kann ich es ja sowieso nicht.

» Klehmchen » Beiträge: 5492 » Talkpoints: 1.014,34 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich habe noch keine Kinder, also kann ich nur aus der Sicht als Kind berichten. Meine Mutter war recht offen, was meine Berufswahl betraf. Ihr war es wichtig, dass ich etwas mache, was mir Spaß macht. Was sie davon denkt ist zweitrangig, wenn ich nicht gerade etwas recht gefährliches mache. Mein Vater war von meiner Berufswahl Anfangs nicht sehr überzeugt. Er war sein Leben lang Handwerker und für ihn gab es nur das. Da ich eine Ausbildung als Bürokaufmann begann passte ihm das nicht so recht in den Kram. Er war der Meinung, dass dies keine "richtige" Arbeit sei. Nur mit handwerklichen Berufen kann man Geld verdienen und hat eine Zukunft. So war seine Ansicht, weil er nichts anderes kannte. Nun musste er damit leben, aber nach einer Weile hat er sich dann daran gewöhnt und hat eingesehen, dass mein gewählter Beruf so schlecht nicht sein konnte.

Wenn es dann doch mal so weit ist und ich selbst Kinder habe, werde ich ihnen in diesem Bereich sehr viel Freiheit lassen. Ich hoffe ja schon, dass sie von selbst aus einen guten Beruf ergreifen werden. Ich würde es aber auch nicht schlecht finden, wenn sie nicht gerade Berufe wie Putzfrau oder ähnliches in Betracht ziehen. Nichts gegen diesem Beruf, aber da gibt es Berufe, die mehr Spaß machen und das ist ja auch wichtig. Der Beruf ist ja wichtig und soll einem die Zukunft sichern. Da sieht man es gerne, wenn man einen Beruf wählt, der auf langfristige Sicht Zukunft hat und entsprechend gut bezahlt wird. Ich erwarte nicht, das meine Kinder Rechtsanwälte, Professoren oder Politiker werden. Wenn sie es so weit bringen ist es schön und auch ihre Entscheidung. Aber bis dahin wird noch sehr viel Zeit verstreichen und vielleicht gibt es dann wieder ganz neue Berufe, die Zukunft haben.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Meine Eltern haben keinen speziellen Berufswunsch für mich, wobei sie sich natürlich auch wünschen, dass ich einen in ihren Augen guten Beruf ausübe. Sie betonen immer wieder, dass ich es einmal besser im Leben haben soll, als sie und dass sie sich wünschen würden, dass ich später einmal mehr verdiene. Von daher haben sie dennoch eine gewisse Erwartungshaltung an mich und ich denke, dass sie sich auch nicht mit jedem Beruf zufrieden geben würden. Immerhin wären sie dann sehr enttäuscht und sie wären auch sehr traurig, dass ich meine Möglichkeiten und Chancen nicht richtig nutzen würde. Meine Eltern betonen schließlich auch immer wieder, dass sie nie so viele Möglichkeiten gehabt hätten, wie ich und dass ich die Chancen deshalb ausnutzen sollte. Dabei denke ich, dass die meisten Eltern so denken und keine Mutter wünscht sich sicherlich für ihr Kind, dass es später einmal als Reinigungskraft endet.

Im Prinzip finde ich es gut, wenn die Eltern ihr Kind unterstützen und ihm auch zu verstehen geben, dass es etwas aus seinem Leben machen soll. Da gehört auch einfach ein gewisser Druck dazu, wie ich finde. Ich finde es daher nicht schlecht, wenn man als Eltern dann auch versucht, das Kind in die richtige Richtung zu leiten. Man möchte ja wirklich nur das Beste und man möchte, dass das Kind eine gesicherte Zukunft hat und später einmal gut verdient. Und das geht eben nur, wenn sich das Kind entsprechend bildet und dann auch einen entsprechenden Berufsweg einschlägt. Von daher finde ich es nun nicht so schlimm, wenn man als Eltern auch die Wünsche äußert und dem Kind gleichzeitig zu verstehen gibt, dass es Unterstützung von einem hat.

Nicht richtig finde ich es allerdings, wenn die Eltern wirklich nur einen ganz speziellen Beruf im Kopf haben und um jeden Preis wollen, dass der Beruf vom Kind ausgeübt wird. Man muss bedenken, dass das Kind doch eigene Interessen hat. Das Kind muss dann bis zum Lebensende in dem Beruf arbeiten und nicht man selbst und von daher ist es doch unglaublich wichtig, dass es auch einen Beruf ausübt, das dem Kind Spaß macht. In erster Linie ist es daher wichtig, dass das Kind Freude an dem Beruf hat und wenn das der Fall ist, dann ist der Verdienst auch nicht mehr ganz so wichtig. Immerhin bringt es ja auch nichts, wenn ein Beruf ausgeübt wird, in dem man zwar viel verdient, in dem das Kind jedoch völlig unglücklich ist. Von daher sollten sich die Eltern nicht so sehr auf eine konkrete Idee versteifen, wie ich finde, sondern auch dem Kind die Chance geben, seine Wünsche zu äußern.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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