Was, wenn Freundschaftshilfe einen schweren Fehler macht?

vom 26.01.2013, 23:39 Uhr

Meine Eltern haben sich einen neuen Herd gekauft. Soweit so gut. Es ist ein ziemlich teures Gerät, da es von Miele ist. Ein Freund von ihnen ist Elektriker oder war es eben vor seiner Pensionierung. Meine Eltern haben ihn um Hilfe gebeten, dass er ihnen den Herd anschließt. Sie helfen sich immer wieder gegenseitig und so hat er auch gerne zugesagt.

Nun ist es so, dass dieser Freund leider einen groben Fehler gemacht hat. Irgendwie dürfte er zwei Kabeln vertauscht haben und nun ist es jedenfalls so, dass der Herd kaputt ist. Derzeit geht er gar nicht, wie teuer die Reparatur werden wird oder ob man ihn überhaupt noch reparieren kann, wird sich erst am Montag herausstellen, wenn eben ein Fachmann von Miele kommt.

Meine Eltern sind nun natürlich etwas fertig, weil diese Anschaffung für sie doch ziemlich ins Budget gefallen ist und nun kommen wesentlich mehr Kosten dazu. Heute hat meine Mama gemeint, dass sie es von diesem Freund nicht richtig findet, dass er sich scheinbar nicht an den Reparaturkosten beteiligen möchte. Sie meint, dass es immerhin er war, der den Herd falsch angeschlossen hat. Ich habe gemeint, dass ich von ihm keine Entschädigung erwarten würde. Sie fangen deswegen nun auch keinen Streit an, aber sie meinte eben, dass sie es eben schon richtig finden würde, wenn sie sich die Reparaturkosten nun teilen würden.

Ich habe ihr dann erklärt, dass ich das nicht so sehe. Er hat kostenlos seine Hilfe angeboten und sie haben sie angenommen. Er ist ja eigentlich auch ein Fachmann in diesem Bereich, und sie helfen sich wie gesagt ja auch immer wieder gegenseitig. Das ist ja auch in Ordnung so, aber wenn man so eine Hilfe eben annimmt, finde ich, dass man dann eben auch das Risiko tragen muss, dass es eben keine "Versicherung" im Fall eines Schadens gibt. Ich habe dann auch noch gemeint, dass er ja gar nichts davon hat, wenn er kostenlos Hilfe anbietet und im Schadensfall sich dann auch noch beteiligen muss.

Wie würdet ihr das sehen? Peinlich wird es diesem Freund natürlich allemal sein, aber davon wird der Herd nun leider auch nicht mehr funktionsfähig. Würdet ihr von diesem Freund erwarten, dass er sich an den Reparaturkosten beteiligt? Wie würdet ihr reagieren aus Sicht meiner Eltern und wie würdet ihr aus Sicht des Freundes reagieren?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das ist natürlich eine sehr blöde Situation. Ich würde allerdings auch nicht mit einer finanziellen Beteiligung an der finanziellen Misere rechnen. Immerhin war es wirklich nur ein Freundschaftsdienst und da kann man dann nicht noch mit einer Zahlung rechnen, wenn es schief geht. So etwas kratzt aber ganz schön an der Freundschaft und deswegen würde ich als Freund wahrscheinlich trotzdem etwas geben. Zumal es ja auch peinlich ist, wenn das Mal der Beruf war.

Generell kann man aber einfach nicht mit dem Geld rechnen, weil es ja von vorne rein einzuplanen war, was da passiert ist. Zwar macht man das nicht, aber so ist es eben. Eine Zahlung ist denke ich nicht zu erwarten, aber vielleicht geht da ja auch etwas über die Versicherung.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde es sehr schwierig, hier zu entscheiden. Einerseits sehe ich es so wie du, dass es eben eine Hilfe von einem Freund war und man dann nicht unbedingt von dem Freund erwarten kann, dass er sich an den Reparaturkosten oder den Kosten für ein neues Gerät beteiligt. Aber andererseits kann ich deine Mutter auch verstehen, weil es ja immerhin mal der Beruf des Freundes war und man sich somit auch darauf verlassen hat, dass er es noch kann. Deswegen fände ich es von dem Freund auch nur fair, wenn er seine finanzielle Unterstützung bei der Reparatur anbieten würde.

Aber erwarten würde ich es eigentlich nicht, wenn ich in der Situation wäre. Auch wenn es der Beruf des Freundes war, können immer mal Fehler passieren. Leider ist der Fehler in dem Fall eben etwas größer. Wenn mir ein solcher Fehler passiert wäre, würde ich von mir aus anbieten, dass die Reparaturkosten geteilt werden, weil es ja immerhin meine Schuld wäre und ich die Freundschaft auch nicht kaputt machen möchte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Es ist natürlich so, dass einfach Fehler mal passieren können. Dieser Fehler hätte genauso gut einen bezahlten Monteur treffen können. In dem Fall wäre man aber etwas mehr auf der sicheren Seite, da er dann für den Schaden haftet. In diesem Fall ist das ja nicht so. Ich kenne auch viele Leute, die sich gegenseitig helfen und mal die eine oder andere Arbeit kostenlos machen, weil man eben befreundet ist. Es ist eine sehr schöne Sache, wenn man sich auf denjenigen verlassen kann. Aber gerade, wenn er eigentlich auf diesem Gebiet Fachmann ist hätte dieser Fehler nicht passieren dürfen.

Das deine Eltern nun fertig sind kann ich sehr gut nachvollziehen. Wer wäre das an dieser Stelle nicht? Sicher ist man auch etwas sauer auf diejenige Person, aber man muss auch acht darauf geben, dass man deswegen nicht die Freundschaft aufs Spiel setzt. Man kennt ja den Spruch:"Bei Geld hört die Freundschaft auf." Das kann hier vielleicht sogar so enden, aber es ist eben schon heftig, wenn ein Freund einen Gegenstand von sehr hohen Wert kaputt macht. Klar, es war sicher keine Absicht, aber es ist sehr ärgerlich in diesem Fall.

Wenn ich persönlich jemanden meine Hilfe auf irgendeinem Gebiet anbieten würde und dann etwas beschädige, dann würde ich von selbst sagen, dass ich den Schaden ersetzten würde. Notfalls kann man sich den Schaden ja auch teilen. In so einem Moment wäre es für mich eindeutig klar, dass ich das ganze bezahlen muss. Wartet aber ruhig erstmal den Montag ab. Vielleicht muss nur ein kleines Gerät ausgetauscht werden und die Sache ist gegessen. Ich kann mir vorstellen, dass er sich später nochmal für die Sache entschuldigen wird und vielleicht auch ein paar Euro zur Reparatur beifügt. Im Moment fühlt er sich wohl noch gekränkt, weil er so einen simplen Fehler begannen hat, den man als Fachmann keinesfalls begehen sollte.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Schwierige Frage, ich würde von einem ehemaligen Elektriker wohl schon erwarten, dass er einen Herd ordentlich anschließen kann. Allerdings habe ich auch schon erlebt, dass auch Menschen, die diesen Beruf erlernt haben, nicht immer alles richtig machen. Dabei ging es auch um einen Herd. Meine Mutter und ich sind damals umgezogen und ein Freund von ihr, gelernter Elektriker, hat den Herd angeschlossen.

Einige Jahre später, als ich schon ausgezogen war und meine Mutter dann auch wieder umziehen wollte, hat der Sohn des Vermieters, ebenfalls Elektriker von Beruf, den Herd abgeklemmt und gesagt, dass die ganze Zeit zwei Kabel vertauscht gewesen wären. Passiert ist aber komischerweise nichts und der Herd hat immer funktioniert. Wer von den beiden nun Recht hatte, weiß ich also nicht.

Meiner Meinung nach sollte einer guter Freund von sich aus anbieten, den Schaden zu übernehmen oder sich zumindest daran zu beteiligen. Zumindest würde ich das tun, wenn mir ein Fehler mit teuren Folgen passiert wäre. Notfalls in kleinen Raten, wenn es nicht anders geht. Hauptsache, ich lasse den anderen nicht ganz alleine auf dem Schaden sitzen. Würde er das nicht von sich aus anbieten, wäre ich wohl schon ein wenig enttäuscht, würde es aber auch nicht ausdrücklich von ihm verlangen.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mir ist leider mal das Gleiche passiert und seitdem wird unser Elektroherd immer von einem Fachmann angeschlossen, der im Berufsleben steht und der es nicht aus Freundschaftsdienst heraus macht. Denn wenn da was schief geht, zahlt seine Versicherung. Außerdem habe ich mich auch von einem Versicherungsmann mal belehren lassen, dass ein Elektroherd nachweislich von einem Elektriker angeschlossen wurde. Im Falle eines Brandes muss man die Rechnung bzw die Quittung vorlegen. Wenn ein Mensch es aus Freundschaft macht, dann kann die Versicherung die Zahlung im Falle eines Brandes verweigern, wenn der Brand durch einen Kurzschluss am Herd entstanden ist.

So kann man da reichlich wenig machen. Wobei ich auch sagen muss, dass ich schon von einem Elektriker erwarte, dass er einen Herd anschließen kann, auch wenn er nicht mehr im Beruf arbeitet. Wenn bei einem Freundschaftsdienst was daneben geht, dann ist es Pech. Vielleicht kann ja der Elektriker im Nachhinein bezahlt werden. Dann muss aber der Elektriker das bei den Steuern angeben. In dem Fall würde aber vielleicht die Haftpflicht von ihm zahlen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ist es denn wirklich sicher, dass beim Anschluss ein Fehler gemacht wurde? Ich selbst habe es schon erlebt, dass Geräte frisch vom Werk einen Defekt hatten. Von daher würde ich da wirklich erst mal abwarten, was der Herr vom Kundendienst sagt. Eventuell hat der Bekannte deiner Eltern gar keine Schuld und ihr spekuliert wild drauf los.

Sollte er allerdings einen Fehler gemacht haben, so bleiben deine Eltern auf den Kosten sitzen. Es sei denn der Bekannte beteiligt sich freiwillig daran. Wer sich auf solche Gefälligkeitsarbeiten einlässt, der muss auch mit dem Risiko leben, dass er für eventuelle Schäden selbst aufkommen muss.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ja, es war definitiv sein Fehler, er hat dann auch zugegeben, dass er wohl zwei Drähte vertauscht hat. Und auch wenn er vom Fach ist, kann einem das natürlich immer passieren. Auch Fachmänner sind keine Götter. Bei einem beruflich aktiv tätigen Fachmann hätte man aber eben die Absicherung, dass in so einem Fall die Versicherung zur Geltung kommen könnte. So halt eben nicht und ich sehe das auch so, dass das eben das Risiko ist. Nachträglich kann man ihn glaube ich nicht so einfach bezahlen, weil er ja wie gesagt in der Pension ist und kein Gewerbe gemeldet hat oder so.

Einen Freundschaftsabbruch wird es natürlich nicht geben. Meine Eltern sind nun auch nicht wirklich beleidigt, dass sie nichts bekommen, sie haben eben nur gemeint, dass sie es erwartet hätten, auch wenn sie meine Argumente einsehen.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke, dass ich an der Stelle Deiner Eltern diesen befreundeten Elektriker wohl einmal fragen würde, ob er nicht über eine private Haftpflichtversicherung verfügt, denn es dürfte sich hier doch um einen ziemlich klassischen Haftpflichtfall handeln, nicht? Mit einer solchen Versicherung und ihrem Eintritt in diesem Schadensfall wäre doch das Problem aus der Welt, der Schaden würde Deinen Eltern ersetzt werden und die Freundschaft müsste nicht zwingend darunter leiden.

Generell denke ich, vor allem, wenn hier keine eintrittspflichtige Haftpflichtversicherung hinter dem Elektriker steht, dass dieser seinen Fehler, sofern er wirklich von ihm gemacht wurde, eingestehen sollte. Ich meine jedenfalls nicht, dass es fair wäre, sich hier der Haftungsfrage einfach zu entziehen, und bei Freunden wäre es mir sogar noch deutlich peinlicher, hier einen entsprechenden Aufstand zu machen und mich uneinsichtig zu zeigen als Menschen gegenüber, die ich gar nicht kenne. Sofern also Deine Eltern wirklich sicher wissen, dass es sich bei ihrem Problem um eines handelt, das von diesem Freund verursacht wurde und es hier keinerlei berechtigte Zweifel gibt, dann würde ich den Freund an ihrer Stelle auch dazu auffordern, für diesen von ihm allein verursachten Schaden einzustehen, denn es handelt sich dann doch um eine absolut klare Sachlage.

Sicherlich würde ich auch eine nicht unbedingt positive Meinung von einem Freund bekommen, der mir etwas kaputt macht und sich dann aus der Verantwortung ziehen will, denn ich denke, dass es hier durchaus einen Stolz in Verbindung mit einer gewissen Eigenverantwortung gibt, die es geradezu gebietet, dass man für Schäden, die man verursacht, auch einsteht. Einen Freund sollte man außerdem nicht dazu auffordern müssen, seinen Fehler wieder geradezubiegen, denke ich. Und für den Fall, dass er nicht freiwillig einen definitiv von ihm verursachten Schaden beheben will, würde ich mich wohl, da die Freundschaft dann ohnehin für mich schon in Frage stehen würde, an einen Anwalt wenden, um mein Recht durchzusetzen. Bei Schäden in einer Größenordnung, die man nicht mehr als Bagatelle bezeichnen kann, finde ich das durchaus gerechtfertigt, vor allem, wenn ich keine Einsicht auf Seiten des Verursachers erkennen könnte.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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