Kommt ihr mit dem ständig wachsenden Arbeitsdruck gut klar?
Heutzutage ist es manchmal sehr schwer, wenn man seinen Job behalten will und vielleicht auch noch nach einer Beförderung strebt. Der Arbeitsdruck wird immer höher, weil man ja auch nicht der Einzige in der Firma ist, der so eine Beförderung anstrebt. Nun ist der Druck oft so groß, dass man Überstunden macht, zu hause weiter arbeitet und eben auch alles gut und richtig machen will und sich auch nicht groß traut dagegen zu sprechen.
Kommt ihr mit dem ständig wachsenden Arbeitsdruck gut klar oder macht ihr euch da gar nicht verrückt? Habt ihr schon mal Angst um euren Arbeitsplatz gehabt oder wolltet ihr befördert werden und habt daher noch mehr gegeben und habt euch unter Druck setzen lassen? Wie seid ihr damit klar gekommen?
Ich bin mit dem ständig wachsenden Druck schlecht klargekommen und habe irgendwann einmal downgeshiftet und gekündigt. Ich habe den direkten Vergleich zu früher, da ich in derselben Branche gearbeitet habe. Früher sind wir öfters einmal mit unserem Chef mittags in den Biergarten gegangen, ohne auszustempeln und haben auch Geburtstage mit Chefs ausgiebigst während der Arbeitszeit gefeiert. Es wurde honoriert, dass wir gute Arbeit leisten. Solange alles gelaufen ist und die Termine eingehalten wurden, war alles Okay.
Auf meiner letzten Stelle ist es mit der Zeit immer schlimmer geworden. Wir mussten die Mittagspause auf die Minute einhalten und vor allen Dingen konkret dokumentieren, was wir jeden Tag so gemacht haben. Irgendwann war es mehr Verwaltung als eigentliche Arbeit. Trotzdem liefen unsere Programme schlechter, weil keiner mehr so richtig motiviert war. Auch das Weihnachts- und Urlaubsgeld wurde so nach und nach gestrichen.
Ich glaube, dass es allgemein so ist, dass die Arbeit dichter wird. Früher konnte man eher einmal ein Schwätzchen mit den Kollegen halten, was für die Betriebsatmosphäre sehr wichtig ist. Das geht, was ich so beobachte, bei vielen Jobs nicht mehr.
Auch bei meiner Arbeit ist es so, dass der Druck immer größer wird. Das hat auch bei mir hauptsächlich mit der Bürokratie zu tun, die zusätzlich zu der eigentlichen Arbeit noch erledigt werden muss. Dabei ist es gar nicht mal so, dass ich eine Beförderung anstreben würde, aber ich möchte meine Arbeit natürlich schon korrekt und gut machen,
so dass der Chef mit mir zufrieden ist.
Dabei lasse ich mich leider auch unter Druck setzten und setze mich auch noch selber unter Druck, indem ich zu Hause noch etwas für die Arbeit mache, usw.. Ich bin damit anfangs gar nicht gut klargekommen, mittlerweile habe ich mich aber anscheinend an den höheren Druck gewöhnt und komme damit halbwegs klar.
An meinem jetzigen Arbeitsplatz gibt es offenbar keinen ständig wachsenden Arbeits- oder Leistungsdruck, sondern ich mache meine Arbeit so gut ich das kann und das reicht meinem Arbeitgeber vollkommen aus. Was sich im Laufe der Zeit wohl verändert hat und sicherlich auch weiterhin verändern wird, ist das gegenseitige Kennenlernen, das Miteinander, das persönlicher wird und das Zusammengehörigkeitsgefühl. In unserer Kanzlei arbeiten nur eine Handvoll Menschen, die sich mittlerweile alle recht gut untereinander kennen.
Es ist wie in einer Familie bei uns, der Chef ist sehr fair zu uns und macht keinen Druck, sondern fordert uns immer wieder dazu auf, lieber langsam zu arbeiten und weniger Ergebnisse zu produzieren, dafür aber gründlich zu sein, anstatt mit viel Druck zu arbeiten und dann Flüchtigkeitsfehler zu machen. Dennoch kommt es natürlich zu Fehlern und ich selbst habe am Anfang meiner Zeit dort auch schon einmal einen größeren Fehler gemacht, aber das hat nicht einmal einen Anpfiff gegeben, sondern mein Chef meinte damals nur, dass das nicht so tragisch sei und ich in Zukunft eben darauf achten sollte, dass das bestenfalls nicht mehr vorkommt. Das war alles.
Angst davor, meinen Job zu verlieren, habe ich nicht, weil ich mittlerweile weiß, dass mein Chef jeden von uns wirklich schätzt und unsere kleine Familiengemeinschaft zusammenhalten will. Er ist bereit, alle möglichen Gegebenheiten zu verändern, sofern das möglich ist, damit wir eben nicht auseinandergerissen werden. Diese Bereitschaft seinerseits und dieses große Entgegenkommen bewirkt wiederum bei uns, dass wir auch gern leisten, was wir nur können, sofern uns der Chef nicht daran hindert.
In anderen Unternehmen, in denen ich zuvor gearbeitet habe, war das allerdings teilweise wirklich vollkommen anders und man wurde ständig dazu veranlasst, noch mehr, noch schneller und noch abteilungsübergreifender zu arbeiten. Das war irgendwann einfach nur noch schwierig, stressig und unschön, zumal es nicht zu irgendetwas Gutem geführt hat. Man fühlte sich ausgenutzt und hat irgendwann festgestellt, dass das nicht nur ein bloßes Gefühl ist.
Im Endeffekt musste aber dennoch jeder Arbeitnehmer ständig befürchten, dass er irgendwann ersetzt wird, vor allem, wenn er die Anforderungen eben nicht mehr so erfüllt, wie das verlangt wird. Das ist für mich mittlerweile nicht mehr tragbar und ich würde in einem solchen Verhältnis auch nicht mehr angestellt sein wollen. Schon aus diesem Grund will ich meinen jetzigen Job auf jeden Fall behalten, ganz egal, was da auch kommen möge und ungeachtet der Tatsache, dass es sich dabei nur um einen Teilzeitjob handelt.
Der Druck fängt mittlerweile schon in der Grundschule oder sogar im Kindergarten an. Die Kinder spüren, wie sehr sie darauf vorbereitet werden, Leistungen zu bringen. Sie sollen im Kindergarten nicht mit Bauklötzen spielen, sondern Englischunterricht bekommen, Musik machen, mit dem Mann aus der Kirche sprechen usw.
In der Grundschule schreiben die Kinder heutzutage sogar jede Woche mehrere Tests, Leistungskontrollen und sie werden von vorne bis hinten bewertet. Spätestens in der Oberstufe ist es dann soweit, dass teilweise Burn-out festgestellt wird. So schlimm ist es einer Freundin von mir ergangen. Ich selbst leide aber auch sehr unter dem Druck, schlafe sehr schlecht, bin oft krank und fühle mich nicht gut. Depressionen kommen so schnell, wenn man so unter Druck steht.
Ich weiß nicht, wie es später im Studium ist oder dann beim Arbeiten, aber es wird wohl ähnlich sein. In der 12 Klasse jetzt fühle ich mich jedenfalls wie eine Maschine, die einfach nur noch bewertet und beurteilt wird.
Das dürfte sicher in vielen Berufen so sein, dass der Arbeitsumfang zunimmt. Das ist bei mir auf Arbeit auch nicht viel anders und wer da noch hervorstechen will, der muss eben noch mehr leisten um aufzufallen.
Ich lasse mich bei sowas aber überhaupt nicht stressen. Ich tue das was ich kann und wenn das meinem Chef nicht reicht, dann kann ich das eben auch nicht ändern. Ich versuche immer auch bei großen Stress ruhig zu bleiben und meine Arbeit nach und nach abzuarbeiten. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es so deutlich besser läuft, als wenn man versucht alles gleichzeitig und sofort zu erledigen. Da verrennt man sich nur und wird erst recht gestresst und macht dann Fehler.
Ich komme aber manchmal auch nicht umhin, die ein oder andere Überstunde zu machen, wenn es einfach zu viel ist, was ich erledigen muss, aber dass schreibe ich mir dann auch auf und lasse mir das bezahlen.
Die Frage ist, was "Druck" eigentlich ist. Meistens wird dieser Druck nämlich gar nicht direkt vom Arbeitgeber aufgebaut, sondern selbst verursacht. Die Angst um den Arbeitsplatz oder der hohe Anspruch, ständig befördert zu werden, führt dazu, dass man sich selbst unter Druck setzt. Doch genau dieser Druck führt eigentlich eher dazu, dass man ständig überlastet ist - und dann Fehler macht. Diese Fehler führen dann zu Kritik seitens des Vorgesetzten und damit schürt man weiter die Angst um die verpasste Beförderung oder vor der Kündigung.
Und damit ergibt das ganze einen klassischen Teufelskreislauf, der zu einer selbst erfüllenden Prophezeiung führen kann: Weil man Angst um den Arbeitsplatz hat, macht man immer mehr Fehler, die letztendlich wirklich zu einer Kündigung führen. Und wenn man dies nicht erkennt, wird man sich immer weiter selbst Druck aussetzen, was schließlich auch zum Burnout führen kann.
Das Prinzip gilt auch für Überstunden. Es ist ganz normal, dass ein Chef immer mehr Überstunden fordert, wenn der Angestellte sich nie darüber beschwert (auch wenn es aus Angst ist, dafür schlechter da zu stehen). Der Chef denkt schließlich, dass sein Mitarbeiter damit kein Problem hat und solange sonst alles läuft, sieht er womöglich keinen Handlungsbedarf. Hier hilft nur, dass man sich auch mal behauptet und einmal nein sagen kann, wenn Überstunden gefordert sind. Man muss ja Überstunden nicht kategorisch ablehnen, aber sie sollten eigentlich schon auf besondere Anlässe begrenzt sein (Urlaubs- oder Krankheitsvertretung, die heiße Phase eines Projektes oder ähnliches) und nicht zum Normalfall werden.
Sherlock-Holmes hat geschrieben:Habt ihr schon mal Angst um euren Arbeitsplatz gehabt oder wolltet ihr befördert werden und habt daher noch mehr gegeben und habt euch unter Druck setzen lassen? Wie seid ihr damit klar gekommen?
Ich habe aus diesem Grund im vergangenen Jahr das Unternehmen gewechselt. Um überhaupt eine Chance auf eine Beförderung haben zu wollen, hätte ich wohl eine Geschlechtsumwandlung durchführen lassen müssen.
Mein neues Unternehmen ist ein Start-Up, das sehr schnell wächst. Deswegen werden auch viele Führungskräfte benötigt, etwas das mich schon länger gereizt hat. Momentan sind es sogar mehr vakante Stellen als Interessenten. Daher ist der Druck recht gering und die Zusammenarbeit aller sehr gut.
Was den allgemeinen Druck bei der Arbeit angeht, der ist relativ groß. Wir beschäftigen uns derzeit mit einem Projekt, das unterschiedlichste Skills erfordert, eine Kombination, die es derzeit konzernweit nicht gibt. Da müssen wir halt ziemlich viel Neues lernen. Für mich ist das genau die Herausforderung, die ich gesucht habe. Auch wenn mich diese ständigen Coachings ab und an an meine Grenzen bringen.
Glücklicherweise habe ich einen Chef, der nicht dafür ist, dass wir wirklich immer mehr leisten müssen. Das liegt aber sicher auch darin, dass das Unternehmen gerade aufgebaut wird und viele Stellen zu besetzen sind. So habe ich auch schon einen Kollegen in ein anderes Projekt ziehen lassen müssen, weil der mit dem Druck in unserem Projekt nicht klar kam, was sich auch in gesundheitlichen Problemen zeigte.
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