Abtreibung bei Minderjährigen - Einverständnis der Eltern?

Die 16 jährige M ist schwanger in der 9. Woche. Sie war ohne Wissen ihrer Eltern beim Frauenarzt. Doch dieser gibt nicht mal den Brief an die Schwangerschaftskonfliktberatung raus ohne die Einverständnis der Eltern. M ist nun zu einem anderen Frauenarzt gegangen, doch auch dieser meint, dass sie für einen Schwangerschaftsabbruch die Einverständnis der Eltern braucht.

Problem ist, dass M´s Eltern sehr katholisch sind und besonders der Vater niemals einer Abtreibung zustimmen würde. Und da beide Eltern erziehungsberechtigt sind, müssen laut der beiden Frauenärzte beide Eltern zustimmen. M hat aber nicht mehr viel Zeit und weiß nicht, was sie machen soll. Wenn sie nun zu ihren Eltern geht, werden die es so lange herausziehen, dass kein Schwangerschaftsabbruch mehr möglich ist. Wahrscheinlich glauben die Frauenärzte nicht, dass sie alleine entscheiden kann.

M hat nun für nächste Woche einen Termin beim Jugendamt. Aber bis dahin ist sie dann schon in der 10 Woche. Was kann M machen dass sie einen Schwangerschaftsabbruch machen kann auch ohne die Einverständnis der Eltern?

Die Rechtslage ist hier leider wenig eindeutig und M hat hier wohl schlicht Pech. Richtig ist, dass der Arzt die Eltern befragen kann und im Idealfall sich dadurch rechtlich absichert, dass die Eltern ihr Einverständnis geben. Das beide Elternteile notwendig sind, glaube ich hierbei übrigens - bei geteilter Sorge - nicht.

Es ist aber auch so, dass bei einer 16jährigen regelmäßig davon auszugehen ist, dass diese die sog. "Einwilligungsfähigkeit" besitzt und damit selbständig und auch gegen dem Willen der Eltern entscheiden kann. Nur bei 14-16jährigen ist das immer so ein Streitfall der im Einzelfall entschieden werden muss. Und bei unter 14jährigen ist es aber so, dass tatsächlich die Eltern allein entscheiden können, obgleich es sich um den Körper des Kindes handelt!

M kann hier nur mit wenigstens einem Elternteil ankommen oder aber weiter bei anderen Frauenärzten Klinken putzen. Am besten aber M wendet sich an eine der vielen Beratungsstellen. Die können ihr vermutlich auch Frauenärzte vermitteln, welche hier "mutiger" in ihrem Ermessensspielraum sind und trotz der rechtlichen Risiken auch eine 16jährige ohne Mitwirkung der Eltern behandeln.

Ich würde in einer solchen Lage dazu raten, zum Jugendamt zu gehen und sich dort Rat zu holen, welche Möglichkeiten man hat. Ich glaube, dass man sich mit sechzehn Jahren in so einem Konflikt schon ohne die Eltern entscheiden kann. Das Jugendamt hat bestimmt Adressen oder kann die Jugendliche in einem Gespräch mit den Eltern begleiten. Das Problem ist, dass die Ärzte ja nicht verpflichtet sind, eine Abtreibung vorzunehmen und diese natürlich bei Jugendlichen besonders vorsichtig sind. Aber dass nicht zumindest ein Beratungsschein ausgestellt wird, verstehe ich nicht.

Da die Zeit ja drängt, würde ich dem Mädchen raten, sich umgehend an ProFamilia zu wenden. Dort kann man ihr auf alle Fälle die möglichen Wege aufzeigen und ihr auch erklären, wie sie eventuell doch ihre Schwangerschaft ohne Einwilligung der Eltern abbrechen darf und kann. Eine Beratung kann auf alle Fälle auch ohne einen Schein vom Arzt durch geführt werden. Nur die Abtreibung braucht das betroffene Mädchen eventuell noch andere Scheine. Aber das kann ProFamilia auf alle Fälle erklären.

Die Ärztekammer in Berlin hat sich so geäussert:

Bei Einwilligungsfähigkeit ist der Wille der Eltern unbeachtlich
Liegt dagegen die Einwilligungsfähigkeit vor und willigt die schwangere Minderjährige in den Eingriff ein, ist eine Zustimmung der Eltern aus strafrechtlicher Sicht nicht erforderlich und ein Widerspruch derselben unbeachtlich, da das Einwilligungsrecht im Sinne von § 218 a StGB höchstpersönlicher Natur ist.

Quelle: Merkblatt

In dem beschrieben Fall müsste theoretisch die Einwilligungsfähigkeit vorliegen. Wobei die Ärztekammer dazu rät, die Einwilligung der sorgeberechtigten Elternteile einzuholen.

Ansonsten gab es auch hier: Mutter will, dass minderjährige Tochter nicht abtreibt.... bereits viele Tipps zu den von dir gestellten Fragen. Dort geht es auch um ein Mädchen, mit streng katholischen Eltern. Das Mädchen ist allerdings wesentlich jünger. Vielleicht weiß Diamante, wie der Fall ausgegangen ist und kann dir noch weitere Ratschläge und Tipps geben.

Ich würde trotzdem versuchen mit den Eltern zu sprechen. So etwas ist wichtig und vielleicht helfen die dem Kind ja auch super. Ansonsten kann sie so eine Entscheidung schon selber treffen, sollte sich aber auch von der Pro Familia beraten lassen, weil die sich mit solchen Fällen auskennen.

Es eilt und deswegen sollte sie schnell eine Beratungsstelle aufsuchen und sich dort Hilfe holen. Sie muss es auf keinen Fall den Eltern sagen, aber ratsam ist es schon. Ansonsten braucht sie aber einen Nachweiß über die Beratung zu einer Abtreibung.

Auch, wenn das Kind gerade nicht ins Leben passt, ist das ja aber eine weitreichende Entscheidung und sie sollte sich wirklich gut überlegen, ob man mit 16 schon eine solche Entscheidung treffen kann und ob sie wirklich einen Abbruch möchte. Man würde es schon irgendwie schaffen, wenn sie es sich doch anders überlegt.