Sucht ihr euch bei Frust auch einen 'Sünden- und Prellbock'?
Ein Bekannter von uns sucht bei Frust immer einen "Sündenbock" oder einen "Prellbock" und da muss eigentlich jeder hinhalten, der gerade in seiner Nähe ist. Das kann mitunter sehr nerven und irgendwie habe ich immer ein dummes Gefühl, wenn ich weiß, dass wir ihn treffen werden.
Ich weiß mich zwar zu wehren, aber es ist dennoch nicht gerade schön. Es gibt bestimmt noch mehr Menschen, die sich so verhalten und ich frage mich immer, wie diese Menschen damit klar kommen. Seid ihr auch so ein Mensch, der immer einen "Sündenbock" oder einen "Prellbock" benötigen? Wie geht das Umfeld damit um und wie fühlt ihr euch dabei?
Ich persönlich suche mir eigentlich keinen Sündebock beziehungsweise Prellbock, wenn ich sauer bin. Natürlich bin ich auch ab und zu mal sauer, aber meine Laube muss ich dann doch nicht wirklich an jemandem anderen auslassen und schon gar nicht an jemandem, der überhaupt gar nichts dafürkann. Und wenn es denn mal vorkommt, dass ich jemanden dumm anmache, weil ich schlechte Laune habe oder sauer bin, dann entschuldige ich mich im Nachhinein dafür, aber im Großen und Ganzen versuche ich so etwas zu vermeiden und bin definitiv nicht auf der Suche nach einem Sündebock beziehungsweise Prellbock, dem ich die ganze Schuld geben kann und an dem ich meine Laune auslassen kann.
Natürlich ist es nicht schön für jemanden der Sündenbock beziehungsweise Prellbock zu sein, zu mal man dann im Endeffekt noch nicht einmal etwas dafürkann und dann darf man sich auch gerne mal dumm fühlen. Und solch einer Person, die so etwas ständig macht, würde ich auch nicht gerne über den Weg laufen beziehungsweise treffen, auch wenn man weiß, wie die Person ist und wie sie sich immer verhält, ist dies sicherlich ziemlich nervig und ich persönlich hätte auch keine Lust darauf.
Wenn ich solch eine Person um mich hätte, der seine Laune an mir auslassen würde und ich für ihn den Sündenbock oder Prellbock spielen soll, dann würde ich definitiv dem auch meine Meinung sagen und mich wehren. Immer hin sehe ich es nicht ein, für etwas zu büßen und einzustecken, wenn ich gar keine Schuld habe. Und ich würde mich auch richtig mies fühlen, wenn ich den Sündenbock beziehungsweise Prellbock spielen müsste und ich wäre danach auch ziemlich sauer auf diese Person.
Ich kenne leider auch solche Menschen, die immer einen Sündenbock für etwas suchen und für Fehler nie selber verantwortlich sind. Ich selber bin eigentlich nicht so. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann gebe ich diesen zu und dann ist es doch auch schnell wieder gut. Natürlich kann es in einer stressigen Situation schon mal sein, dass auch ich irgendwie unfair reagiere. Dann entschuldige ich mich auch sofort wieder und hoffe dann auf Verständnis. Mit solchen Menschen zusammen zu arbeiten, die aus eigener Sicht nie Fehler machen, ist schon schwierig.
Wenn ich zum Sündenbock abgestempelt werde, aber gar nichts dafür kann, dann melde ich mich auch, weil ich es nicht einsehe, für etwas geradezustehen, wofür ich nichts kann. Da allerdings mein Chef manchmal auch diese Angewohnheit hat, muss ich schon aufpassen, was ich sage und vor allem, wie ich es dann sage.
Ich muss leider zugeben, dass ich durchaus dazu neige, anderen Leuten die Schuld zu geben, wenn bei mir etwas Bedeutendes schief geht oder ich mich sonst irgendwie ganz besonders ärgere. Vor allem mein Freund wird da gerne mal angeschnauzt, weil er gerade falsch geatmet oder das Falsche gesagt hat. Dabei müsste er doch wissen, wie sauer ich gerade bin.
Leute, die mir weniger nahestehen, kriegen diese doch recht unschöne Seite von mir allerdings nur selten zu sehen. Wenn ich mich wieder beruhigt habe, tun mir diese Ausbrüche auch immer rechtschaffen leid. Ich entschuldige mich dann und versuche, mich beim nächsten Mal besser zu beherrschen. In jedem Fall bin ich bemüht, solche Ausbrüche, bei denen meine Mitmenschen als Sündenböcke herhalten müssen, nicht zur Gewohnheit werden zu lassen und hoffe, in meinem Bekanntenkreis nicht gerade für diese Charakterschwäche bekannt zu sein.
Bei mir ist es eher umgekehrt. Ich suche die Schuld viel zu oft bei mir. Meine Kinder sind da völlig anders. Wenn da etwas schief läuft, bin ich immer grundsätzlich schuld. Ich bin zwar schlecht gelaunt und meine Umgebung leidet dann manchmal darunter, aber ich gebe keinem die Schuld dafür und ärgere mich über mich selber.
Vermutlich passiert mir das hin und wieder zwar schon, aber generell würde ich sagen, dass ich kein Mensch bin, der irgendeinen Sündenbock benötigt, um sich besser zu fühlen und seinen Frust irgendwo abzuladen. Diese Einzelfälle sind eher so gelagert, dass ich manchmal wegen irgendwelcher Ereignisse wirklich auf 180 bin, und wenn dann jemand des Weges kommt, der mich zusätzlich nervt oder reizt, meistens, ohne das absichtlich zu wollen, dann reagiere ich heftiger als eigentlich üblich für mich oder angebracht in der jeweiligen Situation. Diese übermäßige Reaktion meinerseits ist dann sicherlich auf das ursprüngliche andere Ereignis, das meinen Frust erst ausgelöst hat, zurückzuführen.
Dennoch kann man sicherlich nicht sagen, dass ich diesem Unglücksraben, der meinen Frust vielleicht härter abbekommt als auf seine Reizung bei mir üblich, alle Schuld an dem gebe, was passiert ist, egal, zu welchem Zeitpunkt genau. Ich gehöre wohl nicht zu den Menschen, die sich nicht im Griff haben und den Nächstbesten, der den Raum betritt, angreifen müssen, um sich und ihrem Ärger Luft zu machen. Solche Menschen kenne ich aber, und ehrlich gesagt stoßen mir solche Charakterzüge ziemlich sauer auf, vielleicht eben auch, weil sie mir so fremd sind und ich das jeweils nicht nachvollziehen kann.
Besonderes schwierig empfinde ich Menschen, die so handeln, übrigens in der Arbeitswelt, weil dadurch doch immer wieder Probleme geschaffen werden, die eigentlich unnötig sind, darüber hinaus aber vor allem ungerecht. Und Ungerechtigkeit kann ich wirklich nicht leiden, egal, ob sie nun mich trifft oder jemand anderen. Insofern versuche ich auch, solche Menschen, die andere zum Sündenbock machen, in den jeweiligen Situationen darauf aufmerksam zu machen, dass ihr aktueller Sündenbock nichts für ihren Schaden kann und es nicht fair ist, was sie tun. Und manchmal bringt dieser Hinweis auch tatsächlich eine Einsicht mit sich.
Wenn ich frustriert bin, dann suche ich mir auf keinen Fall einfach so einen Sündenbock, an dem ich meinen Frust ablassen kann. Immerhin sehe ich es nicht ein, wieso andere Leute an meiner schlechten Laune leiden sollten, wenn sie überhaupt nicht verantwortlich dafür sind. Von daher versuche ich so etwas immer anders zu lösen und ich würde niemals absichtlich jemand anderen schlecht machen wollen, nur weil es mir selbst nicht gut gehen würde. So etwas ist immerhin einfach ungerecht und schließlich möchte ich auch selbst nicht, dass jemand so mit mir umgeht, weshalb ich auch nicht so mit anderen Menschen umgehen möchte.
Oftmals ist es so, dass irgendwelche ganz banalen Dinge für meinen Frust zuständig sind. Wenn das der Fall ist und wenn der Frust gar nichts mit anderen Menschen zu tun hat, dann versuche ich auch alleine, meinen Frust wieder loszuwerden. Somit esse ich dann etwas Leckeres oder entspanne mich einfach vor dem Fernseher. Oftmals bestelle ich mir dann auch eine Kleinigkeit im Internet, so dass ich wieder gute Laune bekomme und dann auch wieder gut gelaunt anderen Menschen gegenüber treten kann.
Merke ich, dass ich meine schlechte Laune dennoch an anderen Menschen ausgelassen habe, obwohl ich das überhaupt nicht wollte, dann entschuldige ich mich auch immer gleich und sage, dass das nicht beabsichtigt war. Meistens ist es dann auch so, dass ich verstanden werde und dass mir verziehen wird. Immerhin merken die Leute in so einem Fall auch, dass ich sie nicht absichtlich beleidige und nicht absichtlich gemein zu ihnen sein möchte.
Ich bin leider unfreiwillig mit einer Person aufgewachsen, die immer einen Sündenbock gesucht hat und nie selbst Schuld war, wenn was schief gelaufen ist (selbst dann nicht, wenn das ganz offensichtlich der Fall war). Daher hat das für mich immer sehr abschreckend gewirkt und ich habe nie die Schuld bei anderen gesucht, egal ob ich offensichtlich Schuld an meinem Elend war oder nicht. Das ist nicht meine Art und ich finde so wenig Selbstreflektion und Selbstkritik einfach nur erbärmlich und kindisch. Ich differenziere und analysiere viel zu stark nach Problemen und Ursachen, damit das Problem gelöst wird.
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