Ist eine Erwachsenentaufe sinnvoller als unsere Kindstaufe?
Ich habe neulich einen Bericht über die Hutterer gelesen, die in Europa verfolgt wurden, weil sie die Kindstaufe ablehnten und nur der Erwachsenentaufe frönten. Sie meinten, dass erst ein Erwachsener entscheiden könne, ob er in die Gemeinschaft der Christen kommen will, oder sich außerhalb platzieren müsste. Ein Christ müsse erst zu einem Gläubigen heranwachsen und werde dann durch die Erwachsenentaufe ein Glied der christlichen Gemeinde. Bei uns wird jedes arme Baby getauft, ob es will oder nicht und zahlt ab dem Erwerbsdasein auch Kirchensteuer. Eigentlich wäre der Ansatz der Hutterer besser.
Findet Ihr die Verfechtung der Erwachsenentaufe besser oder käme die Taufe als Sakrament zu spät für Euch? Welche Argumente finden sich für eine Erwachsenentaufe im Allgemeinen und welche sprechen dagegen? Ist eine Kindstaufe nicht ein Handeln gegen den Willen eines Kindes, weil es sich nicht wehren kann und auch nicht artikulieren oder ist das einfach in unserer Gesellschaft so üblich?
Bei uns wird jedes arme Baby getauft, ob es will oder nicht und zahlt ab dem Erwerbsdasein auch Kirchensteuer.
Nicht nur arme Babys werden getauft. Beziehungsweise definiere doch bitte armes Baby? Denn Mitglied in einer Glaubensgemeinschaft zu sein, kann durchaus auch jemand reich machen.
Noch dazu zahlt ein Baby keine Kirchensteuer, da es eben noch kein Einkommen hat. Einkommen, von dem man Kirchensteuer zahlen muss, hat man in der Regel erst mit allerfrühestens 14 Jahren. Eher mit 15 oder 16 Jahren. Ab 14 Jahren kann aber jeder getaufte angehörige einer Kirchengemeinde aus der Kirche austreten und braucht dann auch keine Kirchensteuer mehr zu bezahlen. Denn ab 14 Jahren ist man in Deutschland religonsmündig und kann sich frei entscheiden, ob man einer Religion angehören mag oder nicht.
Bei den Katholiken gilt das Sakrament der Firmung als Glaubensbekenntnis. Damit bestätigen Katholiken an sich das Taufversprechen. Die Firmung kann ab dem 14. Lebensjahr gemacht werden. Die Firmung kann man freiwillig machen, sie ist keine Pflicht. Allerdings muss man gefirmt sein, um kirchlich heiraten zu können.
Generell denke ich, es ist durchaus sinnvoll, wenn ein Mensch sich frei für seine Religion entscheiden kann. Viele Eltern machen sich da heute auch Gedanken drum, ob sie ihre Kinder taufen lassen oder nicht. Da geht es auch heute nicht mehr um den Zwang, dass man ein Kind taufen lassen muss, weil man als Eltern sonst was böses macht. Allerdings gäbe es für mich als potentielle Mutter durchaus Argumente für eine Taufe. Ein Argument gegen die Taufe wären aber nicht die Kirchensteuern, die mein Kind eventuell mal zahlen muss. Bis mein Kind ein Einkommen hat, von dem Kirchensteuern abgeführt werden müssen, ist es alt genug sich selbst entscheiden zu können und auch zu dürfen.
So wie du es darstellst, dass diese Sekte ihre Kinder nicht taufen lässt und sie selbst entscheiden sollen, ob sie das später wollen oder nicht, finde ich das schon sinnvoll. Das Kind kann dann seinen eigenen Willen bekunden, den es als Baby noch nicht hat. Bis vor einiger Zeit war es für Babys noch eine Zwangsmaßnahme, dass sie einfach getauft wurden. Gehören die Eltern einer Glaubensgemeinschaft an, werden sie auf jeden Fall die frühzeitige Taufe befürworten. Denn nach dem Glauben der Eltern – wenn sie katholisch sind – wird das Baby oder Kind, falls ihm etwas zustoßen sollte, nicht in den Himmel kommen. Falls es also einen Himmel geben sollte, muss das Kind eben getauft werden.
Immer mehr Eltern denken heute darüber nach, ob es nicht richtiger wäre, mit der Taufe zu warten, bis das Kind alt genug ist, um es selbst entscheiden zu können. Aber so lange sie dem katholischen Glauben angehören, werden sie es wohl auch taufen lassen. Was würden sonst die lieben Verwandten und Freunde sagen, die vielleicht fleißige Kirchgänger sind? Es ist also teilweise mit einem gewissen Zwang verbunden, ein Kind taufen zu lassen. Ob das nun richtig oder falsch ist, kann ich nicht sagen und entscheiden.
Ein Onkel von mir hat zu diesem Thema mal einen tiefgründigen Satz gesagt. Er meinte, dass er aktiv aus der Kirche austreten musste, obwohl er nie in die Kirche eingetreten ist. Der Grund dafür ist nur der, dass er als Kind getauft wurde, ohne dass er zu der Entscheidung seine Einwilligung geben konnte. So gesehen ist es schon sinnvoll, dass man Kinder erst mal nicht taufen lässt, sondern sie später selbst entscheiden lässt.
Eine Freundin von mir ist ohne Bekenntnis aufgewachsen. Sie wurde nicht getauft, hat sich aber im erwachsenen Alter für eine katholische Taufe entschieden. Da sie nicht getauft wurde und eben ohne Bekenntnis war, hat sie auch am Religionsunterricht in der Schule nicht teilgenommen. Als Kind war das zum Teil durchaus nett für sie, da diese Kinder damals zumindest noch eine "Freistunde" hatten. Dennoch findet sie es vor allem im Nachhinein schade, dass sie nicht getauft wurde, weil sie meint, dass sie so gar nicht die Möglichkeit gehabt hätte, die Religion kennen zu lernen.
Im übrigen ist man erst durch eine Firmung ein vollwertiges Mitglied der christlichen Gemeinde. Und in diesem Alter kann man dann ja selber entscheiden, ob man mit eigenem Willen beitreten möchte oder nicht. Beziehungsweise gibt es eben zwei verschiedene Arten von Taufen: Bei der Kindertaufe ist es so, dass der Kirche sehrwohl bewusst ist, dass sich ein kleines Baby noch nicht mit eigenem Willen zum Beitritt entscheidet. Bei der Kindertaufe ist es jedoch so, dass sich die Eltern oder vor allem eben die Taufpaten dazu bekennen, das Kind im christlichen Glauben zu erziehen.
Und weil hier ja auch öfters der Kirchenbeitrag erwähnt wurde: nur wegen einer Kindestaufe muss niemand eine Kirchensteuer zahlen. Die Taufe wird wie gesagt erst durch die Firmung vollendet und in diesem Alter ist man wie gesagt alt genug um selber zu entscheiden ob man das möchte oder nicht.
tournesol hat geschrieben:nur wegen einer Kindestaufe muss niemand eine Kirchensteuer zahlen.
Sorry, aber das ist natürlich Quatsch und nach der Taufe wirst du als Christ geführt. Sowohl vom Verein (Katholisch oder Evangelisch) als auch bei den Steuerbehörden! Da gibt es keine Instanz/Behörde, welche dann später prüft, ob der Schützling alle notwendigen "Bestätigungen" durch die jeweiligen Vereine erhalten hat. Wenn du also als Baby mal in die Mühle der Kirchenverwaltung gekommen bist, dann ist es unabhängig von der Teilnahme an Firmungen (oder auch der Erstkommunion) so, dass du als Christ geführt und entsprechend Kirchensteuer zahlen musst (bei den anerkannten Vereinen - sicher anders bei den vielen "Freikirchen" und anderen Sekten). Jedenfalls dann, wenn über deine Lohnsteuernummer Gelder/Einkommen verwaltet werden.
Und was die Frage nach der Taufe im Erwachsenenalter angeht, übersieht man den Sinn und Zweck des Christseins. So muss man sich die Frage stellen, ob es eben nicht schon eine Sünde ist, wenn man - als überzeugter Christ - seine Kinder eben nicht im Glauben erzieht. Und wenn man das will, dann muss das Kind eben auch Mitglied in der Gemeinde sein. Und das Aufnahmeritual ist nun mal der Stempel über die Taufe. Hinzu kommt auch die Drohung, dass die Seele eben ihren Frieden nicht findet, wenn der Mensch nicht getauft wurde - eigentlich würde dann der Geistliche eine Bestattung auf dem Kirchenfriedhof nicht zulassen! Daher ist das Taufen des Babys auch noch eine "Versicherung".
Aus meiner Sicht ist es ungemein dumm, an die Frage mit aufgesetzter Sachlichkeit zu gehen. So stellt man hier die Frage, ob es sinnvoller wäre, als Erwachsener getauft zu werden im Verhältnis zur Kindertaufe. Ausgeklammert bleibt aber die Frage, welchen Sinn die Taufe überhaupt macht. Und aber nur wenn diese Frage beantwortet ist, kann man doch die Folgefrage beantworten! Denn wenn das Taufen im Allgemeinen sinnvoll ist, dann ist die Kindstaufe zu empfehlen. Ist das Taufen gemeinhin Blödsinn, so macht es auch im Erwachsenenalter keinen Sinn.
Generell wird ja nicht jedes Baby getauft, sondern es ist die Entscheidung der Eltern, ob sie ihr Kind taufen lassen möchten oder eben nicht. Wie schon gesagt wurde bezahlen Babys noch keine Kirchensteuer, das kommt erst um einiges später.
Zudem können die Kinder dann wenn sie älter sind dann noch entscheiden, ob sie die Gemeinschaft in der Kirche bestätigen möchten oder nicht. Das ist die Konfirmation bzw. die Firmung. Da sind sie bereits Jugendlich und 14 oder 16 Jahre alt. Mit diesem Alter können sie das selber entscheiden.
Mein Sohn ist als Baby getauft worden. Ich fand es wichtig, dass er getauft ist. Wir sind evangelisch und ob er dann später zur Konfirmation geht oder nicht ist ganz alleine seine Entscheidung. Da würde ich ihm auch nicht reinreden.
Lady86 hat geschrieben:Zudem können die Kinder dann wenn sie älter sind dann noch entscheiden, ob sie die Gemeinschaft in der Kirche bestätigen möchten oder nicht. Das ist die Konfirmation bzw. die Firmung.
Wenn die Kinder dann NICHT zur Konfirmation bzw. zur Firmung gehen und daran NICHT teilnehmen, sind sie dennoch Mitglieder der Religionsgemeinschaft und ab dem ersten Einkommen kirchensteuerpflichtig. Ein Austritt kann nämlich nicht durch Unterlassen erfolgen, sondern muss explizit erklärt werden. Und das ist ein kostenpflichtiger Verwaltungsakt.
Ich fände eine Taufe wenn man volljährig ist viel besser als eine gleich bei der Geburt. Als Kleinkind kann sich niemand zu einem Glauben bekennen, man wird mehr oder weniger dazu gezwungen durch die Eltern. Erst ab einem gewissen Alter ist ein Mensch in der Lage eigenständige Entscheidungen zu treffen. Den "richtigen" Glauben zu finden ist sicher keine leichte Aufgabe.
Ein Freund von mir gehört auch einer dieser Religionen an, wo man erst später auch wirklich zur Glaubensgemeinde gehört. Sie haben also genug Zeit zu überlegen ob sie diesem Glauben überhaupt angehören wollen, ganz ohne Zwang und dafür mit Entscheidungsfreiheit. Den Namen dieser Religion kenne ich leider nicht mehr, sie ist hier wohl aber häufiger vertreten.
Wenn sie dann volljährig sind, müssen beziehungsweise dürfen sie die Wahl treffen. Die meisten bleiben aber dabei. Ich schätze mal so ganz unbeeinflusst trifft man auch dort die Entscheidung nicht. Immerhin wird man mit dieser Religion groß, auch wenn man offiziell noch nicht dazu gehört. Da prägt die Kirche einen ein Stück weit.
Natürlich ist es völlig sinnlos einem Kind eine Weltanschauung zu verordnen, das nicht mal weiß, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Man kann so etwas eh nie für einen anderen entscheiden, egal in wie alt diese Person ist. Wenn man aber an die christliche Mythologie glaubt muss man einem Kind doch sobald wie möglich eine Taufe verpassen, weil es sonst im Falle des vorzeitigen Ablebens nicht in den Himmel kommt. Von daher dürfte sich diese Frage für einen Gläubigen doch überhaupt nicht stellen, oder?
tournesol hat geschrieben:Eine Freundin von mir ist ohne Bekenntnis aufgewachsen. Sie wurde nicht getauft, hat sich aber im erwachsenen Alter für eine katholische Taufe entschieden. Da sie nicht getauft wurde und eben ohne Bekenntnis war, hat sie auch am Religionsunterricht in der Schule nicht teilgenommen. Als Kind war das zum Teil durchaus nett für sie, da diese Kinder damals zumindest noch eine "Freistunde" hatten. Dennoch findet sie es vor allem im Nachhinein schade, dass sie nicht getauft wurde, weil sie meint, dass sie so gar nicht die Möglichkeit gehabt hätte, die Religion kennen zu lernen.
Also ich bin auch ohne "Bekenntnis" aufgewachsen, aber an meiner Schule gab es die Möglichkeit zwischen Religion und Ethik und später Philosophie zu wählen. Ich habe so nicht nur eine Religion kennen gelernt sondern mich mit ganz verschiedenen Religionen, Philosophien und Weltanschauungen beschäftigt und ich denke, dass ich so mehr gelernt habe als jemand, der einen Unterricht besucht, in dem es nur um "die Religion" geht und in dem andere Weltanschauungen nur im Vorbeigehen besprochen werden und keinen gleichberechtigten Stellenwert haben.
Im übrigen ist man erst durch eine Firmung ein vollwertiges Mitglied der christlichen Gemeinde. Und in diesem Alter kann man dann ja selber entscheiden, ob man mit eigenem Willen beitreten möchte oder nicht.
In dem Alter ist man aber in der Regel immer noch von den Eltern abhängig und damit auch nicht wirklich frei. Ich kenne einige Leute, die das nur mitgemacht haben, weil die Familie es so wollte und "was würden denn die Leute sagen, wenn du nicht ...". Und die Tatsache, dass es bei der Veranstaltung auch immer Geschenke gibt trägt jetzt auch nicht wirklich dazu bei, dass sich jemand ernsthaft Gedanken über ein Fortbleiben macht.
Und weil hier ja auch öfters der Kirchenbeitrag erwähnt wurde: nur wegen einer Kindestaufe muss niemand eine Kirchensteuer zahlen.
Sobald du getauft bist wird das vermerkt und steht später dann auch so auf deiner Lohnsteuerkarte und dann wird auch automatisch die Kirchensteuer von deinem Lohn abgezogen. Diesen Eintrag kannst du erst durch einen aktiven Austritt aus der Kirche löschen und nicht etwa dadurch, dass du an einer Firmung nicht teil nimmst.
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