Ist eine Erwachsenentaufe sinnvoller als unsere Kindstaufe?

vom 21.01.2013, 22:47 Uhr

Wenn jemand katholisch ist, sollte er sein Baby möglichst bald taufen lassen, denn wenn es ungetauft stirbt, kommt es in die Vorhölle (hat der Papst von der Hölle ein bisschen abgemildert). Es bleibt einem Katholiken also gar nichts anderes übrig. Da kann man auch gar nicht drüber diskutieren. Ich weiß nicht, wie das die Protestanten sehen.

Das mit der Kirchensteuer kann das Kind ja selber später entscheiden. Es kann ja mit 14 Jahren wieder aus der Kirche austreten, tauscht dann die Kirchensteuer gegen die Hölle. Ich weiß nicht, ob vielen Katholiken bewusst ist, was ihr Glaube eigentlich so alles beinhaltet.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 24.01.2013, 00:08, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Wenn du also als Baby mal in die Mühle der Kirchenverwaltung gekommen bist, dann ist es unabhängig von der Teilnahme an Firmungen (oder auch der Erstkommunion) so, dass du als Christ geführt und entsprechend Kirchensteuer zahlen musst (bei den anerkannten Vereinen - sicher anders bei den vielen "Freikirchen" und anderen Sekten). Jedenfalls dann, wenn über deine Lohnsteuernummer Gelder/Einkommen verwaltet werden.

Es steht aber jedem getauften Steuerzahler frei, eben aus der Kirche auszutreten und somit auch keine Kirchensteuer zu zahlen. Nur durch die Taufe alleine zahlt kein Mensch Kirchensteuer, da man sich gegen das Bezahlen der Kirchensteuer bewusst entscheiden kann und das bereits mit 14 Jahren.

So muss man sich die Frage stellen, ob es eben nicht schon eine Sünde ist, wenn man - als überzeugter Christ - seine Kinder eben nicht im Glauben erzieht. Und wenn man das will, dann muss das Kind eben auch Mitglied in der Gemeinde sein. Und das Aufnahmeritual ist nun mal der Stempel über die Taufe

Man kann auch ungetaufte Kinder christlich erziehen. Das ist heute kein Problem mehr. Man kann auch seine Kinder mit zum Gottesdienst nehmen, auch wenn sie nicht getauft sind. Ich habe noch nie jemand an der Kirchentür stehen sehen, der kontrolliert, dass nur getaufte Menschen die Kirche betreten.

Hinzu kommt auch die Drohung, dass die Seele eben ihren Frieden nicht findet, wenn der Mensch nicht getauft wurde - eigentlich würde dann der Geistliche eine Bestattung auf dem Kirchenfriedhof nicht zulassen!

Wenn der Friedhof kirchlich orientiert ist, dann hat klar die Gemeinde eben das Hausrecht und darf entscheiden, wer dort beerdigt werden darf und wer nicht. Noch dazu gibt es gesetzliche Regelungen.

Das ein Pfarrer zur Taufe drängt oder andere Menschen der Gemeinde, dass gibt es heute sicherlich nur noch in Dörfern, in denen jeder jeden kennt. Ich selbst wüsste nicht, welches Kind hier in der Nachbarschaft nach welchem Glauben getauft wurde und ob überhaupt alle getauft sind.

Also ich bin auch ohne "Bekenntnis" aufgewachsen, aber an meiner Schule gab es die Möglichkeit zwischen Religion und Ethik und später Philosophie zu wählen.

Zu meiner Zeit hatte man nur die Wahl zwischen evangelischem oder katholischem Religionsunterricht. War man nicht getauft oder wollten die Eltern nicht, dass ihr Kind am Religionsunterricht teilnimmt, gab es keinen Ersatz. Ich war auch schon in Schulen, da gab es nur allgemeinen Religionsunterricht, der nicht nach den beiden Konfessionen unterschieden hat. Einfach aus Ermanglung des passenden Lehrers.

Ich habe so nicht nur eine Religion kennen gelernt sondern mich mit ganz verschiedenen Religionen, Philosophien und Weltanschauungen beschäftigt und ich denke, dass ich so mehr gelernt habe als jemand, der einen Unterricht besucht, in dem es nur um "die Religion" geht und in dem andere Weltanschauungen nur im Vorbeigehen besprochen werden und keinen gleichberechtigten Stellenwert haben.

Bei uns wurden so Sachen durchaus im Religionsunterricht besprochen, was aber auch am Lehrer lag. In einer anderen Schule haben wir immer die aktuellsten Videofilme angesehen- Austausch dazu gab es nicht wirklich.

Die von dir genannten Themen wurden bei uns im Firmunterricht besprochen. Und da ging es auch nicht drum, alles was nicht katholisch war kritisch zu betrachten. Es wurde offen aufgefordert sich auch mit anderen Religionen und Weltanschauungen zu beschäftigen.

Ganz generell, egal was man von Kirche und Glaube hält, sollte man sich auch mal überlegen, was durch die Kirchensteuer noch alles finanziert wird. Das sind nicht nur die Pfarrer oder die Unterhaltung der Kirchen.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Eine Taufe im Babyalter ist kein Garant dafür, dass ein Kind mit dem christlichen Glauben aufwächst. Auch umgekehrt heißt eine nicht erfolgte Taufe nicht, dass Kinder ohne christliches Wissen aufwachsen. Zumindest lernen die Kinder heute im Ethikunterricht eine ganze Menge darüber und wissbegierige Kinder stellen dann zu Hause auch fragen. Da liegt es dann am Elternhaus, wie sie damit umgehen.

Ich selbst bin als Baby getauft worden und meine Eltern haben mir dafür eben den Grundstein gelegt. Später habe ich es dann selbst entscheiden dürfen, ob ich mich konfirmieren lassen möchte. Ich bin da von meinen Eltern absolut nicht beeinflusst worden und meine Entscheidung für die Konfirmation wurde akzeptiert und unterstützt.

Diesen Weg wollte ich auch meinen Kindern ermöglichen, aber der Vater war dagegen. Mittlerweile haben sie auch schon wissen wollen, warum sie nicht getauft worden sind. Sie wissen aber auch, dass sie es in zwei Jahren selbst entscheiden können, ob sie den christlichen Glauben annehmen. Wenn man dann die Argumentation liest, dass die Eltern etwas vornehmen lassen, ohne den Willen des Kindes zu kennen, dann sehe ich das als starrsinnige Sichtweise.

Denn als Eltern muss man viele Dinge für sein Kind entscheiden ohne dass sich das Kind dazu äußern kann. Wenn man es dann so genau nehmen will, dann müsste ein Kind ja namenlos und ohne ärztliche Untersuchungen leben, bis es wirklich allein darüber entscheiden kann. Eine Taufe schadet einem Kind weder körperlich, noch seelisch und die späteren Schritte, wie eben Konfirmation oder Firmung sollten dann allein die Entscheidung des Kindes sein.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich wurde in meiner Kindheit nicht getauft und bin es auch jetzt noch nicht, eben weil meine Eltern mich damals nicht in eine Religion drängen wollten und mir die freie Entscheidung darüber überlassen wollten, sobald ich das entsprechende Alter erreicht hatte. Undankbar bin ich dafür definitiv nicht, auch wenn die User, die hier anführten, dass eine Taufe kein großer Einschnitt in mein Leben gewesen wäre und ich mich ohnehin durch die Konfirmation oder Firmung erst wirklich zum Glauben bekannt hätte, nicht ganz Unrecht haben.

Trotzdem wird ein getauftes Kind in gewisse Rollen gedrängt. Schulisch ist es völlig klar, dass der entsprechende Religionsunterricht besucht wird, in den Ethikunterricht kann man nur mit einem erheblichen Mehraufwand gelangen, ganz abgesehen davon, dass durch eine Taufe auch Dinge wie die Teilnahme am Schulgottesdienst vorausgesetzt werden. Das ist alles nicht unbedingt weltbewegend und sicherlich wird ein Kind dadurch nicht extrem in seinem Willen beeinflusst oder unterdrückt, den allgemeinen Ethikunterricht, in dem verschiedene Religionen deutlich länger unter die Lupe genommen werden, finde ich aber sinnvoller, um einem Kind verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen und es nicht in eine Rolle zu drängen.

Aberwitzig finde ich auch die Taufe eines Kindes, nur weil es eben gesellschaftlicher Konsens ist. Ich hätte es scheinheilig gefunden, wenn meine Eltern bei mir auf eine taufe bestanden hätten, immerhin sind sie beide aus der Kirche ausgetreten und absolut nicht gläubig. Gerade in Anbetracht dessen, dass eine Taufe nur dann sinnvoll ist, wenn das Kind auch in der entsprechenden Religion erzogen wird oder zumindest deren Ansätze kennt, hätte ich das sinnlos gefunden.

Im Nachhinein bin ich jedenfalls sehr froh über die damalige Entscheidung meiner Eltern. Ich wurde durch mein Elternhaus nicht in eine Glaubensgemeinschaft gedrängt, bekam in der Schule einen allgemeinbildenden Unterricht über alle Religionen und wurde auch nie gezwungen, wider Willen an religiösen Veranstaltungen teilzunehmen. Ich kann jetzt die Grundbausteine der gängigen Weltreligionen nachvollziehen und habe aus freien Stücken entschieden, nicht glauben zu wollen. Ob das so einfach gewesen wäre, wäre ich getauft worden, kann ich nicht sagen, gewisse Zweifel sind aber durchaus vorhanden.

» Anemone » Beiträge: 1740 » Talkpoints: 764,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich persönlich finde die Erwachsenentaufe besser. Ich will selbst entscheiden, was ich wann tue und warum. Wenn ich hundertprozentig sicher wäre, dass ich im Interesse des Babys handeln würde, würde ich es taufen lassen. Aber wer kann das schon?

Ich selbst wurde nie getauft und musste trotzdem am evangelischen Religionsunterricht teilnehmen, um die einheimische Religion kennenzulernen. Meine Grundschule war sogar in kirchlicher Trägerschaft, sodass wir (ich weiß nicht mehr wie oft das war) ca. 1 Mal im Monat oder so in die Kirche gegangen sind und einem Pfarrer oder Priester zugehört haben. Die Katholiken und Protestanten wurden hierbei logischerweise getrennt. Sogar in der Realschule durfte ich Religion nicht einfach so abwählen, obwohl es irgendwann Philosophie als Alternative gab. Als ich meine Eltern mal fragte, warum ich das lernen muss, obwohl ich keine Protestantin bin, kam nur die Antwort: "Lernen schadet nicht."

Ich denke, es kommt auf den Kulturkreis an, warum ein Kind getauft wird. In Deutschland wird es in vielen Familien eine Tradition sein, die sich seit Jahrhunderten etabliert hat, genauso wie Weihnachten und Ostern. Meine Tante aus Russland ist in dieser Hinsicht sehr abergläubisch. Als wir sie vor einigen Jahren besucht haben und sie erfuhr, dass meine Schwester und ich nicht getauft sind (meine Eltern auch beide nicht), wurde sie sehr traurig. Sie versuchte uns von einer Taufe zu überzeugen, weil nach ihrem Glauben jeder in die Hölle kommt, der bei seinem Tod nicht getauft worden ist. Versteht mich nicht falsch, sie hat ihren Willen nicht aufgezwungen und ich fühlte mich auch nicht bedrängt oder sowas. Man hat halt gemerkt, dass sie daran glaubt und nur das Wohl ihrer Lieben im Sinn hat. Ich kann aber durchaus verstehen, dass derartig konservativ eingestellte Menschen Angst haben vor den (höllischen) Konsequenzen, die eine Nicht-Taufe des Kindes ihrer Meinung nach nach sich ziehen könnte und da es keine Garantie gibt, dass jeder seine Rente noch erleben wird (leider gibt es nunmal Unfälle und Krankheiten etc.) wollen die eben auf Nummer sicher gehen. Da ich in dieser Hinsicht überhaupt nicht abergläubisch bin, würde ich trotzdem zu der Erwachsenentaufe tendieren.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde auf jeden Fall, dass eigentlich nur die Erwachsenentaufe erlaubt sein sollte. Nicht, weil ich es für schädlich halte, wenn das Kind in einer Religionsgemeinschaft aufwächst, sondern weil ich der Ansicht bin, dass Glaube aus dem Herzen kommen sollte und dass man sich bei Eintritt einfach über alle Aspekte im Klaren sein sollte. Tauft man also sein Baby, dann drückt man es in eine Gemeinschaft herein, mit der es sich vielleicht gar nicht identifizieren kann. Da man heutzutage ja auch noch dafür bezahlen muss, aus der Kirche auszusteigen, finde ich erst recht, dass man nicht ohne seinen Willen eintreten dürfte.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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