Wie würdet ihr mit Suizidplänen Anderer umgehen?
Ich habe heute gehört, dass sich ein früherer Klassenkamerad vor einigen Monaten das Leben genommen hat. Viele sind darüber sehr schockiert und einige, die ihn näher kannten und viel Kontakt mit ihm hatten, haben sich Vorwürfe gemacht. Er muss den Selbstmord wohl auch angekündigt haben und keiner hat es so richtig glauben wollen.
Ich habe mir dann eine Frage gestellt. Was würde ich wohl machen, wenn jemand den ich kenne auf mich zukommt und von seinen Suizidplänen erzähl. Würde ich einfach akzeptieren, was dieser Mensch will oder würde ich ihn versuchen abzuhalten? Wahrscheinlich macht man sich noch strafbar, wenn man da nicht eingreift oder hilft. Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich meine, man solle auch das akzeptieren. Helfen den Selbstmord zu begehen würde ich auf keinen Fall. Aber warum können einfach so wenig Leute es verstehen und akzeptieren, wenn jemand nicht mehr leben will?
Wie würdet ihr mit jemanden umgehen oder mit der Information umgehen, wenn ihr erfahrt, dass sich jemand umbringen will? Würdet ihr versuchen ihn davon abzuhalten? Würdet ihr ihn einweisen lassen? Würdet ihr euch da demjenigen so in den Rücken fallen? Denkt ihr, dass derjenige glücklicher ist, wenn er in einer Psychiatrie, möglicher weise ein Leben lang., leben muss? Denkt ihr, dass derjenige lieber ein Leben lang unter Medikamenteneinfluss in der Psychiatrie lebt als zu sterben?
Die wenigstens Menschen mit der Absicht zu sterben, verbringen den Rest ihres Leben in einer Klinik oder unter Medikamenteneinfluss. Das mal vorweg. Ein Mensch mit ernsten suizidalen Absichten kommt normalerweise ein paar Tage in eine geschlossene Abteilung, danach wird dann eine Möglichkeit gesucht, auf anderem Wege zu helfen.
Grundsätzlich sehe ich es wie du. Jeder Mensch hat das Recht über sein eigenes Leben zu bestimmen und wenn er nicht mehr leben will, dann hat er das Recht es zu beenden. Allerdings hat dieser Mensch vielleicht Kinder in die Welt gesetzt, dann hat er eine gewisse Verantwortung diesen gegenüber. Das ist nur ein Beispiel, das verdeutlicht, warum die Mitmenschen eine solche Entscheidung so schwer akzeptieren können.
Als weiterer Punkt kommt ja noch der Grund dazu. Wenn jemand nicht mehr leben will, weil er schwer krank ist, ihm nicht mehr geholfen werden kann und es ihm immer schlechter geht, wird es leichter akzeptiert, als wenn jemand keinen Ausweg mehr aus einem speziellen Problem sieht. Meistens gibt es nämlich sehr wohl einen Ausweg und wenn man sich helfen lässt, wird der auch gefunden. Ich hatte selbst jahrelang Depressionen und auch Selbstmordabsichten. Aber Depressionen sind eine Krankheit und diese kann behandelt werden. Es kann dauern, es kann sehr schwer sein, aber es ist möglich, dass sie komplett verschwindet. Bei mir ist es so und ich fände es aus jetziger Sicht sehr schade, wenn ich mich damals tatsächlich umgebracht hätte.
Ich würde jederzeit wieder eingreifen, wenn ich erfahren würde, dass jemand plant, sich umzubringen. Die Schwester meiner besten Freundin habe ich persönlich in die geschlossene Abteilung unseres Landeskrankenhauses gebracht. Sie fand das damals nicht toll, aber sie ist mir deswegen nicht böse. Ich wollte einfach nicht die Verantwortung dafür übernehmen, dass sie sich wirklich umbringt. Und auch der Arzt hat mir bestätigt, dass ich richtig gehandelt habe. Ihr geht es mittlerweile auch wieder gut. Sie war übrigens nur drei Tage im Krankenhaus und Medikamente nimmt sie auch nicht.
Es kommt sicherlich darauf an, ob der Mensch eine tödliche Krankheit oder eben "nur" eine psychische Erkrankung hat. Will jemand sich umbringen, weil er weiß, dass der Rest seines Lebens nur eine Qual ist und es eh nicht mehr lange ist, würde ich ihm nicht noch emotionale Steine in den Weg legen und ihn einfach gehen lassen.
Will sich aber jemand umbringen, weil er gerade eine schlechte Phase hat, und teilt mir das mit, würde ich das als Hilfeschrei sehen und mich seiner annehmen und eben viel mit ihm reden und ihm Lösungen aufzeigen.
Man wird nicht sein ganzes Leben in einer Anstalt verbringen müssen, nur weil man suizidale Gedanken geäußert hat oder eben den Versuch eines Selbstmordes begangen hat. Man wird in der Regel eine Zeit lang therapiert und dann wieder entlassen.
Ich weiß leider genau, wie ich reagieren würde. Ein Freund von mir hat Borderline und schon einige Versuche sich umzubringen hinter sich. Ich habe mir am Anfang viele Gedanken gemacht, ob ich die Polizei anrufen sollte oder nicht und ich habe es nicht getan. Wenn er es gewollt hätte, hätte er es auch erfolgreich beenden können.
Ich war dann immer für ihn da. Bei ihm war es ein Hilfeschrei und wir haben ganz oft einige Stunden telefoniert, sogar nachts. Ich habe ihm immer neue Wege aufgezeigt und mittlerweile hat er sich auch ganz gut im Griff und seit ein paar Jahren hat er sich nicht mehr geritzt. Ich wäre aber eh nicht schnell genug bei ihm gewesen, um ihn zu retten, als er es versucht hat. Manchmal muss man mit den Entscheidungen anderer Menschen einfach leben.
Sherlock-Holmes hat geschrieben:Aber ich muss ehrlich sagen, dass ich meine, man solle auch das akzeptieren. Helfen den Selbstmord zu begehen würde ich auf keinen Fall. Aber warum können einfach so wenig Leute es verstehen und akzeptieren, wenn jemand nicht mehr leben will?
Weil viele Menschen, die ihr Leben beenden möchten, einfach eine schlechte Phase haben und für ihr Problem keinen Ausweg sehen, obwohl es vielleicht einen gibt. Viele junge Personen möchten nicht mehr leben, weil ihr Partner sie zum Beispiel verlassen hat. Soll man so eine traurige Person nicht davon abhalten? Der Liebeskummer vergeht nach einigen Monaten, auch wenn man sich so fühlt, als würde man nicht mehr glücklich werden. Was würdest du tun, wenn sich zum Beispiel deine Freundin oder Ehefrau das Leben nehmen möchte? Würdest du sie einfach gehen lassen und dich von ihr verabschieden? Ich würde diesen Schmerz und diese Schuld nicht verarbeiten können.
Wie bereits erwähnt bedeutet eine Selbstmordankündigung nicht, dass man sein ganzes Leben in der Psychiatrie verbringen muss und mit Medikamenten ruhiggestellt wird. Es gibt auch Menschen, die ohne Selbstmordabsichten in die Psychiatrie kommen und dort einige Zeit verbringen.
Sherlock-Holmes hat geschrieben:Würdet ihr ihn einweisen lassen? Würdet ihr euch da demjenigen so in den Rücken fallen?
Ich würde einem Menschen in so einer Ausnahmesituation immer helfen, also ich würde es wenigstens versuchen. Ich finde nicht, dass man jemanden in den Rücken fällt oder eine Person hintergeht, wenn man sie "einweisen lässt" oder die Polizei benachrichtigt. Vielleicht fühlt sich der Betroffene im ersten Moment so, aber vielleicht ist er einem auch später dankbar, weil man ihn so in Sicherheit gebracht hat?
Das ist ein zweischneidiges Schwert. Zum Einen würde ich sagen, dass jemand, der sich wirklich umbringen will, nicht darüber sprechen würde, weil er ja davon ausgehen muss, dass man ihn davon abhält. Sei es durch Gespräche, permanente Überwachung oder die Hinzuziehung eines Psychologen, der unter Umständen einen stationären Aufenthalt in einem Krankenhaus einleitet. Jemand, der wirklich sterben will, versucht, alle Möglichkeiten auszuräumen, dass jemand seinen Plänen in die Quere kommt. Zumindest gehe ich davon mal aus. Wer seine Pläne mitteilt, muss damit rechnen, dass es bei einer so gravierenden Sache eben doch publik wird, das Wissen um solche Pläne ist für eine ins Vertrauen gezogene Person sehr belastend, denke ich.
Berichtet mir jemand über einen geplanten Selbstmord, gehe ich davon aus, dass das ein Hilfeschrei ist, dass die Person aufgehalten werden und gerettet werden möchte und schlicht Aufmerksamkeit und Hilfe braucht. Oft sind es Depressionen, die Selbstmordabsichten aufkommen lassen, und das ist eine Krankheit, die man durchaus therapieren kann. Würde sich mir jemand mit solchen Absichten anvertrauen, würde ich auf jeden Fall eine weitere Person hinzuziehen. Ich könnte nicht wirklich jemanden ruhigen Gewissens Selbstmord begehen lassen.
Wobei man aber auch hier eigentlich wieder unterscheiden müsste, in welcher Situation die betreffende Person sich befindet. Steht eine unheilbare Krankheit fortgeschrittenen Stadiums im Raum, kann man die Sache anders betrachten, als wenn es sich "nur" um eine Depression handelt. Einem todkranken Menschen dürfte man die Wahl nach einem selbstgewählten, würdigen Tod nicht verwehren. Einem psychisch Kranken, dem geholfen werden kann, dagegen schon.
Ich hatte bis jetzt zum Glück noch keinen Freund, Freundin oder desgleichen gehabt, der sich versucht hat mit Absicht selber umzubringen. Meine Freunde, die ich bis jetzt verloren habe, sind alle an einem Unfall gestorben und das auch noch sehr jung.
Wenn ein Freund oder eine Freundin oder desgleichen bei mir ankommen würde und erzählen andeuten würde, dass er oder sie darüber nachdenken würde, sich umzubringen aus unerfindlichen Gründen oder vorhat sich umzubringen demnächst, dann würde ich solch eine Aussage definitiv wahrnehmen. Ich würde nicht darüber Lachen oder es für unwichtig befinden, wenn jemand mit gegenüber solch eine Aussage tätigt. Immer hin sagt man so etwas nicht unbedingt aus einer Laune heraus und schon gar nicht aus Spaß.
Ich denke, dass ich mit meinem Freund oder mit meiner Freundin darüber reden würde, weshalb er oder sie so denkt und sich unbedingt das Leben nehmen will und definitiv würde ich meinen Freund oder meine Freundin davon abhalten, wenn sie versuchen würden sich wirklich umzubringen.
Ob man sich strafbar macht, wenn man weiß, dass jemand versucht sich umzubringen, weiß ich nicht unbedingt, aber wenn man dem Jenigen nicht hilft und ihn nicht davon abhält sich umzubringen, ist es definitiv strafbar. Aber ehrlich gesagt könnte ich mir nicht vorstellen, wir die Menschen einem dabei zu gucken, wenn man gerade dabei ist, sich umzubringen.
Definitiv sollte man die Meinung der anderen akzeptieren, aber auch sie davon abhalten ihre Gedanken oder Ideen in die Tat umzusetzen. Auch wenn es mal schlechte Zeiten gibt, wo man am liebsten aufgeben würde und den Kopf hängen lassen würde, scheint auch für den Jenigen irgendwann wieder die Sonne, sodass es sich nicht lohnt, sein Leben einfach so aufzugeben.
Im Endeffekt würde ich erst mit dem Jenigen reden, der mir seine Selbstmordgedanken anvertraut hat und wenn alle Stricke reißen und ich mir nicht sicher bin, ob der Jenige sich wirklich umbringen würde, dann würde ich auch Hilfe von außen holen oder den Jenigen sogar einweisen lassen. Vielleicht sieht es am Anfang so aus, als wenn man dem Jenigen in den Rücken fällt, aber vielleicht ist er es einem später dankbar, dass er doch noch weiter leben darf.
Nur weil man Selbstmordgedanken hat, heißt das nicht gleich, dass man ein Leben lang in der Psychiatrie bleiben muss und zusätzlich mit Medikamenten vollgestopft wird. Es kommt halt immer auf die Person darauf an und ob sie heilbar und desgleichen sind.
Meine beste Freundin hat sich erhängt, in einer Psychiatrie, sie war 14 und missbraucht vom Vater. Ich habe mir jahrelang Vorwürfe gemacht, ob ich es merken hätte müssen. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat sie mich besonders herzlich verabschiedet, ich hätte es merken müssen.
Aufgrund dieser Erfahrung, würde ich sofort die Polizei verständigen und den psychiatrischen Notdienst, wenn mir jemand erzählt, dass er sich umbringen will. Ich kann das Argument irgendwo verstehen, dass man niemandem reinreden soll und das jeder das alleine entscheiden möchte. Ich bin aber der Ansicht, dass jemand der von seinem Suizid vorher erzählt, damit um Hilfe schreit. Meine Freundin hat nie erwähnt, dass sie sich umbringen würde, sie hat es getan.
Selbst wenn mir jemand sagt, er möchte sich umbringen und meint es nicht so, würde ich öffentliche Instanzen mit der Betreuung beauftragen. Zum einen ist es ein sehr mieses Gefühl, wenn man sich Vorwürfe macht und zum anderen möchte wohl kaum niemand die Verantwortung dafür tragen, wenn man eine solche Ansage ignoriert und dann doch was passiert.
So etwas ist wirklich schlimm, ich hoffe das es in meinem Umfeld niemals passieren wird. Man kann eigentlich nur vermuten was in so welchen Leuten vorgeht. Wer weiß was sich da angestaut hat, man spricht nicht ohne Grund von "tickenden Zeitbomben". Man muss natürlich auch immer abwägen wie ernst jemand so etwas meint. Am besten meldet man solche Ankündigungen direkt bei einer Vertrauensperson. In der Schule zum Beispiel könnte man dies einem Lehrer melden. Suizidgefährdete Menschen brauchen undbedingt Hilfe von ausgebildeten Menschen.
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