Habt ihr ein ausgeprägtes Unrechtsempfinden?

Ich mag es gar nicht, wenn jemand einen anderen Menschen unrecht behandelt und wenn dann auch dieser Mensch deswegen sehr traurig ist. Ich versuche dieses Unrecht dann irgendwie wieder gut zu machen, auch wenn ich dieses Unrecht nicht herbei gefügt habe. Denn ich habe ein ausgeprägtes Unrechtsempfinden. Das ist nicht immer gut, weil mir dann auch alles immer sehr Nahe geht.

Habt ihr ein ausgeprägtes Unrechtsempfinden? Findet ihr es eher positiv oder negativ? Denkt ihr, dass man dieses ausgeprägte Unrechtsempfinden versuchen sollte abzulegen?

Ich kann dich gut verstehen, denn ich würde auch von mir sagen, dass ich ein ausgeprägtes Unrechtsempfinden habe. Ich finde es auch schlimm, wenn ich Menschen sehe, die traurig sind, weil ich dann auch immer helfen möchte, auch wenn ich nichts dafür kann. Ich finde es sowohl positiv, als auch negativ, dass ich so bin. Positiv finde ich es deswegen, weil ich finde, dass man anderen Menschen helfen sollte und dass es in der heutigen Zeit viel zu wenig Mitgefühl gibt.

Negativ finde ich es auch deswegen, weil mir solche Dinge auch immer sehr nahe gehen und ich noch nicht wirklich gelernt habe, solche Geschichten an mir abprallen zu lassen. Dadurch bin ich dann auch viel zu lange in Gedanken bei einer Geschichte, die mich ja manchmal auch eigentlich gar nichts angeht. Ich denke, dass es schon sinnvoll ist, zu versuchen, das Unrechtsempfinden etwas abzustumpfen, damit man selber eben nicht immer so mitleidet.

Ich schwanke zwischen einem ausgeprägten Unrechtsempfinden und blankem Zynismus. Wenn ich lese oder höre, was Unschuldigen so ziemlich überall und jederzeit alles Schreckliches angetan wird, könnte ich mich schwarz ärgern oder manchmal auch einfach losheulen. Ich hasse die alltäglichen Ungerechtigkeiten und die Tatsache, dass es anscheinend immer die Wehrlosen und Schwachen trifft.

Andererseits bin ich mir auch im Klaren darüber, dass all mein gerechter Zorn und meine Empörung ebenso wie mein aufrichtiges Mitgefühl an der Situation nichts ändern. Deshalb betrachte ich diese Charaktereigenschaften eher als neutral - solange ich zusehe, ohne etwas ändern zu können, macht mich mein Unrechtsempfinden nicht zu einem besseren Menschen, sondern versaut mir nur die Stimmung. Da ich aber aus diesem Gefühl heraus zumindest bemüht bin, im Rahmen meiner Möglichkeiten meinen Mitmenschen zu helfen und ihnen das Leben wenigstens nicht noch schwerer zu machen, sehe ich diese Eigenschaft eigentlich insgesamt doch eher als positiv an.

Ich habe auch ein ziemlich ausgeprägtes Rechtsempfinden und somit auch Unrechtsempfinden. Ich sehe das sehr positiv, weil es einem eben empathisch für die Bedürfnisse anderer Menschen macht. Es macht einen irgendwie menschlich, wenn man Gefühle zeigt und einem nicht alles egal ist. Negativ sehe ich daran nichts. Man sorgt sich mehr um seine Mitmenschen, aber das ist ja nichts Schlimmes.