Fan Fiction - Grund zum Fremdschämen?
Vermutlich haben sich Fans von Büchern oder Filmen schon immer ihre eigenen Versionen ihrer Lieblings-Geschichten ausgedacht, neue Figuren erfunden, neue Ausgänge und romantische Verknüpfungen ersonnen und das Ganze dann auch zu Papier gebracht. Heute in Zeiten des Internets kann ja jeder seine kreativen Ergüsse veröffentlichen und sich mit anderen Amateur-Schriftstellern darüber austauschen.
Ich finde ja das Phänomen Fan Fiction oft recht grenzwertig. Meiner beschränkten Erfahrung nach werden von Fans in ihren eigenen Geschichten meistens zwei Figuren willkürlich miteinander "gepaart" oder eine schlecht getarnte fiktionale Version des Verfassers gerät zufällig nach Hogwarts, Mittelerde oder Cybertron und rettet den Haupthelden den Tag. Dazu kommt in vielen Fällen noch ein recht laienhafter Stil kurz, ich habe mich mit dem Thema nur flüchtig beschäftigt, um festzustellen, dass mich dieses Hobby nicht anspricht. Ich kann auch verstehen, dass manche Schriftsteller gerade im Fantasy-Bereich nicht möchten, dass ihre literarischen Figuren von Fans in eigenen Machwerken ausgeschlachtet werden.
Wie seht ihr das? Verfasst ihr selbst Fan Fiction? Zu welchem Buch, Film oder "Universum"? Lest ihr die Werke anderer Fans? Oder findet ihr den Gedanken peinlich, Dumbledore und Gandalf mit Optimus Prime zusammen auf Captain Jack Sparrow loszulassen? Was ist für euch das Faszinierende an Fan Fiction? Findet ihr, solche Storys gehören veröffentlicht oder sollte man seine Ideen auch mal für sich behalten?
Da ich ein absoluter Harry Potter Fan war und bin habe ich zum Teil auch Fanfictions davon gelesen und es gibt wirklich gute und es gibt wirklich schlechte. Die Idee dahinter finde ich ja gut und von Harry Potter gibt es zum Beispiel zwei Fanfictions die es mit dem Original auf alle Fälle aufnehmen können. Der Rest ist eher für die Mülltonne.
Ich denke schon das gute Geschichten veröffentlicht werden können und auch sollen, aber man kann eben nicht alle über einen Kamm scheren. Ich habe so viele gelesen die absolut unbrauchbar waren und so seltsam das es für mich überhaupt nichts war. Auch halte ich nichts davon die Geschichten zu vermischen. Aber das ist natürlich jedermanns Sache und jeder muss es für sich selbst entscheiden.
Wenn die Fanfictions innerhalb einer Geschichte bleiben, können sie teilweise recht gut sein. Allerdings ist es hier wie mit jedem anderen Text auch: Es gibt wenige gute und viele schlechte. Gerade stilistisch. Allerdings sollte einen das gerade bei Fanfictions auch nicht verwundern, denn die meisten Autoren sind nun einmal so um die Pubertät herum angesiedelt - und da haben nur die wenigsten schon ihren Stil gefunden, so dass da zwangsläufig die ein oder andere stilistische Katastrophe herauskommt. Über die Inhalte urteile ich nicht, da sind die Geschmäcker nun einmal verschieden. Mir gefallen Crossovers zwischen Hogwarts und Herr der Ringe nicht, aber wenn das anderen Leuten zusagt - warum nicht?
Wäre ich der Autor eines Buches, würde ich aber vermutlich einen Bogen um die Fanfictions machen - jeder bringt in seine Texte, und eben auch Fanfictions, ein Stück von sich selbst hinein und ein Buch ist für mein Empfinden somit auch ein kleines Stück seines Autoren - mir würde es da in der Seele wehtun zu lesen, wie jemand Dinge, die von mir stammen, in irgendeine Richtung biegt, die gar nicht dem ursprünglichen Gedanken entspricht!
Nein, Fanfiction ist kein Grund für Fremdscham. Ich persönlich habe schon sehr gute Texte gelesen und einige davon waren sogar besser als das Original. Es gibt natürlich auch sehr viele schlechte Texte. Das meiste ist so oder so Geschmackssache. Ich lese es weniger gerne wenn ein Fanfiction-Autor mehrere Orte und Personen einfach zusammenwürfelt. Ein wenig Logik sollte schon dahinterstecken.
Ich produziere selbst keine Fanart, wobei ich das in jungen Jahren sicherlich getan habe. Manchmal sinniere ich auch darüber nach, was passieren würde, wenn man eine Romanfigur auf eine anderen loslassen würde, wer wäre der bessere Schwertkämpfer oder würden die beiden das gar nicht ausfechten und lieber in die Kneipe gehen. Ich sehe mir auch gern an, was andere Fans so verzapfen, wobei es allerdings eine fließende Grenze gibt, ab der es dann auch mal peinlich werden kann.
Ich habe früher eigentlich ganz gerne FanFiction gelesen. Prinzipiell ist der Gedanke dahinter doch hochinteressant: Man überlegt sich, wie sich die Geschichte weiter entwickeln hätte können, wenn auch nur ein winziges Detail anders verlaufen wäre. Oder man nimmt sich einen in der Geschichte vernachlässigten Nebencharakter und erzählt seine Geschichte so ausführlich, wie sie es verdient. Oder man erfindet neue Charaktere hinzu. (Nein, nicht alle Eigencharas sind Mary Sues!) Oder man versetzt die Hauptcharaktere, die man kennt und liebt, in eine völlig neuartige Situation und lässt sie ein neues Abenteuer bestehen. Es gibt da so viele Möglichkeiten... An sich ist das doch eine tolle Sache.
Auch schriftstellerisch sind da einige sehr hochwertige Sachen zu finden! Klar, es ist auch viel Schrott dabei, wie das eben so ist, wenn viele Hobbyautoren bei der Sache sind. Aber einiges hat eindeutig professionelles Niveau. Man bedenke zum Beispiel Cassandra Clare - deren Bücher sind Weltbestseller, und womit fing sie an? Harry Potter - FanFiction... (Und ja, ich habe "Draco Dormiens" damals gern gelesen. Ich fands witzig.)
Was mich letztendlich etwas abgeschreckt und von den gängigen FanFiction-Sites vertrieben hat, ist einfach der hohe Anteil an Pornografie. Man kann es leider nicht anders bezeichnen - ein Großteil der veröffentlichten Stories scheint leider wirklich nur "Charakter X hüpft mit Charakter Y ins Bett" zu beinhalten. Und das muss meiner Meinung nach einfach nicht sein.
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