Berufspolitiker sein - Heute noch Traumberuf oder Albtraum?

Noch zu meiner Kinderzeit war Berufspolitiker meiner Meinung nach noch ein Traumberuf. Wenn man sich erst mal hoch gekämpft hat, hatte man mit Sicherheit eine ganze Weile Einfluss und einen recht sicheren Posten. Menschen Wie Franz Josef Strauß und Helmut Kohl sind nur zwei willkürlich gewählte Beispiele dafür, wie eine politische Traumkarriere aussehen kann. Dabei betrachte ich das jetzt nur aus der Sicht des jeweiligen Politikers und will dabei nicht über die Auswirkungen der Politik dieser Personen auf das Volk reden.

Heute hat sich viel in der Arbeitswelt verändert. So auch im Politikerleben. Da zerbrechen Karrieren, weil man wegen einer unpassend gewählten Partnerin schlechtes Medienecho bekommt. Da wollen die anderen Politiker Misstrauensanträge stellen, weil ein Großflughafenprojekt in die Hose geht und als Verantwortlicher ein Politiker ins Auge gefasst wurde. Da schreibt man vor Jahren eine Doktorarbeit, die dann vom Volk wieder ans Licht gezogen und zerpflückt wird. Um einen guten Status beim Volk zu erreichen muss man nicht nur wie früher Wahlkampf betreiben sondern auch noch in den neuen Medien ständig präsent sein und Wähler bei Laune halten.

Man könnte noch zahlreiche andere Beispiele anführen, aber ich hoffe, dass mein Gedankengang schon klar geworden ist. Seid ihr nach den oben angeführten und anderen modernen Veränderungen in der Arbeitswelt eines Berufspolitikers noch der Meinung, dass Berufspolitiker ein Traumjob ist? Würdet ihr ja sagen, wenn rein theoretisch eine Fee käme und euch eine sofortige Karriere als erfolgreicher und einflussreicher Berufspolitiker anbieten würde?

Die Medien werden, neben Legislative/ Exekutive/ Judikative, nicht umsonst als vierte Gewalt bezeichnet. Tatsächlich haben sie viel mehr macht, als man vielleicht zuerst glauben würde. Dafür müssen die Anschuldigungen nicht einmal immer wahr sein. Ob ein Fehler, vor allem, wenn er vor vielen Jahren begangen wurde, die politische Bildung oder gar Entscheidungsfähigkeit eines Politikers beeinflusst, sei allerdings dahingestellt.

Erst letztens war ja in den Medien, ob nicht das Kanzlergehalt zu niedrig wäre. Da gibts natürlich immer zwei Seiten, und jemandem, der sich des Geldes wegen für eine politische Karriere entscheidet, wäre mir sowieso erst einmal suspekt. Ein Traumberuf muss einem eben Freude machen. Letztendlich glaube ich, dass es einfach Typsache ist. Für einige ist Berufspolitiker bestimmt immer noch verlockend, auch wenn man oder gerade weil man dann eine Person öffentlichen Interesses ist. Damit muss man dann irgendwie klarkommen.

Ich jedenfalls würde ablehnen, weil mir die Art Job einfach nicht liegen würde. Ich würde mir wahrscheinlich viel zu viele Sorgen um Folgen, Einzelschicksale oder große Verantwortung machen, anstatt meine Arbeit zu erledigen.

Für mich wäre das ehrlich gesagt total der Alptraum. Ich bin ein Mensch, der früher oder später auch Resultate sehen will und gerade in der Politik wird viel gelabert und wenig geschafft. Auch regt mich das total auf, dass man immer um den heißen Brei herum redet und nicht Klartext reden kann. Auch, dass man ständig nach außen hin was repräsentieren muss, würde mich gewaltig nerven.