Kommt man nur mit ''Vitamin B'' im Leben weiter?

Ich meine im Titel natürlich nicht das Vitamin B selber. Man kann den Begriff ''Vitamin B'' ja auch verwenden, wenn man sagen möchte, dass man Kontakte hat. Also wenn man sich zum Beispiel bei einer Disco anstellt bei dem man den Besitzer kennt. Normalerweise würde man warten, da man aber einen Kontakt hat, kann man direkt in die Disco rein, ohne zu warten.

Bei mir ist es momentan so, dass ich in ein anderes Land umgezogen bin und sehr gerne Fußball spiele. In Deutschland war ich erfolgreich und habe auch bei einem guten Verein gespielt. Hier bin ich auch zu einem Verein gegangen und habe ein Probetraining absolviert und es erfolgreich bestanden. Allerdings ist mir im Team aufgefallen, dass ein paar Spieler gar nicht die Qualität für den Verein haben. Allerdings arbeitet der Vater oder sonst irgendjemand von der Familie bei dem Verein. Deswegen verbreitet sich unter den Spielern schnell das Gerücht, dass dieser Spieler nur deswegen bei dem Verein spielt. Auch in anderen Branchen hört man oft davon und mir wurde auch schon oft gesagt, dass man ohne ''Vitamin B'' nur schwer erfolgreich wird.

Was sagt ihr zu solchen Aussagen? Seid ihr auch der Meinung, dass man es mit Kontakten einfacher hat und man schneller zum Erfolg kommt oder findet ihr es absolut schwachsinnig?

Die Fragestellung erscheint mir etwas fragwürdig, weil ich nicht wirklich glaube, dass du nicht auch weißt, dass Kontakte helfen. Angenommen, ein guter Freund würde dich z.B. darum bitten, ihm 100 Euro zu leihen. Dann ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass du ihm - den du kennst und der den Kontakt zu dir hat - massiv höher, dass er das Geld geliehen bekommt, als wenn dich an der Bushaltestelle eine Person mit der gleichen Bitte ansprechen würde. Ebenso ist es doch so, dass wenn du gute Kontakte zu Jürgen Klopp hättest, problemloser zu einem Probetraining beim BVB kommen würdest, als wenn du die ganze Prozedur über die BVB Scouts (wo ja nicht mal sicher gestellt ist, dass sie ein Auge auf dich werfen) laufen lassen müsstest. Und wenn dein Onkel einen Betrieb leitet, dann sind die Chancen auf eine Anstellung oder ein Praktikum dort für dich - vorausgesetzt du verstehst dich mit deinem Onkel - ungleich höher, als für Fremde.

Kontakte sind also in praktisch allen Lebenslagen gut. Besser ist es dann nur noch, diese Kontakte auch schamlos zu nutzen und ganz frech anzufragen. Denn das ist sicher auch nicht jedermanns Sache, hier klar als Nutznießer seiner Freunde/Bekannte durch viele Lebensbereiche zu gehen. Aber wer hier ein entsprechendes Gespür mitbringt, hat sicher massiv Vorteile für eben den jeweiligen Bereich. Sei es bei der Stellensuche, sei es im privaten Bereich (wer den Türsteher sehr gut kennt, kommt immer leichter rein) oder aber bei sonstigen Belangen im Leben (Termine bei Spezialisten, Tischreservierungen, Wohnungssuche, ...).

Natürlich ist es wesentlich leichter im Leben, wenn man viele Kontakte hat und darauf zurückgreifen kann. Aber ich bin der Meinung, dass wenn man den nötigen Willen und auch die nötige Disziplin und ein bisschen Glück hat, es auch ohne Verbindungen schaffen kann. Es dauert länger und ist wesentlich schwieriger aber ich denke es geht. Es gibt genug Menschen, die es geschafft haben. Außerdem bin ich der Meinung, wenn man es dann geschafft hat, kann man sehr stolz auf sich sein und dann schafft man auch alles andere im Leben, was man sich vornimmt. Wenn man allerdings nur Karriere gemacht hat aufgrund von Beziehungen bedeutet das ehrlich gesagt für mich nicht viel.

Ich denke schon, dass Beziehungen eine wesentliche Rolle spielen, also man ganz ohne "Vitamin B" gar nicht weiter kommt. Aber es ist ja nicht so, dass Beziehungen aus dem Nichts kommen, man kann sie durchaus auch selbst aufbauen.

Natürlich kommt es hin und wieder mal vor, dass jemand bevorteilt wird, weil er über Verwandtschaft Beziehungen hat, aber das ist meiner Erfahrung nach eher die Ausnahme und diese Beziehungen sind auch nicht immer wertvoll. So würde glaube ich kaum jemand im Berufsleben ernsthaft jemanden für eine höhere Position empfehlen, wenn er nicht wirklich weiß, dass er etwas taugt. Auch nicht, wenn man über Familie oder Bekannte Beziehungen hat. Das funktioniert sicherlich für einen Ferienjob oder für eine Ausbildung noch ganz gut, aber darüber hinaus wird das schon schwer. Schließlich hat der Empfehlende auch einen Ruf zu verlieren.

Wertvoller sind Beziehungen, die man selbst aufgebaut hat. Diese entstehen mehr oder weniger automatisch, wenn man Leistung bringt und auf Leute zugehen kann. Selbst wenn man keine direkte Beziehung zu Personen aufbaut, kann man sich einen gewissen "Ruf" aufbauen, der im Leben (besonders natürlich im Berufsleben) weiterbringt. Solche Beziehungen kann man zum Beispiel sehr gut über Weiterbildungsmaßnahmen und Fachkonferenzen aufbauen.

Man kann also schon auch im Leben weiterkommen, ohne bereits Beziehungen in die Wiege gelegt zu bekommen. Man kann sich auch "Vitamin B" selbst aufbauen. Ganz ohne tut man sich aber sicherlich schwerer.

Ich glaube nicht, dass man ausschließlich mit Vitamin B weiterkommt, aber man hat es deutlich einfacher, als Menschen die keine Verbindungen haben. Sobald es im Bekanntenkreis genug Menschen gibt, die einem gern den ein oder anderen Gefallen tun, hat man es in fast jedem Lebensbereich leichter.

Das fängt ja schon im Alltag an. Die Kassiererin im Rewe ist zufällig die beste Freundin? Zwar darf sie offiziell keine Bekannten bedienen, doch wenn sie sich tarnt, kann sie mal eben fix eine Kasse öffnen und die Wartezeit ist Geschichte. Der Vater hat einen großen Betrieb, kennt dadurch viele Geschäftsleute, so bekommt auch der Sohn mit mittelmäßigen Schulnoten eine Chance auf einen Ausbildungsplatz.

Vitamin B ist neben Vitamin G (Geld) die wichtigste Basis für Erfolg denke ich mir, aber ich finde es schade. Oftmals wird besonders im Berufsleben Vitamin B für Menschen eingesetzt, die eigentlich gar nichts können und parallel dazu wird vielleicht ein Bewerber ohne Vitamin B abgelehnt, obwohl er absolut qualifiziert für eine Stelle gewesen wäre.

Beziehungen und Kontakte helfen ungemein, das ist nun einmal so. Wer einen direkten Unterstützer und Förderer vorweisen kann der kommt schneller in das Ziel. Das kann schon in frühesten Zeiten der fehlende Kindergartenplatz sein wo man in der langen Warteliste gerne nach oben klettern würde oder auch später der Platz im Wunsch-Pflegeheim für die Eltern. Ganz zu schweigen natürlich vom beruflichen Fortkommen. Ich denke ganz einfach dass es natürlich auch ohne Unterstützung geht wenn man einmal im Leben etwas erreichen möchte oder eine eigene Karriere beabsichtigt, aber es geht einfach schneller und ohne große Umwege.

Sich Unterstützung zu holen heißt ja nicht unbedingt dass man selber nichts kann und nur darauf hofft von jemand profiliert zu werden. Wenn es beispielsweise 100 Bewerber auf einen Posten gibt die annähernd identische Voraussetzungen erfüllen dann bekommt derjenige garantiert die Stelle der jemanden kennt. Wenn man erst einmal die Stelle hat dann kann und muss man immer noch ohne Vitamin B überzeugen. Ich denke auch dass wird keinem schwer fallen wenn er eine ordentliche Ausbildung und eine gesunde Einstellung zu seinem Beruf hat.

Die Schwierigkeit ist eben erst einmal diese große Hürde des Berufseinstieges zu meistern und da wäre mir auch jede Hilfe recht. Gerade Eliteschulen mit ihren langen Traditionen sind da die großen Vorbilder. Die Absolventen unterstützen sich gegenseitig in so einer Art Netzwerk, ihnen stehen ältere Mentoren später zur Verfügung und sie helfen auch später beim beruflichen Fortkommen.

Kontakte sind immer wichtig und erleichtern einem das Leben ungemein. Ein Geben und Nehmen ist bei solchen Kontakten dann aber ziemlich wichtig. So kommt man zum Beispiel schon bei einem Umzug schneller voran, wenn man viele Leute kennt. Der eine hat ein passendes Auto, die anderen Leute, können vielleicht gut tragen oder malern. Das alles erleichtert einem den Umzug um Einiges.

Auch in der Berufswelt sind Kontakte wichtig. Man bekommt schneller eine gute Arbeit, wenn man jemanden kennt oder sich in der Branche einen Namen gemacht hat. Gerade an den Eliteschulen läuft es meistens so, dass dort nur über Kontakte schon Ausbildungen für den Nachwuchs gefunden werden.

Hat ein Mensch einen guten Bekanntenkreis und kann gut mit Menschen umgehen, spricht das ja auch irgendwo für die Person und deswegen wird sie im Leben eben vorankommen.