Kann man Dankbarkeit von Haustieren erwarten?

Der Großteil der Haustier-Halter tut eine Menge für seine Tiere und ihr Wohlergehen. Man kauft Spielzeug, Futter, Zubehör, achtet auf Gesundheit und Wohlbefinden des Tieres. Im besten Fall wird man dafür von seinem Tier respektiert und es bereitet einem eine schöne gemeinsame Zeit.

Einige Male allerdings fielen mir Haustier-Halter auf, die scheinbar eine Art Dankbarkeit von ihren Tieren erwarten. Manche meinen, das Tier solle sich doch bitte dankbar zeigen, wenn man besonders leckeres Futter kauft, ein neues Spielzeug mitbringt oder einen extra langen Spaziergang macht. Nun frage ich mich schon, ob man Dankbarkeit seiner Haustiere erwarten kann? Und vor allem, wie diese dann aussehen sollte?

Ich halte eine solche Aussage für unsinnig. Zudem bezweifle ich stark, dass Tiere Dankbarkeit in ihrem wahrsten Wortsinne überhaupt empfinden können. Klar, können sie anhänglich, loyal, treu usw. sein, aber dass sie für gute Versorgung dankbar sein können, denke ich nicht. Meiner Meinung nach, sind sie wohl eher glücklich, wenn es überhaupt etwas zu essen gibt.

Ob das Essen besonders gut ist oder nicht, wissen die Tiere nicht. Weder können sie die Zusammensetzung lesen, noch wissen sie, was ihr Organismus genau benötigt. Ihnen ist nur wichtig, dass es schmeckt und dass es überhaupt etwas gibt.

Die Frage ist, warum ein Mensch Dankbarkeit von einem Tier erwartet. Ich denke, dass schon der Gedankengang recht "schief" ist. Ich versorge meine Tiere, weil es für mich eine Selbstverständlichkeit ist. Dass ich gutes Essen und ein gutes "Programm" biete, ist für mich ebenfalls selbstverständlich. Warum sollte man da Dankbarkeit erwarten? Vielleicht, um sich besser zu fühlen oder weil man etwas im Gegenzug zu seiner Versorgung möchte? Ich kann auch ohne das leben.

Selbst, wenn meine Tiere scheu wären und sich bei mir nicht blicken lassen oder sich von mir anfassen lassen würden, würde ich sie weiterhin bestmöglich versorgen. Aber in unserm Fall bekomme ich mehr "Lohn" für meine "Arbeit" als man jemals verlangen könnte: Kuschelmomente, Zuneigung, Innigkeit und Vertrauen. Auch, wenn ich dies niemals voraussetzen würde, wenn ich ein Tier halte, ist mir das Lohn genug, da brauche ich nicht noch Dankbarkeit.

Ich finde die Aussage auch ein wenig unsinnig. Tiere können nicht direkt "Danke" sagen, sie drücken das eben aus, indem sie ein treues Haustier sind und bei Hunden ist es ja meist sowieso so, dass sie ihre Besitzer vergöttern und ihnen auf Schritt und Tritt hinterherlaufen. Ich finde schon allein das zeigt, dass man für den Hund unglaublich wichtig ist und dass er in gewisser Weise eben auch dankbar ist, dass er hier sein kann.

Wenn ich mit anderen Leuten über meinen Hund spreche, dann sage ich eigentlich immer, dass er so dankbar ist. Er war die ersten zwei Jahre seines Lebens im Keller eines Züchters eingesperrt und kam nach einer Befreiungsaktion des Tierschutzes dann ins Tierheim. Von dort haben wir beziehungsweise meine Schwester ihn dann geholt. Ich frage mich ja immer, inwieweit sich Hunde erinnern können, aber ich habe in jedem Fall das Gefühl, dass er weiß, dass er es bei uns besonders gut beziehungsweise zumindest besser als es früher war. Ich glaube, dass das bei vielen Tierheimhunden so ist.

Ob das Futter nun ein teures war oder nicht, kann der Hund wohl sehr schlecht einschätzen, das sollte dem Hundebesitzer doch eigentlich klar sein. Mein Hund frisst beispielsweise auch lieber das billige Futter von Aldi, als das teure von Royal Canin. Aber wenn ich meinem Hund Futter gebe, dann verlange ich auch keine Dankbarkeit. Das ist ganz selbstverständlich, immerhin habe ich mich dazu entschlossen, ihn bei mir aufzunehmen und der Hund ist nicht von selbst zu mir gekommen.

Ich denke, die Dankbarkeit zeigt sich viel mehr durch Momente, in denen der Hund zu einem her kommt und gestreichelt werden will oder auch einfach mal den Kopf oder die Pfote auf den Schoß legt. Das macht mein Hund des öfteren. Er schenkt mir so viele Momente, in denen ich glücklich bin, einen Hund zu haben, wozu brauche ich dann auch noch Dankbarkeit?

Ich habe mich auch schon ein paar Mal bei dem Gedanken ertappt, dass sich z.B. die Katze durchaus etwas mehr freuen könnte, wenn ich ihr die "guten" Leckerchen mitbringe. Aber da muss ich schon über mich selbst lächeln - Dankbarkeit ist ein Gefühl, das nicht einmal alle Menschen zustande bringen, da es vorraussetzt, dass man sich in das Gegenüber hineinversetzen kann. So etwas schaffen Tiere von Natur aus nur in sehr eingeschränktem Rahmen.

Generell habe ich den Verdacht, dass manche Haustiere zu sehr vermenschlicht werden, wenn so komplexe Emotionen in ihr natürliches Verhalten hinein interpretiert werden. Wenn ein Tier gut behandelt wird, fühlt es sich wohl, ist lebhaft und zeigt seine Zuneigung, so gut es kann - mehr "Dankbarkeit" kann man als Halter kaum erwarten.

Ob das Essen besonders gut ist oder nicht, wissen die Tiere nicht. Weder können sie die Zusammensetzung lesen, noch wissen sie, was ihr Organismus genau benötigt. Ihnen ist nur wichtig, dass es schmeckt und dass es überhaupt etwas gibt.

Um eben so eine Situation ging es kürzlich. Der Kater von dem Bekannten bekommt durchgehend ein Trockenfutter, was sich auch als Alleinfuttermittel eignet. Abends gibt es dann immer eine Dose. Nun war kürzlich Dosenfutter aus und er hat deshalb seinem Kater ein anderes Futter serviert. Dieses wurde nicht angerührt und stattdessen gab es einen bösen Blick in Richtung Herrchen. Dieser kommentierte dies mit Undankbarkeit, schließlich wären andere Katzen froh, wenn sie überhaupt etwas zu fressen hätten. Und sein Kater bekommt schließlich immer das beste Futter und wisse dies nicht mal zu schätzen.