Arbeitskollegen bei schlechten Witzen zurechtweisen?

Leider gibt es immer wieder Menschen, die scheinbar einen äußerst schlechten Humor haben, bzw. Witze machen, die politisch/ethisch nicht korrekt sind. Beispiele möchte ich gar keine konkreten nennen, allgemein geht es um Scherze über Ausländer, Behinderte und Randgruppen.

In größeren Runden fiel mir häufig auf, dass einige Kollegen sich dann zurückhalten, während andere mitlachen. Wenige scheinen denselben fragwürdigen Humor zu haben. Einige Male fiel es mir aber schon auf, dass selbst Kollegen lachen, die den Witz eigentlich gar nicht lustig fanden und auch allgemein gegen diese Art von Scherzen sind. Doch auch jene, die es ablehnen sich über die jeweiligen Menschen bzw. Themen lustig zu machen, machen meiner Meinung nach sehr selten ihren Mund auf und sagen ihre Meinung.

Lacht ihr aus Höflichkeit mit? Oder überhört ihr manche Scherze einfach? Oder seid ihr der Meinung, dass man entsprechenden "Witzbolden" in die Schranken weisen sollte und sich zum Beispiel manche Äußerungen in seiner Gegenwart verbittet?

Es würde sicherlich darauf ankommen, wer es erzählt und wie schlimm es tatsächlich ist. Würde mein Chef so etwas sagen oder ein Vorgesetzter, würde ich es einfach ignorieren und mir so meine Gedanken machen. Man sollte da glaube ich nichts sagen, weil dann ja auch irgendwo der Job in Gefahr ist. Man weiß ja nie, wann mal eine Personalentscheidung ansteht und da will man sich ja nicht schon vorher ins Aus stellen. Sollte der Witz jedoch zu hart sein, würde ich mir Gedanken machen, ob sich die Arbeit für einen solchen Chef noch lohnt und ob es da keine Alternativen gibt.

Würde es ein normaler Kollege sagen, würde ich da sicherlich meinen Kommentar dazu abgeben. Schließlich sind manche Witze schon wirklich rechtsradikal und damit würde ich einfach nichts zu tun haben wollen. Das würde ich dann auch so äußern. Rechtsradikale Witze haben an der Arbeit nichts verloren. Diese Einstellung sollte heutzutage wirklich überholt sein und ich denke, dass ein solch schlimmer Witz schon zu einem längeren Gespräch mit mir führen würde.

Einfach loslachen würde ich nicht. Wenn ich etwas nicht witzig finde, lache ich auch nicht. Bei unwitzigen Sachen aus anderen Bereichen versuche ich ein Lächeln hervorzubringen, weil es höflich ist, mehr aber auch nicht, weil ich es ja nicht witzig finde.

Ich würde es nicht empfehlen, jemanden "in die Schranken zu weisen" oder "zurechtzuweisen", solange man nicht der Vorgesetzte ist. Denn nur dieser hat eigentlich das Recht, dies zu tun. Was man aber natürlich tun kann, ist demjenigen darauf hinzuweisen, wie man selbst diesen Witz aufgenommen hat.

Wichtig ist, dass man das in einer Ich-Botschaft rüberbringt, damit es nicht wie ein persönlicher Angriff aufgenommen werden kann. Eine solche Formulierung wäre: "Ich habe den Witz als verachtend verstanden und finde solche Witze nicht gut." Das ist besser als eine Formulierung: "Dein Witz ist verachtend, du sollst solche Witze nicht machen." Gegen erstere Formulierung kann niemand etwas sagen, weil das ja schließlich nur ein persönliches Empfinden ist. Letztere Formulierung kann man unter Umständen als persönlichen Angriff sehen.

Oft sind sich Leute gar nicht darüber bewusst, dass ihre Witze bei Anderen als diskriminierende Äußerung ankommen. Von daher sollte es schon helfen, wenn man es einmal anspricht. Sie werden es sicherlich nicht ganz abstellen können, wenn es einfach Gewohnheit ist. Aber sie achten vielleicht dann doch mehr auf die Reaktionen der Kollegen und merken irgendwann, dass ihr Humor unter Umständen fehl am Platze ist.

Ich finde auch, dass es darauf ankommt, wer den Witz erzählt. Wenn mein Chef schon mal Witze erzählt, dann lache ich schon aus Höflichkeit darüber, auch wenn ich es nicht lustig finden kann. Wenn ein Kollege mir dann einen solchen Witz erzählt, dann sage ich schon, dass ich solche Witze als fies empfinde und einfach nicht darüber lachen kann. Zum Glück habe ich solche Kollegen nicht, die solche Witze erzählen, aber ich finde schon, dass man dann sagen kann, dass man es nicht lustig findet.

Ich kenne diese Situationen auch und kann sagen, dass es etwas Übung verlangt, den Mut aufzubringen, seine Meinung gegen solche Witze zu äußern, aber wenn diese Hemmschwelle übertreten ist, dann geht das ganz gut.

Ich sage meinen Kollegen stets, dass ich diese Witze ja nun nicht so toll finde, da ich das anders sehe und gebe meist auch Auskunft, warum oder wie. Mit einer Lehrerin bin ich vor Kurzem extrem aufgrund einer Diskussion über Beamte aneinander geraten, das möchte ich nicht wiederholen. Meine Bedenken gegenüber Arbeitskollegen zu äußern war mir noch nie zum Nachteil, im Gegenteil. Ich habe bisher immer mehr Rücksicht damit erzeugt und man wird von anderen nicht als Mitläufer gesehen.

Ich bin sowieso ein ungeeignetes Publikum für Witze, da ich die meisten vorgefertigten Scherze nur bedingt lustig finde. Spontan laut loslachen muss ich so gut wie nie, was manche Witzefans zu enttäuschen scheint.

Bei Witzen, die bestimmte gesellschaftliche Gruppen verächtlich machen, lache ich garantiert nicht, nicht mal aus Höflichkeit. Durch Lachen signalisiert man ja schließlich Zustimmung, und dazu lasse ich mich nicht herab. Auf Anfrage würde ich dem selbst ernannten Witzbold auch mitteilen, dass und warum ich diese Lustigkeiten dümmlich und verachtend finde, aber von mir aus eine Diskussion anfangen würde ich nicht.

Meiner Meinung nach spielt man Leuten, die absichtlich geschmacklose Witze aller Art reißen, nur in die Hände, wenn man schockiert reagiert oder sie zurechtweist. Die wollen doch nur irgendeine Reaktion provozieren und sich in der Aufmerksamkeit sonnen, die sie so bitter nötig haben. Deswegen ignoriere ich solche Versuche, Humor zu imitieren, zum größten Teil.