Neu im Job - Ball flach halten oder gleich Vollgas?

vom 05.01.2013, 15:08 Uhr

X befindet sich in der glücklichen Lage, nach längerer Arbeitslosigkeit und einem abgeschlossenen Studium wieder in die Berufswelt einzutreten. Aber aller Anfang ist bekanntlich schwer, und der erste Eindruck nicht wiederholbar.

Einerseits ist es natürlich nicht angebracht, Kollegen, die den Laden seit Jahren oder Jahrzehnten am Laufen halten, gleich mit Verbesserungsvorschlägen und Kritik zu kommen. Andererseits kann man auch schnell als schüchtern, unmotiviert oder mäßig kompetent eingestuft werden, wenn man sich nicht gleich voll engagiert, sondern sich erst mal ruhig und zurückhaltend gibt und die allgemeine Lage peilt.

Ist es eurer Meinung nach somit eher empfehlenswert, die ersten Tage und Wochen an einer neuen Arbeitsstelle schwerpunktmäßig mit Lernen und Beobachten zu verbringen oder gleich mit den eigenen Erfahrungen, Ideen und Vorschlägen herauszurücken? Wie soll X sich verhalten?

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Es ist wirklich so, dass aller Anfang schwer ist und das man den ersten Eindruck, den man bei den Arbeitskollegen und dem Chef hinterlässt, nicht wiederholen kann.

Deshalb würde ich persönlich am Anfang die Arbeit auch ganz langsam angehen lassen. Natürlich würde ich Interesse und Elan zeigen, aber ich würde doch nicht gleich voll auf das Ganze gehen und ­die jahrelange Mitarbeiter kritisieren und Verbesserungsvorschläge machen. Denn immer hin arbeiten die Arbeitskollegen schon länger dort in dem Betrieb und wissen somit auch um einiges mehr, als der Neue im Endeffekt. Damit würde man sich dann nur Feinde, anstatt Freunde, machen. Natürlich kann man nett und höflich und am Besten eher dezent seine Meinung kundgeben und einen Verbesserungsvorschlag abgeben, aber es sollte nicht so herüberkommen, als wenn man etwas besser wissen würde.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich würde mal sagen, auf der einen Seite gut Gas geben: Präsenz zeigen, Interesse zeigen, über die Erwartungen hinaus mitarbeiten und mitdenken, aber nur in positiver Manier: Anderen Arbeitern oder Vorgesetzten beim Erreichen ihrer Ziele unter die Arme greifen, ordentlich zuarbeiten, sich kommunikativ zeigen und Meinung und Ratschläge anderer anerkennen.

Kritik sollte am Anfang weitestgehend vermieden werden, es gibt wenig anstrengenderes, als den Einsteiger, der den Besserwisser raus hängen lässt. Das wirkt zu Dominant und schafft Konkurrenzdenken. Wenn man sich erst mal einen guten Ruf geschaffen hat, fragen einem die Leute ohnehin nach Rat und Kritik, dann kann man sein eigenes Ding durchziehen.

Es ist also weniger ein "entweder Vollgas oder gar nichts", als vielmehr die Gratwanderung zwischen hingebungsvoller Arbeit und zu dominantem Verhalten.

» Ziege » Beiträge: 14 » Talkpoints: 5,65 »



Es ist sehr schwer zu sagen, weil es immer auch auf die Kollegen und den Arbeitgeber ankommt. Ich würde in den ersten Tagen schon engagiert mitarbeiten und nicht zu zurückhaltend sein. Allerdings würde ich mit eigenen Vorschlägen erst mal sehr sparsam umgehen und dabei erst mal abwarten, wie diese von dem Chef aufgenommen werden. Nicht überall sind Mitarbeiter willkommen, die Sachen umkrempeln und verändern möchten, die schon jahrelang Bestand haben.

Also würde ich in den ersten Tagen erst mal versuchen, die Arbeit so zu machen, wie es eben verlangt ist und dabei auch zu zeigen, dass man engagiert ist und die Arbeit gut machen möchte. Bei meiner Arbeit ist es auch so, dass es nicht sonderlich gut ist, eigene Vorschläge einzubringen und umzusetzen. Gerade von neuen Mitarbeitern werden eigene Vorschläge nicht so gut aufgenommen, weil diese sich erst mal an die Arbeit gewöhnen und diese ordentlich machen sollen.

Wenn man mit den Kollegen gut auskommt, kann man ja nach einigen Tagen mal fragen, wie es bei dem Chef ankommt, wenn man eigene Vorschläge einbringt. Vielleicht ist der Chef ja auch ganz angetan davon, weil die langjährigen Mitarbeiter ja auch ein Stück betriebsblind sind und der Chef es schätzt, wenn ihm neue Vorschläge unterbreitet werden.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Nun, das ist ja nicht wirklich eine Entweder-oder-Entscheidung. Man kann durchaus sicher und selbstbewusst auftreten und trotzdem sich mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen zurückhalten. Wer am Anfang zu dick aufträgt, macht sich meiner Meinung nach keine Freunde.

Selbst wenn man prinzipiell mit seinen Vorschlägen möglicherweise aus neutraler Sicht Recht haben könnte, gibt es doch meistens Gründe, wieso manche Dinge etwas unglücklich gehandhabt werden. Meist gibt es irgendwelche aus der Firmenhistorie stammende Nebenbedingungen, die eine nicht optimale Lösung notwendig machen. Der richtige Ansatz wäre also, durch vorsichtiges und interessiertes Nachfragen diese Gründe zu ermitteln, bevor man einfach naiv ständig mit Verbesserungsvorschlägen zu prahlen beginnt.

So zeigt man auf eine sinnvolle Weise Interesse und Bestreben, die Situation zu verbessern. Man kann dann natürlich auch immer seine Ideen mit einbringen, aber dann sollte man es nicht aggressiv formulieren, folgende Formulierung fände ich sehr ungünstig: "Es ist doch viel besser, wenn wir das so machen, wieso macht ihr das nicht schon immer so? Das was ihr macht ist doch nicht sinnvoll?". Besser fände ich: "Ich verstehe noch nicht ganz, wieso das so erledigt wird. Könnt ihr mir erklären, wieso das so erledigt wird? Ich hätte das möglicherweise anders gemacht". Das ist dann auch eine sogenannte Ich-Botschaft, die bei jeder Art Feedback besser ankommt, weil es weniger Angriffsfläche für persönliche Kränkung ermöglicht.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe es bisher immer so gehalten, dass ich mich am Anfang schon sehr zurückgehalten habe und das würde ich auch immer wieder so machen. Das bedeutet ja auch nicht gleich, dass man schüchtern ist oder introvertiert, man muss da schon irgendwie ein gesundes Mittelmaß finden und versuchen, sich zu integrieren und Kontakt zu den Kollegen aufzubauen. Irgendwann kommt dann der Zeitpunkt, an dem man auch Vorschläge und Ideen anbringen sollte, am Anfang würde ich das jedoch noch nicht gleich machen.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


In erster Linie ist es davon abhängig, welchen Job man macht und welche Aufgaben man übernimmt. Ich hatte schon zwei Mal den Fall gehabt, dass ich gleich Vollgas nehmen musste, da ich zwar angestellt war und bin, aber keine direkten Kollegen hatte. Ich war somit auf mich allein gestellt und musste dann direkt loslegen, klar konnte ich durchaus auch auf andere Leute zugehen und diese dann ansprechen, aber das lief dann in erster Linie eher telefonisch ab.

Hat man direkte Kollegen, ist es durchaus angebracht und sinnvoll, wenn man sich erst einmal in die Beobachterrolle begibt und man dann anfängt, gewisse Aufgaben zu übernehmen, sich auch anbietet und vielleicht Arbeit sieht. Man kann durchaus zurückhaltend sein, aber dennoch nicht nur körperlich, sondern auch mental anwesend sein und so eben Arbeiten erledigen und übernehmen.

Ich finde, dass es grundsätzlich eine gesunde Mischung sein sollte, einfach auch, um diverse Situationen abschätzen zu können. Wenn ich irgendwo arbeiten möchte, möchte ich natürlich auch schon integriert werden und Aufgaben übernehmen, eigenverantwortlich handeln, sofern es in meinem Aufgabengebiet liegt und mich einfach anbieten, ohne aufdringlich zu wirken. Ich beobachte aber auch zu Beginn lieber, und lasse mich gern mal auch etwas leiten und führen, insbesondere bei besonders sensiblen Bereichen. Es kommt also wirklich darauf an, welche Position man hat und in welchem Bereich man arbeitet.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Es kommt sich drauf an in welcher Position sich X befindet. Wenn X eine Führungsposition hat ist es sogar im Sinne der Firma Gas zu geben, natürlich nicht unüberlegt. Wenn X aber ständig zusieht und seine Meinungen nicht anbringt hat er sich einen falschen Job ausgesucht.

Ist X aber in der Position eines Sachbearbeiers oder eben eines normalen Angestellten (was ich vermute) dann kann er es ruhiger angehen. Einfach mal ein wenig enleben, die Leute kennenlernen und aufpassen was sich in der Bude so tut. Man bekommt nach 1-2 Monaten ein relativ gutes Gespür dafür was man machen sollte und was nicht, an erster Stelle steht aber sicher das Einleben in die neue Berufswelt und das ganze sollte meiner Meinung nach etwas zurückhaltender passieren.

» krisiun » Beiträge: 498 » Talkpoints: 8,12 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Da den Mittelweg zu finden wird schwer. Einerseits will man ja nicht faul wirken, aber andererseits auch nicht überambitioniert, denn es kann auch sein, dass es ansonsten kritisiert wird, wenn der Arbeitseifer wegen der Routine nachlässt. Man wird ja immer nach dem gemessen, welchen Eindruck man in der ersten Zeit hinterlassen hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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