Angehender Zugführer hat Angst vor Jobantritt

vom 04.01.2013, 21:38 Uhr

Stellt euch folgendes vor: X macht seine Traumausbildung, nämlich zum Zugführer (Lokführer). Er strengt sich in der Ausbildung an, beendet die Berufsschule mit einem ausgezeichneten Notendurchschnitt, bekommt mehr als nur positive Rückmeldungen von seinem Ausbilder.

Bevor allerdings die Ausbildung komplett zu Ende ist, ändert sich das Gesetz und man darf erst ab 21 einen Zug führen. X, der zu Ausbildungsende knapp 20 ist muss jetzt ein gutes Jahr überbrücken und tut das mittels eines befristeten Jobs in einer anderen Branche, den er glücklicherweise recht schnell findet.

Nun ist es so dass er den Job macht, aber nicht unbedingt super-gerne, denn er fühlt sich dort unterfordert und ist eigentlich froh wenn die Zeit herum ist. Aber: Vor etwa 3 Monaten gab es in X' weiterem Bekanntenkreis einen Selbstmord. Niemand den X persönlich kennt, aber natürlich war es in seinem Umfeld Thema.

Damals hat jemand Selbstmord verübt - und zwar indem er sich vor den Zug geworfen hat. Langer Rede kurzer Sinn: Seitdem hat er eine sich immer mehr steigernde Angst, seinen Beruf auch wirklich anzutreten. Was würdet ihr an seiner Stelle tun.

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Au weia - das ist natürlich das Schlimmste, was einem Lokführer im Job so passieren kann. Man überfährt ja sehenden Auges einen Mitmenschen, weswegen ich diese Art des Selbstmords als besonders verwerflich ansehe.

Eins muss ich mich aber doch fragen: Müsste dieses Thema nicht schon Bestandteil der Ausbildung sein, wenn schon so viele Zugführer damit konfrontiert wurden? Gibt es eine Beratungsstelle für Betroffene oder kann X sich vielleicht an seine ehemaligen Ausbilder wenden? Es wäre ja schade, wenn X seinen Traumberuf nicht mehr ausüben kann. An seiner Stelle würde ich mich da an erfahrene Kollegen oder, falls das Angebot besteht, an eine psychologische Fachberatung wenden und mir da Rat einholen.

Ein bisschen wundere ich mich allerdings, dass X jetzt erst Probleme mit der Aussicht auf Selbstmörder im Job bekommt. Falls er keine Beratungsangebote findet, bleibt wohl nur die Suche nach einer Job-Alternative. Einfach zu hoffen, dass es einem selber nicht passieren wird, ist in dem Metier wohl sinnlos.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Ich denke, das X, da nun ein bisschen spät an eine doch gängige Art des Selbstmordes erinnert wurde. Aber gut, was kann er nun machen? An seiner Stelle würde ich auf jeden Fall einen Psychologen aufsuchen, um dort über seine Probleme zu sprechen.

Generell würde ich es nicht als Problem ansehen, wenn sich jemand vor einen Zug wirft. Sicherlich ist es nicht angenehm, wenn man so etwas sieht, aber man muss ja auch mal den Hintergrund sehen. Dieser Mensch wollte es so und jedem ist bewusst, dass es schönere Arten zu sterben gibt. Man kann in jedem Job so seine Probleme haben, und wenn es ein Traum von X war, sollte er nicht darauf verzichten nur, weil er irgendwann jemanden überfahren wird.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Na schön ist das Ganze natürlich nicht. Da X seine Traumausbildung nun halt aber fertiggemacht hat und das mit einem super Notendurchschnitt, sollte X doch keine Angst haben, seinen Traumberuf anzutreten. Immer hin kann X nichts dafür, wenn sich einer vor den Zug wirft. Schön ist es für den Lokführer nun nicht, das stimmt, aber so etwas wird es immer geben.

Ich denke, das X sich in der Hinsicht einfach zu viele Gedanken macht, und wenn seine Angst sich stets und ständig steigert, weil er in seinem gelernten Beruf einsteigen soll, dann hat X nur die Lösung, das er seine Ängste überwindet. Entweder von ganz alleine oder mit professioneller Hilfe, sodass er seinen ausgeübten Beruf auch antreten kann, ohne irgendwelche Ängste zu haben oder X muss einen neuen Beruf erlernen oder einen anderen Job weiter ausüben, bis X in der Lage ist, seinen erlernten Beruf auszuüben. Viele Möglichkeiten hat X da leider nicht.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Bei Berufsantritt wird es ja so sein, dass X anfangs noch begleitet fährt, auch um die Strecken kennenzulernen, usw. Das ein Lokführer immer das Risiko trägt, jemanden auf den Schienen zu überfahren, sollte X aber wirklich vorher klar gewesen sein und wie hier bereits erwähnt, wird das ja auch in der Ausbildung Thema sein. Verrückt machen darf man sich deswegen allerdings nicht.

Letztendlich sollte X sich seiner Sache sicher sein, darauf vertrauen, dass er jederzeit sicher und vorausschauend unterwegs ist und alles in seiner Macht stehenden unternimmt, um Unfälle zu vermeiden. Mehr kann man nicht tun und leider ist es so, dass bei sehr vielen Lokführern irgendwann das Schicksal zuschlägt.

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» Trisa » Beiträge: 3271 » Talkpoints: 20,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wenn X so ausgezeichnete Noten hat, könnte er doch darüber nachdenken irgendwo bei der Bahn in der Lockführerausbildung als Ausbilder einzusteigen? Dann wäre seine Ausbildung nicht umsonst gemacht und er wäre in der Zeit bis er 21 ist nicht immer noch in einem Ersatzjob tätig. Zudem braucht er keine Angst vor Selbstmördern zu haben. Vielleicht stelle ich mir das auch zu einfach vor.

Auf jeden Fall würde ich mich auch dem Vorredner anschließen und X empfehlen sich mit den Psychologen bei der Bahn in Verbindung zu setzen und mit denen meinen Schock aufarbeiten. Vielleicht hat man ja mit professioneller Hilfe gute Chancen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wirklich schön ist die Situation vermutlich für die Betroffenen nicht, aber ehrlich gesagt würde ich doch nicht meinen Traumberuf anzweifeln, nur weil es eventuell mal sein könnte, dass sich jemand vor den Zug stellt, um diesen als Hilfsmittel bei einer Selbsttötung zu missbrauchen. Theoretisch dürfte X sich dann auch nicht in ein Auto setzen, da es auch schon Fälle gab, in denen Leute sich auf der Autobahn vor Autos und Lastwagen gestellt haben, um überfahren zu werden. Vermutlich ist die Variante mit der Bahn weiter verbreitet, aber dennoch würde ich an Stelle von X nicht den Beruf des Lokführers anzweifeln.

Wo genau liegt das Problem von X? Hat er ein Problem damit, jemanden zu überfahren? Hier müsste man sich vor Augen halten, dass die Leute, die sich vor den Zug werfen, das in der Regel selbstständig machen und sich diesen Schritt überlegt haben. Den Zugführer trifft keine Schuld und die alleinige Verantwortung geht auf das Konto desjenigen, der sich davor gestellt hat. Eine körperliche Gefahr für sich muss X wohl auch nicht befürchten. Ein Personenunfall mit der Bahn schadet in der Regel nur der Person, die vor dem Zug steht. Der Zug wird dadurch sicher nicht entgleisen und andere Schäden, die bei einem Autounfall auftreten könnten, sind wohl auch nicht zu befürchten.

Falls X recht zart besaitet ist und sich da generell nicht so gut abgrenzen kann, sollte X vielleicht wirklich die Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen. Vielleicht kann dieser ihm die Angst ein wenig nehmen. Es kommt zwar immer wieder zu Selbsttötungen mithilfe der Bahn, aber es ist nicht so, dass jeder Lokführer diese Erfahrung macht. Vielleicht wird X nie einen Selbstmordkandidaten vor sich auf den Gleisen stehen sehen. Für den Fall, dass es doch passiert, sollte X sich vorbereiten. Es handelt sich um ein fremdes Problem, das nichts mit X zu tun hat. Er und sein Zug werden da nur benutzt, ohne dass er etwas dafür kann. Das muss X sich klar machen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hat denn nun X die Ausbildung zum Lokführer oder Zugführer gemacht? Das sind schon Unterschiede. Aber bei beiden Berufen kann es X passieren, dass jemand den Zug für einen Selbstmord nutzt. Dass nun X davor Angst hat, halte ich schlichtweg für eine Ausrede. Vielmehr wird wohl X Probleme damit haben, dass er nach einem Jahr Pause nun wieder in seinem Beruf einsteigen könnte.

Wobei die Behauptung, dass X erst mit 21 als Lokführer hätte regulär arbeiten können sowieso schon falsch ist. Denn dies gilt nur für die Klasse drei, was den normalen Zugverkehr im Fernbereich betrifft. Da X scheinbar diese Klasse drei abgeschlossen hat, darf er zumindest im Rangierverkehr und im regionalen Verkehr vorher schon eine Lok führen. Von daher gehe ich davon aus, dass es andere Gründe hat, warum X nach der Ausbildung in eine komplett andere Branche gewechselt hat.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Egal ob als Lok- oder Zugführer, man trägt in beiden Berufen eine sehr hohe Verantwortung. Es ist immer erschreckend für einen Neuling in einer Branche, wenn er von solchen Selbstmordgeschichten hört, wie wenn jemand vor einem Zug springt. Solche eine Situation möchte natürlich kein einziger Lok- oder Zugführer erleben. Man sollte diesen Vorfall aber auch nicht zu verbissen sehen. Am Ende findet sich in jedem Beruf etwas, wo solche Ereignisse, mit dem entsprechenden Ausgang, stattfinden können.

Ich denke einfach, dass X hier ein wenig zu angespannt auf seine baldige Tätigkeit blickt. Im Grund muss er sich ja keine großen Sorgen machen. Er hat doch die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und weiß somit auf was er sich einlässt. Das Menschen mal vor einem Zug springen ist ja nun nichts neues. Das wird er auch gewusst haben, als er mit der Ausbildung begonnen hat und da war es doch sicher kein Problem, sonst hätte er ja wohl kaum den Beruf gelernt. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es einem selbst trifft, aber möglich ist es dennoch, aber damit muss man wohl oder übel leben müssen. Das bringen manche Berufe nun mal mit sich.

Auch an sich würde ich mir nicht allzu viele Sorgen machen. Man wird doch auch hier mit Sicherheit eine Weile an die Hand genommen. Sicher nicht so oft und viel wie in der Ausbildung, aber gerade bei dem Beginn einer solch verantwortungsvollen Tätigkeit wird man hier genügend Zeit walten lassen bis sich X komplett alleine an die Sache traut. Eine Einarbeitungszeit ist nun mal unerlässlich.

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» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das ist natürlich sehr blöd gelaufen. Ich finde es auch absolut unmöglich, dass die Menschen sich vor den Zug werfen. Wenn sie ihr Leben beenden wollen, dann sollen sie das doch bitte für sich tun und nicht unschuldige, fremde Menschen mit hinein ziehen, die ihr Leben lang ein Trauma haben werden, nur weil ein Mensch so egoistisch war und sich unbedingt in aller Öffentlichkeit umbringen musste. Das finde ich wirklich abartig und es ist schade, dass man das diesen Menschen im Nachhinein nicht mehr vorwerfen kann, weil sie ja sowieso schon gestorben sind.

Für X ist das natürlich eine sehr blöde Situation. Ich kann verstehen, dass er Angst davor hat, dass ein Mensch sich früher oder später mal vor seinen Zug wirft. Andererseits denke ich aber auch, dass er sich das vorher hätte überlegen müssen. Ich denke, heutzutage sollte jedem klar sein, dass es immer mal wieder Selbstmordattentäter gibt, die sich vor den Zug werfen und das hat sicherlich auch X gewusst, bevor er die Ausbildung zum Zugführer begonnen hat.

Nun ist er aber in seiner Angst natürlich extrem gestärkt worden. Dennoch denke ich, dass er nun wie geplant den Job antreten sollte, immerhin war es sein Traumberuf und er hat ja auch die Ausbildung bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Nur wegen dem Risiko, dass sich jemand vor seinen Zug wirft, sollte er das nun nicht alles wegwerfen, was er aufgebaut hat. Er darf einfach nicht zu oft daran denken und sollte sich auch immer wieder ins Gewissen rufen, dass man als Zugführer absolut nichts dafür kann, wenn irgendein Idiot denkt, er müsste sich mal eben vor einen fahrenden Zug werfen.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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