Gab es nur "früher" richtige Männer?

vom 04.01.2013, 19:22 Uhr

Jeder von uns hat oder hatte Großeltern und ich denke mir, dass fast jeder den Spruch "Früher waren wir noch richtige Männer" gehört hat und manchmal kann dieser Spruch auch ganz schon nervig sein. Ich höre diesen Spruch eigentlich fast jede Woche von meinem Großvater und manchmal finde ich, dass dieser Spruch ganz schön nervt.

Mein Großvater ist der Meinung, dass körperliche Arbeit nur als Arbeit zählt und wenn man im Büro sitzt, dann ist es für ihn keine richtige Arbeit. Wir kriegen dann immer zu hören, dass wir doch sehr verweichlicht wären. Als ich mir meinen Finger gebrochen hatte, in einem Fußballspiel, meinte mein Großvater zu mir, dass es doch nichts Schlimmes sei und ich könnte doch noch Saxophon spielen (Ich wollte ihm eigentlich etwas vorspielen.). Dies ging aber nicht, da mein Finger einfach zu weh tat. Und dann höre ich wieder Mal diesen Spruch.

Findet ihr auch, dass die Menschheit verweichlicht ist oder denkt ihr, dass dieser Spruch nur Schwachsinn ist? Ich denke, dass es zum Teil richtig und zum Teil falsch ist, da früher natürlich mehr Kriegszeit war und mittlerweile ist dies ja zum Glück nicht mehr so.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wenn ich solche Sprüche höre, frage ich mich vor allem erst einmal: " wer definiert denn, was ein "richtiger Mann" ist?". Jeder hat da ja seine eigenen Maßstäbe. Einen "richtigen Mann" beispielsweise an seinen unterdrückten Gefühlen oder am ausgeübten Job festzumachen halte ich für realitätsfremd. Es mag sein, dass manche Menschen festgefahrene Ansichten und altbackene Rollenverteilungen im Kopf haben, wenn es um ein solches Klischee geht, aber ich denke da anders.

Ich denke, dass es den "richtigen Mann" nicht gibt. Heutzutage wird viel mehr Wert auf Individualität und die persönlichen Stärken und Schwächen gelegt. Da ist auch ein Staubwedel schwingender Mann für mich eben ein "richtiger Mann" oder eben einer, der einen Bürojob hat. Ebenso derjenige, der jeden Tag auf dem Bau hart ackert und nicht bügeln kann. Für mich gibt es da kein Schubladen-denken, da ich Menschen vor allem nach ihrem Charakter, ihren Aussagen und ihrem Verhalten individuell einschätze.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich denke, dass das einfach eine andere Generation ist und man diesen Spruch daher nicht so für voll nehmen muss. Ein Mann ist aber nicht nur dann ein richtiger Mann, wenn er richtig auf dem Bau arbeiten kann. Es gibt auch Männer, die anders große Leistungen bringen können und das sollte man auch anerkennen. Viele Wissenschaftler sind nach der Erklärung ja auch keine echten Männer und da stellt sich dann eben die Frage, welche Annehmlichkeiten man nicht mehr hätte, wenn manche Männer lieber an frischer Luft geschuftet hätten.

Mein Schwiegervater arbeitet auf dem Bau und er beklagt sich auch oft, dass die jungen Männer nicht mehr so kräftig sind und nicht so gute Arbeit leisten können. Das liegt aber auch irgendwo daran, dass viele Menschen einfach die Bequemlichkeit mögen und daher weniger trainieren. Früher konnte man sich ja auch nicht einfach hinsetzen und abwarten.

Das Rollenverständnis ist heute ein anderes und das sollte man selbst als älterer Mann eben einsehen. Ein gebrochener Finger ist natürlich kein Weltuntergang, aber man muss nicht draufhalten und sich quälen so, wie es früher sicherlich der Fall war.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Was ist eigentlich ein richtiger Mann? Vor über hundert Jahren war man vielleicht auch nur ein richtiger Mann, wenn man sein Haus selbst bauen konnte und einen Acker bestellen konnte so wie ein Rind schlachten konnte. Aber ist das heute noch notwendig? Im Moment zumindest nicht.

Natürlich hat mein Opa auch ein hartes Leben gehabt. Jeder der im Krieg als Soldat mit kämpft, egal auf welcher Seite, der erlebt Dinge, die einen hart machen. Vielleicht sogar verhärten. Mein Opa konnte Zeit seines Lebens kaum über das sprechen, was er im Krieg erlebt hat. Ich würde also sagen, dass er sicherlich traumatisiert war. Sicher war er männlicher als mancher Mann heute. Aber was bitte ist das für ein Preis für echte Männlichkeit, wenn die Psyche dafür so verletzt wurde?

Da sind mir die modernen Männer doch weitaus lieber, die vielleicht nicht mal einen Nagel in die Wand bekommen und keine handwerkliche Begabung haben und statt dessen lieber mit Computern arbeiten. Einen Nagel kann ich auch in der Wand versenken und handwerkliche Arbeiten mache ich gerne. Viel wichtiger ist mir, dass mich die Männer fair und gleichberechtigt behandeln. Das spricht viel mehr für menschliche Größe als männliches Potenzgehabe.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich kann dieser Aussage deines Großvaters nur zustimmen. Im Vergleich zu anderen Ländern, kann man vor allem im Industriestaat Deutschland (und Umgebung) feststellen, dass die Männer hier langsam "verweiblichen". Ich merke das vor allem immer dann, wenn ich mit meinem Partner in meine Heimat Rumänien fahre. Dort haben wir teils noch ganz andere Umstände und dementsprechend noch ein anders Bild von Männern.

Dort findest du keinen Mann, welcher eine Frau hat und Kinder Zuhause sitzen oder überhaupt kochen. Die meisten Männer arbeiten noch immer Tag und Nacht auf Plantagen. Krank sein wie bei uns ist da nicht annehmbar. Dann heißt es eben ganz einfach: kein Geld! Wenn sich jemand vor der Arbeit drücken wollte, wegen einer kleinen Verletzung, wird dies nur belächelt. Büros findet man nur in den großen Städten.

Hier in Deutschland jammern die Kerle oftmals schon wegen Kleinigkeiten, bleiben anstelle der Frau Zuhause und bekochen die Kinder, hocken im warmen Büro und starren stundenlang in den Desktop und sagen dann, dass sie hart gearbeitet haben. Das ist durchaus in meinen Augen verweicht.

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» Naviia » Beiträge: 821 » Talkpoints: 27,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Biologisch betrachtet ist man doch schon ein "richtiger Mann", wenn man ein Y-Chromosom und entsprechende äußerliche Merkmale vorweisen kann. Mehr braucht man doch gar nicht, um als Mann zu gelten, denn eine Frau hat kein Y-Chromosom und sieht entsprechend anders aus. Daher finde ich es ziemlich albern, bestimmte Interessen, Verhaltensweisen und Ansichten sowie die Belastbarkeit vom Geschlecht alleine abhängig zu machen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Die Definition „ richtige Männer“ ist ja schwierig zu beurteilen, weil jede Frau und jeder Mann davon bis heute eine ganz andere Definition haben. Heute glauben die Kerle, weil sie einen geilen Body haben, in ihren Augen zwischen den Beinen gut bestückt sind, mehr als 15 Minuten im Bett durchhalten das sie die wahren Männer sind. Andere definieren richtiger Mann mit arbeiten gehen und Frau bleibt zu Hause.

Wie definiere ich einen richtigen Mann? Ich besinne mich da auf Charakter. Wenn mein Partner, was meiner jedenfalls tut, mich tun und machen lässt, was ich will, dann ist mir das schon viel wert. Wenn mein Partner Frauen als gleichwertig sieht, ob beruflich oder charakterlich und nicht ständig als schwächere im Fußball, Kampfsport & Co und schützenswert betrachtet, sondern mir mehr zutraut, mir vertraut usw. dann hat man für mich schon viel positives. Das muss nicht auf Eure Definition zutreffen.

Ich kenne viele Kerle, die glauben, sie seien die Männer. Ob nun die Definition „Sexuell“ ist, mehr Geld zu verdienen, die Frau zu beschützen usw. Es gibt da ganz variable Ansichten, wieso gerade diese zwischen 16-50 Jahre richtige Männer sind und manchmal kommt aus dem Staunen und Lachen nicht mehr heraus. Da kann man vieles nicht ernst nehmen, weil es nicht von Charakter, sondern von Mittelalter und Steinzeit zeugt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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