Musstet ihr schon mal eine echte Angstsituation meistern?

vom 04.01.2013, 13:50 Uhr

Musstet ihr schon mal echte Angstsituationen meistern? Ich meine jetzt nicht die Angst vor Spinnen oder die Angst in einem geschlossenen Raum, also die Ängste, die man therapieren kann und die langwieriger sind, sondern solche akuten Angstsituationen, wie Angst um einen geliebten Menschen oder Angst um sein eigenes Leben oder Angst in einer bestimmten akuten Situation.

Welche akute und echte Angstsituation musstet ihr schon meistern und wie ist es ausgegangen? Konntet ihr dann erleichtert aufatmen? Wie habt ihr euch dabei gefühlt?

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» supermami » Beiträge: 2317 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe mal eine solche Angstsituation in einem Zug erlebt. Der Zug hatte angehalten, um einen ICE vorbeifahren zu lassen als eine Durchsage kam, dass alle sofort aus dem Zug müssten. Die Durchsage war ohne die üblichen Floskeln wie "Ruhe bewahren" formuliert worden. Alle sind sofort in Panik geraten. Ich hingegen bin ruhig geblieben und habe meinen Freundinnen immer wieder versichert, dass wir es alle nach draußen schaffen werden. Letztlich kam heraus, dass ein Schüler sich einen Scherz erlaubt hatte. Aber die Erfahrung fand ich hochinteressant.

Ständige Angstsituationen hatte ich früher auf meinem Nachhauseweg. Mein Elternhaus ist das allerletzte Haus im Dorf. Es liegt am Ende einer Straße, die größtenteils nur rechts bebaut ist. Links ist Wald und auch nach unserem Haus kommt nur noch Wald. Man lebt dort sehr schön. Aber nachts für junge Mädchen ist es sehr unheimlich. Oft habe ich meine Schuhe ausgezogen, damit ich im Ernstfall etwas zum Schlagen habe und schneller laufen kann. Eine Zeitlang bin ich immer wie ein Junge gegangen. Es sah wahrscheinlich total lächerlich aus. Einmal stand ich fast eine halbe Stunde am Anfang der Straße, weil weiter vorne ein Auto stand, in dem Licht brannte. Wenn ich dann zu Hause angekommen war, war ich immer sehr erleichtert. Aber ich habe auch gewusst, dass es trotz der Dunkelheit nicht wirklich sehr gefährlich in unserem Ort war. Und davon abgehalten auszugehen, hat es mich natürlich auch nicht.

Und dann gab es noch die Situation, in der das Leben eines sehr guten Freundes in Gefahr war. Er hatte einen Unfall und lag im Krankenhaus. Damals waren wir gerade mal 15 Jahre alt. In meiner Verzweiflung und weil ich nicht an Gott glaube, habe ich die Sonne gebeten, auf ihn aufzupassen. Wie gesagt, ich war sehr jung. Aber seitdem kann ich gut nachvollziehen, dass sich Menschen Gott zuwenden, wenn sie selber keinen Einfluss auf den Ausgang der Situation haben. Insofern hat mich diese Erfahrung auch viel gelehrt.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ja das musste ich in der Tat. Und zwar hatte ich in dieser Situation eine richtige Angst um mein Leben. Dadurch, dass dieses Erlebnis schon etwas länger zurückliegt, kann ich mich nicht mehr sonderlich gut daran erinnern. Eher gesagt, das Gefühl kann ich nicht so richtig abrufen.

Ich war mit einem Freund draußen unterwegs. Ich war um die 12 Jahre alt würde ich sagen. Also liefen wir in Richtung Spielplatz. Auf einmal blieben wir stehen, und sahen einen älteren Jungen auf uns zu rennen. Wir dachten uns nichts dabei, und wichen zur Seite. Er rief beim vorbeirennen "Ein Hund!!". Das ging uns erstmal alles zu schnell, um zu reagieren. Er rannte wirklich richtig schnell. Als er an uns vorbei war, sahen wir hinterher noch einen Jungen um sein Leben rennen. Hier sahen wir nun, dass hinter diesem Jungen ein riesiger Hund rennt.

Wir haben nur so schnell reagiert wie wir konnten. Den Hund gesehen, und los gerannt. Den zwei Jungen hinterher. Und der Hund hinter uns. Das war ein schwarzer, böse wirkender Hund. Und er war sicher nicht nett gesinnt, und hätte auch nicht mit uns gespielt. Ich lief wirklich um mein Leben, so schnell ich noch nie gerannt bin. Dabei war ich der langsamste, aber noch schnell genug um dran zu bleiben. Wir rannten alle in ein Block hinein, und konnten die Tür noch gerade so hinter uns schließen. Das war so ein Horror-Erlebnis. So etwas will ich nicht wieder erleben.

Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn wir in eine andere Richtung gelaufen wären. Aber dann denke ich mir wieder, wir hätten stehen bleiben müssen. Ich denke, der Hund würde sein Ziel weiterhin verfolgen, und uns nicht mit einkalkulieren. Aber ist nun nicht mehr zu ändern. Auf jeden Fall hatte ich da eine richtige Todesangst.

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» Owlytic » Beiträge: 534 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Als wir damals von der Schule aus auf Kursfahrt in Rom gewesen sind, sind wir immer mit der Metro unterwegs gewesen. Einmal hielt die Metro mitten in einem Tunnel, also direkt auf der Strecke an. Dann kam die italienische Polizei mit Hunden von irgendwo her, die müssen ja schon im Zug gewesen sein. Kurz darauf ging dann das Licht aus.

Da es keine Ansage gegeben hat, hatten wir natürlich alle absolut keine Ahnung, was nun schon wieder los ist. Und das mit dem Licht, eingesperrt mitten in einem Tunnel, noch dazu im Dunkeln mit scharfen Hunden, das hat uns doch stark beunruhigt und der eine oder andere hat auch richtig Angst gehabt, dass da nun gleich etwas passieren würde. Auch mir war nicht gerade wohl zumute in dieser Situation!

Irgendwann sind wir dann weiter gefahren, aber ein Polizist samt knurrenden Hund ist in unserem Abteil geblieben. Das war schon sehr merkwürdig. Das Licht ging natürlich auch wieder an, aber wir waren schon heilfroh, als wir endlich wieder aussteigen konnten. Wenn etwas gewesen wäre, dann hätte ja niemand weg können! Eine entgegen kommende Metro hätte uns rammen können, dann wären wir wohl alle dahin gewesen. Oder es hätte eine Schießerei geben können - ohne jeglichen Fluchtweg. Das war echt schrecklich und ich hoffe, dass mir so etwas nicht wieder passieren wird.

Für jemanden, der häufiger so ein Transportmittel nutzt, ist das vielleicht keine große Sache, da bleibt sicher öfter mal ein Zug in einem Tunnel stehen. Aber wir von unserer kleinen Dorfschule, die wir die Weiten des Deiches gewöhnt sind, wir kannten das ja alles nicht und kamen uns vor wie die Sardinen in der Dose. Das haben wir alle mehr oder weniger "durchgeschwitzt".

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Hier möchte ich zunächst anmerken, dass so etwas wie die Angst vor Mäusen oder Ratten durchaus zu einer echten Paniksituation führen kann! Wenn ein entsprechender Phobiker zum Beispiel in einem engen Raum steht und nicht raus kann, sagen wir einmal in einem fahrenden Aufzug, und aus irgendeinem Grunde tauchen plötzlich Ratten und Mäuse auf. Zum Beispiel, weil ein Scherzkeks sie in die Hohlschicht des Aufzuges gesetzt hat. In Ordnung, das Beispiel ist schlecht gewählt, aber man sieht doch, dass so eine Angst ernst zu nehmende Konsequenzen haben kann, denke ich.

Glücklicher Weise habe ich selber noch nie in einer extremen Angstsituation gesteckt. Ich habe schon dann und wann einmal eine Situation gehabt, in der ich schon ein hohes Maß an Angst gehabt habe, aber ich würde das nicht als besonders schlimm erachten, denn diese Momente waren immer sehr schnell vorbei. Damals zum Beispiel, als ich mich beinahe mitsamt meines Pferdes überschlagen hätte, da hatte ich wirklich Angst. Und dann dachte ich, dass ich im besten Fall tot und im Schlimmsten Fall querschnittsgelähmt wäre, und da ich eh nichts machen konnte, habe ich mich eben damit abgefunden. Dann war es gar nicht mehr so schlimm. Ganz ähnlich war es noch in anderen Situationen. Einmal fuhr ich im Auto als Beifahrer und hatte regelrechte Panik - denn ich sah in einer Kurve einen Baum direkt auf mich zukommen. Noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen konnte, fuhren wir aber ordentlich durch die Kurve und waren schon wieder auf der Geraden. Dennoch fahre ich mit dieser Person nur sehr ungerne mit.

» Anky » Beiträge: 579 » Talkpoints: 4,27 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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