Weibliche Version von nur männlichen Wörtern?
Immer wieder gibt es ja Wörter, die es nur in der männlichen Variante gibt oder die eigentlich nur in der männlichen Variante üblich sind. Ich denke da nun einmal an das Wort "Gast". Ich habe gerade nachgesehen und laut Duden gibt es sogar die weibliche Form "Gästin", aber eher nur theoretisch, weil es stand eben auch dabei, dass diese Form eher selten gebraucht wird und ich hätte die weibliche Form auch noch nie gehört.
Nun frage ich mich aber, wie man dann in einem Bericht oder so mit der weiblichen Form umgeht. Zur Verdeutlichung ein Beispiel: Wenn ich von einem weiblichen Fahrgast zum Beispiel in einem Zug sprechen möchte, wie schreibt man das dann? "Ein anderer Fahrgast wollte ebenfalls aussteigen." Da kommt ja überhaupt nicht zur Geltung, ob ich nun einen männlichen oder weiblichen Fahrgast meine. Und ist es dann grammatikalisch falsch, wenn man schreibt: "Ein anderer Fahrgast ist ebenfalls ausgestiegen und hat auf ihren Mann gewartet." Genau genommen vermischt man hier ja männlich und weiblich.
Verwendet ihr das Wort "Gästin", geben tut es das Wort laut Duden ja. Wie würdet ihr oben genannte Situation beschreiben oder eben umschreiben. Welche anderen Wörter sind euch in dieser Art noch bekannt, wo es zu solchen sprachlichen "Problemen" kommt?
Im Deutschen gibt es ein Phänomen, dass das grammatische Geschlecht eines Wortes nicht mit dem natürlichen Geschlecht überein stimmen muss. Ein anderes Beispiel, damit das klarer wird: Der Toaster hat ein männliches grammatisches Geschlecht. Es steht aber außer Diskussion, dass ein handelsüblicher Toaster weder Geschlechtschromosomen noch ein einen Penis oder eine Vagina aufweist. Daraus kann man ableiten, dass das natürliche Geschlecht des Toasters eigentlich Neutrum ist. Dadurch, dass das natürliche Geschlecht und das grammatische Geschlecht voneinander abweichen, gibt es solche unglücklichen Situationen bei Formulierungen.
Bei dem Wort Gast ist es eigentlich auch so, dass nur das grammatische Geschlecht definiert ist. Das Wort an sich sagt eigentlich nichts darüber aus, welches Geschlecht der Gast oder die Gäste haben. Deshalb empfinde ich das Wort Gästin auch als Bockmist und überflüssig. Wenn ich einen Text zu korrigieren hätte, hätte ich in dem Fall die Stelle auch als zweifelhaft markiert und vermutlich auch nicht im Duden nachgesehen. Das Wort Gast ist nämlich eines der ältesten Wörter im Deutschen und von daher ist mir auch keine zweite weibliche Form aus der Sprachgeschichte bekannt. Ich vermute den Ursprung des Wortes Gästin eher in modernen Bewegungen.
Wenn ich in einem Text die Geschlechter von Fahrgästen heraus stellen möchte würde ich vermutlich etwa schreiben: Die zweite Reisende ist in X ebenfalls ausgestiegen und hat dort ihrem Mann aus dem Zug geholfen. Der jüngere Reisende im ersten Abteil hinterließ reichlich Müll an seinem Sitzplatz. Damit wird der Text zwar monoton, denn man könnte die Worte höchstens noch durch der Bahnreisende und die Bahnreisende ersetzen, aber das Geschlecht fällt nicht unter dem Tisch.
@trüffelsucher: Eine neue Version ist "Gästin" nicht, ganz im Gegenteil, es war früher eigentlich mehr geläufig als eben jetzt. Bei Parzifal wird zum Beispiel ja durchaus von einer "gestin" für Gästin geschrieben. Nach dem Mittelalter hat die weibliche Version aber scheinbar wieder an Bedeutung verloren, beziehungsweise ist wieder ganz verschwunden. Aufgrund von Gender und Co kann ich mir aber vorstellen, dass es langsam wieder in Kraft treten könnte, auch wenn ich mich an das Wort "Gästin" wohl auch nicht wirklich gewöhnen könnte, ist aber wohl eben einfach eine Sache der Gewohnheit.
Bei anderen Gegenständen gibt es ja immer wieder nur eine weibliche oder eben männliche Form, wie eben der von dir genannte Toaster. Da es sich hierbei aber nicht um eine Person handelt, wäre das für mich persönlich in Ordnung.
Dann gibt es ja noch den Fall von "das Mädchen". Ein sächlicher Artikel für ein weibliches Geschlecht. Da kann man sich natürlich auch hinterfragen, ob das so gut ist oder nicht. Aber zumindest erkennt man aufgrund des Wortes her, dass es sich um ein weibliches Geschlecht handelt. Beim Beispiel mit Gast / Gästin ist das aber nicht wirklich möglich. Hier muss man wohl wirklich ein anderes Wort wie eben Bahnfahrender / Bahnfahrende verwenden, was dann aber finde ich auch nicht wirklich so prickelnd ist.
Jetzt hast du mich erwischt. Den Parzifal habe ich noch nicht im Original gelesen. Aber die Stelle, die ich gefunden habe ist ganz eindeutig die weibliche Form. Ich kannte zwar die Pluralform Gesti und den Akkusativ Plural Gestin. Aber man lernt nie aus. Allerdings bin ich beruhigt dass im Grimmschen Wörterbuch steht, dass die weibliche Form eher selten verwendet wird oder besser gesagt damals selten verwendet wurde.
Was das Beispiel mit dem Gast und der Gästin zeigt ist, dass das mit dem Geschlecht im Deutschen relativ willkürlich gesetzt ist. Von daher beneide ich Sprachen wie das Englische irgendwie, wo das Geschlecht keine so große Rolle spielt und man sich solche Gedankengänge erspart. Auf jeden Fall fände ich es sehr gewöhnungsbedürftig, wenn man jetzt da irgendwelche alten Formen wie Gästin wieder belebt oder die Grammatik mit Gewalt reformiert. Nicht umsonst haben sich diese Wortungetüme wie SchülerInnen die den Einschluss beider Geschlechter demonstrieren sollen wieder langsam aus der Sprache verabschiedet.
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