Die individuelle Förderung eines Kindes zählt viel!

vom 03.01.2013, 13:07 Uhr

Letztens habe ich gehört dass die Chance auf höhere Bildung in Österreich (von dort bin ich ja) fast so wirkt als würde sie vererbt. Klingt jetzt natürlich lächerlich, aber ich meine das so: Einmal angenommen Schüler Y wäre außergewöhnlich begabt, seine Eltern allerdings wären Arbeiter und er würde in einem abgelegenen Dorf wohnen. Ohne jetzt jemanden diskriminieren zu wollen aber die statistische Wahrscheinlichkeit dafür, dass Schüler Y in Österreich eine Matura (=Abitur) machen würde, würde - eben statistisch gesehen - bei nur zehn Prozent liegen.

Zum Vergleich: Schüler X ist das angenommene Kind von Akademikern und lebt in einem sogenannten "guten" Bezirk von Wien. Sein Talent ist zwar – selbst bei recht wohlwollender Formulierung – eher bescheiden und überschaubar. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass dieser Schüler X in Österreich eine Matura machen wird, liegt bei statistisch realen 80 Prozent.

Es kommt also doch sehr darauf an, was man aus seinem Potential macht, auf die individuelle Umgebung und Förderung!

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die PISA-Studie hat solche Zusammenhänge auch vor Jahren schon ans Licht gebracht. Diese unglückseligen Verkettungen gelten nicht nur für Österreich, sondern auch für Deutschland. Ganz schlimm machen sich diese Ungerechtigkeiten nicht nur im Unterschied zwischen städtischer und ländlicher Region und dem Bildungsgrad Elternhäuser bemerkbar. Auch ein Migrationshintergrund wirkt sich schnell verheerend auf die Bildungschancen der Kinder aus.

Das ganze hat aber weniger mit Vererbung zu tun, sondern viel auch mit den materiellen Mitteln. Kinder aus Akademiker-Haushalten werden eben überdurchschnittlich viel mit Nachhilfe und Privatlehrern versorgt. Klar, dass das Wirkung zeigt. Ebenso haben solche Familien auch die Möglichkeit, ihre Kinder oder Adoptivkinder auf teure Privatschulen zu schicken, die dem jeweiligen Kind den Bildungsweg so leicht wie möglich machen. Es ist auch in Deutschland schon eine ganze Weile in der Diskussion, wie man solche Ungerechtigkeiten aufheben oder zumindest mildern kann.

Manche fordern an dieser Stelle ein Ganztagsschulsystem. Dann hätten alle Kinder ähnlichere Lernvoraussetzungen, wenn der Erwerb von neuem Stoff und das anschließende Lernen vor Ort in der Schule erfolgt. Klar ist, dass die Verantwortlichen in der Bildung da dran bleiben müssen, damit sich die neuen Klassenschranken nicht auf Dauer verfestigen und kein Talent vergeudet wird. Aber die Forschung steht da leider erst am Anfang.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Also ich denke schon das es wirklich oft so ist. Aber zum Glück nicht immer. Aber es ist eben so das man in einem kleinen Dorf, wo die Eltern eben auch Arbeiter sind oder in der Landwirtschaft arbeiten die Kinder eher wieder zu solche Berufe getrieben werden als zu etwas anderes. Sie wachsen so auf. Da liegt es meiner Meinung nach wirklich bei den Eltern den Kindern etwas anderes zu ermöglichen. Ich hatte das Glück das ich die Matura machen konnte und hinterher auch noch eine Ausbildung die mir Spaß macht. Da waren meine Eltern wirklich dahinter und das obwohl ich eben auch aus so einem kleinen Dorf komme.

Aber ich kenne eben auch die Fälle wo die Eltern sagen dein Vater war das, dein Großvater auch und du machst jetzt auch das. Ich kenne jemanden der sehr intelligent ist und einen getesteten hohen IQ hat und das von den Eltern aber nicht unterstützt wurde. Er musste Schlosser werden so wie seine Vorfahren auch. Und das war für ihn natürlich nichts. Da kann man bei Kindern so viel kaputt machen. Ich denke man sollte die Kinder wirklich auf das Fördern das sie brauchen. Und so werde ich es auch bei meiner Tochter machen. Sie soll ihre Interessen verwirklichen.

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» torka » Beiträge: 4376 » Talkpoints: 7,91 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Interessante Fragestellung. Wobei hier doch zwei verschiedene Aspekte angesprochen werden. Zum einen der Wohnort, zum anderen der Bildungsstand der Eltern. Welche Komponenten kommen hier eigentlich vorrangig zur Geltung? Also hat ein Kind mit Akademikereltern in einem abgelegenen Dorf statistisch gesehen eine größere Chance auf Bildung als ein Kind mit Eltern mit geringer Schulbildung in einer Stadt?

Bei beiden Fällen gehe ich nun einmal von gleich gut oder weniger gut begabten Kindern aus. Kommt es also eher auf das Problem der Infrastruktur an, dass also am Land einfach nicht so die Möglichkeit gegeben ist (zumindest nicht so leicht wie in einer Großstadt) oder liegt das Problem eher darin, dass Eltern mit geringerer Schulbildung ihre Kinder dann statistisch gesehen auch weniger fördern wollen oder können? Ich sag es gleich: Ich kenne die Antwort nicht, aber diese Fragestellung ergibt sich bei mir, beim Durchlesen dieses Threads und würde den Thread gerne um diese Überlegungen erweitern.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Mir ist erst mal keine Studie bekannt, die gezielt erforscht, wie der Lebensraum die Bildungschancen von Akademikerkindern beeinflusst. Es ist vermutlich auch schwierig, da eine Studie anzulegen. Mir fällt da auch nichts ein, wie man da eine Kontrollgruppe konstruieren könnte. Falls jemand eine Studie kennt, fände ich das auch interessant.

Was aber die Studien zeigen ist, dass man sich um die Bildungschancen von Akademikerkindern im Durchschnitt keine Sorgen zu machen braucht. Deshalb ist da auch nicht zu erwarten, dass da groß angelegte Forschung dazu gemacht werden wird. Für eine Doktorarbeit wäre es allerdings eine interessanten Fragestellung.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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