Leidet Euer Privatleben unter Euren Internetaktivitäten?

Ich würde eigentlich nicht sagen, dass mein Privatleben darunter leidet. Auch wenn mein Freund manchmal meckert, wenn ich am Computer sitze. Aber ganz ehrlich, wenn er vor dem Fernseher sitzt und sich irgendwas anschaut, was mich nicht im geringsten interessiert, warum sollte ich mich dann daneben setzen? Für sinnvolle gemeinsame Aktivitäten bin ich dagegen jederzeit bereit, den Computer auszuschalten oder gar nicht erst anzuschalten.

Im Schnitt verbringe ich 2-4 Stunden am Tag im Internet, was meiner Meinung nach nicht so viel ist. Mein Freund ist ja normalerweise auf der Arbeit und mein Sohn im Kindergarten, also bin ich alleine, sodass das Familienleben gar nicht darunter leiden kann. Am frühen Abend gehe ich zwar normalerweise auch nochmal an den PC und da ist mein Freund dann zu Hause, aber er ist dann meistens eh zu müde, um viel mehr zu tun, als eben fern zu sehen.

Eigentlich hat sich mein Partner noch nicht wegen meiner Internetaktivitäten beschwert. Er beschwert sich wenn dann eher darüber, dass ich generell zu viele Aktivitäten habe. Ich spiele, ich surfe, ich mache so viele Dinge tagtäglich, dass ich selten wirklich viel Zeit für anderes habe. Wenn er dann mal zu Hause ist, muss ich schon schauen, dass ich das einschränke, aber dann langweile ich mich oft, weil er auch nicht immer Zeit für mich hat und wir dann eher getrennt Dinge machen.

Hätte ich nun nur eine Wochenendbeziehung, würde ich es auch einschränken, denn die Zeit kann man ja tatsächlich besser für den Partner nutzen. Ich wohne ja mit meinem Partner zusammen und bin auch nicht dauernd im Internet oder an der Spielekonsole, aber dennoch relativ häufig. Bisher hat das aber glücklicherweise nicht zu Problemen geführt.

Bei mir kam es noch nicht so weit, dass sich jemand über meine teilweise doch recht intensiven Internetaktivitäten beschwert hat. Zwar war ich einmal so viel online, dass ich kaum noch in meiner Beziehung gelebt habe, aber auch in diesem Fall ging es mir eigentlich so wie Dir und diese Beziehung war schon seit längerer Zeit zuvor irgendwie nicht mehr das, was sie eigentlich sein sollte, obwohl sie mir durchaus noch viel bedeutet hat. Mittlerweile habe ich aber einen kleinen Hund und mein Partner und ich unternehmen viel mit der Hündin, sodass es für mich nur noch selten die Möglichkeit gibt, über einen längeren Zeitraum und intensiv im Internet umher zu geistern, egal, was ich dort mache. Ich komme teilweise nicht mal mehr dazu, mir in Ruhe irgendwelche Rezepte durchzulesen, und schon allein durch unsere Unternehmungen mit dem Hund verbringen wir ziemlich viel Zeit miteinander. Ich kann also nicht behaupten, dass meine Internetaktivitäten mein Privatleben belasten würden, allerdings haben sie vor einiger Zeit unterstützt, dass wir uns kaum noch etwas zu sagen hatten.

Übrigens finde ich es ganz gut, dass Dein Ex-Partner damals so deutlich das Problem Eures mangelnden Umgangs formuliert hat, denn ich denke, dass das in Beziehungen häufig untergeht. Würde mein Partner nun irgendwann sagen, dass ich zu viel im Internet unterwegs bin, dann wäre ich vermutlich zunächst anderer Meinung, würde mir aber überlegen und vor allem auch mal beobachten, ob er recht hat und versuchen, das einzustellen. Ich glaube nämlich schon, dass man sich in einer Beziehung, vor allem einer, die längere Zeit andauert, irgendwann ganz automatisch mehr voneinander entfernt, jedenfalls räumlich, ohne, dass das gleichzeitig eine emotionale Distanz bedeuten muss, und wenn einer von beiden dann einen Inhalt hat wie das Internet, das er tagsüber und möglicherweise auch in den Abend- und Nachtstunden nicht mehr aus den Augen lassen kann, ist klar, dass für die Beziehung schnell überhaupt kein Platz mehr ist. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es Menschen gibt, die eine regelrechte Sucht danach entwickeln, online zu sein, zumal ich jemanden kenne, bei dem ich immer wieder den Eindruck habe, dass er nur online lebt. Ein solches Problem anzusprechen, wenn man Partner einer solchen Person ist, halte ich für notwendig, um den Versuch zu unternehmen, die Beziehung zu erhalten oder gar zu retten.