Bei Gesellschaftsspielen immer genau an die Regeln halten?
Ich habe am 2. Weihnachtsfeiertag bei meiner Oma zusammen mit meinen Cousinen Mensch ärgere dich nicht gespielt. Eine von ihnen hatte an diesem Tag wahrlich eine Pechsträhne, sie wurde ständig von irgendjemandem geschmissen und kam mit ihren Spielfiguren kaum vom Fleck. Die anderen hatten alle schon mindestens einen Spielstein im Häuschen und sie irrte immer noch vergebens mit ihrem ersten Kegel um das Feld herum. Als ich dann wieder mal die passende Zahl gewürfelt hatte, um sie zu schmeißen, wollte ich darauf verzichten, um ihr auch mal die Chance zu lassen, einen Kegel ins Häuschen zu bekommen. Also wollte ich mit einer meiner anderen Spielfiguren weiter rücken.
Die anderen griffen allerdings sofort ein und meinten, dass es bei Mensch ärgere dich nicht Pflicht wäre, einen Spielstein zu werfen, wenn man die passende Augenzahl dazu hat. Sie verglichen es mit der Pflicht, nach einer Sechs vom Anfangspunkt zu rücken, um Platz für die nächste Figur zu machen. Einer von uns hat die Spielregeln dann kurz überflogen und tatsächlich herausgefunden, dass es Pflicht ist, jemanden zu schmeißen, wenn man ihn schmeißen kann. Letztendlich ließen sie sich dann aber doch dazu überreden, dass ich einfach mit einem anderen Kegel weiter rücke, weil meine Cousine den anderen eben noch deutlich unterlegen war.
Haltet ihr euch eigentlich immer exakt an die Spielregeln, wenn ihr mit euren Familienmitgliedern oder Freunden Gesellschaftsspiele spielt? Oder drückt ihr gerne auch mal ein Auge zu und verstoßt gegen die ein oder andere Spielregel? Spielt ihr Gesellschaftsspiele vielleicht sogar nach euren eigenen Vorstellungen und Regeln?
Wir spielen auch ganz gerne mal eine Runde "Mensch ärgere dich nicht". Bei uns gibt es natürlich auch Regeln, aber die sind relativ locker. Es geht ja auch mehr um den Spaß und den Zeitvertreib. In meinen Augen muss man das ganze also nicht so verbissen sehen. Die Regel, die besagt, dass man eine Figur schmeißen muss, wenn man die passende Augenzahl gewürfelt hat, gibt es bei uns nicht. Wir rücken auch gerne mal eine andere Figur weiter, wenn man mal wieder jemanden schmeißen könnte, der noch sehr weit im Spiel zurückliegt. Das machen wir aber auch nicht immer. Wenn man die ganze Zeit so spielt würde es am Ende ja auch keinen Spaß mehr machen, oder?
Wir spielen bei Gesellschaftsspielen auch nicht immer zu 100% genau nach den Regeln. Bei Rommé hat mein Vater zum Beispiel auch mal eine Regel eingefügt, die bei uns in der Familie eben immer so gespielt wird. In den Regeln steht davon nichts. Wenn so etwas vorher geklärt wird, finde ich es auch ganz schön, eigene Regeln zu den bestehenden Regeln zu ergänzen oder eben einige Regeln nicht ganz so streng einzuhalten, so wie du es gemacht hast. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass bei "Mensch, ärgere dich nicht" die Pflicht besteht, jemanden vom Spielfeld zu werfen, wenn man die Möglichkeit hat. So genau kenne ich die Regeln gar nicht.
Das Wichtigste bei Gesellschaftsspielen und deren Regeln ist eigentlich sehr einfach und schnell zusammengefasst: Ja, es gibt Regeln und wenn sich alle einig sind, dann hält man sich auch daran. Soll heißen, dass man gerne mal die Original-Spielregeln abändern darf, allerdings dann nur in Absprache mit den Mitspielern, damit alle nach den gleichen Regeln spielen.
Dass man allerdings von Mal zu Mal die Regeln anders auslegen darf, ist für mich auch klar. Also wenn ich dieses Mal das Spiel so spiele, dann ist es ok, wenn ich ein paar Wochen später die Regeln anders mache. Hier ist auch Voraussetzung, dass alle damit einverstanden sind.
Wenn wir Spieleabende machen, dann klären wir das mit den Regeln vorher penibel ab. Denn jeder spielt ja meist nach eigenen Regeln und da wird dann ein Kompromiss gefunden, an den sich alle halten. Daher wäre es bei uns sicher nicht "Pflicht", jemanden unbedingt raus zu werfen, nur weil man eine passende Augenzahl würfelt. Da haben wir uns bei Mensch ärgere dich nicht aber auch noch nie wirklich streng dran gehalten.
Ich persönlich finde man soll sich daran halten. Denn meiner Meinung nach finde ich, dass es einfach keinen Spaß mehr macht, wenn man sich nicht mehr daran hält. Ich habe es so gelernt und finde es auch richtig so.
Früher als Kind wurde ich auch nicht in Schutz genommen, als ich noch mit meinem Vater und meinem Bruder zusammen Mensch ärgere dich nicht gespielt haben. Dadurch, dass ich nicht verschont wurde und mein Vater "immer" der beste war, hat es mich zwar an manchen Stellen gefrustet, doch ich habe ihn dadurch als Rivalen gesehen. Das hat mich angespornt um zu gewinnen und dadurch hat das Spielen auch Spaß gemacht. Außerdem lernte ich dadurch auch verlieren und fair zu spielen. Es ist halt nur ein Spiel.
Heute, wo ich 15 bin finde ich es bei Spielen wie Völkerball oder Kettenfangen usw. im Sportunterricht auch echt asozial, wenn Mitschüler sich nicht an Regeln halten und anderen dadurch das Spiel versauen. Ein anderes Beispiel wären auch Hacker in Videospielen. Bei solchen Leuten denkt man sie wurden früher nicht belehrt zu verlieren, und dass für sie die Regeln gebrochen wurden.
Also egal nach welchen Regeln man spielt, man muss die Regeln vorher für alle fest legen. Das heißt also, wenn die anderen sagen, dass es Pflicht ist, den anderen zu schmeißen und du weißt aber nicht, dass es diese Regel gibt, weil sie zuvor nicht vereinbart wurde, dann bist du ganz klar im Vorteil. Regeln müssen vorher abgemacht werden und dann gelten sie für alle, zuvor nicht.
Ich mache gerne meine eigenen Regeln. Vor allem bei den Siedlerspielen bin ich drauf gekommen, dass es irre Spaß macht, eigene Regeln zu entwerfen. Es macht das Spiel sogar interessanter. Auch beim DKT zum Beispiel, haben wir die Regel gemacht, das alles, was in die Bank eingezahlt werden muss in die Mitte kommt und derjenige, der auf das Feld mit dem Gefängnis kommt, darf das Geld aus der Mitte nehmen. Solche Dinge machen das Spiel interessant.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich das "Mensch ärgere dich nicht" Spiel, eines der langweiligsten Spiele überhaupt finde. Es sei denn, es spielen vier oder sechs Spieler, je nach Spielbrett mit. Denn sonst schläft einem ja das Gesicht ein, bis da einer alle vier Kegel im Häuschen hat.
Gerade Gesellschaftsspiele sind Spiele, bei denen ich mich an die Regeln halte. Es ist ein Wettkampf und jeder will gewinnen. Aber natürlich kann man ein paar schöne Variationen selbst erstellen, damit es mehr Spaß macht.
Bei Mensch ärgere dich nicht kann man zum Beispiel einführen, dass schummeln erlaubt ist, aber wenn es jemand mitbekommt, muss der Spieler eine Runde aussetzen oder eine Figur zurück ins Starterfeld stellen. Ähnlich geht das auch bei Mau Mau. Man darf schummeln, aber wer erwischt wird, muss eine bestimmte Menge an Karten aufnehmen.
Wenn man aber ganz normal spielt, sollte man sich an alle Regeln halten, egal ob sie nun fies sind oder das Spiel in die Länge ziehen. Und wenn jemand damit nicht einverstanden ist, soll er nicht mitspielen.
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