Aggressionen gegen einen bestimmten Menschen kontrollieren

In einem anderen Beitrag habe ich schon einmal von meiner Schwiegermutter berichtet, die derzeit bei mir lebt, weil sie pflegebedürftig ist. Zur Erklärung sei gesagt, sie ist Dialysepatientin und braucht zwar Unterstützung bei schwierigen Dingen (Haushalt wenn es ums schwer heben geht, Einkauf), ansonsten ist sie aber absolut allein lebensfähig.

In den letzten Wochen wird es immer schlimmer, dass sie mich allein durch ihre Anwesenheit schon so sehr aufregt, dass ich mir das ein oder andere mal eine patzige Antwort nicht verkneifen kann, wenn sie mich was fragt. Ich weiß, dass sie grundsätzlich ein lieber Mensch ist, aber ich kann sie hier, in meinen Räumen im Moment ganz schwer ertragen.

Es fängt schon am frühen Morgen an, ich stehe auf, das erste was ich sehe ist sie, wie sie im Nachthemd im Wohnzimmer sitzt, raucht und Kaffee trinkt. In dem Moment weiß ich schon, dass sie eine Stunde später wieder mit Magenschmerzen auf der Toilette sitzt, weil sie wieder einmal nichts gegessen hat. In dem Moment steigt mein Blutdruck schon und der erste Aufreger des Tages ist perfekt.

Da ich meine PC- und Arbeitsecke in dem Raum stehen habe (platzbedingt) in dem sie den Tag verbringt, bin ich permanent mit ihrer Anwesenheit konfrontiert. Das läuft dann so ab, dass sie mich häufig vollquatscht und mich im 10- Minuten Takt fragt, ob sie mir was gutes tun kann. So nett es gemeint ist, es nervt! Sage ich nein, setzt sie sich mit einem traurigen Gesichtsausdruck wieder auf die Couch. Wenn man gerade etwas am arbeiten ist, ist dieser Zustand wirklich unerträglich.

Es sind viele Kleinigkeiten, die mich jeden Tag wirklich zur Weißglut treiben. Ist mein Getränk leer, läuft sie sofort los und holt ein neues. Schaue ich nur einmal nicht auf den Monitor sondern sinnierend in die Küche, steht sie sofort parat und fragt ob ich Hunger habe. Dazwischen quetscht sie dann mal kurz Erzählungen darüber, dass ihr Stuhlgang wieder Probleme macht und das sie ja eine arme Haut ist. Am Abend kommt es dann wieder zum Problem, dass sie kaum etwas zu sich nimmt, wie bereits im anderen Thread geschildert.

Kurzum, allein schon ihre Anwesenheit, aber auch jedes gesprochene Wort von ihr bringt mich auf die Palme. Ich muss zugeben, sie kann kaum was richtig machen, es regt mich trotzdem auf. Wie kann man mit Aggressionen auf einen Menschen umgehen, wenn man sie nicht an diesem auslassen kann und will, weil es möglicherweise unfair wäre? Kennt ihr das Problem, dass ihr auf jemanden total aggressiv reagiert, obwohl dieser objektiv gesehen gar nichts macht? Gibt es Mittel und Wege solche Aggressionen auf natürlichem Weg abzubauen, ohne sich selbst oder jemand anderem zu schaden?

Ich finde es schon etwas fies, wenn ich deinen Beitrag so lese, da es ja eine ältere Dame ist, die dir eigentlich nur etwas Gutes möchte und dir auch nur helfen möchte und anscheinend auch nur Aufmerksamkeit und desgleichen haben möchte. Aber ich kann dich auch irgendwo verstehen, da du mit ihr ununterbrochen die Zeit verbringen musst und noch nicht mal bei deiner Arbeit Ruhe vor ihr hast. Ich denke, dass Einzige, was du in so einer Situation machen kannst, ist, dass du etwas Abstand benötigst. Also im Endeffekt mal ein bisschen Pause vor der älteren Dame, vielleicht einen Kurzurlaub, damit du danach wieder ganz neutral und entspannt ihr gegenübertreten kannst.

Ich kann dich auch irgendwo verstehen, weil ich mal auf ein Kind aufpassen musste, wo ich auch dachte, dass ich das Kind am liebsten raus schmeißen würde. Das Kind konnte auch nichts richtig machen, auch wenn es sich bemüht hatte. Gut, dass ich dem Kind gegenüber innerliche Aggressionen aufbauen konnte, lag daran, dass das Kind von vorne rein schon Mist gebaut hatte und ich es irgendwie nicht mochte. Es war jetzt kein kleines Kind, sondern das Kind war schon zehn oder elf Jahre alt. Aber ich kann deine Situation und so wie du denkst, schon irgendwie nachvollziehen. Mir erging es nicht anders mit dem Kind.

Ich habe aber trotzdem versucht mich dem Kind gegenüber normal zu verhalten und vor allem neutral zu verhalten und es dem Kind nicht immer spüren zu lassen, dass ich es irgendwie nicht mag und es mich irgendwie schon alleine mit der bloßen Anwesenheit stört. Ich hab trotzdem immer versucht nett und freundlich zu sein und mich über gewisse Dinge zu freuen, was das Kind gemacht hat, weil ich es einfach fies fand, wenn ich dem schwächeren Menschen zeige, was ich von dem halte.

Ich kann verstehen, dass es etwas fies klingt, wie ich das geschildert habe. Objektiv würde ich das genauso sehen. Allerdings muss ich dazu noch erwähnen, das ich meine Schwiegermutter ohne finanzielle Absichten seit über zwei Jahren in meinem Haushalt beherberge, ich habe eine 2,5 Raum Wohnung zusammen mit meinem Mann und das ist wirklich alles andere als einfach.

Nun sollte man ja meinen, wenn man freundlich erklärt, dass man etwas arbeiten muss und jetzt bitte nicht gestört werden möchte, dies zu Akzeptanz führt, zumal es sich ja um einen erwachsenen Menschen handelt. Dies ist aber nicht der Fall, denn dann sitzt meine Schwiegermutter nur noch teilnahmslos in der Ecke, zieht ein Gesicht, als ob es sieben Tage geregnet hätte und kommt spätestens nach einer halben Stunde an um mich zu fragen, ob ich sie noch lieb hätte. Zahlreiche Gespräche und Erklärungen, dass ich doch einfach nur meiner Arbeit nachkommen muss führen ins Leere.

Es ist nun einmal so, wenn man einen Haushalt teilt, dass man Rücksicht auf den anderen nehmen sollte. Ich tue das ja auch, ich gehe kaum noch aus und wenn dann nehme ich sie meist mit. Ich habe mein Schlafzimmer geräumt, damit sie einen Schlafplatz hat, mein Mann kocht jeden Tag frisch und gesund, was vorher nicht wirklich der Fall war und alles was ich erwarte und vor allen Dinge brauche, ist ab und an eine Pause oder zumindest die Möglichkeit meine Arbeit ohne Störungen zu verrichten.

Die Idee mit dem Kurzurlaub ist eine gute Möglichkeit, in der Konstellation mit meiner Schwiegermutter aber unmöglich, denn sie bleibt einfach nicht alleine. Vorher würde sie mich stunden- oder tagelang damit nerven, was alles schreckliches passieren kann, das sie ja möglicherweise einen Herzinfarkt bekommt etc. Spätestens dann wäre ein Kurzurlaub nicht mehr ausreichend.

Ich kann deinen Unmut sehr gut verstehen, zumal du ja absolut keine Rückzugsmöglichkeiten hast. Habt ihr einmal überlegt, in eine größere Wohnung zu ziehen? So dass du deine Arbeitsecke ins Schlafzimmer einrichten kannst? So hätte deine Schwiegermutter das Wohnzimmer zum fernsehen, und du deine Ruhe, wenn du deiner Arbeit nachgehen musst. So hättest du auch mal die Möglichkeit, dich für einen Moment zurück zu ziehen, wenn dir wieder alles über den Kopf wächst.

Eine andere Möglichkeit wäre doch vielleicht auch, noch jemanden zu finden, der sich Stundenweise um die alte Dame kümmert, so dass du dir immer Mal eine kleine Auszeit nehmen kannst. Vielleicht informierst du dich auch mal bei Caritas oder anderen Einrichtungen, ob sie für ältere Herrschaften so etwas wie Kaffeetreffen oder ähnliches machen. So würde die Schwiegermutter auch mal raus kommen, und vielleicht Kontakte zu anderen Menschen finden, mit denen sie einen Teil ihrer Zeit verbringen möchte. Du schreibst ja, dass sie ansonsten sehr fit ist. Spreche doch einfach mal mit ihr darüber, ob sie sich so etwas vorstellen könnte, oder schleppe sie einfach mal zu solchen Treffen hin.

Ich kann deinen Beitrag vollkommen nachvollziehen. Ich verstehe aber auch das Verhalten deiner Schwiegermutter. Und für beide Parteien ist die Situation gerade nicht einfach.

Deine Schwiegermutter ist einmal krank und dann hat sie ihr eigenes Leben aufgeben müssen. Da sie ja scheinbar alleinstehend ist, vermute ich mal, dass sie relativ lange alleine gelebt hat. Sie hat ihren Rhythmus gehabt und ihre Gewohnheiten. Nun ist sie krank, auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen und wohnt noch dazu im Haushalt der Schwiegertochter und des Sohnes, die eine relativ kleine Wohnung haben.

Du selbst hast eine Tätigkeit, die du von zu Hause aus erledigst. Auch du hattest deine Angewohnheiten und deinen Rhythmus, der nun ins Schwanken gerät. Sicherlich hast auch du dir dein Leben mit deinem Ehemann anders vorgestellt. Ohne das nun negativ zu meinen.

Aufgrund dessen, was du bisher so geschrieben hast, vermute ich, deine Schwiegermutter möchte einfach niemanden zur Last fallen. Etwas was ich vollkommen verstehen kann, gerade wenn man längere Zeit in seinem eigenen Rhythmus gelebt hat. Sie macht sich Sorgen, dass du sie nicht mehr möchtest, dass sie dir zur Last fällt und so weiter. Das will sie damit ausgleichen, dass sie dir was Gutes tun möchte. Klar kann ich auch dich verstehen, die bisher in Ruhe gearbeitet hat und nun ständig jemand da ist, der einen auf der einen Seite betüdeln mag, es aber auf der anderen Seite gar nicht kann.

Du denkst natürlich und auch nachvollziehbar, dass sie merken müsste, dass du eher Ruhe brauchst. Ich vermute aber, deine Schwiegermutter kennt es nicht wirklich, dass man von daheim aus arbeitet. Noch dazu fühlt sie sich wahrscheinlich schon als Störfaktor und möchte das eben ausgleichen. Und innerlich fühlt sie sicherlich, du bist ja daheim und sie fühlt sich unwohl, wenn sie dann einfach nur still neben dir sitzt.

Ich würde versuchen irgendwie Abstand zu bekommen. Das ihr den ganzen Tag aufeinander hockt, tut beiden Seiten nicht gut. Bestünde nicht eventuell die Möglichkeit, dass deine Schwiegermutter während du arbeitest eventuell in einem anderen Raum fern sieht oder bügelt oder kocht? Denn sie will ja scheinbar was machen. Und es gibt sicherlich Arbeiten, die sie im Sitzen erledigen kann und nicht im selben Raum wie du sein musst. Gemüse putzen wäre auch eine Option. Oder wenn sie noch schreiben kann, soll sie alte Rezepte aufschreiben. Deinem Mann fallen da sicherlich noch Lieblingsrezepte aus seiner Kindheit ein.

Deine Schwiegermutter muss irgendwie beschäftigt werden. Klingt nun doof. Man sollte halt keine perfekten Arbeiten erwarten. Dann braucht sie halt um zwei Handtücher zu bügeln eine Stunde. Du musst ihr das nur so verkaufen, dass es dir eine totale Erleichterung wäre.